Lob & Kritik – Ralf Wilken bespricht Bilder aus dpf Runde 2 / 2023

Auch unter den Bildern, die zur 2/2023 unseres Wettbewerbs eingereicht wurden, fand Ralf Wilken welche, zu denen er etwas anzumerken hat – sei es Lob oder Kritik.

Hallo zusammen,

das Wettbewerbsthema “Technik”, das Herbert sich für die dpf-Runde 2 ausgedacht hat, ist extrem vielseitig, auch wenn er die Autos dabei von vornherein ausgeschlossen hat. Zur Technik gehört nun mal so gut wie alles, von der Büroklammer bis zur kompliziertesten Maschine. Was erwartet ein Juror, wenn das Thema “Technik” aufgerufen wird?

Ganz bestimmt den absoluten Klassiker … ein Bild mit ganz vielen Taschenuhren. Aber … kein Scherz … bei den Bildern, die ich zum Jurieren bekommen habe, war tatsächlich nicht ein einziges solches Foto dabei.

Dann erwartet man ganz bestimmt viele Fotos von alten Kameras. Aber auch hier war ich überrascht. Es waren insgesamt nur vier Fotos dieser Art dabei.

Was aber 300%ig zu erwarten und dann in dieser Wettbewerbsrunde auch wirklich ganz häufig dabei war, sind Fotos von irgendwelchen Maschinen, Maschinenteilen oder Ausschnitten davon, die häufig in Museen fotografiert wurden … hier waren es waren 55 Beiträge. Nicht weniger zu erwarten waren dann auch noch die Detailaufnahmen/Makros auf denen z.B. Zahnräder, Schrauben und sonstige Kleinteile zu sehen sind, hier waren es knapp 20 Beiträge.

Diejenigen, die meine Kolumne schon länger verfolgen, werden wissen, dass ich generell keine Bilder zeige und dann verreiße  … das sollen Andere in anderen Magazinen machen. Weil ich aber generell helfen möchte, Eure Wettbewerbsergebnisse zu verbessern, zeige ich hier mal einige der oben genannten Motive in der “anonymen Masse”.

Mit diesen Fotos hat man so gut wie keine Chance, bei einem Technik-Wettbewerb überhaupt Punkte zu bekommen … ganz einfach, weil sie so inflationär auftreten. Häufig sind die Bilder dann auch noch relativ “lustlos” fotografiert, und der Juror kann bei dieser überdurchschnittlich großen Menge und der oft geringen Bildqualität beim besten Willen meist einfach nicht mehr sagen, welches Foto nun besser oder schlechter ist. Das soll aber nicht heißen, dass man mit solchen Fotos generell nicht punkten kann. Sind die technischen Details oder Maschinen gut und kreativ fotografiert, sind auf jeden Fall ein paar Punkte drin.

Die guten Beiträge haben dann natürlich auch von mir und ebenfalls von Maria und Herbert Punkte bekommen. Entsprechend sind auf den Wettbewerbsseiten im aktuellen Heft ein paar dieser guten Schüsse zu sehen. 

Zuerst mal einige Bilder aus der riesigen Gruppe der Maschinen/Maschinenteile/…
Bitte überlegt selbst einmal, ob und wie Ihr diese Bilder von der Bewertung her auseinanderhalten könntet und würdet.

Und jetzt noch die gesammelten Makro-/Closeup-Schüsse.

Warum hat er nur…

Diesen Beitrag muss ich unbedingt als erstes zeigen, er war wirklich mehr als ungewöhnlich … 

Ich habe nicht die Spur einer Idee, warum der Autor seinen Schuss zerschnitten und dann versetzt hat. Ich habe das Bild mal zur Demo wieder richtig zusammengesetzt und bekomme einen Top-Wettbewerbsbeitrag zum Thema “Technik”, der von mir ganz sicher  mindestens eine Web-Bewertung bekommen hätte, weil dann ja auch der überflüssige schwarze Rand weggefallen wäre!

Der Autor hat damit sein Motiv in die “Gruppe der für mich unerklärlichen Photoshop-Experimente” bugsiert und damit die möglich gewesenen Punkte leider verschenkt. Bitte, bitte, bitte, überlegt bei jedem Wettbewerbsbeitrag, ob ein Photoshop-Effekt oder ein Filter oder eine merkwürdige Montage Euer Foto wirklich besser macht. Wie man sehen kann, geht der Schuss meist/oft nach hinten los.

ANMERKUNG Ralf, Maria und ich bekommen die Bilder anonymisiert und ohne Titel zu sehen – einfach nur durchnummeriert. Sieht man später den Titel, dann erklärt sich manches – in diesem Fall heißt das Bild “Rohrbruch”. Aber, ganz großes ABER: In einem Fotowettbewerb muss das Foto allein wirken!!! Herbert

Pimp my photo ???

Nein,… zu verbessern gibt es an den eingangs genannten Beiträgen dieser Runde leider so gut wie nichts, ich werde diesmal also eher schreiben, was mit gut gefallen hat. Meine persönlichen Top 6 seht Ihr ja im Heft auf der Seite hinter den Wettbewerbsbildern … auch hier war es gar nicht so einfach, eine finale Einordnung zu finden, sie haben mir alle 6 sehr gut gefallen und zeigen, wie unterschiedlich das Thema “Technik” interpretiert werden kann. Sehr dicht an meinen persönlichen Top 6 war übrigens eines der als nächstes folgenden Bilder, von denen ich bei der Jurierung nicht weiß, von wem sie stammen..

Zwei Fotografen, ein Gedanke…

Ich musste wirklich schmunzeln, als ich die oben schon erwähnten Beiträge gesehen habe. Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, wie zwei Fotografen unabhängig voneinander zwei dermaßen ähnliche Bildgestaltungen schießen und dann auch noch zum selben Wettbewerb einreichen. Beide haben ein Reisenrad (zumindest ist es nicht zweimal dasselbe 🙂 ) direkt von der Seite (oder doch von vorne?) fotografiert und dann nur die obere Hälfte abgebildet. Schön, dass beide unterhalb der Mitte (und nicht darüber) geschnitten haben und damit die Nabe/Welle des Riesenrads drin gelassen haben. Vom Look her unterscheiden sie sich dann aber doch deutlich. Während der Autor des linken Bildes einen relativ entsättigten Look gewählt hat, ist das andere eher im Postkarten-Look gehalten.

Was’n das ???

Wirklich unsicher war ich mir bei diesem Beitrag. Ich habe anhand der EXIF-Daten nicht herausbekommen, ob dies eine 3D-Animation, eine gerasterte Vektorgrafik oder tatsächlich ein Foto ist. Sollte es ein Foto sein, ist es extrem bearbeitet und nachgezeichnet worden, was ja weder verboten noch in irgendeiner Form verwerflich ist. Da ich mal von ehrlichen Teilnehmern und Teilnehmerinnen ausgehe, habe ich auch hier Heft-Punkte vergeben. (Hätte ich es eindeutig als 3D-Umsetzung identifizieren können, wäre das nicht so).

Blowing in the wind

Dicht an meinen Top 6 war auch dieses Foto hier, es ist meiner Top 1 sehr ähnlich und hat daher natürlich auch die Punkte für eine Heftabbildung bekommen. Das andere Windrad-Foto (siehe meine Top 6) fand ich aber doch etwas besser.

Die guten alten Zeiten

Hier ist eine weitere Abbildung mit Heftbewertung. Häufig schreibe ich “lasst Eure Motive krachen” und genau das hat die Autorin dieses Fotos gemacht. Stellt Euch vor, das hier gezeigte Foto würde so aussehen, wie es ursprünglich geschossen wurde, also ein mehr oder weniger neutraler Ausschnitt eines Plattenspielers, eventuell sogar mit einem nicht korrigierten gelb-beigen Kunstlicht-Farbstich. Es wäre weit hinten und mit dem Kunstlicht-Farbstich sogar in der Null-Punkte-Gruppe gelandet. Die Fotografin hat aber genau das Richtige gemacht, dem Bild einen monochromen leicht angetönten Look verpasst und dann vom Kontrast her richtig Gas gegeben. Den Fotopuristen mag das ganz sicher nicht gefallen, aber so funktioniert nun einmal seit ca. 15 Jahren die Wettbewerbsfotografie. 

Vespa gut, alles gut…

Auch die hier gezeigte Vespa gefällt mir sehr gut. Ich denke, das Bild wurde tatsächlich so geschossen und nicht aus mehreren Schüssen composed. Der Look wurde dann aber ganz sicher zusätzlich nachträglich noch (sehr gut !!!) hingedreht … so etwas ist mit einer normalen Belichtung kaum zu schaffen. Kleiner Tipp: so ein Look funktioniert ganz gut, wenn man ein sonniges Motiv mit mindestens 2 bis 3 Blenden überbelichtet und dann nachträglich nur noch den Schwarzpunkt wieder anzieht. Dadurch werden die eher dunklen Zeichnungselemente deutlich angehoben, der Lichtbereich bleibt aber “bleached” und beides zusammen bringt diesen Sommer-Look.

Kann man anders machen …

… muss man aber nicht. Der Autor des nächsten Bildes hat hier ein Motiv, passend zum Thema (und zu den aktuellen politischen Diskussionen) geschossen. Er hat dabei sauber den Horizont deutlich aus der Mitte genommen und den Lüfter auf die rechte Drittel-Linie gesetzt.

Ich habe das Bild alternativ mal Instagramn-klassisch quadratisch geschnitten, dabei aber den unteren Teil so geändert, dass die quadratischen Elementen nicht “unregelmäßig geschnitten werden, dass also unten 3 gelbe vollständige Flächen erhalten bleiben.

Als extreme Variante funktioniert dann auch noch die ganz cleane Version, bei der der untere rote Balken fehlt. Wie oben schon geschrieben … das kann man machen, muss man aber nicht. Auch das eingereichte Foto hat von mir die verdienten Heft-Punkte bekommen.

Einfach, aber gut…

Wie einfach grafische Motive mit minimalem Aufwand gelingen sieht man hier. Einfach die Augen offen halten und eben nicht den oben genannten, zu erwartenden Mainstream schießen. Das sind vielleicht keine Matchwinner, haben aber gute Chancen ein paar Punkte für die Gesamtwertung nach Hause zu fahren.

So, das war’s für heute, wir sehen uns nach der nächsten, dann wieder themenfreien Wettbewerbsrunde.

Ach ja: Während ich das tippe weiß ich nicht, ob ein Bild von einer Fotografin oder einem Fotografen eingereicht wurde. Herbert sorgt vor dem Posten für die richtige Zuordnung!

Bilder : © Bei den Fotografinnen und Fotografen der gezeigten Aufnahmen.

Text : Ralf Wilken

Wichtiger Hinweis

Alle in dieser Serie gezeigten Bildmodifikationen und Anmerkungen spiegeln meinen ganz persönlichen Geschmack wider und können keinesfalls Allgemeingültigkeit haben. Ich behandle sie so, als wären es meine selbst fotografierten Bilder, die ich für eine eigene Wettbewerbsteilnahme bearbeite.