Das Sigma 28-70 mm F2,8 DG DN | Contemporary ist das zweite lichtstarke Standardzoom von Sigma, das mit E-Mount und L-Mount zur Verfügung steht. Ich habe die E-Mount-Version getestet.

Mit dem Sigma 24-70 mm F2,8 DG DN |Art hat Sigma ein lichtstarkes Standardzoom für Vollformatkameras mit E-Mount oder L-Mount im Angebot. Es ist rund 125 mm lang, hat einen Durchmesser von ca. 88 mm und wiegt rund 830 g. Mit anderen Worten: Es ist recht groß und schwer, was für ein Objektiv der Art-Serie nicht ungewöhnlich ist.  Die Art-Objektive, unter ihnen eine Reihe hochlichtstarker Festbrennweiten, sind darauf ausgelegt, von sich aus eine top Leistung zu bringen. Dafür werden größere Abmessungen und höheres Gewicht in Kauf genommen. Apropos höher: Das 24-70 mm | Art hat einen UVP von 1199,- €.

Neben den Serien Art und Sports bilden die Objektive der Contemporary-Serie die dritte Gruppe innerhalb des Angebots von Sigma. Auch die Contemporary-Objektive sind auf eine hohe Abbildungsleistung getrimmt – aber sie sollen auch kompakt und leicht sein. Deshalb wird bei der Rechnung auch die Möglichkeit berücksichtigt, dass Restfehler von der Firmware der Kamera ausgeglichen werden.

In dieser Serie ist das neue Standardzoom Sigma 28-70 mm F2,8 DG DN | Contemporary zu Hause. Es ist mit E-Mount oder L-Mount zu haben und vollformattauglich.

Es ist mit einer Länge von rund 104 mm, einem Durchmesser von rund 73 mm und einem Gewicht von ca. 470 g deutlich kleiner und vor allem leichter als das 24-70 mm | Art. Und mit einem UVP von 849,- € ist es auch ein ganzes Stück günstiger.

Dafür ist der größte Bildwinkel von 75,4° gute 9° enger – aber die durchgehende Lichtstärke ist mit F2,8 ebenso hoch.

Mit den Eckdaten 28-70 mm und Lichtstärke F2,8 ist das Zoom ein guter Allrounder, der in sehr vielen Motivbereichen von Architektur bis Landschaft und Natur, von Gruppenaufnahmen bis Porträts zum Einsatz kommen kann.

An den APS-C-Kameras von Sony wirkt es vom Bildwinkel her wie ein 42-105-mm-Zoom an einer Vollformatkamera.

Das Sigma 28-70 mm F2,8 | Contemporary war mit E-Mount in der Redaktion und kam an einer Sony A7 II mit 24-MPix-Vollformatsensor zum Einsatz. 

Diese Kombination liegt gut in der Hand.

Der Umgang mit dem geradlinig und schnörkellos aufgebauten Objektiv gestaltet sich problemlos.

Es gibt nur drei Einstellelemente.

Etwas hinter der Mitte ist der Zoomring untergebracht. Er ist mit einem griffig geriffelten Gummibeleg versehen. Eine Drehung um nicht ganz 90° genügt, um den Zoombereich zu durchfahren. Da der Ring mit einer guten Mischung aus Leichtgängigkeit und Widerstand läuft, ist es kein Problem den exakten Bildausschnitt festzulegen. Die Brennweiten 28 mm, 35 mm, 50 mm und 70 mm sind markiert.

Bei Zoomen schiebt sich ein innerer Tubus nach vorn und das Objektiv wird um 18 mm länger. Die Frontfassung mit dem 67-mm-Filtergewinde und dem Bajonett für die mitgelieferte (Daumen hoch) Vier-Segment-Streulichtblende dreht sich dabei nicht.

Auch beim Fokussieren bleibt die Orientierung der Frontfassung erhalten. Da die Scharfstellung per Innenfokussierung vorgenommen wird, bleibt dabei die Länge gleich.

Die kürzeste Einstellentfernung liegt laut den technischen Daten brennweitenabhängig zwischen 19 cm und 38 cm, der jeweils zu erzielende größte Abbildungsmaßstab zwischen 1:3,3 und 1:4,6. In der Praxis kommt man noch ein bisschen näher heran.

Bei Nahaufnahmen mit kürzester Brennweite empfiehlt es sich oft, ausnahmsweise (!!!) auf die Streulichtblende zu verzichten, um einen Arbeitsabstand von rund 6 cm zwischen Frontfassung und Objekt und eine (meistens) ordentliche Ausleuchtung ohne Schattenwurf durch das Objektiv sicherzustellen. Keine Probleme dieser Art gibt es, wenn man Nahaufnahmen mit der längsten Brennweite macht. Dann liegen rund 20 cm zwischen Frontfassung und Objekt.

Die automatische Scharfstellung funktionierte an der A7 II schnell, sicher und sehr leise.

Um gegebenenfalls manuell fokussieren zu können, bringt man den Schalter auf der linken Seite aus der AF- in die MF-Position.

Der Fokussierring liegt vorn, ist griffig geriffelt und dreht sich geschmeidig. Präzises Fokussieren ist – natürlich auch dank der Hilfen der Kamera – sehr gut möglich.

Im AF- wie auch im MF-Modus werden die entsprechenden Linsen im Objektiv vom AF-Schrittmotor bewegt.

Das 28-70 mm ist nicht im Ganzen gegen Staub und Spritzwasser abgedichtet, weist aber eine Gummilippe am Messing-Bajonett auf.

Der Tubus besteht nicht aus Metall, sondern aus einem speziellen Polycarbonat (TSC = Thermally Stable Composite), das für viele Sigma Objektive verwendet wird und in unseren Tests nie zu Problemen führte. Auch dieses Zoom macht einen robusten und verlässlichen Eindruck.

Einen eigenen Stabilisator bringt das Objektiv nicht mit. An den Vollformatmodellen von Sony und Panasonic ist das aber kein Problem, da die Gehäuse sehr gute Stabilisatoren (IBIS) aufweisen.

Insgesamt umfasst der optische Aufbau 16 Linsen in 12 Gruppe. Darunter sind 3 Asphären und fünf Linsen aus besonderen Gläsern. Für die Vergütung setzt Sigma wieder auf die Super-Multi-Layer- und die Nano-Porous-Technik.

Wie schlägt sich das Sigma 28-70 mm F2,8 | Contemporary in der Praxis an der 24-MPix-Kamera Sony A7 II, die mit dieser Auflösung für den Einsatz im Hobbyalltag sehr gut aufgestellt ist? Die internen Korrekturen der Kamera waren für die Praxisaufnahmen aktiviert.

Auflösung und Kontrast sind in der Bildmitte bei ganz offener Blende und Einstellung auf 28 mm schon sehr hoch und nehmen beim Abblenden bis 5,6 noch zu. Dabei wird auch die Leistung über das Bildfeld gleichmäßiger. Der leichte Abfall zwischen Mitte und Ecken bei F2,8 ist aber nur relevant, wenn ein planes Motiv aufgenommen wird. Um bei ganz offener Blende das Leistungsvermögen am Bildrand auszunutzen empfiehlt es sich, einen AF-Punkt dort zu aktivieren (was generell eine bessere Idee ist, als mit einem mittleren AF-Punkt zu fokussieren und das Bild dann neu aufzubauen).

Beim Zoomen zur längsten Brennweite bei ganz offener Blende wird das Bild  etwas weicher. Abblenden auf 4 und 5,6 bringt es auf das Level der kürzeren Brennweiten.

Abblenden auf 8 und 11 bringt im gesamten Brennweitenbereich dann noch ein klein wenig mehr Leistung. Bei Motiven wie Natur oder Landschaft haben die kleinen Blenden zudem den Vorteil, dass die Schärfenzone größer wird und der Schärfeneindruck dadurch steigt.

Vignettierung spielt, auch dank der Korrekturen in der Kamera, keine Rolle, Verzeichnung (leichtes Kissen bei den „langen“ Brennweiten) eine sehr geringe und auch Farbsäume sind kein Problem.

Reflexe können bei Gegenlichtaufnahmen mit der Sonne im Bild auftreten – müssen aber nicht. Wenn man das Sucherbild genau betrachtet, kann dann eine kleine Korrektur des Bildausschnitts das Problem lösen. Bilder mit Blendensternen sind gut zu realisieren.

Mit seiner Brennweite von 70 mm kann das Zoom auch gut für Porträts genutzt werden. Hier bringt das Zoom ein weiches Bokeh mit. Unscharfe Lichtpunkte sind fast im ganzen Bildfeld rund, nur zu den Ecken hin werden sie ein wenig verformt. Zwiebelringe waren keine zu entdecken, dunkle Ränder fallen sehr schmal aus.

Alles in allem Wer ein Optimum an Leistung (auch unabhängig vom Bildprozessor der Kamera) in einem Standardzoom sucht, findet sie im Sigma 24-70 mm F2,8 | Art – muss dafür aber mehr schleppen und deutlich mehr bezahlen. Für alle mit einem geringeren Budget und trotzdem hohen Ansprüchen an die Leistung ist das Sigma 28-70 mm F2,8 | Contemporary trotz geringer Schwächen ein hervorragendes kompaktes und leichtes Standardzoom mit hoher Lichtstärke. 

 

BEWERTUNG FÜR DAS SIGMA 28-70 MM 1:2,8 DG DN | CONTEMPORARY
AN DER SONY A7 II

 

GUT – SEHR GUT – HERVORRAGEND – HERVORRAGEND PLUSHERVORRAGEND DOPPEL PLUS

 

 

 

Text und Bilder © Herbert Kaspar

 

PRAXISBILDER

Ein Klick auf eines der Praxisbilder bringt es in der Größe von 1800 Pixeln über die lange Seite auf Ihren Bildschirm. Die Bildgröße wurde im aktuellen Adobe Photoshop reduziert.

Zu einigen Bildern zeigen wir einen entsprechend gekennzeichneten 100-%-Crop aus dem darüber stehenden Originalbild. Die Originalbilder aus der Sony A7 II  sind 6000 x 4000 Pixel groß. 

Beachten Sie bitte, dass die Bildqualität, besonders die Farbwiedergabe, auch von den Einstellungen Ihres Monitors abhängt!

 

Objektiv Sigma 28-70 mm F2,8 DG DN | Contemporary
Kamera Sony A7 II

 

@ 70 mm | ISO 100 | F6,3 | 1/500 Sek. | +0,3 EV
100-%-Crop
@ 28 mm | ISO 100 | F5,6 | 1/800 Sek. | -0,7 EV
Der Blick über das Tal der fränkischen Saale auf Schloss Saaleck einmal von einem anderen Standort aus.
@ 28 mm | ISO 100 | F2,8 | 1/3200 Sek.
Es blieben nur wenige Minuten, dann begann die faszinierende Wolkenformation über dem Saaletal sich aufzulösen.
@ 41 mm | ISO 100 | F16 | 1/125 Sek.
In solchen Situationen kann es vorkommen, dass Reflexe entstehen – aber sehr oft passiert gar nichts.
@ 47 mm | ISO 100 | F2,8 | 1/5000 Sek.
Weiche Unschärfe im Hintergrund.
100-%-Crop
@ 49 mm | ISO 100 | F6,3 | 1/80 Sek.
@ 53 mm | ISO 100 | F3,5 | 1/400 Sek.
@ 70 mm | ISO 100 | F3,5 | 1/400 Sek.
@ 70 mm | ISO 100 | F5| 1/100 Sek.
DIe ist etwas unscharf im Bild, weil ich die Blende nicht schnell genug zugunsten einer kürzeren Verschlusszeit ganz öffnen konnte.
100-%-Crop
@ 41 mm | ISO 160 | F8 | 1/250 Sek. | +0,3 EV
Leider unter einem ziemlich blassen Himmel: Die Lüneburger Heide.
@ 43 mm | ISO 160 | F8 | 1/400 Sek.
Exakte Eckläufer werden überschätzt … 😉
@ 70 mm | ISO 160 | F8 | 1/200 Sek.
100-%-Crop
@ 33 mm | ISO 160 | F7,1 | 1/100 Sek. | +0,3 EV
@ 29 mm | ISO 160 | F7,1 | 1/250 Sek.
29 mm sind genug für eine schöne Tiefenwirkung.
@ 70 mm | ISO 160 | F7,1 | 1/320 Sek.
Innerhalb der schmalen Schärfenzone kommt die Struktur des Stoffes sauber ins Bild.
100-%-Crop

 

@ 32 mm | ISO 160 | F7,1 | 1/800 Sek.
Leider war der Himmel über Lüneburg nicht in allen Blickrichtungen so attraktiv, wie wir gleich noch sehen werden.
100-%-Crop
@ 70 mm | ISO 160 | F8 | 1/200 Sek.
@ 46 mm | ISO 160 | F8 | 1/60 Sek.
@ 28 mm | ISO 160 | F8 | 1/400 Sek.
Aus dem weißlichen Himmel war im Photoshop nichts mehr heraus zu kitzeln. Natürlich wäre es möglich gewesen, einen anderen Himmel einzusetzen.
100-%-Crop

 

Alle Bilder (c) Herbert Kaspar