Im Test: Das derzeit kleinste Objektiv der Nikon Z-Serie, das Nikkor Z 26 mm 1:2,8. Kann das kleine Objektiv durch eine große Leistung überzeugen?
Es gibt eine Reihe von kompakten leichten Vollformat-Objektiven für die spiegellosen Systemkameras der Nikon Z Serie. Ich denke da an die sehr schöne Reihe der Festbrennweiten mit Lichtstärke 1:1,8 – Tests dazu finden Sie hier – oder auch das Nikkor Z 28 mm 1:2,8 SE – den Test dazu finden Sie hier.
Das neue Nikkor Z 26 mm 1:2,8 unterbietet sie sowohl in Größe und Gewicht deutlich und ist sogar kleiner als das Nikkor Z 28 mm 1:2,8 – die Meldung dazu finden Sie hier.
Das Nikkor Z 26 mm 1:2,8 ist ein Pancake-Objektiv – wobei zu bedenken ist, dass amerikanische Pancakes dicker sind als deutsche Pfannkuchen, österreichische Palatschinken oder französische Crêpes.
Das 26er ragt bei einem Durchmesser von 70 mm ohne Streulichtblende nur 25 mm vor das Bajonett der Kamera und 6 mm mehr bei kürzester Einstellentfernung. Mit Streulichtblende sind es bei allen Entfernungen 34 mm – und es gibt keinen Grund, auf dieses mitgelieferte (brav so!) Zubehörteil zu verzichten.
In der Praxis angenehm: Viele andere Pancake-Objektive sind im „Ruhezustand“ sehr flach, müssen für die Aufnahme entriegelt werden und werden dabei länger. Das ist hier nicht der Fall!
Gleich noch ein paar Worte zur Streulichtblende. Anders als gewohnt handelt es sich um einen 13 mm dicken Ring mit einem Außendurchmesser von 69 mm und einem Innendurchmesser von 36 mm. Das reicht, um seitlich einfallendes Licht von der winzigen Frontlinse (Durchmesser nur rund 9 mm) fernzuhalten.
Die Streulichtblende, die aus Kunststoff besteht, wird per Bajonett ans Objektiv angesetzt. Markierungen fürs Ansetzen wären hilfreich.
Filter können nur ins 52-mm-Gewinde der Streulichtblende eingesetzt werden. Die Frontfassung des Objektivs bietet keines.
Der Frontdeckel ist als Stülpdeckel ausgeführt, der direkt aufs Objektiv oder auf die Streulichtblende gesteckt wird und dort festen Halt findet.
Das Gewicht des 26 mm liegt inkl. Streulichtblende, Vorder- und Rückdeckel bei 165 g. Die Kamera wird durch das einsatzbereite Objektiv (sprich: ohne Deckel) um nur 137 g schwerer.
Im Fall einer Nikon Z 7, mit der ich das Objektiv eingesetzt habe, heißt das, dass man um die 800 g zu tragen und eine kompakte Aufnahmeeinheit zur Verfügung hat.
Das gilt auch bei schlechten äußeren Umständen, denn der Tubus ist gegen Staub und Spritzwasser abgedichtet. Er besteht aus Kunststoff, das Bajonett aber aus Metall.
Dass auf einem so kompakten Objektiv kein Platz für viele Einstellelemente ist, ist klar. Und es gibt es nur den 9 mm schmalen griffig geriffelten Einstellring. Wie bei Z Nikkoren üblich kann er wahlweise verwendet werden, um Entfernung, Blende, Korrekturfaktor oder ISO-Wert einzustellen.
Auch den geringen Abmessungen geschuldet ist das Fehlen eines Stabilisators. Allerdings ist das in diesem Brennweitenbereich kein besonderer Nachteil, zumal ja die Vollformat-Modelle der Nikon Z-Reihe sehr effektive 5-Achsen-Stabilisatoren in den Gehäusen (IBIS) bieten.
Mit 26 mm ist das Objektiv an der Grenze zu den Superweitwinkel-Brennweiten und daher natürlich für die Motivbereiche Landschaft, Stadtlandschaft und Architektur bestens geeignet – und hier dank seiner kleinen Abmessungen und des geringen Gewichts für alle sehr interessant, die mit einer möglichst kompakten und leichten Ausrüstung unterwegs sein wollen.
Die Kompaktheit spielt noch auf einem anderen Feld eine Rolle, nämlich bei der Streetfotografie. Hier ist es dann eine Überlegung wert, ob man das 26er an einer der Nikon Z-Kameras mit DX- bzw. APS-C-Sensor einsetzt. Der Bildwinkel entspricht dann rund 40 mm [@KB] und bringt entsprechend eine natürlichere Darstellung der Umwelt.
Umgekehrt, um das nicht zu vergessen, macht der große Vollformatbildwinkel das Spiel mit der steilen Perspektive möglich. Das wird unterstützt durch eine kürzeste Einstellentfernung von 20 cm.
Die automatische Fokussierung funktioniert gewohnt sehr schnell, aber lauter, als man es von anderen Z-Nikkoren kennt. Das und nicht völlig eliminiertes Focus Breathing kann bei Videoaufnahmen störend auffallen.
Die Lichtstärke 1:2,8 geht für so ein kompaktes Superweitwinkel-Objektiv völlig in Ordnung – vor allem, wenn man das hervorragende Rauschverhalten der Nikon Z-Modelle in Betracht zieht. Aufnahmen bei wenig Licht sind dadurch sehr gut möglich.
Das Nikkor Z 26 mm 1:2,8 ist aus 8 Linsen in 6 Gruppen aufgebaut.
Die Abbildungsleistung, die damit erreicht wird, wurde in der Praxis mit aktivierten Korrekturen per Kamera-Firmware getestet.
Von ganz offener Blende bis Blende 8 werden in der Bildmitte hervorragende Auflösungswerte erreicht. Zu den Bildrändern und -ecken hin wird das Bild bei Blende 2,8 weicher. Abblenden reduziert diesen Effekt, der bei vielen Real-Life-Motiven nicht auffällt.
Bei Blende 11 lässt die Leistung in der Bildmitte nach, dafür ist sie nun gleichmäßiger über das Bildfeld.
Vignettierung kann, abhängig vom Motiv, bei Blende 2,8 und 4 sichtbar werden, lässt sich aber in der RAW-Entwicklung sehr gut beseitigen.
Die typischen Farbsäume der chromatischen Aberration sind in der Praxis nur in sehr seltenen Fällen zu entdecken.
Das Bokeh ist für ein Objektiv dieser Brennweite angenehm weich mit runden unscharfen Lichtpunkten.
Focus Breathing ist beim Fotografieren eher nicht störend. Bei Videos kann es allerdings auffallen, dass der erfasste Bildausschnitt größer wird, wenn man auf geringere Abstände fokussiert.
Alles in allem macht das Nikkor Z 26 mm 1:2,8 in der Praxis sehr viel Spaß. Es ist einfach immer dabei, auch bei schlechtem Wetter, und sofort einsatzbereit. Es überzeugt durch die hervorragende Abbildungsleistung in der Bildmitte ab ganz offener Blende bis Blende 8. Dazu kommt die Möglichkeit, nah ans Objekt heranzugehen, was in Verbindung mit dem großen Bildwinkel viele kreative Spielereien möglich macht.
Text und alle Bilder © Herbert Kaspar
Preis
um 588,- € (idealo.de | KW12/2023)
BEWERTUNG NIKON NIKKOR Z 26 mm 1:2,8
GUT – SEHR GUT – HERVORRAGEND – HERVORRAGEND PLUS – HERVORRAGEND DOPPEL PLUS – EXZELLENT
Text und alle Bilder © Herbert Kaspar
PRAXISBILDER
Ein Klick auf eines der Praxisbilder bringt es mit einer Länge von 1800 Pixeln über die lange Seite auf Ihren Bildschirm. Die Bildgröße wurde im aktuellen Adobe Photoshop reduziert.
Zu einigen Bildern zeigen wir einen entsprechend gekennzeichneten 100-%-Crop aus dem Bild darüber.
Die Originalbilder aus der Nikon Z7 sind 8256 x 5504 Pixel groß.
Beachten Sie bitte, dass die Bildqualität, besonders die Farbwiedergabe, auch von den Einstellungen Ihres Monitors abhängt!
OBJEKTIV NIKON NIKKOR Z 26 MM 1:2,8
KAMERA NIKON Z7