Dass manche Bilder besser wirken als andere, liegt oft an einem geplanten Bildaufbau, dem schon bei der Aufnahme Aufmerksamkeit geschenkt wurde. In einer kleinen Serie schauen wir, welche Grundregeln für einen guten Bildaufbau beherzigt – oder auch einmal über den Haufen geworfen werden sollten. Weiter geht es mit Diagonalen im Bild.
Wir haben uns in der letzten und vorletzten Ausgabe damit beschäftigt, unsere Bilder durch gezielte Positionierung von horizontalen und vertikalen Linien zu gestalten. Diese Linien brachten uns bisher grafisch sehr ausgewogene Bilder, die aber bisher noch so gut wie keine Beziehung zwischen den einzelnen Tiefen-Ebenen unserer Bilder mitgebracht haben.
An dieser Stelle kommt nun eines der mächtigsten Mittel der Bildgestaltung hinzu: die Diagonale. Ist sie gut und richtig gesetzt, zieht sie den Blick des Betrachters förmlich in das Bild hinein. Ist sie perfekt gesetzt, zieht sie den Blick des Betrachters direkt auf den Hauptpunkt des Bildes und lässt ihn auch dort verharren. Der Fotograf hat in diesem Fall dann alles richtig gemacht und ein perfekt gestaltetes Foto geschaffen.
Häufig liest man, dass die alte Regel, Diagonalen sollten immer von links nach rechts aufsteigen, inzwischen überholt ist, weil in der heutigen Fotografie ohnehin so gut wie alles erlaubt sei. So ganz vom Tisch ist die Regel allerdings immer noch nicht. In den meisten Fällen empfindet man eine von links aufsteigende Linie tatsächlich als angenehmer als eine, die nach rechts unten abfällt.
Das Gestalten mit Diagonalen fängt eigentlich an der Stelle an, wo irgendeine diagonale Linie irgendwie in das Bild führt. Dass das auch wirklich eine Linie sein kann, zeigt mein Beispiel 1 und auf ähnliche Weise auch Bild 2. Bei Bild 1 führt der weiße Seitenstreifen aus der Bildecke heraus in das Bild, hat aber kein konkretes Ziel und biegt vor dem Horizont nach links ab.
Die Außenlinien der Straße von Bild 2 führen ganz klassisch in das Bild, lassen ihr Ziel aber ebenfalls offen, steuern also keinen bildwichtigen Punkt an und lassen daher den Betrachter dadurch automatisch den Rest des Bildes inspizieren.
Überträgt man das auf Landschaftsfotos, landet man bei Ergebnissen wie beiden Fotos in Bild 3, sie sind sauber gestaltet, treiben aber einem Juror noch keinen Glanz in die Augen. Interessanter wird es, wenn wir jetzt unsere Basics aus den vorherigen beiden Folgen einbringen und die Bildgestaltung mit horizontalen und vertikalen Linien um eine Diagonale ergänzen.
Bild 4 ist eine klassische Aufnahme, bei der die Bildgestaltung stimmt. Der Leuchtturm von Westerheversand liegt auf einem Schnittpunkt von zwei Drittel-Linien und ein Entwässerungsgraben führt aus einer Ecke heraus in das Bild. Dieses Bild empfindet man automatisch als harmonisch, weil mehrere Grundregeln der Gestaltung eingehalten wurden. Durch die Diagonale wird der Blick des Betrachters förmlich in das Bild hineingezogen.
Ich möchte an dieser Stelle noch einmal das Thema „auf- oder absteigend“ aufgreifen. Welche Version in Bild 5 wirkt angenehmer: das Bild mit der aufsteigenden oder das mit der fallenden Diagonale?
Der nächste Step zum perfekten Einsatz der Diagonale sind z. B. die Motive in Bild 6 und 7. Hier führt die Diagonale jeweils genau zum Schnittpunkt zweier bildwichtiger Linien, hier jeweils zwei Drittel-Linien.
In der Königsklasse in der Gestaltung mit Diagonalen spielt man, wenn die harmonisch ins Bild führende Diagonale direkt zum Hauptdarsteller des Bildes, der auch noch durch zwei Dritellinien perfekt im Bild sitzt, führt. In Bild 8 , fotografiert im Hafen von Althagen auf dem Darss führen alle bildwichtigen Linien genau zum Schiff.
Text und alle Bilder © Ralf Wilken
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