Je nachdem, was auf dem Plan steht, bin ich gern mal mit zwei Gehäusen und vier oder fünf Objektiven unterwegs … oder einfach mit einem lichtstarken Standardzoom*.

* Ehe Nachfragen kommen: natürlich an einem Gehäuse!

Wenn Sie ein gutes Gedächtnis haben und fleißig die Artikel hier auf der Homepage lesen, kennen Sie die Einleitung vielleicht: Sie steht genauso in meinem Beitrag „Making of … Herbststimmung mit dem Sigma 28-105mm 1:2,8 DG DN | Art“.

Dort wird auch das Objektiv erwähnt, um das es hier geht: Sigma 24-70mm 1:2,8 DG DN II | Art.

Das 28-105 und das 24-70 sind unterschiedliche Ausprägungen eines Objektivtyps … des universell einsetzbaren lichtstarken Standardzooms.

Das Sigma 24-70mm 1:2,8 DG DN II | Art umspielt wie alle 24-70er die 50-mm-Standardbrennweite bis zum Beginn der Superweitwinkel und kommen am oberen Ende recht nah an die Porträtobjektive. Entsprechend umfasst der Einsatzbereich Architektur, Innenräume, Landschaften und Stadtlandschaften, Natur, Einzelpersonen und Gruppen, Übersichten beim Sport und vieles mehr.

Wer also sehr große Bildwinkel bis 84°, sehr große Schärfenzonen und steile Perspektiven bevorzugt, findet im 24-70 mm ein top Objektiv (Note „Exzellent“ in d-pixx foto 3/2024).

Wer auf der einen Seite mit einem größten Bildwinkel von rund 75° auskommt, dafür aber auf der anderen Seite in den Bereich der Porträtbrennweiten vorstoßen möchte (knapper Bildausschnitt, schmale Schärfenzone), ist mit dem ebenfalls hervorragenden Sigma 28-105mm 1:2,8 DG DN | Art bestens ausgerüstet. 

Vollformat-/Kleinbildzooms mit einem Brennweitenbereich von 24-70 mm und einer Lichtstärke von 1:2,8 sind klassische Allround-Immer-dabei-Objektive. Das Sigma 24-70 mm 1:2,8 DG DN II | Art ist die neueste Version so eines  Klassikers von Sigma.

Das Vorgängermodell von 2019 war das erste 24-70er von Sigma, das speziell für spiegellose Vollformatkameras mit L-Mount und Sony E-Mount entwickelt worden war (DG DN). Dessen Vorgänger vom Februar 2017 wurde als DG OS HSM Typ für Spiegelreflexkameras mit Canon EF-, Nikon F- und Sigma SA-Bajonett angeboten.

Einschub für alle, die mit den Sigma Objektivbezeichnungen nicht vertraut sind:

  • DG steht für Objektive, die für Vollformatsensoren gerechnet wurden.
  • DN steht für Objektive, die für spiegellose Systemkamera entwickelt wurden.
  • Art steht für Objektive, die auf hohe Leistung auch ohne Korrekturen durch die Firmware der Kamera und auf hohe Lichtstärke getrimmt sind, dafür aber auch ein bisschen größer und schwerer ausfallen dürfen.

Im Laufe der Jahre haben die 24-70-mm-Zooms von Sigma deutlich abgespeckt. Bei den drei oben genannten geht es von ca. 1020 g über 830 g bis aktuell 745 g.

Die neueste Version ist damit zwar die leichteste, aber nicht die kleinste. Alle drei genannten Objektive haben einen Durchmesser von 88 mm und das leider große Filtergewinde von 82 mm. Die Längen sind der Reihe nach 108 mm, 125 mm und jetzt 121 mm.

Beim Zoomen nimmt die Länge des neuen Objektivs zu. Das spielt für die Handhabung aber keine Rolle, das Zoom liegt bei jeder Brennweite gut und ausgewogen in der Hand.

Bei 70 mm Brennweite ist das Zoom 154 mm lang, bzw. 194 mm mit aufgesetzter Streulichtblende.

Der größte Teil des gegen Staub und Spritzwasser abgedichteten Tubus ist geradlinig designt. Ausnahmen sind die Frontfassung mit dem größten Durchmesser, wo die mitgelieferte Vier-Segment-Streulichtblende angesetzt wird, und der Übergang zum Bajonett, wo der Tubus sich konisch verjüngt

Es gibt drei Einstellringe.

Ganz vorn liegt der Fokusring, der sich geschmeidig drehen lässt, wenn man ihn braucht – was wegen des guten Zusammenspiels mit dem AF der Sony A7 II und A7 IV nicht oft der Fall ist. Um zwischen AF und MF zu wechseln, weist das Zoom einen Schalter vorne links auf.

Die kürzeste Einstellentfernung liegt bei 17 cm bei 24 mm bis 34 cm bei 70 mm und die entsprechenden größten Abbildungsmaßstäbe sind 1:2,7 bis 1:4. Ein echtes Makroobjektiv wird dadurch nicht ersetzt, aber man kann sehr schön im Nahbereich fotografieren. (Für Makrofans gibt es bei Sigma das ausgezeichnete 105mm 1:2,8 DG DN | Art)

Der in der Mitte liegende Zoomring läuft etwas strammer, macht die exakte Wahl der Brennweite aber gleichermaßen schnell und exakt möglich.

Auf der freien Fläche zwischen Fokus- und Zoomring liegen zwei konfigurierbare Fn-Tasten, die man bei Quer- und Hochformataufnahmen gut mit den linken Daumen erreichen kann.

Ganz hinten ist der Blendenring angeordnet. Mit dem Click-Schalter auf der linken Seite lässt sich einstellen, ob der Ring sich stufenlos, und damit auch geräuschlos, dreht, oder ob er sicher und sehr leise klickend in Drittelstufen rastet.

Die kleinste Blende ist 22.

Mit einem nicht gekennzeichneten Schalter auf der rechten Seite kann man den Blendenring entweder in der A-Position verriegeln oder verhindern, dass er in die A-Position gelangt.

Technisch gesehen bringt Blende 2,8 gegenüber kleineren Blenden kürzere Verschlusszeiten. Bei guten Lichtverhältnissen ist das gut für Fotos, in denen eine Bewegung eingefroren werden soll, bei wenig Licht für unverwackelte Freihandhandaufnahmen.

Auf der kreativen Seite bringt Blende 2,8 eine schmalere Schärfenzone, was natürlich mit der „langen“ Brennweite im Nahbereich für sehr schöne Freisteller sorgt, die auch beim Sigma 24-70mm 1:2,8 DG DN | Art durch ein schön samtiges Bokeh unterstützt werden.

Aber auch über mittlere Entfernungen sorgt die offene Blende des Zooms für stimmungsvolle Unschärfen, wobei natürlich die Abstände zwischen der Kamera und dem Motivteil im Fokus einerseits und zwischen der Fokusebene und dem Hintergrund andererseits eine wichtige Rolle spielen.

 

HINWEIS Durch einen Klick auf eines der folgenden Praxisbilder kommt es in einer Breite /Höhe von 1800 Pixeln auf Ihren Monitor.

Wenn wir von Hammelburg im oberen Unterfranken auf der A7 nach Norden oder von dort wieder zurückfahren, kommen wir an Fulda vorbei. Dieses Mal ging es auf Mittag zu und das Wissen, dass es in der Altstadt hübsche Lokale mit leckeren Speisen gibt, bewog uns dort abzufahren.

Bei allen (gut: fast allen) Fahrten ist eine Kamera dabei. An diesem Sonntag die Sony A7 II mit dem Sigma 24-70mm 1:2,8 DG DN II | Art … nicht für einen Test, der ist ja schon gelaufen, sondern einfach so.

Nein – ich habe damit nicht unser Essen fotografiert (nur mit dem Handy, um den Daheimgebliebenen den Mund wässrig zu machen – so albern darf man auch jenseits der 70 sein).

Bei einer kleinen Runde durch die besuchenswerte Altstadt kamen Kamera und Objektiv natürlich doch zum Einsatz – am frühen Nachmittag. Dass man zu dieser Zeit nicht fotografieren sollte, sondern nur morgens und abends gehört zu den Mythen der Fotografie – wie etwa auch, dass durch manuelles Einstellen von Blende, Verschlusszeit und Fokus bessere Bilder entstünden.

Ein interessantes Gebäude findet man am Eingang zur Altstadt – das „Altstadt Carree“, das Arztpraxen und eine Apotheke beherbergt. Deren Schaufenster wollte ich nun nicht unbedingt im Bild haben, sondern nur die schnörkellose Fassade mit dem „runden Eck“. Apropos “Eck” … Eckläufer, also Linien, die in Bildecken landen, sind deutlich überschätzt, aber ab und zu dürfen sie sein.

@ 30 mm | ISO 200 | F3,2 | 1/800 Sek. +0,7 EV

Das genaue Gegenteil findet man dann ein paar Schritte (gut: laut Google Earth sind es rund 330 m) weiter: Die barocke Fassade der Stadtpfarrkirche Sankt Blasius.

@ 24 mm | ISO 200 | F5,6 | 1/1250 Sek. | +0,3 EV

Natürlich könnte ich weiter zurück gehen – aber ich tue es nicht und hole mit 24 mm und Hochformat bewusst stürzende Linien ins Bild. Die teils kräftigen Schatten sorgen dafür, dass die Fassade fast dreidimensional ins Bild kommt.

Auch im Innenraum (Barock ist nicht meins, aber da er hier nicht überladen daherkommt gefällt mir das Kirchschiff) kommen 24 mm und Hochformat zum Einsatz, um den Raum einzufangen, …

@ 24 mm | ISO 320 | F4 | 1/60 Sek. | +0,7 EV

… während ich für eine Übersicht der Orgel auf rund 45 mm zoome und die Kamera ins Querformat schwenke.

@ 45 mm | ISO 2000 | F4 | 1/60 Sek. | +0,7 EV

Im Hinausgehen dann noch ein Bild aus geringer Entfernung. Glück gehabt: Der Schatten erfasst den rechten Rand des Schlosses nicht.

@ 65 mm | ISO 200 | F3,5 | 1/2500 Sek. | -0,7 EV

Wieder nur ein paar hundert Meter weiter wartet ein ganz anderes Schloss: das Stadtschloss. Hier ist der Schatten auf der rechten Seite nun doch störend, aber in Adobe Photoshop lässt sich das ein ganzes Stück zum Besseren drehen …

@ 24 mm | ISO 200 | F9| 1/640 Sek.

… und in der „Nahaufnahme“ wirkt er schon wieder positiv, weil er die Struktur herausarbeitet.

Im Innenhof erregen ein junger Mann und sein Pferd unsere Aufmerksamkeit.

Da wir als Franken mit Wein aufgewachsen sind, können wir uns zusammenreimen, was es mit den beiden auf sich hat. Das Hochstift Fulda hatte seinerzeit Weinberge im fernen Rheingau. Von dort brachte ein reitender Bote Trauben nach Fulda und wenn sie dort für gut befunden wurden, ritt er zurück und überbrachte die Erlaubnis zum Beginn der Lese.

@ 48 mm | ISO 200 | F2,8| 1/400 Sek. | +0,3 EV
@ 48 mm | ISO 200 | F2,8 | 1/80 Sek. | +0,3 EV

Einmal kam er zu deutlich spät (ob er wirklich ein paar Wochen mit seiner Liebsten verbrachte, ist nicht geklärt) und löste damit die erste Spätlese aus, die zu einem besonders guten Wein führte.

An das Stadtschloss schließt sich der Schlossgarten mit der Orangerie an, an der ich den Unterschied zwischen 24 mm und 70 mm ausprobiere.

@ 24 mm | ISO 200 | F5,6 | 1/800 Sek. | +0,7 EV
@ 70 mm | ISO 200 | F5,6 | 1/00 Sek. | +0,7 EV

Von hier fällt der Blick durch die Bäume auf das Wahrzeichen Fuldas – den Dom St. Salvator, auch er ein Bauwerk des Barock.

@ 28 mm | ISO 200 | F5,6 | 1/800 Sek. | +0,7 EV

Er liegt deutlich tiefer als die Straße in die Innenstadt und daher ist es kein Problem, die imposante Fassade ohne stürzende Linien ins Bild zu bekommen.

@ 49 mm | ISO 200 | F5,6 | 1/500 Sek. | +0,7 EV

Anders dann im Innenraum – auch hier präsentiert sich der Barock vergleichsweise schlicht.

@ 24 mm | ISO 640 | F8 | 1/60 Sek. | +0,7 EV

Die Kirchenbänke mit ihren Schnitzereien fordern dann geradezu die ganz offene Blende und die damit verbundene schmale Schärfenzone.

@ 46 mm | ISO 200 | F2,8 | 1/100 Sek. | -0,7 EV

Draußen erregt dann eine moderne Lampe unsere Aufmerksamkeit  – zum einen wegen der fotogenen Form, zum anderen, weil die Glaskugeln verblüffend sauber sind.

@ 31 mm | ISO 200 | F2,8 | 1/1250 Sek. | +1 EV

Von hier aus machen wir uns (es ist doch recht frisch) auf den Weg zurück zum Auto.

Wir kommen am „Hotel zum Ritter“ vorbei (ich könnte natürlich einen anderen Himmel einsetzen, tue es aber nicht) …

@ 38 mm | ISO 320 | F8 | 1/60 Sek. | +1 EV

… an den tollen Fassaden des „Gasthof zur goldenen Krone“ und der „Drogerie zum Krokodil“ …

@ 24 mm | ISO 200 | F5,6 | 1/160 Sek.
@ 24 mm | ISO 200 | F2,8 | 1/640 Sek.

… und an nicht so spektakulären, aber fotografierenswerten Alltagsmotiven.

@ 38 mm | ISO 200 | F5,6 | 1/100 Sek.
@ 42 mm | ISO 1000 | F8 | 1/1000 Sek.

Während des ganzen Weges habe ich immer wieder nach oben geschaut, einige alte Schilder für meine Sammlung eingefangen (und mir gewünscht, eine längere Brennweite dabeizuhaben … aber aus den 6000 x 4000 Pixeln lassen sich dank der exzellenten Abbildungsleistung gut engere Ausschnitte herausholen).

@ 70 mm | ISO 200 | F5,6 | 1/1000 Sek. | CROP
@ 67 mm | ISO 200 | F4 | 1/1250 Sek. | +0,3 EV | CROP

Und auch bei einem Blick nach unten wurde ich fündig … vielleicht der Start einer neuen Sammlung.

@ 26 mm | ISO 200 | F2,8 | 1/1000 Sek. | +0,3 EV

Sammeln mit der Kamera ist, nebenbei bemerkt, eine gute Sache, um den „Ich-weiß-nicht-was-ich-fotografieren-könnte-Blues“ zu überwinden.

Zum Schluss zwei Hinweise.

Das Sigma 24-70mm 1:2,8 DG DN | Art ist sehr viel vielseitiger als hier angesprochen.

Nach oben schließt das Sigma 70-200mm 1:2,8 DG DN | Sports nahtlos an. Ein Making of … finden Sie hier.

 

 

TEXT UND ALLE FOTOS © HERBERT KASPAR

ARBEITS-FOTOS © HEIDI KASPAR

 

ES IST UNTERSAGT, HIER GEZEIGTE BILDER ZUM TRAINING VON KI ZU NUTZEN.

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