Im Test: Das erste Vollformatzoom mit durchgehender Lichtstärke 1:1,8 – das Sigma 28-45 mm 1:1,8 DG DN Art.
Das brandneue Sigma 28-45 mm 1:1,8 DG DN Art steht mit L-Mount für Kameras von Leica, Panasonic und Sigma sowie mit Sony E-Mount zur Verfügung.
Die Lichtstärke 1:1,8 ist aufsehenerregend und ist zum ersten Mal in einem Vollformatzoom zu finden, das zudem speziell für den Einsatz an spiegellosen Systemkameras optimiert ist .
(Richtig – es gibt bereits hochlichtstarke Zooms im Programm. Das Sigma 18-35 mm 1:1,8 DC HSM | Art, weist ebenfalls die große Anfangsöffnung im gesamten Zoombereich und einen Bildwinkelbereich entsprechend 27-52 mm [@KB] auf. Ein drittes 1,8er Zoom ist das Sigma 50-100 mm DC HSM | Art (75-150 mm [@KB]). Diese beiden Zooms sind aber als DC-Typen noch für DSLR-Kameras mit APS-C-Sensor gerechnet).
Der Brennweitenbereich ist auf den ersten Blick weniger aufsehenerregend. Auf den zweiten Blick erkennt man dann die Idee, die dahintersteckt:
Das Sigma 28-45 mm 1:1,8 DG DN ist das universellste 35-mm-Weitwinkelobjektiv, das man sich vorstellen kann. Es erweitert den 63,5°-Bildwinkel eines 35ers bis 75,4° nach unten und bis 51,3° nach oben und kommt hier nah an die 50-mm-Standardbrennweite (46,8°) heran.
Damit erschließt es einen riesigen Motivbereich. Die hohe Lichtstärke dehnt ihn aus und macht Aufnahmen bei wenig Licht (in der Dämmerung ebenso wie in schlecht beleuchteten Innenräumen) möglich. Dazu kommt noch, dass Bilder mit schmaler Schärfenzone möglich sind.
Das gegen Staub und Spritzwasser abgedichtete Objektiv wiegt 960 g mit L-Mount und 950 g mit Sony E-Mount. Die L-Mount-Version ist mit ca. 152 mm dafür etwas kürzer als die E-Mount-Variante mit ca. 154 mm. Das ist in jedem Fall deutlich schwerer und größer als das Sigma 24-70 mm 1:2,8 DG DN II | Art, das seinen ersten Praxistest eben mit Bravour bestanden hat (den Test finden Sie hier).
Der Durchmesser von 88 mm ist bei beiden Varianten gleich, ebenfalls, dass 82-mm-Filter gebraucht werden. Das mag angesichts der hohen Lichtstärke nicht sehr groß erscheinen, aber bei 45 mm muss die Eintrittspupille nur 25 mm durchmessen, um Lichtstärke 1:1,8 zu gewährleisten.
Die Frontfassung bietet außen das Bajonett für die mitgelieferte 4-Segment-Streulichtblende. Da sich die Frontlinse beim Zoomen zur längsten Brennweite nicht in den Tubus zurückzieht, ist die Wirkung der Streulichtblende auf 28 mm abgestimmt, wirkt aber auch bei den längeren Brennweiten bis zu einem gewissen Grad.
Die Länge des Objektivs und damit auch die Balance ändert sich weder beim Fokussieren noch beim Zoomen. Das ist schon bei Aufnahmen aus der freien Hand sehr angenehm und erst recht, wenn man ein Gimbal nutzt.
Ob L-Mount oder E-Mount – es gibt keine Unterschiede im Aufbau des Zooms.
Der Fokussierring, der den AF-Motor nutzt, um die entsprechenden Linsen zu bewegen, sitzt ganz vorn und ist fein geriffelt. Wenn man ihn mal braucht, lässt er sich geschmeidig drehen und macht präzises Scharfstellen möglich.
Dass ich ihn brauchte, war allerdings nie der Fall (außer zum Ausprobieren ob’s funktioniert). Ansonsten wurde die Schärfe dank des HRLA-(High Response Linear Actuator)-Motors und der AF-Funktionen einer Sony A7 II und A7 IV sehr schnell und sicher auf den Punkt gebracht. Wichtig für Videoaufnahmen: Der AF ist praktisch unhörbar.
Die E-Mount-Variante unterstützt die DMF-(Direct Manual Focus)-Technik.
Die kürzeste Einstellentfernung liegt im ganzen Zoombereich bei 30 cm. Mit 45 mm Brennweite wird ein größter Abbildungsmaßstab von 1:4 für schöne Nahaufnahmen erreicht. (Die Älteren unter uns erinnern sich noch: In den 1970er Jahren war es üblich, Zooms mit einem größten Abbildungsmaßstab von 1:4 eine Makro-Funktion zuzuschreiben.)
Der Zoomring liegt in der Mitte des Tubus. Eine Drehung um 70° genügt, um den Brennweitenbereich zu durchfahren. Er läuft weder zu leicht noch zu stramm und es ist einfach, den passenden Bildausschnitt festzulegen.
Zwischen den beiden Ringen sind zwei AF-Lock/Fn-Tasten untergebracht, die sich abhängig vom Kameramodell konfigurieren lassen. Sie sind um 90° versetzt und daher sowohl bei Quer- wie auch Hochformataufnahmen im Griffbereich des linken Daumens.
Ganz hinten sitzt der Blendenring, dessen Anwesenheit ich (nicht nur bei diesem Zoom) sehr schätze. Man kann ihn in präzisen Drittelstufen auf die Werte zwischen 1,8 und 16 einstellen.
Mit der nicht beschrifteten Lock-Taste auf der rechten Seite kann man den Ring wahlweise in der A-Position arretieren oder verhindern, dass man ihn versehentlich über die kleinste Blende 16 hinaus in die A-Position dreht.
Wer auf die 1/3-Stufen-Klicks verzichten möchte, um die Blende bei Videoaufnahmen stufen- und lautlos zu ändern, kann sie mit einem Schalter links unten deaktivieren.
Ein Stück darüber ist der AF/MF-Umschalter untergebracht.
Einen ON/OFF-Schalter für den Stabilisator gibt es mangels Stabilisator nicht. Bei den Aufnahmen an den beiden Sony DSLMs war auf deren IBIS-Varianten Verlass.
Bei 28 mm Brennweite bietet das Zoom in der Mitte hervorragende Schärfe bei ganz offener Blende und Blende 11, und kommt dazwischen, also bei Blende 2,8 bis 8 sogar noch darüber hinaus. Bei planen Motiven kann auffallen, dass die Ecken etwas schwächer sind – bei den meisten Motiven ist das kein Problem.
Bei den längeren Brennweiten ist die Bildmitte bei allen Blenden hervorragend und sehr gleichmäßig bis in die Ecken hinein.
Auch bei den kleinen Blenden 11 und 16 ist die Leistung noch sehr gut und ohne Abfall zu den Ecken hin.
Verzeichnung spielt, was besonders für Architekturaufnahmen wichtig ist, keine Rolle.
Auch Vignettierung, chromatische Aberration (Farbsäume an sehr kontrastreichen Kanten) und spielen in der Praxis keine Rolle.
Reflexe und Geisterbilder sind bei Gegenlichtaufnahmen nicht zu befürchten, auch wenn eine helle Lichtquelle im Bild ist.
Um das zu erreichen, umfasst der optische Aufbau 18 Linsen in 15 Gruppen. Darunter befinden sich fünf SLD-(Super Low Dispersion)-Linsen und drei mit asphärischen Oberflächen.
Für das schöne Bokeh ist der Aufbau der Iris-Blende aus 11 Segmenten mit verantwortlich.
Das Sigma 28-45 mm 1:1,8 DG DN | Art war als Vorserienmuster und als Serienmuster in der Redaktion. Die doppelte Arbeit hätte ich mir sparen können.
Schon das Vorserienmuster bot die Leistung, mit der auch das Serienmuster völlig überzeugt!
Alles in allem ist das Sigma 28-45 mm 1:1,8 DG DN | Art die richtige Wahl für alle, die ein lichtstarkes 35-mm-Standardweitwinkel suchen, gleichzeitig aber Flexibilität möchten, um den Bildausschnitt sehr exakt festlegen zu können und dazu eine top Abbildungsleistung fordern.
TEXT UND ALLE BILDER © HERBERT KASPAR
BEWERTUNG SIGMA 28-45 MM 1:1,8 DG DN | ART
GUT – SEHR GUT – HERVORRAGEND – HERVORRAGEND PLUS – HERVORRAGEND DOPPEL PLUS – EXZELLENT
PRAXISBILDER
Ein Klick auf eines der Praxisbilder bringt es mit einer Länge von 1800 Pixeln über die lange Seite auf Ihren Bildschirm. Die Bildgröße wurde im aktuellen Adobe Photoshop reduziert.
Zu einigen Bildern zeigen wir darunter einen entsprechend gekennzeichneten 100-%-Crop.
Alle Praxisbilder wurden mit einer Sony A7 II aufgenommen.
Die Originalbilder aus der Sony A7II sind 6000 x 4000 Pixel groß.
Beachten Sie bitte, dass die Bildqualität, besonders die Farbwiedergabe, auch von den Einstellungen Ihres Monitors abhängt!
[…] Zumindest dann, wenn es um die Kombination aus Brennweite und Lichtstärke geht. Egal ob das Sigma 1,8/28-45 mm, das Tamron 2,0-2,8/35-150 mm oder das Sony 4/20-70 mm, alle Objektive haben gemein, dass sie neue […]