Olympus will sich von der Kamera-Sparte trennen – ein Schock für viele Fans der Traditionsmarke. Aber das muss nicht das Ende sein. Ein kurzer Blick zurück und nach vorn.
Zur photokina 1996 stellte Olympus mit der D-300L (1 MPix) und der D-200L (640 x 480 Pixel) seine ersten beiden Digitalkameras vor und startete damit in sehr erfolgreiche Jahre, in denen die Kameras des japanischen Traditionsherstellers in großen Stückzahlen verkauft wurden.
Wie damals nicht unüblich erblickten auch einige gewöhnungsbedürftige Designs das Licht der Fotowelt . Aber solange die inneren Werten stimmten konnte man damit leben … und sie stimmten (natürlich immer bezogen auf den Stand der jeweils aktuellen Technik!).
In diese Katagorie fällt z. B. die C-3030 Zoom von Anfang 2000, die die 3-MPix-Marke knackte.
Die All-in-One-Modelle E-10 (2000, 4 MPix) und die E-20 (2001, 5 MPix) gaben dann vom Design her einen Vorgeschmack auf die ersten DSLR-Modelle, während bei den Kompaktkameras die MJU Kameras Eleganz und moderne Digitalkameratechnik zusammenbrachten.
Mit der ersten DSLR fiel 2003 eine zukunftsweisende Entscheidung: In der E-1 kam ein 5-MPix-Sensor im neuen Four-Thirds-Format zum Einsatz, in dem Format also, das bis heute für die Olympus Systemkameras Verwendung findet.
Mit der E-300 brachte Olympus 2004 eine 8-MPix-Kamera im seinerzeit heiß diskutierten „Flachdach-Design“ auf den Markt, dem auch die E-330, die erste DSLR mit Live-View (2006), folgte.
Parallel gab es aber auch Kameras für Freunde des klassischen DSLR-Designs – von der E-500 im Jahr 2005 bis zur E-5 von 2010.
Das war immer noch eine große Zeit für Kompaktkameras, und Olympus war mit so vielen Modellen auf dem Markt, dass man schier den Überblick verlieren konnte. Mit dabei die Tough Modelle – sturzfest, staub- und wasserdicht für den Outdoorfotografen.
Als Panasonic 2008 dann die erste spiegellose Systemkamera präsentierte, stellte Olympus ein Mock-Up einer DSLM vor, die dann 2009 in der ersten Olympus mFT-Kamera, der PEN E-P1, elegant nostalgische Realität wurde. Mit dabei: die ersten Art-Filter, von vielen erst belächelt, dann geliebt und heute (unter diversen Namen) auch in vielen anderen Kameras zu finden.
Der PEN Serie (aktuelles Modell ist die 16-MPix-Kamera PEN E-PL10) wurde dann 2012 mit der OM-D E-M5 die erste DSLM im Look der analogen OM-Modelle aus den 1970er Jahren zur Seite gestellt.
Nach unten wurde das OM-D System durch die E-10 Modelle abgerundet, nach oben durch die E-1 Modelle aufgerundet, und 2019 wurde mit der E-M1X ein Profimodell präsentiert.
Von Kamerageneration zu Kamerageneration kamen neue Ausstattungsdetails hinzu – Top-Bildstabilisator, Multi-Shot für Bilder mit höherer Auflösung dank Pixelshift, Langzeitbelichtungen mit voller Kontrolle des entstehenden Bildes und ohne Ausfressen der Lichter …
Fehlt im Zusammenhang mit den spiegellosen Systemkameras nicht etwas? Ja. Die Objektive.
Ein großer Vorteil der mFT-Kameras, ihre Kompaktheit, wurde im Laufe der Zeit von Kameras mit größeren Sensoren aufgeholt – eine Canon EOS RP, Nikon Z 6 oder Sony A7 III liegen in der Größenordnung einer E-M1 Mark III.
Bei den Objektiven aber, und Olympus hat eine ganze Reihe von Top-Objektiven in der M.Zuiko Digital PRO Serie, sieht es etwas anders aus. Objektive für mFT-Kameras können kleiner ausfallen als APS-C- oder Vollformat-Objektive mit gleichen Eckdaten (wenn es die denn überhaupt gibt). M.Zuiko Digital 300 mm F4 IS PRO klingt harmlos und sieht ziemlich groß aus – aber es ist ein 600 mm F4 [@KB] und dafür dann eben doch fast schon zierlich.
Und heute nun die Mitteilung, dass Olympus die Kamerasparte ausgliedern möchte.
Ist damit der Schlusspunkt unter eine Entwicklung gesetzt, die vielen Fotofreunden Freude und Faszination brachte?
Es ist zu früh, etwas Konkretes zu sagen.
Aber ein Abschnitt aus der Pressemitteilung gibt durchaus Anlass zur Hoffnung:
Durch die zusätzliche Unterstützung von JIP wird die NewCo als Nachfolgerin angesehener Marken wie “OM-D” und “ZUIKO” die innovative Technologie und die einzigartigen Produktentwicklungsfähigkeiten, die innerhalb von Olympus entwickelt wurden, nutzen und ein kontinuierliches Wachstum des Unternehmens realisieren, indem sie den Benutzern und Kunden bessere Produkte und Dienstleistungen bietet und sich selbst zu einem produktiven und lohnenden Arbeitsplatz für ihre Mitarbeiter macht.
Außerdem melden Rumor-Seiten gerade, dass Olympus neue Kamera-Modelle, darunter soll auch eine OM-D sein, in Russland hat registrieren lassen.
Nach dem alten Motto „Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird“ hoffen wir also für alle Olympus Fans, dass wir erst einmal in diesem Jahr und dann auch in den nächsten Jahren über neue innovative Olympus Kameras und Objektive berichten können, auch wenn sie nicht mehr direkt von Olympus kommen.
Text (c) Herbert Kaspar
Bilder (c) Olympus | Archiv d-pixx foto
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