Nach dem Test mit dem Ergebnis „Exzellent“ begleitete uns das lichtstarke Sigma Zoom auf einem leider zu kurzen Trip ins südliche Dänemark.

Vorab: Ein Klick auf eines der Bilder bringt es in einer Breite bzw. Höhe von 1800 Pixeln auf Ihren Bildschirm. 

Wenn wir die Räume der Redaktion schon mal hinter uns lassen, um zuerst in Sankt Peter-Ording einen Workshop mit 13 Leserinnen und Lesern durchzuführen (schon mal „Danke für die schöne Zeit mit euch“ – der Nachbericht kommt nächste Woche) und dann für ein paar Tage ins süddänische Blåvand zu fahren, dann muss sich das in Sachen Bildausbeute auch lohnen.

Und wenn schon ein Sigma 28-45 mm 1:1,8 DG DN | Art vom Test noch in der Redaktion ist, wäre es unsinnig, es dort zurückzulassen. Ein Plätzchen im vollgepackten Auto für das Zoom und meine Sony A7 II mit Batteriegriff wird sich doch noch finden lassen … und lässt sich auch finden. Ein Lob dem Erfinder der umklappbaren Rückbanklehne …

Und so kommt dann auch das Sigma 28-45 mm 1:1.8 DG DN | Art in Blåvand und Esbjerg zum Einsatz – ein Objektiv mit einem auf den ersten Blick eher ungewöhnlichen Brennweitenbereich. Auf den zweiten Blick sieht man in dem Zoom dann ein universelles Standardweitwinkel, eigentlich sogar das aktuell universellste Standardweitwinkel, da es zum einen die klassische 35-mm-Brennweite umspielt und das zum anderen mit einer hohen Lichtstärke verbindet!

Ab hier lasse ich den langen Namen weg und das Zoom heißt einfach nur „28-45“!

Die Buchstaben „DG“ und „DN“ zeigen an, dass das Zoom vollformattaugleich ist und für Spiegellose Kamera gerechnet wurde und der Zusatz „Art“ weist darauf hin, dass es auf hervorragende Abbildungsleistung auch ohne Hilfe des Bildprozessors getrimmt wurde.

Bei Sigma Objektiven der Familie „Contemporary“ wird darauf geachtet, dass sie kompakt und leicht sind – wie etwa das Sigma 16-28 mm 1:2,8 DG DN | Contemporary, mit dem ich in Schweinfurt Architektur fotografierte oder das Sigma 28-70 mm DG DN | Contemporary, das mich bei einem Stadtbummel durch Bad Kissingen begleitete.

Bei der Entwicklung von Objektiven der „Art“-Familie stehen Kompaktheit und geringes Gewicht von vornherein nicht im Pflichtenheft. Wenn so ein Objektiv wuchtig ausfallen muss, um top Qualität zu erreichen, dann ist das eben so …

Beim 28-45 musste es wohl sein. Mit einer Länge von 154 mm, die beim Fokussieren und Zoomen gleichbleibt, einem Durchmesser von 88 mm (Tubus) bzw. 106 mm (Streulichtblende) und einem Gewicht von 950 g ist es definitiv kein zierliches Leichtgewicht. Dafür ist es aber definitiv durchgehend lichtstark (1:1,8 bei allen Brennweiten). Zudem bietet es bei allen Brennweiten und Blenden über das ganze Bildfeld eine Leistung, die ihm im Test die Bestnote „Exzellent“ einbrachte.

Beim Fotografieren ragt es dann 191 mm vor das Kamerabajonett, da die mitgelieferte 4-Segment-Streulichtblende dafür natürlich richtig herum angesetzt wird.

Die Werte gelten für das Objektiv mit E-Mount, das ich an meiner guten alten Sony A7 II mit Batteriegriff eingesetzt habe – eine Kombi, die gut in der Hand liegt. (Die Variante mit L-Mount ist 2 mm kürzer und 10 g schwerer).

Was ist am 28-45 zu finden? Ganz vorn Fokusring, dahinter zwei AF-Lock/Fn-Tasten, dahinter dann zunächst der Zoom- und dann der Blendenring. Mit einem Schalter kann man entweder verhindern, dass man den Blendenring in die A-Position dreht oder ihn in dieser Position verriegelt. Mit einem zweiten Schalter kann man die Klickfunktion aktivieren – der Ring rastet sauber in Drittelschritten – oder ausschalten, was alle, die Videos aufnehmen, zu schätzen wissen. Dazu kommt noch der AF/MF-Umschalter. Ich hatte die MF-Funktion im Test natürlich ausprobiert, aber in der Praxis habe ich mich auf die gute Zusammenarbeit des AF-Systems der A7 II mit dem HRLA-Motor verlassen. Dass HRLA für High-Response Linear Actuator steht, ist gut zu wissen – noch besser zu wissen ist aber, dass dieser Motor die Kommandos der Kamera sehr schnell und sehr leise umsetzt.

 

Wir haben schon einige Urlaube in der südwestlichsten Ecke Dänemarks verbracht und wissen zum einen, dass das Fiskeri- og Søfartmuseet (Fischerei und Seefahrt-Museum, https://esmark.de/esbjerg-fischerei-und-seefahrtsmuseum/) in Esbjerg immer wieder für einen Besuch gut ist, und zum anderen, dass sich dort ein hochlichtstarkes Objektiv wie das das 28-45 bei voller Öffnung bewähren kann.

Die ersten Motive sind noch nicht museal … 

@ 45 mm | ISO 160 | F1,8 | 1/8000 Sek.
@ 45 mm | ISO 160 | F1,8 | 1/5000 Sek.
@ 45 mm | ISO 160 | F1,8 | 1/320 Sek.

… verführen aber durch den grafischen Aufbau zum Druck auf den Auslöser. Schon bei diesen Motiven zeigt sich, dass man bei ganz offener Blende mit einem angenehmen Bokeh rechnen kann.

Im Museum selbst ist es dann überwiegend dunkel. Stativ und Blitzlicht? Geht nicht. Also sind Freihandaufnahmen gefragt, und da das 28-45 an der A7 II mit Batteriegriff satt und sicher in der Hand liegt, ist das kein Problem.

Hinter dicken Glasscheiben bewegen sich verschiedene Meeresbewohner auf nur ungenau vorhersehbaren Bahnen.

@ 45 mm | ISO 125 | F1,8 | 1/60 Sek. | -0,3 EV
@ 43 mm | ISO 12.800 | F1,8 | 1/500 Sek. | -0,3 EV
@ 29 mm | ISO 12.800 | F1,8 | 1/125 Sek. | -0,3 EV

Das heißt: Ganz offene Blende, möglichst kurze Verschlusszeiten …

… und nah ran an die Scheibe, um Reflexe durch Leuchten im Raum aus dem Bildfeld zu schubsen. Der Autofokus spielt trotz der schwierigen Verhältnisse mit. (Tipp an die Entwickler: Künftig auch eine “Fisch-Erkennung” einführen … 🙂  )

@ 35 mm | ISO 12.800 | F1,8 | 1/1250 Sek. | -0,3 EV

Gut – der Seestern hing ruhig an der Scheibe. Ich hätte die Blende weiter schließen können, aber dann wäre der Hintergrund zu störend ins Bild gekommen. Und Blende 1,8 bringt die kleinen „Fühler” an den Armen knackscharf ins Bild.

In einer großen vertikalen Glastrommel ist dagegen Action. Ein Fischschwarm schwimmt schnell im Kreis. Die Idee, das in einem kurzen Video aufzunehmen kommt mir als bekennendem Fotofan zu spät, die Bilder, die mache wirken einfach nur chaotisch.

@ 45 mm | ISO 12.800 | F1,8 | 1/125 Sek. | -0,3 EV

Aber ein paar Schritte weiter bietet sich eine Aufnahme durch ein kleineres Fenster auf der Rückseite an.

Eine kleine Pause im Museumscafé MS Smag bringt die Lebensgeister wieder in Schwung (und ein kleines Motiv im Vorübergehen).

@ 45 mm | ISO 100 | F4 | 1/60 Sek. | -0,7 EV

Auf dem Weg zurück nach unten bin ich dann auf gleicher Höhe wie ein riesiges Walskelett.

@ 28 mm | ISO 200 | F1,8 | 1/60 Sek.

28 mm bringen es ganz in Bild, mit 45 mm kann ich mich auf den beeindruckenden Kopf konzentrieren und …

@ 45 mm | ISO 200 | F1,8 | 1/60 Sek.

… Blende 1,8 bringt die Fransen der Barten scharf ins Bild. (Sollte ein Wal-Kenner Korrekturen der Bezeichnungen einbringen, werde ich den Text gern ändern.)

Auch das Außengelände des Museums ist absolut sehenswert und bietet zahlreiche Motive. Ein Teil des Geländes zeigt einen alten Hafen mit Bootschuppen und Fischerbooten …

@ 38 mm | ISO 100 | F8 | 1/640 Sek. | +0,3 EV
@ 37 mm | ISO 100 | F8 | 1/125 Sek. | +0,3 EV
@ 45 mm | ISO 100 | F5,6 | 1/100 Sek.

… die man mit dem Universalweitwinkel 28-45 sehr gut ins Format zirkeln kann. Hier kommen dann auch mal kleinere Blenden zum Einsatz.

Das gilt auch für die alten Kräne.

@ 45 mm | ISO 100 | F4,5 | 1/1000 Sek. | +0,7 EV
@ 43 mm | ISO 100 | F7,1 | 1/320 Sek. | +0,3 Sek.
@ 37mm | ISO 200 | F7,1 | 1/60 Sek. | +0,3 Sek.

Egal ob Quer- oder Hochformat – immer ist eine Fn-Taste des Objektivs im Griffbereich des linken Daumens.

Auch eine alte Tankstelle bietet sich als Motiv an …

@ 45 mm | ISO 100 | F5 | 1/125 Sek. | +0,7 Sek.
100-%-Crop

… aus dem man dank der Abbildungsleistung des 28-45 problemlos ein Detail herausvergrößern kann.

Zurück in Blåvand lockt der Blåvandvej zu einigen Nachtaufnahmen.

Mit Blende 1,8 komme ich auf 0,13 Sek.

@ 33 mm | ISO 320 | F1,8 | 0,13 Sek. | -0,3 EV

Das 28-45 hat zwar keinen eingebauten Stabilisator, aber Dank der „Wackelbremse“ der A7 II und der “Trägheit der Masse” von Objektiv und Kamera plus Hochformatgriff ist eine erste Freihandaufnahme kein Problem..

Für Aufnahmen mit Lichtspuren setze ich die Kamera dann doch auf ein Stativ. Die exakte Ausrichtung der Kamera/Objektiv-Kombination geht schneller und einfacher, wenn die Kugel des Stativkopfs unter deren Schwerpunkt sitzt.

Das realisiere ich mit einem Novoflex-Einstellschlitten, auf dem ich die A7 II mit dem 28-45 nach hinten schiebe. Dann gilt es nur noch zu warten, bis mal ein Auto kommt … 

@ 45 mm | ISO 100 | F13 | 13 Sek. | -0,7 EV
@ 45 mm | ISO 100 | F9 | 15 Sek. | -0,7 EV

… denn der Blåvandvej ist abends eher ruhig, was der Livemusik im Slainte Irish Pub (wie der Name vermuten lässt: schöner Irish-Folk) zuträglich ist.

@ 32 mm | ISO 100 | F9 | 8 Sek. | -0,3 EV

8 Sek. Belichtungszeit bringen das Publikum noch ohne große Verwacklungen ins Bild, lassen aber den Musiker zum Phantom verschwimmen und Blende 9 macht aus aus den kleinen Lichtquellen Sterne.

Alles im allem Während der Einsätze in Blavand und Esbjerg bestätigt das Sigma 28-45 mm 1:1,8 DG DN | Art, dass es die Testnote „Exzellent“ verdient und dass zwar kein Superweitwinkelzoom aber ein super Weitwinkelzoom ist.

 

TEXT, PRODUKT- UND PRAXISBILDER © HERBERT KASPAR

ACTIONBILDER © HEIDI KASPAR