Panasonic erweitert das Sortiment mit zwei neuen Modellen – der Lumix S5II und der Lumix S5II X, die aber nicht zur Verfügung stand. Schauen wir also mal, was die neue Lumix S5II besser können.

Die beiden neuen Kameras von Panasonic unterscheiden sich äußerlich in der Farbgebung – die Lumix S5II X kommt ganz in technisch-elegantem Schwarz – und innerlich durch einige Ausstattungsdetails in Sachen Video, die die S5II X noch ein Stück weiter auf die Profi-Ebene heben.

Da die Lumix S5II X wohl erst im Juni verfügbar sein wird, wird ab hier die Lumix S5II genannt, die sich als top Allrounder für Foto und Video. Aber alles, was hier steht, gilt auch für die S5II X.

Foto: Panasonic

Die größte Überraschung bei der Vorstellung der neuen Panasonic Lumix S5-Varianten ist, dass ein Hybrid-Autofokus zum Einsatz kommt. Das heißt, dass nicht nur der von Panasonic entwickelte DFD-AF für die automatische Scharfstellung sorgt, sondern auch Phasendetektion verwendet wird.

Was hat es damit auf sich? Kontrast-AF ist die AF-Methode der ersten Stunde, wenn es um spiegellose Systemkameras geht. Dabei weiß die Kamera nicht, ob auf eine größere oder kleinere Entfernung scharf gestellt werden muss. Sie kehrt daher die Fokussier-Richtung immer wieder um, bis der höchste Kontrast festgestellt wird, der immer mit der optimalen Scharfstellung verbunden ist. Das Ergebnis ist sehr präzise, aber das Erreichen der richtigen Einstellung dauert länger als das Fokussieren mit Phasendetektion.

Panasonic verbesserte den Kontrast-AF seiner Kameras mit der Einführung von DFD (Depth of Defocus) mit der Lumix GH4. Dabei wird anhand von zwei (natürlich nicht gespeicherten) unterschiedlich unscharfen Bildern ermittelt, in welche Richtung fokussiert werden muss. DFD kommt daher sehr schnell nah an den exakten Schärfepunkt heran und erst ganz zum Schluss wird die Schärfe wie beim Kontrast-AF ganz präzise eingestellt.

Diese Technik ist bei Einzelbildern schnell und sicher, kann aber an ihre Grenzen stoßen, wenn bei Aufnahmeserien oder Videoaufnahmen die Schärfe nachgeführt werden muss, weil das Objekt sich bewegt oder ins Motiv gezoomt wird. In solchen Situationen hat die Phasendetektion den Vorteil, dass durch den Vergleich von Informationen aus demselben Bild sofort festgestellt werden kann, ob scharf gestellt ist oder nicht.

Man kann zwischen 315 und 779 AF-Messfeldern wählen, auf die Messfeldautomatk zugreifen kann.
Foto: Panasonic

Diesen Vorteil nutzt nun auch die Panasonic Lumix S5II mit insgesamt 779 Messfeldern (maximal) auf dem neuen 24-MPix-Sensor.

Man kann schnell zwischen verschiedenen AF-Messfeld-Konfigurationen wählen. Hier kann man auch das Tracking aktivieren (Symbol links).
Foto: Herbert Kaspar

Die für den Phasen-AF zuständigen Pixel sind so maskiert, dass sie entweder Lichtstrahlen sehen, die durch die linke oder rechte bzw. obere oder untere Hälfte des Objektivs fallen. Durch den Vergleich der Teilbilder kann nun sehr schnell auf vertikale und horizontale Strukturen scharf gestellt werden – sowohl auf statische Motive wie auch auf Objekte in Bewegung.

Der schnelle AF wurde in erster Linie für den Einsatz in der Sport- oder Tierfotografie entwickelt – ist aber auch hilfreich, wenn sich Blüten im Wind bewegen.
Foto: Herbert Kaspar

Nicht nur die hohe Geschwindigkeit des neuen AF und seine Sicherheit beim Tracking überzeugen in der Praxis, sondern ebenso die blitzschnelle sichere Erkennung von Menschen, Tieren, Gesichtern oder Augen (je nach Vorgabe).

Gegenlicht ist den AF kein Problem – und auch das Lumix S 1:3,5-5,6/20-60 mm kommt damit sehr gut zurecht.
Foto: Herbert Kaspar

Aber das Tempo ist nicht alles. Der AF der Lumix S5II lässt sich weder von flächigem Gegenlicht (zum Beispiel Sonnenuntergang in der Landschaft, helles Fenster bei Porträts im Innenraum), noch von vielen kleinen Lichtquellen im Hintergrund durcheinanderbringen. Wenn man mehrere Personen vor der Kamera hat, kann man einfach auswählen, wer im Bild die Hauptrolle spielt und der AF setzt die Priorisierung entsprechend um.

Die Freihandaufnahme entstand nachts mit ISO 12.800 und 1/4 Sek. Rauschen ist gut im Griff. Der Bildstabilisator ist noch lange nicht ausgereizt!
Foto Herbert Kaspar

Nicht nur der Autofokus wurde bei der Entwicklung der neuen Lumix S5II verbessert, sondern auch die Bildstabilisierung.

Die Stabilisatoren am Sensor (IBIS) und im Objektiv arbeiten zusammen.
Foto: Panasonic

Seit der Lumix GX8 gibt es das Zusammenspiel von IBIS (Stabilisierung am Sensor) und Stabilisierung im Objektiv bei Panasonic Kameras – aktuell als Dual I.S. 2. Auch die Lumix S5II macht davon effektiv Gebrauch. Die Freihandgrenze wird um bis 6,5 Stufen zu längeren Verschlusszeiten hin verschoben, was beim Fotografieren und Filmen den Einsatzbereich der Kamera deutlich in die Dämmerung hinein erweitert und Innenaufnahmen ohne Stativ einfach macht.

Zusätzlich zu den bekannten Modi bietet die Lumix S5II nun Active I.S. – eine neue Variante der Stabilisierung, die speziell für Video-Aufnahmen im Gehen entwickelt wurde. Wer eine Wanderung in der freien Natur oder einen Spaziergang durch eine fotogene Innenstadt in einem unverwackelten Video festhalten möchte, kann das nun ohne besonderes Zubehör. Wichtig ist nur, dass man es mit den Bewegungen nicht übertreibt.

Mit dem großen Betriebsartenwählrad kann man die Videofunktion aufrufen und mit S&Q rasch Zeitlupen- und Zeitrafferaufnahmen aktivieren.
Foto: Panasonic

Damit wären wir beim Thema Video-Ausstattung der Lumix S5II. Wie gesagt, ist von den beiden Schwestermodellen die S5II X noch besser auf Video ausgerichtet. Mit 5,8K Apple ProRes und ALL-Intra-Aufnahmen auf einer externen SSD, mit der Unterstützung von Apple ProRes-RAW-Aufnahmen auf einem Atomos-Recorder und den Möglichkeiten, die Streaming und Tethering bieten, ist die S5II X sehr weit oben in der Profi-Ecke angesiedelt.

Aber schon mit der Video-Grundausstattung, die beide Kameras bieten, können viele Profis und engagierte Filmer:innen im Amateurbereich alles machen, was für gute Videos wichtig ist … und noch mehr.

Ein wesentlicher Punkt in diesem Zusammenhang ist, dass theoretisch unbegrenzt lange Videoaufnahmen in den Formaten bis C4K (4:2:2 10bit 60p/50p) aufgezeichnet werden können. In der Praxis kommt hier die Möglichkeit zum Tragen, die Kamera während der Aufnahme aus einer externen Quelle (etwa einer Power-Bank) mit Strom zu versorgen. Alternativ kann sie S5II X mit dem optionalen Batteriegriff ausgestattet werden. Ebenfalls wichtig, wenn es um lange Videoaufnahmen geht:  Man kann von der einen Speicherkarte zur anderen zu wechseln. Es stehen zwei Slots für SD-Karten (bis SDXC UHS-II) zur Wahl.

Eine weitere Voraussetzung für diese langen Aufnahmen ist, dass die Lumix S5II über ein sehr effektives aktives Lüftungssystem verfügt.

Hier wird die Luft für die Kühlung des Sensors angesuagt.
Foto: Herbert Kaspar

Äußerlich ist es an den Lüftungsschlitzen im Sucheraufbau erkennbar. Er springt weiter nach vorn als bei der Lumix S5. Unten in diesem Vorbau sind die Öffnungen, durch die Luft angesaugt wird.

So funktioniert die Lüftung der Lumix S5II.
Foto: Panasonic

Dafür sorgt der Ventilator, der seinen Platz unter dem Sucherdach hat und dort (je nach Einstellung extrem leise arbeitet). Die warme Luft wird durch weitere Schlitze Richtung rechte und linke Gehäuseschulter geblasen.

Man muss übrigens nicht befürchten, dass durch die Schlitze Feuchtigkeit in die Kamera gelangt und Schäden verursacht. Die Lumix S5II verfügt über ausgeklügelte Dichtungen gegen Staub und Spritzwasser – und die im Bereich des Sucherbuckels sind „unterhalb“ der Öffnungen angebracht. Das heißt, dass man auch unter widrigen äußeren Bedingungen mit der Kamera arbeiten kann.

Die Auswahl an Videoformaten lässt für Profis keine Wünsche offen.
Foto: Herbert Kaspar

Zurück zu den Videofunktionen. Außer in den üblichen Formaten Full-HD / 4K / C4K kann man mit der Lumix S5II auch in 6K und 5,9K filmen – dann ist die Aufnahmedauer in der Grundeinstellung auf 30 Minuten begrenzt. Wenn man es braucht, kann man die 30-Minuten-Vorgabe umgehen, indem man im Menü festgelegt, dass der Regler ausnahmsweise höhere Temperaturen akzeptiert.

Eines der Seitverhältnisse, die man für Fotos und Videos wählen kann, ist das Breitwandformat 16:9.
Foto: Herbert Kaspar

Man muss sich nicht unbedingt vor der Aufnahme für ein bestimmtes Seitenverhältnis entscheiden. Möglich macht das das Open Gate 3:2 Format. Das heißt, dass der ganze 3:2-Vollformatsensor für die Aufnahme genutzt wird. Erst beim Post-Processing wird das Video auf das Format geschnitten, das man braucht – vom Hochformat für die formatfüllende Darstellung auf einem Smartphone bis zum 16:9-Breitbild. Wenn man nicht das Original bearbeitet, kann man verschiedene Plattformen mit verschiedenen Bildformaten bedienen.

Apropos Post-Processing. Viele Profis verleihen in dieser Phase ihren Filmen einen speziellen Look. Der kann an einen bestimmten Kinofilm angelehnt sein oder vielleicht durch einen gewollten leichten Farbstich eine bestimmte Stimmung erzeugen. Dafür werden so genannte LUTs angewendet. LUT steht für Look Up Table und umfasst Informationen über Kontrast, Helligkeit, Gradation und Farbigkeit, die bei der Bearbeitung jedem Bild des Films zugewiesen werden sollen. Wer das möchte, kann auch mit Filmen aus der Lumix S5II so verfahren. Dafür kann die Aufnahme etwa im V-Log Format gemacht werden, das viel Potenzial für die Bearbeitung zur Verfügung stellt. Betrachtet man unbearbeitete V-Log Aufnahmen sind die blass und kontrastarm.

Von der Panasonic-Homepage kann mit LUTs herunterladen und einfach auf die Lumix S5II übertragen.
Foto; Herbert Kaspar

Wer nun ohne Post-Processing, also ohne Arbeit am Rechner, Filme mit einem besonderen Look erzeugen möchte, kann das mit der Lumix S5II problemlos machen. Sie bietet dafür die neue Funktion Echtzeit-LUT. Verschiedene LUTs stehen zum kostenlosen Download bereit und können in die Kamera geladen werden.

Der Effekt des ausgewählten LUT kann direkt auf dem Monitor der Lumix S5II beurteilt werden.
Herbert Kaspar

Dort wählt man als Bildstil zunächst „Echtzeit LUT“ und dann den gewünschten LUT aus der Übersicht. Der Effekt wird nun direkt bei der Aufnahme angewendet. Wenn man den Film kurz darauf auf dem Fernseher oder per Beamer auf der Leinwand anschaut, ist er schon so, wie man ihn möchte – Wow-Effekt beim Publikum inklusive.

Auch beim Fotografieren hat man die Möglichkeit, die LUTs für Bildeffekte zu nutzen.

Das Motiv einmal mit der LUT-Einstellung “B&W HiCon E-L.vlt” …
Foto: Herbert Kaspar
… und einmal mit der LUT-Einstellung “BleachyBypass Superbright E-L.vlt” aufgenommen.
Foto: Herbert Kaspar

Sowohl für Fotos wie auch für Videos kann man die bekannten Bildstile, wie „lebhaft“, „Landschaft“ oder „Monochrom“ und viele andere aufrufen.

Die angesprochenen neuen Funktionen sind nur ein Teil dessen, was die Lumix S5II kann und anbietet.

Die Lumix S5II ist schnell – bis zu 30 B/Sek. sind möglich.

Neun Bilder einer Serie, die mit 30 B/Sek. aufgenommen wurde und zeigt, wie Leitungswasser aufgesprudelt wird.
Foto: Herbert Kaspar

Zur weiteren Ausstattung gehören z. B. die Funktionen High-Resolution-Aufnahme und Fokus-Brackting, die man oft braucht. Aber auch an Ausstattungsdetails, die eher selten aufgerufen werden, wurde gedacht. So kann man z. B. die besondere Farbwiedergabe alter Objektive korrigieren, die per Adapter eingesetzt werden.

Für den Einsatz unter schlechten äußeren Bedingungen ist die Lumix S5II abgedichtet.

Zahlreiche Dichtungen sorgen dafür, dass Staub und Feuchtigkeit nicht ins Gehäuse eindringen können.
Foto: Panasonic

Zum Schluss Schon die Panasonic Lumix S5 ist eine hervorragende Vollformatkamera, und mit der Lumix S5II gelingt es Panasonic, eine noch bessere Variante vorzustellen. Sie bietet sowohl Foto-Fans wie auch allen, die Video-Content erstellen eine sehr vielseitige praxisgerechte Ausstattung, verbunden mit einer top Abbildungsleistung. Alles zusammen sorgte im Praxistest in d-pixx foto 1/2023 für die Bestnote „Exzellent“. (Die Ausgabe mit dem Test kann hier im Shop als Print- und Digitalausgabe bestellt werden.)

 

Text: Herbert Kaspar