Heute stellt Nikon das neue Spitzen-Modell der Mittelklasse im Z-System vor: die Nikon Z 6III.
Marketing lebt nicht von Bescheidenheit und Untertreibungen. Daran muss ich denken, als ich während der Pressekonferenz die Schlagzeile über die neue Nikon Z 6III auf dem Bildschirm lese:
Die Beste ihrer Klasse.
(Der genaue Wortlaut kann etwas anders gewesen sein – der Sinn stimmt!)
Als ich dann am Ende der Konferenz die Kamera in Händen halte und einige Funktionen ausprobiere, bin ich geneigt, die Headline zu glauben – natürlich vorbehaltlich eines Praxistests in der Redaktion und drum herum.
Apropos in Händen halten: Die Nikon Z 6III ist mit ca. 139 x 102 x 74 mm größer als die Z 6II (ca. 134 x 101 x 70 mm) und mit ca. 760 g inkl. Akku und Speicherkarte auch schwerer als das Schwestermodell (ca. 710 g). Aber das fällt nur auf, wenn man beide Kameras kurz nacheinander in die Hand nimmt.
Was dagegen auffällt ist das veränderte Layout der Bedienelemente auf der rechten Schulter und der Rückwand, das sich am Top-Modell Nikon Z 8 orientiert. Das weist schon auf die Positionierung der Z 6III im Z-System hin: Eine Kamera, die sich zum einen an engagierte Hobbyfotografinnen und -fotografen wendet, und zum anderen an Profis, die die Z 6III solo, aber auch als Zweitgehäuse neben einer Z 8 einsetzen möchten.
Dass die Z 6II eben als Schwestermodell und nicht Vorgängermodell bezeichnet wurde, hat seine Richtigkeit. Die Z 6II bleibt im Programm!
Die Z 6III liegt mit ihrem ergonomisch geformten Handgriff gut in der Hand. Oben findet man die gewohnte optimale Hauptschalter/Auslöser-Kombi, darunter wie bei der Z 6II das vordere Einstellrad. Auch das Betriebsartenwählrad auf der linken Schulter entspricht der Z 6II.
Ansonsten wird das Bedienkonzept, wie gesagt, von der Z 8 übernommen (das allerdings nicht sooo sehr von der Z 6II abweicht).
Wesentliche Elemente sind der Statusmonitor der rechten Schulter, das zweite Einstellrad im Bereich des rechten Daumens, der gut dimensionierte Mini-Joystick für die Positionierung des AF-Feldes schräg darunter, und auf der Vorderseite die beiden Fn-Tasten zwischen dem Griff und dem großen Z-Bajonett.
Die Rückwand wird vom 3,2“-TFT-LCD-Monitor dominiert. Er kann nach links geschwenkt und um die Längsachse gedreht werden, was im Vloggig-Umfeld essenziell ist. Die Auflösung liegt bei 2,1 Mio RGB-Dots. Die Oberfläche ist in Touchscreen-Technik ausgeführt.
Unter dem Nikon Z-typisch schmalen Sucheraufbau steckt ein elektronischer Sucher vom Feinsten. Das Bild wird von 5,76 Mio RGB-Dots mit einer Frequenz von 60 B/Sek. erzeugt.
Es ist in jeder Situation gestochen scharf und klar … und mit 4000 cd/m² sehr hell. Es gibt auch andere hervorragende EVFs, aber der in der neuen Z 6III ist noch ein bisschen hervorragender. Dazu trägt auch bei, dass er als erster elektronischer Sucher den DCI-P3-Farbraum abdeckt, der über den sRGB-Farbraum hinausgeht.
Der BSI-Vollformat-Sensor ist als weltweit erster in Partially-Stacked-Technik (als teilweise gestapelter Sensor) ausgeführt. (Im Internet wird spekuliert, dass es sich um einen Sensor von Sony handeln soll, der zunächst exklusiv in der Nikon Z 6III und später auch in der Sony A7S IV zum Einsatz kommt, aber nicht an andere Kamerahersteller verkauft wird.)
Was genau hinter der neuen Technik steckt und wie ein Partially-Stacked-Sensor funktioniert ist bislang nicht ganz klar – klar ist aber, dass dieser Aufbau für den Geschwindigkeitszuwachs gegenüber der Z 6II mitverantwortlich sein soll.
Auch der Bildprozessor EXPEED 7 soll dafür sorgen, dass die Z 6III durch hohes Tempo beim Fotografieren und Filmen überzeugen kann. Er ist aus den Top-Modellen Z 8 und Z 9 bekannt.
Die maximale Bildfrequenz wird mit 60 B/Sek. im FX-Format mit 24,5-MPix-Auflösung bzw. mit 120 B/Sek. im DX-Format (Crop-Faktor 1,5x, 10-MPix-Auflösung) angegeben. Schärfe und Belichtung werden nachgeführt. Dabei sollen sich die Fotografierenden laut Nikon keine Gedanken um den Rolling-Shutter-Effekt machen müssen.
Die hohe Bildfrequenz wird auch für die Pre-Release-Capture-Funktion genutzt, damit man immer den richtigen Moment einfangen kann.
Der Sensor ist beweglich gelagert, um allein Verwacklungen im Bereich bis 7 EV bzw. im Zusammenspiel mit einem stabilisierten Objektiv bis 8 EV auszugleichen.
Auch die Z 6III bietet den speziellen Fokusmessfeld-VR – die Stabilisierung orientiert sich am aktiven Fokusmessfeld.
Die Scharfstellung findet auf dem Sensor statt. Wie viele AF-Messpunkte zur Verfügung stehen wird nicht angegeben.
Der Autofokus erkennt Menschen und Tiere. Die Motiverkennung soll sich nun durch eine besonders leistungsfähige Verfolgung der Augen auszeichnen, wenn das „Modell“ sich bewegt.
Der Empfindlichkeitsbereich für den Sensor geht von ISO 100 bis ISO 64.000 (im erweiterten Bereich von ISO 50 bis ISO 204.800).
Das gute Rauschverhalten bei hohen ISO-Werten und geringer Helligkeit sowie die hohe AF-Empfindlichkeit soll Aufnahmen mit Schärfenautomatik bis EV -10 (also bis in die Nacht) möglich machen.
Weitere Foto-Eckdaten
- Verschluss: mechanisch, elektronischer 1. Vorhang, elektronisch
- Verschlusszeiten: 1/8000 – 30 Sek. (mechanisch) | 1/16.000 Sek. – 30 Sek. (elektronisch)
- Langzeitbelichtung: bis 900 Sek. im Modus M
Die größten Fortschritte gegenüber der Z 6II betreffen die Videofunktionen, die für Fotofans eher nicht so wichtig sind. Dazu gehören:
- Intern 6K/60p (RAW) und 5,4K/60p (YUV) 4K/60p (UHD) mit 6K Oversampling
- Zeitlupe mit 240p
- Video-Komprimierung u. a. per N-RAW (12 Bit), Apple ProRes RAW HQ (12 Bit) und Apple ProRes 422 HQ (10 Bit)
- Externer Mikrofoneingang als Line-Level-Eingang für Profi-Tonqualität
Das Gehäuse ist gegen Staub und Spritzwasser abgedichtet.
Bis -10 °C soll die Kamera funktionieren.
Um die Bilddaten zu speichern, bietet die Z 6III zwei Kartenslots, einen für SD-Karten (UHS-II kompatibel) und einen für die schnelleren, aber auch teureren CFexpress-Typ-B- oder XQD-Karten.
Für den Kontakt zu anderen Geräten bietet die Z 6III einen USB-C-Super-Speed- und einen HDMI A 2.1-Anschluss, dazu WiFi und Bluetooth.
Für die nötige Energie sorgt der Akku EN-EL15.
Für mehr Energie kann die Z 6III mit dem Hochformat-Batteriegriff MB-N14 kombiniert werden.
Verfügbarkeit
Voraussichtlich Ende Juni 2024
Preise (UVP)
Gehäuse …… 2999,- €
Kit mit Z 24-70 mm 1:4 S …… 3629,- €
Kit mit Z 24-120 mm 1:4 …… 3949,- €
Kit mit Z 24-200 mm 1:4 – 6,3 …… 3839,- €