Im Test: das 6. Vollformatobjektiv mit Lichtstärke 1:1,4 im Sony System – das neue Sony FE 1,4/50 GM.

Festbrennweiten mit Lichtstärke 1:1,4 gibt es im System der spiegellosen Vollformat-Systemkameras von Sony mit Brennweiten von 24 mm bis 85 mm. Die neueste ist das Sony FE 1,4/50 GM (so steht es auf dem Objektiv – Millimeter darf man sich dazu denken).

Es kommt einerseits recht leicht, andererseits recht wuchtig daher.

Das Sony bringt nur 520 g auf die Waage, hat aber bei einer Gesamtlänge von 101 mm (ab Bajonett 96 mm) den beachtlichen größten Durchmesser von 81 mm. Nur vor dem Bajonett ist das Objektiv schlanker (62 mm). Es werden 67-mm-Filter benötigt.

(Einfach mal zum Vergleich: Einer der Urururahnen des Objektivs, das Minolta MC Rokkor-PF 1:1,4/58 mm aus den 1970er Jahren ist ab Bajonett 43 mm lang, weist einen Durchmesser von 64 mm auf und wiegt gerade mal 284 g, obwohl seinerzeit mehr Metall verbaut wurde.)

Beim neuen Sony ist nur das Bajonett aus Metall gefertigt.  Der Tubus besteht aus Kunststoff, macht aber einen stabilen und belastbaren Eindruck.

In diesem Zusammenhang gehört auch, dass das 50er gegen Staub und Spritzwasser abgedichtet ist. Das konnte ich während des Praxistests leider ausprobieren. Bei strömendem Regen habe ich die Sony A7R IV und das Objektiv aber lieber in der Fototasche gelassen.

Insgesamt sind 5 verschiedene Einstellelemente am Tubus untergebracht – insgesamt aber 6, denn eines gibt es in doppelter Ausführung.

Der 19 mm breite Fokussierring ganz vorn ist mit einer geriffelten Gummiarmierung versehen. Er greift auf die AF-Motoren zu und macht sehr feinfühliges präzises Arbeiten möglich. Das wird durch die Lupe auf den Monitoren und Fokus-Peaking unterstützt.

Wie bei praktisch allen aktuellen Kamera-Objektiv-Kombinationen gilt auch hier, dass manuelles Fokussieren eher selten vorkommen wird, da der Autofokus sehr schnell und sicher arbeitet – ausprobiert an der Sony A7R IV und der Sony A7 II.

Beim neuen 50 mm kommen zwei AF-Motoren zum Einsatz. Es handelt sich bei beiden um XD-Linearmotoren, die so gut wie unhörbar arbeiten.

Sowohl beim manuellen wie auch beim automatischen Fokussieren von unendlich in den Nahbereich ist eine Abnahme des Bildwinkels festzustellen (Fokus Breathing).

Die kürzeste Einstellentfernung beträgt laut technischen Daten im AF-Betrieb 41 cm, bei MF 38 cm und die entsprechenden größten Abbildungsmaßstäbe liegen bei 1:6,25 bzw. 1:5,6.

In der Praxis kann man minimal näher ans Objekt gehen. Abblenden hilft dabei, da die Schärfenzone dann noch ein paar Millimeter vor der Schärfenebene der kürzesten Einstellentfernung erfasst.

Etwa in der Mitte des Objektivs ist der Blendenring untergebracht. Die vordere Hälfte ist schmal geriffelt.  Auf der hinteren glatten Hälfte sind die ganzen Blenden von 1,4 bis 16 als Zahlen abzulesen. Die Drittelstufen dazwischen sind durch kurze Striche markiert.

Klick für größeres Bild

Auf der Fläche zwischen Fokussier- und Blendenring sind drei Schalter unterbracht:

  • AF/MF für den Wechsel zwischen automatischer und manueller Scharfstellung
  • IRIS-Lock, um den Blendenring in der A-Position zu verriegeln oder den versehentlichen Wechsel in die A-Position zu verhindern
  • CLICK, um den Blendenring wahlweise in Drittelschritten einrasten zu lassen oder frei zu drehen

Dazu kommen hier zwei um 90° versetzte Tasten. Sie befinden sich links und oben, wenn man die Kamera im Querformat einsetzt. Die Tasten lassen sich im Kameramenü mit verschiedenen Funktionen belegen. Grundeinstellung ist Fokus-Stopp.

Das Objektiv wird mit einer runden Streulichtblende geliefert. Sie rastet beim Ansetzen ein und muss zum Abnehmen durch den Druck auf eine rechteckige Taste entriegelt werden. Die Streulichtblende kann für den Transport verkehrt herum aufgesetzt werden. Natürlich gehören auch Front- und Rückdeckel zum Lieferumfang.

Der optische Aufbau umfasst 14 Linsen in 11 Gruppen. Dazu gehören eine ED-Linse und Asphären. Beim neuen 50er setzt Sony auf die Nano AR II Vergütung (3 Linsen) und Nano AR Vergütung.

Auflösung und Kontrast sind an der Sony A7R IV mit ihrem 61-MPix-Sensor in der Bildmitte von Blende 1,4 bis Blende 4 hervorragend und bleiben bis Blende 8 im sehr guten Bereich. Danach sinken die Werte, was auf Beugung zurückzuführen ist.

Bei ganz offener Blende ist mit einem sichtbaren Nachlasen von Auflösung und Kontrast zu den Bildrändern und -ecken zu rechnen, wenn man plane Motive aufnimmt. Abblenden verbessert die Leistung und bringt sie bei Blende 5,6 und 8 auf das Niveau der Mitte.

Beim Fotografieren im Alltag wird der Randabfall eher selten auffallen. Zum einen müssen dafür Mitte und Rand des Motivs in einer Ebene liegen. Zum anderen ist eine größte Öffnung von 1:1,4 zwar schön, aber wegen der sehr schmalen Schärfenzone nicht die Blende für alle Fälle.

Vignettierung und Verzeichnung sind in der Praxis kein Problem, wenn man die entsprechenden Korrekturautomatiken der Kamera nutzt.

Die chromatische Aberration ist zwar sehr gut auskorrigiert. Nur in seltenen Fällen können die charakteristischen Farbsäume sichtbar werden.

Reflexe und Überstrahlungen können auftreten, wenn die Sonne knapp außerhalb des Bildes platziert ist oder im Bild hinter einer dunklen Struktur, um beispielsweise Blendensterne zu erzeugen.

11 Blendenlamellen bringen eine fast kreisrunde Blendenöffnung zustande und tragen zu einem gefällig weichen Bokeh bei.

Alles in allem ist das neue Sony FE 1,4/50 GM ein würdiger Vertreter der 50-mm-Objektive und/oder der Objektive mit Lichtstärke 1,4 im Angebot von Sony und auf jeden Fall empfehlenswert. Wenn der hohe Preis für dieses Objektiv das Budget zu sehr belastet, ist  das ebenfalls neue Sigma 50 mm 1:1,4 DG DN | Art ein starker Konkurrent und mehr als einen Blick wert.

 

Text und alle Bilder © Herbert Kaspar

 

Preis

1699,- € (idealo.de | KW13/2023)

 

BEWERTUNG SONY FE 1,4/50 MM GM

GUT – SEHR GUT – HERVORRAGEND – HERVORRAGEND PLUS – HERVORRAGEND DOPPEL PLUS – EXZELLENT

 

 

Text und alle Bilder © Herbert Kaspar

 

PRAXISBILDER

Ein Klick auf eines der Praxisbilder bringt es mit einer Länge von 1800 Pixeln über die lange Seite auf Ihren Bildschirm. Die Bildgröße wurde im aktuellen Adobe Photoshop reduziert.

Zu einigen Bildern zeigen wir darunter einen entsprechend gekennzeichneten 100-%-Crop. 

Die Originalbilder aus der Sony A7R IV sind 9504 x 6336 Pixel groß.

Beachten Sie bitte, dass die Bildqualität, besonders die Farbwiedergabe, auch von den Einstellungen Ihres Monitors abhängt!

 

OBJEKTIV SONY FE 1,4/50 MM GM

KAMERA SONY A7R IV

 

50 mm | ISO 100 | F3,2 | 1/200 Sek.
50 mm | ISO 100 | F2 | 1/400 Sek. | +0,7 EV
50 mm | ISO 100 | F5,6 | 1/250 Sek. | +0,7 EV
50 mm | ISO 100 | F5,6 | 1/160 Sek. | +0,7 EV
50 mm | ISO 320 | F2,8 | 1/50 Sek. | -0,3 EV
50 mm | ISO 320 | F2,8 | 1/100 Sek. | -0,3 EV
100-%-CROP
50 mm | ISO 100 | F1,4 | 1/800 Sek. | +0,3 EV
Dieser Ausschnitt aus dem Regal wurde mit verschiedenen Blenden fotografiert. Aus dieser Serie stammen die folgenden 100-%-Crops.
50 mm | ISO 100 | F1,4 | 1/800 Sek. | +0,3 EV
50 mm | ISO 100 | F2 | 1/400 Sek. | +0,3 EV
100-%-CROP
50 mm | ISO 100 | F2,8 | 1/200 Sek. | +0,7 EV
50 mm | ISO 100 | F4 | 1/100 Sek. | +0,7 EV
50 mm | ISO 100 | F5,6 | 1/50 Sek. | +0,3 EV
50 mm | ISO 100 | F2,5 | 1/250 Sek. | +0,3 EV
50 mm | ISO 100 | F4,5 | 1/160 Sek. | +0,3 EV
50 mm | ISO 100 | F5 | 1/400 Sek. | +0,3 EV
50 mm | ISO 100 | F3,2 | 1/1600 Sek. | +0,3 EV
50 mm | ISO 100 | F3,2 | 1/1600 Sek. | +0,3 EV
100-%-CROP
50 mm | ISO 100 | F3,5 | 1/800 Sek.
50 mm | ISO 100 | F5,6 | 1/1000 Sek.
50 mm | ISO 100 | F9 | 1/400 Sek.
100-%-CROP
50 mm | ISO 100 | F2 | 1/500 Sek.
100-%-CROP
50 mm | ISO 100 | F6,3 | 1/60 Sek.
50 mm | ISO 100 | F8 | 1/250 Sek.
50 mm | ISO 100 | F8 | 1/40 Sek. | -1 EV
50 mm | ISO 100 | F3,2 | 1/500 Sek. | -1 EV
50 mm | ISO 100 | F2,8 | 1/1250 Sek. | +1 EV

 

Alle Bilder © Herbert Kaspar