Kameras und Objektive testen macht Spaß – aber manchmal muss es einfach auch Foto-Spaß ohne Test sein …

Wenn wir, meine Frau und ich, einfach mal ein bisschen raus wollen, bietet sich ein Trip nach Bad Kissingen an und genau den unternahmen wir vor knapp zwei Wochen. Die Fahrt durchs Tal der fränkischen Saale macht schon jetzt Freude (noch mehr, wenn der Frühling sich durchgesetzt hat und die Wälder rechts und links wieder mehr frisches Grün tragen).

Unser Ziel Bad Kissingen, eine der schönsten Kurstädte Deutschlands, ist eine freundliche, übersichtliche Stadt, die Fotografinnen und Fotografen einiges zu bieten hat – und alles lässt sich gut zu Fuß erreichen.

Viele Motive haben mit dem Staatsbad zu tun, das seit 2021 zum Unesco Welterbe gehört und das schon Otto von Bismarck, Theodor Heuss, Theodor Fontane, Gioachino Rossini, Alfred Nobel und Graf Zeppelin besuchten, um ihrer Gesundheit etwas Gutes zu tun … und nicht zu vergessen auch Kaiserin Elisabeth von Österreich, besser bekannt als Sisi.

Beim Spaziergang möchte ich einige Bilder sammeln, die ich irgendwann für Tipp-Beiträge in der d-pixx foto oder hier auf der Homepage oder auch für Theorieeinheiten während eines Workshops brauchen werde. (Der Workshop in Sankt Peter Ording von 9. September bis 14. September ist übrigens ausgebucht, aber weil man nie wissen kann, ob nicht doch jemand passen muss, gibt es eine Warteliste.)

Bilder sammeln: Ja. Schleppen: Nein. Nachdem ich für einige Architekturbilder in Schweinfurt das Superweitwinkel Sigma 16-28 mm 1:2,8 DG DN | Contemporay dem Standardzoom Sigma 28-70 mm 1:2,8 DG DN | Contemporary vorgezogen hatte (den Beitrag finden Sie hier) entscheide ich mich dieses Mal für das 28-70 mm. Wie beim 16-28 geht es auch mit dem 28-70 mm nicht um einen Test – den haben beide schon früher durchlaufen und jeweils die Bewertung „Hervorragend +“ ergattern können.

Die Bezeichnung DG DN im Namen zeigt an, dass das Zoom für spiegellose Vollformatkameras gerechnet ist, also z. B. auch für die 24-MPix-Kamera Panasonic Lumix S5, die mich nach Bad Kissingen begleiten wird. (Das 16-28 und auch das 28-70 stehen außer mit L-Mount auch mit Sony E-Mount zur Verfügung).

Contemporary bezeichnet die Objektivfamilie, bei der es auch auf Kompaktheit und geringes Gewicht ankommt (anders als bei den Objektiven der Familien Art und Sports, die schon mal echte Wuchtbrummen sein können.) In der Praxis bedeutet es, dass ich ein Zoom mitnehme, das mit einer Länge von rund 104 mm (ohne die mitgelieferte 4-Segment-Streulichtblende), einem Durchmesser von rund 73 mm und einem Gewicht von ca. 470 g wirklich tragbar ist.

Das geringe Gewicht kommt daher, dass der Tubus nicht aus Metall besteht, sondern aus einem speziellen Polycarbonat (TSC = Thermally Stable Composite), das für viele Sigma Objektive verwendet wird und in meinen Praxistests nie zu Problemen führte.

Aus Metall besteht aber das Bajonett, wo sich eine Dichtung gegen Staub und Spritzwasser befindet.

Anders als beim 16-28 mm verändert sich die Länge, wenn man den in der Mitte liegenden Zoomring dreht. Der Zuwachs von rund 18 mm beeinflusst die gute Handhabung allerdings nicht. Wichtig: Die Ausrichtung der Frontfassung mit dem 67-mm-Filtergewinde ändert sich beim Zoomen nicht und auch nicht beim Fokussieren.

Den vorn liegenden Fokusring und den AF/MF-Umschalter habe ich während der ganzen Zeit nicht gebraucht, da der schnelle AF der Lumix S5 und das Zoom perfekt zusammenspielen.

 

Unser Weg beginnt unterhalb des Bahnhofs.

Ich ernte gleich die ersten „Was-macht-denn-der-da-Blicke“ einiger Passanten, als ich eine der wenigen Litfaß-Säulen gegen den leicht bewölkten Himmel aufnehme.

Sigma 28-70 mm 1:2,8 DG DN @ 35 mm | ISO 100 | F11 | 1/200 Sek.

Ein bisschen Einzoomen bringt die richtige Mischung aus schon steiler und noch augengerechter Perspektive. (Die Litfaßsäule ist übrigens nicht ganz zweckentfremdet weiß. Weiter unten sind tatsächlich einige Plakate angeklebt.)

Da sich das 28-70 mm bis 25 cm fokussieren lässt, ist es kein Problem, ein Stückchen weiter die verspielten Veilchen aufzunehmen und mit einer langen Brennweite störendes Umfeld auszublenden.

Sigma 28-70 mm 1:2,8 DG DN @ 69 mm | ISO 250 | F11 | 1/80 Sek.

Blende 11 hilft, auch die zweite Reihe einigermaßen in die Schärfe zu bekommen. Der Hintergrund verschwimmt dann schon.

Das nächste Motiv könnte nicht gegensätzlicher sein: Ein Metalldeckel in der Straße, der wohl Zugang zu Kabelschächten der Telekom gewährt.

Sigma 28-70 mm 1:2,8 DG DN @ 65 mm | ISO 400 | F11 | 1/80 Sek.

Nur die Schattierungen zweier Farben bestimmen das Bild: der rostbraune Untergrund und das Grau-Schwarz der erhabenen Strukturen. Das ist Grund genug für ein Bild. Blende 11 hätte hier nicht sein müssen, schadet aber auch nicht.

Der weitere Weg entlang der Kurhausstraße führt an Prachtbauten vorbei. Ein bisschen bedauere ich, dass das 16-28 mm in der Redaktion geblieben ist …

Sigma 28-70 mm 1:2,8 DG DN @ 28 mm | ISO 100 | F2,8 | 1/2000 Sek.

… aber sowohl mit 28 mm Brennweite wie auch …

Sigma 28-70 mm 1:2,8 DG DN @ 70 mm | ISO 160 | F11 | 1/80 Sek.

… mit 70 mm Brennweite lässt sich zeigen, dass die Fassaden bis unters Dach aufwendig gestaltet sind. Details werden dank der Abbildungsleistung bis an den Bildrand sauber dargestellt.

An der geschwungenen (und immer leicht schwingenden) Luitpold-Brücke über die Saale vorbei geht es weiter zur sehens- und fotografierenswerten Wandelhalle des Staatsbades (die ich mir für einen anderen Bericht aufspare).

Im Arkadenbau mit seinem namensgebenden Bogengang …,

Sigma 28-70 mm 1:2,8 DG DN @ 31 mm | ISO 100 | F5,6 | 1/250 Sek.

… den man auch in Italien verorten könnte, findet man im Foyer die Touristenzentrale, …

Sigma 28-70 mm 1:2,8 DG DN @ 42 mm | ISO 125 | F5,6 | 1/60 Sek. | -0,66 EV

… deren freundliche Mitarbeiterinnen den Blick auf die schönen Art-Deco-Leuchten (oder ist es Jugendstil?) genießen können.

Von dort erreicht man über ein paar Stufen den edel ausgestatteten Lesesaal.

Sigma 28-70 mm 1:2,8 DG DN @ 28 mm | ISO 250| F5,6 | 1/60 Sek. | -0,66 EV

Vor dem Arkadenbau haben die Bad Kissinger König Ludwig I (genau: dem wir das Oktoberfest verdanken und der mit Lola Montez ein Verhältnis hatte) ein Denkmal errichtet.

Sigma 28-70 mm 1:2,8 DG DN @ 28 mm | ISO 100 | F5,6 | 1/640 Sek.

Die Aufnahme aus geringer Distanz mit 28 mm Brennweite bringt den Herrscher staatstragend ins Bild, in das rechts eine Platane lugt.

Sigma 28-70 mm 1:2,8 DG DN @ 50 mm | ISO 100 | F7,1 | 1/1000 Sek. | -0,66 EV

Die Stämme von Platanen sind mit ihrer landkartenähnlichen Borke immer wieder faszinierend. Die Aufnahme mit 50 mm Brennweite zeigt, dass man die Standardbrennweite sehr vielseitig nutzen kann (dazu später im Jahr mal etwas mehr) und dass das 28-70 mm auch die sehr viel feineren Strukturen präzise darstellt.

Im Sommer würden wir von hier aus in den Rosengarten weitergehen, der aber zu dieser Zeit noch nicht sehr einladend ist. Da wir am Nachmittag noch mehr Programm haben, wenden wir uns nach rechts in die Ludwigstraße, wo der Brunnen „Am Kurgarten“ den Abzweig in die gleichnamige Straße markiert.

Sigma 28-70 mm 1:2,8 DG DN @ 64 mm | ISO 100 | F20 | 1/1000 Sek. | -0,66 EV

Der Brunnen mit seinen beiden weit übermannshohen gewundenen Stelen bietet sich als Gegenlichtmotiv an und weites Abblenden bringt einen Blendenstern und trotz der extremen Situation nur einen Reflex ins Bild.

Ein Stückchen weiter biegen wir ab, gehen zur parallel verlaufenden Prinzregentenstraße und geruhsam zurück zum Parkplatz. Ein alter Gusseisenzaun und die dahinter leuchtende Forsythie laden dazu ein, aus unterschiedlichen Entfernungen, aber mit gleicher Brennweite …

Sigma 28-70 mm 1:2,8 DG DN @ 58 mm | ISO 100 | F9 | 1/125 Sek.

… einmal den Zaun …

Sigma 28-70 mm 1:2,8 DG DN @ 68 mm | ISO 100 | F9 | 1/100 Sek.

… und einmal die Blüten in den Fokus zu nehmen.

Eine hochaufragende Glasfassade verleitet mich zu einem Selfie.

Sigma 28-70 mm 1:2,8 DG DN @ 53 mm | ISO 125 | F11 | 1/60 Sek.

Da ich die Kamera nicht nach oben neigen muss, kommen keine stürzenden Linien ins Bild. Hätte ich besser aufgepasst, hätte ich statt 53 mm Brennweite die Standardbrennweite 50 mm eingestellt, um noch einmal zu zeigen, dass sie für viele Motive taugt.

Letzter Fotohalt vor dem Auto ist der Bahnhof.

Sigma 28-70 mm 1:2,8 DG DN @ 28 mm | ISO 100 | F8 | 1/160 Sek.

Mit seinem neoklassizistischem Stil (eröffnet 1874) passt er perfekt in die Kurstadt Bad Kissingen. Obwohl ich weit zurücktrete, bringen 28 mm stürzende Linien ins Bild.

 

TEXT UND ALLE BILDER © HERBERT KASPAR

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