Mit dem Sigma 28-105 mm 1:2,8 DG DN | Art erweitert Sigma das Angebot um ein “langes Standardzoom” als Alternative zum Sigma 24-70 mm 1:2,8 DG DN | Art II. Ich konnte die Version mit E-Mount testen.
Neulich erst brachte Sigma den Klassiker der Standardzooms in einer neuen Version, das Sigma 24-70 mm 1:2,8 DG DN | Art. Parallel wurde ein hoch lichtstarkes Standardweitwinkel- oder Weitwinkelstandardzoom präsentiert, das Sigma 28-45 mm 1:1,8 DG DN | Art.
Kurz darauf wurde ein weiteres Standardzoom vorgestellt, das Sigma 28-105 mm 1:2,8 DG DN | Art. Und damit finden nun alle, die Superweitwinkel bevorzugen wie auch alle, die eher im Bereich der kurzen Tele zugange sind, ein Zoom der Art Familie, das die durchgehende Lichtstärke von 1:2,8 aufweist.
Mit den „Mehrbrennweiten“ zwischen 70 mm und 105 mm bietet das neue Zoom zum Beispiel mehr Möglichkeiten im Bereich von Porträts, es lassen sich Details aus Motiven herauslösen und bei 105 mm und Blende 2,8 ist die Schärfenzone (bei gleicher Entfernung) erkennbar schmaler als bei 70 mm und Blende 2,8.
Wie die beiden anderen ist das 28-105 mit L-Mount oder Sony E-Mount für Vollformat im Angebot – und wie die beiden anderen ist es ein wuchtiges Objektiv (in diesem Umfeld ist dieser Beitrag hier auf der Homepage angesiedelt).
Das 28-105 mm ist mit E-Mount in der Redaktion. Diese Variante ist bei 28 mm rund 158 mm lang und wächst beim Zoomen zur längsten Brennweite auf rund 203 mm.
Allerdings ist damit keine wesentliche Verlagerung des Schwerpunktes nach vorn verbunden. Scharfstellen hat wegen Innenfokussierung keinen Einfluss auf die Länge.
Setzt man die wirksame 4-Segment-Streulichtblende an das Zoom, kommen rund 42 mm dazu. Dass sie mitgeliefert wird, ist einen „Daumen hoch“ wert. Auch dass sie mit einer Sperre gegen versehentliches Abstreifen versehen ist, ist gut – aber keine Besonderheit, viele andere Objektive weisen dieses Ausstattungsdetail auch auf.
Der geradlinig designte Tubus weist einen Durchmesser von etwa rund 84 mm auf und wird erst kurz vor dem Bajonett schlanker.
Damit verbunden ist ein Filtergewinde mit 82 mm.
Das Gewicht liegt bei 990 g – das ist nicht wenig, aber angesichts des Brennweitenbereichs und der durchgehend hohen Lichtstärke völlig in Ordnung.
Die Variante mit L-Mount ist 1 mm kürzer und 5 g leichter, was aber für die Kaufentscheidung keine Rolle spielen wird – L-Mount-Objektive passen nicht an die DSLMs von Sony und E-Mount-Objektive nicht an die Kameras von Leica, Panasonic und Sigma.
Der Tubus ist gegen Staub und Spritzwasser abgedichtet und die Vergütung der Frontlinse macht es möglich, Wasser und Schmutz problemlos zu entfernen (ein weiches Tuch ist dabei natürlich Voraussetzung).
Die Einstellelemente des Zooms geben keine Rätsel auf.
Ganz vorn liegt der fein geriffelte Fokusring, der den AF-Motor für die Scharfstellung nutzt. Das E-Mount-Zoom unterstützt auch die Direct-Manual-Focus-Funktion von Sony. Wie man es von anderen Objektiven mit gleicher MF-Funktion kennt, funktioniert das bei Bedarf sehr gut. Der Ring lässt sich sehr leicht drehen, ohne dass die Präzision darunter leidet.
Der Bedarf dürfte eher selten bestehen. Das Zusammenspiel mit den AF-Einheiten einer Sony A7 II und Sony A7 IV gab zu keinerlei Beanstandungen Anlass – die Schärfe steht schnell und trifft auch bei ganz offener Blende punktgenau.
Dazu gehört auch, dass der Motor („High Response Linear Actuator“) praktisch geräuschlos arbeitet, was in erster Linie bei Videoaufnahmen wichtig ist. Aber auch Fotoaufnahmen in ruhigen Umgebungen profitieren davon.
Bei allen Brennweiten kann bis 40 cm fokussiert werden. Das bedeutet bei 105 mm einen größten Abbildungsmaßstab von 1:3,1.
Focus Breathing ist sehr gut unterdrückt!
Hinter dem Fokusring sind zum einen die beiden AFL-Tasten untergebracht. Sie sind so angeordnet, dass man sowohl bei Quer- wie auch bei Hochformataufnahmen einen mit dem linken Daumen drücken kann. Im Kameramenü kann man die Funktion ändern.
Zum anderen findet man auf der Fläche hinter dem Fokusring zwei Schalter.
Mit dem einen wechselt man zwischen AF und MF.
Der andere dient dazu, den Zoomring in der 28-mm-Position zu verriegeln. Ob das nötig ist, wird sich im Laufe der Zeit zeigen – beim neuen Objektiv war kein Kriechen der Brennweite festzustellen, wenn das Objektiv senkrecht nach unten zeigte.
Es folgt der Zoomring, auf dem die Brennweiten 28 – 35 – 50 – 70 – 105 markiert sind.
Der Ring läuft mit einer guten Mischung aus Widerstand und Leichtgängigkeit, so dass man den gewünschten Bildausschnitt jederzeit exakt einstellen kann.
Schade, dass man die Feststelltaste nur für 28 mm verwenden kann. Würde die bei jeder Stellung des Zoomrings wirksam, könnte man Aufnahmeserien mit einer festgelegten Brennweite machen ohne Gefahr zu laufen, sie versehentlich zu verstellen.
Ganz hinten liegt der Blendenring, der zwischen 2,8 und der kleinsten Blende 22 sauber in Drittelschritten einrastet und für Aufnahmen mit Blendenautomatik die A-Position aufweist.
Zwei Schalter wirken auf den Blendenring.
Mit dem einen lässt sich die Klickfunktion deaktivieren. Da der Blendenring nun geräuschlos gedreht werden kann, ist das für Videoaufnahmen wichtig. Mit der anderen kann man den Blendenring in der A-Position verriegeln oder verhindern, dass man ihn in versehentlich in diese Stellung bringt.
Der optische Aufbau umfasst in 13 Gruppen 18 Elemente, darunter 5 Asphären und 3 Linsen aus besonderen Gläsern.
Was fehlt, sind beweglich gelagerte Linsen für einen Bildstabilisator – aber das ist kein Beinbruch. Die Stabilisatoren der Sony A7 II und A7 IV machen mit dem 28-105 einen guten Job.
Wer ein Objektiv mit Lichtstärke 1:2,8 kauft, möchte es auch bei voller Öffnung können – und kann es auch.
Bei ganz normalen Motiven mit einer gewissen Tiefenstaffelung kann man das 28-105 bei allen Brennweiten und von Blende 2,8 bis 8 nutzen und top Werte für Auflösung und Kontrast über das gesamte Bildfeld erwarten, Blende 11 und 16 sind nur minimal schwächer Erst bei Blende 22 macht sich dann die Beugung bemerkbar.
Besonders bei den Brennweiten ab 50 mm überzeugt das Zoom auch durch ein schön weiches Bokeh.
Vignettierung und Verzeichnung spielen keine Rolle.
Die typischen Bildsäume der chromatischen Aberration können in den Bildecken auffallen, wenn dort sehr kontrastreiche Motivteile angeordnet sind.
Gegenlicht ist für das 28-105 kein Problem. Selbst helle Lichtquellen am Bildrand und im Bild führen nicht zu Reflexen oder Überstrahlungen.
Bei allen Aufnahmen waren die Korrekturmöglichkeiten der Kameras aktiviert (dafür sind sie da), RAW-Bilder wurden in der aktuellen Version von Adobe Camera Raw entwickelt.
Alles in allem ist das Sigma 28-105 mm 1:2,8 DG DN | Art nicht nur ein sehr vielseitig einsetzbares Zoom sondern besticht auch durch hervorragende Leistung, die schon bei der größten Öffnung zur Verfügung steht.
TEXT UND BILDER © HERBERT KASPAR
BEWERTUNG SIGMA 28-105 MM 1:2,8 DG DN | ART
GUT – SEHR GUT – HERVORRAGEND – HERVORRAGEND PLUS – HERVORRAGEND DOPPEL PLUS – EXZELLENT
PRAXISBILDER
Ein Klick auf eines der Praxisbilder bringt es mit einer Länge von 1800 Pixeln über die lange Seite auf Ihren Bildschirm. Die Bildgröße wurde im aktuellen Adobe Photoshop reduziert.
Die Praxisbilder wurden mit einer Sony A7 II und einer Sony A7 IV aufgenommen.
Die Originalbilder aus der Sony A7 II sind 6000 x 4000 Pixel groß.
Die Originalbilder aus der Sony A7 IV sind 7008 x 4672 Pixel groß.
Beachten Sie bitte, dass die Bildqualität, besonders die Farbwiedergabe, auch von den Einstellungen Ihres Monitors abhängt!