Die Nikon Coolpix AW130 ist eine Allwetter-Outdoor-Kamera, gehört also in eine der Gruppen von besonderen Digital-Kompaktkameras, die den Angriff der Smartphone-Kameras überstehen werden (dazu mehr in einem Kommentar). Sie ist jetzt gut ein Jahr alt, aber weil unter den Frühjahrsneuheiten von Nikon kein Nachfolgemodell ist und das Wetter in letzter Zeit oft bescheiden war, bot es sich an, die AW130 jetzt einmal näher anzuschauen.
Natürlich wäre es mit lieber gewesen, die Nikon Coolpix AW130 auf den Malediven im warmen Wasser und am sonnenbeschienenen Strand zu testen, auch die Kanaren wären nicht schlecht gewesen. Aber das Leben ist kein Wunschkonzert, und Schnee, Niesel- und richtiger Regen sind zwar kein schönes, aber ein brauchbares Testumfeld für eine Kamera vom Schlage der Coolpix AW130.
Typ
Die Nikon Coolpix AW130 ist wasserdicht, darf bis zu 30 m tief tauchen und entsprechend haben auch Regen, Schnee, Sand, Staub oder Matsch keine Chance, in die Kamera zu gelangen. Dazu kommt, dass sie Stürze aus bis 2,1 m Höhe überstehen soll, also auch keinen Schaden nimmt, wenn sie irgendwo dagegen dotzt. Es fällt mir immer schwer, eine Kamera einfach so fallen zu lassen – aber ich habe mich überwunden. Vom horizontal ausgestreckten Arm (ich bin etwa eins fünfundachtzig) fiel sie dreimal nacheinander auf den Boden im Büro (belegt mit Tretford, anthrazit) und funktionierte weiterhin problemlos. (Ob ich das mit einer eigenen Kamera einfach mal so machen würde, weiß nicht. Eher nicht.)
Ins Outdoor-Umfeld gehört auch die Ausstattung mit GPS, Kompass, Höhenmesser und Luftdruckanzeige, dazu kommen eine Karte für die Anzeige des Standortes und die Anzeige von Sehenswürdigkeiten. GPS ist sehr gut zu gebrauchen, Abweichungen von 10 bis 50 m kamen allerdings vor. Auch der Kompass machte einen guten Eindruck, während ich mich mit dem Höhenmesser nicht so recht anfreunden konnte. Hammelburg liegt rund 180 bis 190 m hoch, und da die Redaktion nicht in einem der Hochhäuser untergebracht ist (die nach Hammelburg passen, wie die Faust aufs Auge – aber vom Ruhm ehemaliger Stadtbaumeister künden) wirkt die Anzeige von 270 bis 290 m nicht recht glaubhaft.
Gehäuse
Die Nikon Coolpix AW130 ist kompakt gebaut: ca. 111 mm breit, 66 mm hoch und 27 mm tief – an diesen Abmessungen ändert sich nichts, wenn man zoomt oder die Schärfe eingestellt wird, da sich das alles im Gehäuse abspielt. Es ist ein bisschen kantig, wirkt aber gefällig und liegt gut in der Hand. Der Griff könnte gern aus Gummi sein, statt aus Kunststoff, aber das ist OK. Das Gewicht von rund 220 g inkl. Akku und Karte spürt man praktisch nicht.
Einstellelemente
Auf der Oberseite findet man den Ein-/Ausschalter und den Auslöser, der so groß ist, dass man ihn auch mit Handschuhen gut drücken kann.
Die Einstellelemente auf der Rückwand sind deutlich kleiner, und entsprechend nur eingeschränkt handschuhtauglich (dazu gleich noch etwas). Mit der Vierwegewippe kann man die Blitzmodi, die Belichtungskorrekturfaktoren, den Makromodus und den Selbstauslöser aufrufen und dann die entsprechenden Einstellungen vornehmen.
Mit den vier Tasten außen herum lassen sich die Belichtungsbetriebsarten aufrufen, die Wiedergabe starten, Bilder löschen und das Hauptmenü öffnen. Es ist in fünf Blöcke unterteilt und gut strukturiert. Hier finden sich auch Einsteiger und Umsteiger von Smartphones schnell und gut zurecht.
Ganz oben auf der rechten Rückwandseite sind die Zoomwippe und der Movieauslöser untergebracht.
Auch auf der linken Schmalseite sind drei Einstellknöpfe untergebracht. Mit dem oberen kann man eine Karte und ggf. den eigenen Standort auf dem Monitor anzeigen lassen, mit dem zweiten die WLAN-Funktion und mit dem dritten die „Action-Bedienung“ aufrufen. Für die Action-Bedienung werden Icons auf der rechten Monitorseite angezeigt und man kann das gewünschte aufrufen, indem man die Kamera bewegt. Das ist praktisch, wenn man Handschuhe anhat, für die die Köpfe auf der Rückwand zu klein sind. Ganz unten ist kein vierter Knopf, sondern der Lautsprecher für die Filmwiedergabe zu finden.
Auf der rechten Schmalseite thront in der Mitte ein großes Rad, mit dem man das kombinierte Akku-/Speicherkartenfach ent- und verriegelt, in dem auch der HDMI- und USB-Port versteckt sind. Das Rad selbst ist ebenfalls verriegelt und lässt sich nur drehen, wenn man den zentralen Knopf drückt. Damit wird verhindert, dass man das Fach versehentlich öffnet und vielleicht doch Schmutz oder Feuchtigkeit ins Kamerainnere gelangen. Der Deckel ist mit einer kräftigen Dichtung versehen.
Wenn man vergessen hat, hier eine Speicherkarte (SD, SDHC und SDXC) einzulegen, stehen immer noch 473 MByte interner Speicher zur Verfügung. Das reicht für rund 70 bis 90 JPEGs in höchster Auflösung. Die Dateigrößen liegen hier zwischen 3,5 MByte und 7 MByte. Die Speicherung im RAW-Format ist nicht möglich.
Auf der Vorderseite sieht man von links nach rechts (von vorne gesehen) die „Kupplungszone“ für NFC-Geräte im Griff, den sehr schmalen Blitzreflektor, die AF-Hilfs- bzw. Videoleuchte, die sehr hell ist, und ein Stückchen weiter unten die Öffnungen für die Stereomikrophone. In der rechten oberen Ecke findet man das Objektiv.
Monitor / Sucher
Die linke Seite der Rückwand nimmt der OLED-Monitor ein. Mit 3“ und 921.000 RGB-Dots ist er in Ordnung. Leider kann man ihn nicht bewegen und bei hellem Licht ist das Bild manchmal nicht gut zu sehen.
Was fehlt, ist ein Sucher.
Objektiv / Stabilisator
Das Objektiv der AW130 ist ein 5x-Zoom mit einem Brennweitenbereich von 24 mm bis 120 mm [@KB]. Es lässt sich bis 50 cm scharfstellen, im Makromodus sogar bis 1 cm ab Schutzscheibe. Die Lichtstärke des Objektivs geht mit F2.8-4.9 in Ordnung. Gegen Verwacklungen kommt ein optischer Stabilisator zum Einsatz.
Scharfstellen
Die automatische Scharfstellung geht zügig vonstatten, ist durchaus schnappschusstauglich (wenn man sich daran gewöhnt hat, den Auslöser gleich kräftig durchzudrücken!). Will man selbst bestimmen, auf welches Motivdetail scharf gestellt werden soll, kann man mit einem zentralen Messfeld arbeiten , ein AF-Feld in einem Rahmen der ca. 2/3 des Bildfeldes abdeckt auf eine von 11 x 9 Positionen schieben, oder die Motivverfolgung aktivieren. In diesem Fall nimmt man das gewünschte Motivteil ins Messfeld, das jetzt noch in der Mitte liegt, und bestätigt die Wahl mit OK. Ab jetzt verfolgt das Messfeld das Motiv. Das funktioniert sehr gut, wenn das gewählte Detail kontrastreich ist und/oder kräftige Farben aufweist und die Bewegungen nicht zu hektisch sind. Auch wenn das Motiv das Bildfeld einen Moment verlässt, wird es beim Zurückkehren wieder erfasst. Dazu kommen noch die automatische Messfeldwahl und Porträt-AF. Mit bis zu drei Gesichtern habe ich es probiert und fast immer wurden sie schnell und sicher erkannt. Nur Sonnenbrillen, besonders verspiegelte, brachten die Gesichtserkennung aus dem Tritt.
Als AF-Modi stehen Einzel-AF, permanenter AF und Vorfokussierung zur Wahl. Letztere bringt einen Geschwindigkeitsvorteil, aber die permanent arbeitende Schärfenautomatik dürfte den Stromverbrauch erhöhen – was ich allerdings nicht quantifizieren kann.
Manuelles Fokussieren ist nicht vorgesehen.
Belichtungsmessung
Die Art der Belichtungsmessung lässt sich nicht beeinflussen, aber so, wie die AW130 es mit ihrer Mehrfeldmessung macht, ist es in den allermeisten Fällen in Ordnung. Nötigenfalls kann man Belichtungskorrekturfaktoren einstellen.
Belichtungssteuerung
Dass für die Belichtungssteuerung Zeit und Blende nicht vorgewählt werden können, ist schade. Wenn man die Automatik wählt, heißt das „Programmautomatik plus Einfluss auf Weißabgleich und Empfindlichkeit”. Entscheidet man sich für eines der 18 Motivprogramme oder die Vollautomatik, die von sich aus das passende Motivprogramm sucht, kann man nur die Bildgröße selbst einstellen.
Interessante Motivprogramme sind auf jeden Fall Schwenkpanorama (horizontal und vertikal), Unterwasser und Zeitrafferclip (fünf Varianten von 10 Min. bis 150 Min. inkl. Sternspuraufnahmen). Für „SocialWebster“: Food ist auch dabei.
Dazu kommen ein Weichzeichnermodus, das Smart-Porträt, das die Haut ein bisschen glatter und weicher macht und ein bisschen Sonnenbräune dazu zaubert.
Nach der Aufnahme kann man acht Effektfilter auf die Bilder anwenden. Der einzige, der mir gefällt, ist die Tontrennung, die einen gewissen Comic-Effekt erzeugt, aber das ist Geschmacksache.
Der Verschluss steuert Zeiten von 1/1500 Sek. bis maximal 4 Sek.
Weißabgleich
Der automatische Weißabgleich arbeitet zuverlässig. Gegebenenfalls kann man auf eine von fünf Vorgaben (Tages- und Kunstlicht, Leuchtstofflampe, bewölkter Himmel und Blitz) ausweichen oder den Weißabgleich manuell durchführen (einfach ein weißes Blatt Papier, besser natürlich eine WB-Karte aufnehmen). Die Wiedergabe von Hauttönen, Pflanzengrün und Himmelsblau ist natürlich.
Filmen
Schließlich gibt es noch den „richtigen“ Moviemodus (Full HD) und daraus abgeleitet die pfiffige „Kurzfilmvorführung“. Bis zu 15 Filmschnipsel à 2 Sekunden werden zu einem 30“-Film zusammengefügt und mit Musik unterlegt. Ob man verschiedene Melodien wählen kann, habe ich nicht gefunden – wahrscheinlich aber nicht.
Bildfolgefunktionen
Serienbilder sind möglich, und zwar mit ca. 7,5 B/Sek., wobei die Serie aber schon nach 5 Bildern mit voller Auflösung zu Ende ist. Es geht aber auch sehr viel schneller. Man kann entweder eine Frequenz von 60 B/Sek. oder eine von 120 B/Sek. erzielen. Allerdings sind die Bilder dann nur noch 1280 x 960 Pixel bzw. 640 x 480 Pixel groß, was andererseits fürs Teilen und Zeigen im Internet genug ist.
Sensor
Im Zentrum der AW 130 steht ein 16-MPix-CMOS-Sensor in BSI-Bauweise. Das heißt, dass die „Verdrahtung“ hinten liegt und die lichtempfindliche Fläche größer ist. Das ist wichtig, weil es sich um einen Sensor im 1/2,3“ Format (6,17 x 4,55 mm) handelt. Den Voll- und Motivautomatiken stehen Empfindlichkeiten von ISO 125 bis 1600 zur Verfügung, im normalen Automatikmodus kann man auch ISO 3200 und 6400 einstellen.
Abbildungsleistung
Wie sieht nun mit der Abbildungsleistung aus?
Wer glaubt, aus dem 1/2,3“-Zoll-Sensor die Leistung einer D5500 oder D7200 herausholen zu können, glaubt auch an den Osterhasen. Man kann es nicht, ebenso wenig bei anderen Kameras mit so kleinen Sensoren.
Die Abbildungsleistung passt aber zu einer Kamera, mit der man eher selten Stillleben oder plane Vorlagen aufnehmen wird und die man eher selten für ernsthafte Architekturfotografie nutzt.
Man setzt sie dort ein, wo man (zum Beispiel) mit der D5500 oder D7200 nicht hingeht, um dann Aufnahmen zu machen, die man ohne die AW130 nicht hätte machen können. Dass das Objektiv besonders bei den kurzen Brennweiten dann in den Ecken etwas weicher zeichnet, ist in der (Stadt-)Landschaft, bei Actionaufnahmen am Strand oder im Schneetreiben und natürlich auch unter Wasser nicht so wichtig. In der Mitte, da, „wo die Musik spielt“, ist es gut und wird beim Zoomen zu den langen Brennweiten sogar noch ein bisschen besser, wobei auch die Ränder mitziehen, aber nicht die Leistung der Bildmitte erreichen.
Die Vignettierung ist gut korrigiert, kann aber bei anfälligen Motiven sichtbar werden. Verzeichnung ist kein Thema.
Ein Thema ist dagegen das Rauschverhalten. ISO 125 und 200 sind noch sehr gut, bei ISO 400 macht sich Rauschen bemerkbar – aber nicht so sehr durch das bekannte Grisseln, sondern durch dessen Unterdrückung. Erste Details gehen verloren und je nach Motiv wirkt das Bild schon etwas weich. Bei ISO 800 ist dieser Effekt dann noch deutlicher. Schaut man das Bild im 100-%-Modus auf dem Monitor an (was, wie schon so oft gesagt, Unsinn ist) wirkt es verschwommen. Macht man es aber richtig und betrachtet die Bilder im Vollbildmodus, wirken sie deutlich besser. Das gilt auch für Ausdrucke bis A4. Bei ISO 1600 kommt die Rauschunterdrückung noch deutlicher zum Einsatz, und die beiden Höchstwerte sollte man wählen, wenn man sie wirklich braucht, weil man weder Stativ noch Blitz nutzen kann oder darf. Insofern ist es gut, dass man den Arbeitsbereich der ISO-Automatik in zwei Stufen auf ISO 125 bis max. ISO 400 bzw. ISO 800 einstellen kann.
Alles in allem
Auch wenn manueller Fokus sowie Zeit- und Blendenvorwahl fehlen, ist die Coolpix AW 130 ein sehr gelungenes Gesamtpaket für alle Outdoor- und Unterwasser-Fans, und dazu noch eine sehr praktische Zweitkamera für widrige Umstände (Staub, Schmutz, Sand) bei der Aufnahme – und natürlich für Sauwetter.
GUT – SEHR GUT – HERVORRAGEND – HERVORRAGEND PLUS
Text (c) Herbert Kaspar
Produktabbildungen (c) Herbert Kaspar
Interessiert Nikon Coolpix AW130?
Die Nikon Coolpix AW130 kann hier bestellt werden in ..
orange für 266,98 € (Stand 3. März. 2016)
schwarz für 259,94 € (Stand 3. März. 2016)
gelb für 269,- € (Stand 3. März. 2016)
blau für 269,- € (Stand 3. März. 2016)
camouflage für 262,99 € (Stand 3. März. 2016)
Praxisbilder
Ein Klick auf ein Beispielsbild bringt es in der vollen Größe von 4608 x 3456 Pixeln auf Ihren Monitor. Beachten Sie bitte, dass die Bildqualität, besonders die Farbwiedergabe, auch von den Einstellungen Ihres Monitors abhängt!
Alle Bilder sind unbearbeitete JPEGs aus der Kamera.
Fotos (c) Herbert Kaspar
Praxisbilder im H60-Modus (60 B/Sek. in der Größe 1280 x 960 Pixel)
Was hier ins Glas fällt und dann herumhüpft sind kleine bunte Kunststoffwürfel mit Buchstaben, die Kinder auf eine Kordel auffädeln und dann z. B. eine Kette mit ihrem Namen haben.
Die Aufnahmen wurden mit ISO 2500, F4.3 und 1/60 Sek. gemacht. Für diese Bilder wurde eine Tonwertkorrektur durchgeführt, um den Hintergrund noch satter schwarz ins Bild zu bekommen.
Fotos (c) Herbert Kaspar
Leser-Praxisbilder
Die folgenden Bilder stammen von d-pixx-Leser Christopher Keßler, der die Nikon Coolpix AW130 im d-pixx-Jubiläumspreisrätsel gewonnen hat und uns einige Aufnahmen sandte. Vielen Dank.
Ein Klick auf ein Beispielsbild bringt es in der vollen Größe von 4608 x 3456 Pixeln auf Ihren Monitor. Beachten Sie bitte, dass die Bildqualität, besonders die Farbwiedergabe, auch von den Einstellungen Ihres Monitors abhängt!
Alle Bilder sind unbearbeitete JPEGs aus der Kamera.
Fotos (c) Christopher Keßler
ISO-Reihe
Ein Klick auf ein Beispielsbild bringt es in der vollen Größe von 4608 x 3456 Pixeln auf Ihren Monitor. Beachten Sie bitte, dass die Bildqualität, besonders die Farbwiedergabe, auch von den Einstellungen Ihres Monitors abhängt!
Alle Bilder sind unbearbeitete JPEGs aus der Kamera.
Fotos (c) d-pixx
Weiterführende Links
Nikon AF-S Nikkor 24-70 mm F2.8 E ED VR – Test / Praxisbilder
Nikon AF-S Nikkor 70-200 mm 1:4 G ED VR – Test / Praxisbilder
Nikon Coolpix S9900 – Test / Praxisbilder
Nikon Coolpix S9900 – ISO-Reihe
Nikon D7200 – ISO-Reihe
Nikon D5500 – Test / Praxisbilder / ISO-Reihe