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Kontrastprogramm. Nachdem ich eine Zeit lang das Sigma 1,4/30 mm DC |Art im Einsatz hatte, war nun das Sigma 18-300 mm DC |Contemporary an der Reihe. Viele Brennweiten statt einer …
Neulich schrieb ich an dieser Stelle über meine Erfahrungen mit dem Sigma 1,4/30 mm DC HSM | Art. Nach Zurückhaltung und Fotospaziergängen, wie in meinen frühen Fototagen – nichts außer Kamera und diesem Standardobjektiv – nun das Kontrastprogramm. Zwar bleibt es bei einer Kamera, aber beim Objektiv geht es in die Vollen. Das Sigma 3,5-6,3/18-300 mm DC | Contemporary (ab hier: Sigma 18-300 mm) ist ein Universalzoom oder Superzoom. Manchmal werden Objektive dieser Art auch als Reisezooms bezeichnet. Das passt, weil man eine ganze Reise mit so einem Objektiv im Bild festhalten kann. Aber eigentlich passt es nicht, weil man so ein Zoom einfach das ganze Jahr immer und überall einsetzen kann.
Als DC-Objektiv ist das Zoom für den Einsatz an Kameras mit APS-Sensor gerechnet. Bei mir kommt die Variante mit Canon-Anschluss an einer EOS 77D und einer EOS 7D Mark II zum Einsatz. Das heißt, dass ich mit dem Crop-Faktor von 1,6x rechnen muss. Wer es an einer Nikon mit APS-Sensor verwendet, muss den Crop-Faktor von 1,5x berücksichtigen.
Dass der Crop-Faktor den Bildwinkel verändert, nicht aber die Brennweite, ist mittlerweile bekannt. Und so wirkt das das 18-300 an meinen Canons vom Bildwinkel her wie ein 29-300 mm an einer Vollformatkamera, ohne diese längeren Brennweiten wirklich zu haben.
Damit ist es ein Weitwinkel-Standard-Porträt-Tele-Supertele-Objektiv. Die Älteren unter Ihnen können sich noch an den unvergessenen Afri-Cola Werbespot von Charles Wilp erinnern: Sexy-mini-super-flower-pop-op-cola … Ja, so fühlt sich so ein Superzoom an.
So viele Brennweiten in einem Objektiv – aber es kommt trotzdem leicht und kompakt daher. Es wiegt gerade mal 586 Gramm, hat einen Durchmesser von 79 mm und eine Länge von 102 mm, sagen die technischen Daten.
Darin ist aber nicht die Streulichtblende enthalten, die – großes Lob – mitgeliefert wird. Sie bringt 18 g zusätzlich auf die Waage, hat einen Durchmesser von 85 mm und wenn sie in Aufnahmestellung am Objektiv sitzt, ist es nun 125 mm lang. Und natürlich sitzt die Streulichtblende in Aufnahmestellung am Objektiv. Dafür ist ist da und nur so kann sie verhindern, dass Licht von außerhalb des Bildwinkels auf die Frontlinse fällt und vielleicht Reflexe verursacht.
Zoomt man auf 300 mm, wird das Objektiv (mit Blende) 215 mm lang. Trotzdem liegt es auch bei dieser Zoomposition gut und ausgewogen in der Hand, da nur wenige leichte Linsen (insgesamt sind es 17 in 13 Gruppen) weit nach vorn verlagert werden.
Beim Zoomen werden zwei innere Tuben aus dem äußeren Tubus geschoben, und auf dem einen sind Abbildungsmaßstäbe aufgetragen. Sie beginnen bei 1:10,1 und enden erst bei 1:3. Damit ist das Zoom zwar kein echtes Makroobjektiv (dafür gibt es Spezialisten bei Sigma), aber doch sehr nah dran.
Bei langen Brennweiten und großen Abbildungsmaßstäben ist die Verwacklungsgefahr am größten. Daher haben die Entwickler dem Zoom einen sehr effektiven Bildstabilisator mit auf den Weg gegeben. Wie gut er wirkt, hängt auch davon ab, wie ruhig der Fotograf die Kamera halten kann. Aktuell schaffe ich mit 300 mm (entsprechend 480 mm [@KB]) 1/15 Sekunde, manchmal auch 1/10 Sekunde, aus der freien Hand, ohne dass die typischen Mehrfachkonturen von Verwacklungen im Bild auftauchen. Andere, mit ruhigeren Händen, schaffen vielleicht mehr, aber ich bin damit schon sehr zufrieden!
Mit 18-300 mm lässt sich im Fotoalltag viel anfangen und das Zoom beweist ständig, dass Zuordnungen von Brennweiten zu bestimmten Motivgebieten zwar als Orientierungshilfe gut sind, aber ständig über den Haufen geworden werden, wenn man mit so einem Objektiv unterwegs ist.
Alle Beispielbilder können durch Klick in voller Größe geöffnet werden. Sie wurden allerdings beschnitten, um den Horizont gerade zu stellen und den Bildausschnitt gefälliger zu gestalten.
Architektur und Innenaufnahmen bringt man gern mit den kurzen Brennweiten in Verbindung, aber für ein Detail zoomt man dann eben doch einmal in den Tele-/Supertelebereich. Hier wie da ist positiv zu vermerken, dass Verzeichnung (die Durchbiegung gerader Linien am Bildrand nach innen oder außen), praktisch keine Rolle spielt. Architekturbilder mit langen Brennweiten aus größeren Entfernungen sind auch ein erprobtes Mittel gegen stürzende Linien!
Mit den langen Brennweiten verbunden ist das, was man gern als “Teleperspektive” bezeichnet. Es ist zwar keine Perspektive im eigentlichen Sinn, aber man weiß, was gemeint ist: die raffende Wirkung langer Brennweiten. Objekte, die weit weg sind, kommen zum einen groß ins Bild und es sieht aus, als stünden sie dicht an dicht, obwohl in Wirklichkeit einiger Platz dazwischen ist.
Auch Landschaftsaufnahmen sind einerseits eine Domäne der kurzen Brennweiten und auch hier gibt es eine Reihe von Situationen, in denen man gern mittlere oder lange Brennweiten verwendet. Man kann weit entfernte Motivdetails heranholen oder ein störendes Umfeld, das nicht zum Hauptmotiv passt, aus dem Bild schubsen.
Landschafts- und Naturfotografie sind einerseits unterschiedliche Motivgebiete. Wer aber wer bei Landschaftsaufnahmen die Augen offen hält stolpert fast zwangsläufig über Motive wie Blumen, Blätter oder auch mal interessante Steinformationen. Und hier kommen dann alle Brennweiten zu ihrem Recht, auch die kürzeste Einstellentfernung wenn man kleine Objekte groß ins Bild holen will.
Ob Architektur, Landschaft oder Natur – immer wieder werden Strukturen vor einem hellen Himmel im Bild sein. Das ist eine ideale Situation für das Entstehen von Farbsäumen an Hell/Dunkel-Kanten (chromatische Aberration). Aber das Sigma 18-300 mm ist dagegen praktisch immun.
Im großen Brennweitenbereich auch enthalten: Die so genannten Porträtbrennweiten zwischen 85 mm und 105 mm. Sie bringen tatsächlich sehr natürlich wirkende Porträts und ermöglichen einen für den Fotografen und das Modell angenehmen Arbeitsabstand. Mit dem Zoom kann man aber auch ein bisschen mehr ausprobieren. Zum Beispiel mit einer kürzeren Brennweite die Person in ihrem Umfeld zeigen. Oder man geht ein paar Schritte zurück, wählt eine längere Brennweite, um mit dem engeren Ausschnitt störenden Hintergrund aus dem Bildfeld zu schieben!
Sein größter Abbildungsmaßstab von 1:3 ist natürlich nicht nur in der freien Natur eine feine Sache. Damit kann man auch im häuslichen Umfeld eine Menge anfangen. Bei schlechtem Wetter bleibt man einfach zu Hause und geht dem Fotohobby nach, indem man Nah- oder Tabletop-Aufnahmen macht. Hier stößt dann aber auch der, wie gesagt: sehr gute, Bildstabilisator des Zoom an seine Grenzen und ein Stativ wird Pflicht.
Zum Schluss muss ich dem Superzoom als Allein-Objektiv in den Rücken fallen. Es ist mit einer Anfangsöffnung von 1:3,5-6,3 nicht sehr lichtstark. Das ist bei Objektiven dieser Klasse zwar einfach so (mehr Lichtstärke würde bedeuten: mehr Gewicht, mehr Größe und mehr Geld), aber manchmal ist eine richtig hohe Lichtstärke eine feine Sache. Die bekommt man, wenn man von der Ein-Objektiv- zur Zwei-Objektiv-Strategie wechselt und das Sigma 1,4/30 mm DC HSM | Art mit in die Fototasche packt!
Text und alle Bilder (c) Herbert Kaspar
Weiterführender Link
Sigma 1,4/30 mm DC | Art in der Praxis
Vielen Dank für diese sehr interessante Review! Ich habe mir gerade die Bilder in voller Größe angesehen und finde, dass das 18-300 mm f3.5-6.3 Contemporary von Sigma bei allen Brennweiten eine gute Bildqualität bietet. Die Lichtstärke reicht meines Erachtens in den meisten Fällen aus und notfalls kann man ein Weitwinkel mit einer größeren Blende wie eben ein 30 mm f1.4 als Ergänzung nützen.
Toller Beitrag und der Preis ?
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