Auf unseren Workshop in Sankt Peter-Ording folgten ein paar Tage zum Ausspannen und Fotografieren – z. B. im süddänischen Hvide Sande.
Nach unserem verregneten aber wegen einer guten Gruppe doch erfolgreichen Workshop in Sankt Peter-Ording (hier können Sie mehr darüber lesen) zieht es meine Frau Heidi und mich wieder einmal nach Süddänemark, genauer gesagt nach Blåvand – also dorthin, wo gefühlt mehr Autos mit deutschen Kennzeichen zu sehen sind als mit dänischen.
Dort erwartet uns, wir können es nicht fassen, wundervolles Wetter, das die ganze Woche durchhält.
Über unseren Aufenthalt in Blåvand selbst können Sie hier etwas lesen, über einen Besuch im Fischerei- und Seefahrtmuseum in Esbjerg hier.
Zu einem Besuch in Blåvand gehört für uns immer ein Ausflug nach Hvide Sande, um einmal durch das Städtchen zu bummeln und dann den Leuchtturm Lynvig Fyr in den hohen Dünen zu besuchen.
Obwohl schon einige Bilder dieser Location in meinem Archiv schlummern, packe ich eine Kamera ein. Dieses Mal die Sony A7 II, die immer noch sehr gute Dienste tut, und als Ein-Objektiv-Ausrüstung das Allroundzoom Tamron 28-300mm F/4-7,1 Di III VC VXD – inzwischen mit „Hervorragend ++“ getestet.
Die Abkürzungen verraten, dass es sich um ein Objektiv handelt, das auf spiegellose Vollformat-Systemkameras abgestimmt ist (Di III), dass es einen Bildstabilisator mitbringt (VC) und dass ein Voice-coil eXtreme-torque Drive (VXD) die AF-Linsen im Objektiv bewegt.
Ab hier heißt das Zoom nur noch 28-300.
Mit seinem Brennweitenbereich von 28-300 mm kommt das Zoom schon nahe an die oft zitierte Eier legende Wollmilchsau heran. Es deckt eine Vielzahl an Motivgebieten von Architektur über Nahaufnahmen bis zum Zoobesuch ab. Im mittleren Bereich passen auch Porträts – obwohl hier z. B. das hervorragende Tamron 70-180mm F/2,8 Di III VC VXD G2 bessere Karten hat.
Auch wenn die Lichtstärke nur im Mittelfeld liegt (wo sich alle Super- und Utrazooms tummeln) kommt es sogar für Action infrage, da viele aktuelle Kameras im höheren ISO-Bereich sehr gute Bilder mit geringem Rauschen liefern.
Aufnahmen bei widrigen Umständen sind möglich, da der Tubus gegen Staub und Spritzwasser abgedichtet ist.
Das Zoom ist nicht gerade kompakt, aber mit 126 mm Länge, einem Durchmesser von 77 mm und einem Gewicht von rund 610 g auch kein besonderer Brummer. Mit meiner Sony A7 II mit Batteriegriff (der zweite Akku ist mir nicht so wichtig, wohl aber das Handling bei Hochformataufnahmen) bildet das 28-300 eine angenehme und tragbare Aufnahmeeinheit.
Die Länge ändert sich, wenn man den breiten, fein geriffelten Zoomring um etwa 90° gegen den Uhrzeigersinn dreht, aber nicht die Balance des Zooms. Zwei innere Tuben schieben sich dabei nach vorn und es wird eine Länge von 200 mm erreicht. Mit der richtig herum aufgesetzten Vier-Segment-Streulichtblende ragt das Zoom maximal 230 mm vor das Bajonett. Man kann sie auch umgekehrt aufs Objektiv setzen – aber nur für den Transport. Oft sind Fotografinnen und Fotografen zu sehen, die so fotografieren und sich später vielleicht über Reflexe in ihren Bildern wundern.
Der schmale Fokusring liegt hinten.
Beide Ringe machen schnelle und gleichzeitig präzise Einstellungen möglich.
Das Filtergewinde hat einen Durchmesser von 67 mm, wie fast alle aktuellen Tamron Objektive. Vorhandene Rundfilter oder Filterhalter können an verschiedenen Festbrennweiten und Zooms verwendet werden. Das hilft sparen.
Es fehlen: ein AF/MF-Umschalter und ein Ein/Aus-Schalter für den Stabilisator. Dafür gibt es eine Fokusstopptaste und eine Taste, mit der man den Zoomring in der 28-mm-Position arretieren kann, um Kriechen zu verhindern (was während der Testphase kein Problem war).
Auf der linken Seite ist eine USB-C-Buchse zu finden, über die man einige Funktionen des Objektivs ändern und über die Tamron Lens Utility neue Firmware aufspielen kann.
Mehr als dieses Zoom und die Sony nehme ich nicht mit, als wir von unserer kleinen Ferienwohnung in Blavand Richtung Hvide Sande aufbrechen.
Sind die Akkus voll? Ja. Ist ein Speicherkärtchen eingelegt? Auch ja.
HINWEIS Durch einen Klick auf eines der Praxisbilder kommt es in einer Breite /Höhe von 1800 Pixeln auf Ihren Monitor.
Alle Wege führen nach Rom. So viele sind es nicht von Blavand nach Hvide Sande, aber man hat Auswahl. Wir entscheiden uns für die Route über Oksböl und Kœrgård, lassen Henne Strand buchstäblich links liegen und fahren Richtung Norden.
Obwohl wir uns in Hammelburg, der Heimat der d-pixx foto im breiten Tal der fränkischen Saale mit den umgebenden Hügeln und Weinbergen wohl fühlen, genießen wir wieder einmal den hohen Norden. Hier ist es nicht bretteben, aber deutlich flacher als zu Hause. Wir durchqueren wir eine wellige Heidelandschaft, leider nach der Blüte, und lichte Waldstücke.
Erster Stopp: De gamle fiskehytter gleich nach Nymindegab. An einem Ausläufer des Ringkøbing Fjords findet man einen kleinen Hafen. Seit Jahr und Tag liegt hier ein altes Fischerboot am Steg …
… bei drei schnuckeligen reetgedeckten Holzhütten, …
… in denen früher die Fischer wohnten. Das dunkle Rot bildet einen schönen Kontrast zu den weißen Fensterrahmen.
13 km weiter sehen wir rechts ein weißes Kirchlein in der Sonne leuchten und fahren spontan in einen schmalen Weg, an dessen Ende die Haurvig Kirke wartet.
Hier bewährt sich das Brennweiten-Angebot des 28-300.
Die Rückseite der Kirche ist schmucklos weiß und die wenigsten Besucherinnen und Besucher kämen auf die Idee, sie zu fotografieren.
Aber mit der Sonne direkt am Dach ist sie als Motiv nicht zu übersehen.
Ein netter Herr, der gerade im Friedhof arbeitet, schließt uns auf. Der Innenraum ist angenehm zurückhaltend.
An der Decke hängen große Modelle zweier Dreimaster, die dem Begriff „Kirchenschiff“ eine neue Bedeutung geben.
Durch die Fenster auf der rechten Seite fällt der Blick über grasbewachsene Dünen auf einen Streifen des Ringkøbing Fjords.
Im Hinausgehen fällt dann doch die Orgel als fast monochrom-minimalistisches Motiv auf.
Zurück auf der Landstraße sind es nur noch sieben Kilometer bis Hvide Sande. Wir fahren zwischen Nordsee, die nur ein paar hundert Meter weit weg links hinter hohen Dünen liegt, und dem Ringkøbing Fjord, der rechts teilweise nur einen Steinwurf weit entfernt ist.
In Hvide Sande steuere ich den altbekannten Parkplatz an, den es so aber nicht mehr gibt. Also nach links und nochmal nach links. Auf dem Parkplatz am Stellplatz für Wohnmobile ist jede Menge frei. (Verwunderlich: Auf den Stellplatz dürfen Wohnmobile, aber keine Wohnwagen. Aber da wir weder das eine noch das andere unser Eigen nennen, ist es egal.)
Von hier führt unser erster Weg auf die Düne, über die drei Windräder ragen und mit jedem Schritt einen anderen Anblick bieten.
Für einige Fotos bietet sich der untere Brennweitenbereich des Zooms an.
Von der Düne haben wir einen weiten Blick über die Nordsee. Das „andere Ufer“ ist das rund 630 km entfernte England.
Auf dem Wasser sind angesichts des schönen Wetters nur wenige Wassersportler unterwegs. Für Studien einzelner Wind- oder Kitesurfer reicht die längste Brennweite des 28-300 nicht aus, aber eine Dreiergruppe passt gut ins Format.
Dass immer noch ISO 1000 eingestellt sind fällt mir jetzt auf, dass die Segel eine virtuelle Linie bilden, erst beim Durchblättern der Fotos zu Hause. (Und nach einer Spiegelung per Adobe Photoshop ist die Linie sogar positiv aufsteigend …)
Von hier gehen wir Richtung Hafen, vorbei an gestapelten Paletten.
Hier ist die positiv aufsteigende Linie dem Staplerfahrer zu verdanken.
Im Hafen ist nicht sehr viel los, und das, was man fotografieren könnte, überschneidet sich ungünstig mit wenig fotogenen Objekten. Immerhin hat ein Kutter ein hübsches Namenschild zu bieten.
Die „Einkaufsmeile“ (Hvide Sande ist wie Blåvand auf Touristen eingestellt) bietet gelungene Beispiele neuer Architektur.
Auf dem Rückweg zum Parkplatz wird dann noch ein eigentlich unspektakulärer Zweckbau mit seiner Waschbetonplattenfassade dank seiner Fenster zum Motiv für mehrere Brennweiten.
Auch ein Zweckbau, der aber schon 1906 errichtet wurde, ist der Leuchtturm Lynvig Fyr, rund 5 km außerhalb der Stadt.
Als wir ankommen, bietet sich der lange Schatten des 38 m hohen Leuchtturms als Standort für einige Fotos an …
… denen etliche andere aus verschiedenen Richtungen mit verschiedenen Brennweiten folgen.
Bilder vom Turm in die Ferne sind nicht mehr möglich, er ist gesperrt.
Dutzende von Trampelpfaden führen durch die Dünen Richtung Meer. Sie fallen steil zum Strand hin ab, der sich an der ganzen Westküste Dänemarks entlang zieht.
Da es also praktisch der gleiche Strand ist wie in Blåvand, verzichten wir auf den Abstieg und suchen uns einen anderen Trampelpfad zurück zum Leuchtturm, zum kleinen Café / Souvenirshop …
… und zum Auto.
Farvel, vi ses næste gang.