Im Test: Die Ultraweitwinkel-Festbrennweite Sigma 20 mm 1:1,4 DG DN | Art.
Für Kameras mit E-Mount und L-Mount erweitert Sigma das Angebot um das Ultraweitwinkel Sigma 20 mm 1:1,4 DG DN | Art.
Dieses Objektiv ist das zweite 20er für Vollformatkameras mit E-Mount und L-Mount im Sigma Angebot. Das andere ist das 20 mm 1:2 DG DN | Contemporary.
Das neue hoch lichtstarke Ultraweitwinkel bietet einen Bildwinkel von 95° über die Diagonale. Den mDas 20er ist ein wuchtiges Objektiv und macht die Fototasche etwa 635 g schwerer. Für das Objektiv kommt, da es zur Art-Familie gehört, Aluminium und TSC, ein hochfester belastbarer Kunststoff, zum Einsatz und es ist gegen Staub und Spritzwasser abgedichtet. Beim Contemporary-Typ ist mehr TSC im Spiel und die Abdichtung beschränkt sich aufs Bajonett.
Die Länge liegt bei ca. 112 mm (150 mm inkl. Streulichtblende), der größte Durchmesser bei ca. 88 mm. Er wird an der Frontfassung erreicht, der Tubus weiter hinten bringt es auf rund 76 mm.
Sigma erklärt den schlankeren Tubus mit den Anforderungen von Astrofotografen, die eine Wärmemanschette um das Objektiv legen wollen, mit der das Beschlagen der Linsen in kalten Nächten verhindert wird. Die dickere Frontfassung verhindert dann, dass die Manschette nach vorne in den enorm großen Bildwinkel rutscht.
Die große Frontlinse rotiert beim Fokussieren nicht. Entsprechend ist es unproblematisch mit richtungssensitiven Filtern (Polfilter, Verlaufsfilter) zu fotografieren.
Allerdings werden 82-mm-Filter gebraucht, die eher in die Rubrik „recht teuer“ fallen.
Zusätzlich können Folienfilter in eine Halterung an der Hinterlinse eingesetzt werden. Man muss die Folien selbst zuschneiden – das erklärt die Schablone in der Packung, über die man sich zunächst einmal wundert.
Wer mag, kann dadurch zwei Filter kombinieren – etwa einen Graufilter hinten, um eine längere Verschlusszeit zu erzwingen, und einen Polfilter vorn, um Reflexe zu minimieren.
Für die 4-Segment-Streulichtblende gibt es ein Bajonett an der Frontfassung. Wie heute fast schon üblich sitzt sie dank einer Verriegelung sehr fest. Und wie bei mir üblich, gibt es einen Daumen hoch dafür, dass das Teil zum Lieferumfang gehört.
Das Objektiv ist mit sieben Einstellelementen versehen.
Eines ist der rund 48 mm breite, griffig belegte Fokussierring vorn. Im Alltag wird man ihn eher selten brauchen. An meiner Sony A7 II funktionierte die Scharfstellung über den AF-Schrittmotor sehr gut, d. h. sehr schnell, sicher und leise. Dank Innenfokussierung ändert sich die Länge und damit die Balance des Objektivs beim Fokussieren nicht.
Damit man den Fokussierring nutzen kann, bringt man den AF/MF-Schalter auf der linken Seite in die MF-Position.
Astrofotografen werden das häufiger tun, um die Schärfe exakt auf den Mond oder den Sternenhimmel zu legen. (Nebenbei bemerkt: Bei der OM System OM-1 ist der Sternen-AF eine ganz feine Sache.) Dann wird auch der AFL/MFL-Schalter interessant, mit der man den Fokussierring außer Betrieb nehmen kann. Das ist im normalen Fotoalltag nicht ganz so wichtig – aber wenn man im MF-Modus auf den Sternenhimmel scharf gestellt hat, ist es ärgerlich, wenn man den Fokus versehentlich verstellt.
Die kürzeste Einstellentfernung beträgt 23 cm, es wird ein größter Abbildungsmaßstab von 1:6,1 erreicht.
Neben den beiden erwähnten Schaltern sind links noch zwei Einstellelemente untergebracht: Die AFL-Taste für die Fokusspeicherung und der Schalter, mit dem man einstellt, ob der Blendenring in Drittelschritten oder ohne Clicks gedreht werden kann.
Es steht ein Bereich von F1,4 bis F16 zur Wahl. Dazu kommt die A-Position. Hier kann der Ring mit einer Taste auf der rechten Seite verriegelt werden.
Für die Ausstattung mit dem Blendenring gibt es von mir einen dicken Daumen hoch.
Das Objektiv ist aus 17 Linsen in 15 Gruppen aufgebaut, darunter sind zwei Linsen aus SLD-Spezialglas, zwei Asphären und eine auf beiden Seiten asphärisch geformte Linse (die Frontlinse).
Die Testaufnahmen wurden mit der Sony A7 II mit aktiven Korrekturfunktionen der Kamera gemacht.
Bei ganz offener Blende ist das Auflösungsvermögen Bildmitte hervorragend, es kann aber ein Nachlassen der Leistung zu den Ecken hin sichtbar werden. Abblenden um eine Stufe schiebt den hervorragenden Bereich näher an die Bildecken, die dann ab Blende 4 zur Bildmitte aufschließen. Bis Blende 8 ist dann die Leistung von der Mitte bis zu den Bildecken hervorragend. Bei den kleineren Blenden bleibt sie sehr gleichmäßig über das Bildfeld und erreicht auch bei Blende 11 sehr gute Werte, die zu Blende 16 nur wenig nachlassen.
Chromatische Aberration ist sehr gut im Griff, es können aber in kritischen Motiven bei allen Blenden sehr schmale Farbsäume an hell/dunkel-Kanten auftauchen. Auch Verzeichnung spielt keine Rolle und Aufnahmen vom Sternenhimmel zeigen nur minimale Koma (tropfenförmige Verzerrung runder Bildpunkte).
Etwas anders sieht es mit der Vignettierung aus. Trotz der aktiven Korrekturen sind bei ganz offener Blende dunklere Bildecken zu erwarten … aber schon Abblenden auf 2 reduziert das auf ein Minimum.
Dank der Super-Multi-Layer Vergütung sind Reflexe und Geisterbilder kein Problem.
Bei einem Superweitwinkel spielt das Bokeh eine weniger wichtige Rolle als etwa bei einem Porträttele. So ist es um so erfreulicher, dass das 20 mm eine schön weiche Unschärfe vor und hinter der Schärfenebene zeigt. Eher schade ist, dass die Unschärfescheibchen sogenannte Zwiebelringe zeigen, allerdings nur schwach ausgeprägt.
Alles in allem bietet das Sigma 20 mm 1:1,4 DG DN | Art (mit Ausnahme der Vignettierung und der Schärfe in den Bildecken bei ganz offener Blende) eine ganz hervorragende Leistung. Es ist ein sehr empfehlenswertes Ultraweitwinkelobjektiv.
Text und alle Bilder © Herbert Kaspar
Preis
999,- € (idealo.de | KW43/2022)
BEWERTUNG SIGMA 20 MM 1:1,4 DG DN | ART
GUT – SEHR GUT – HERVORRAGEND – HERVORRAGEND PLUS – HERVORRAGEND DOPPEL PLUS – EXZELLENT
Text und alle Bilder © Herbert Kaspar
PRAXISBILDER
Ein Klick auf eines der Praxisbilder bringt es mit einer Länge von 1800 Pixeln über die lange Seite auf Ihren Bildschirm. Die Bildgröße wurde im aktuellen Adobe Photoshop reduziert.
Zu einigen Bildern zeigen wir einen entsprechend gekennzeichneten 100-%-Crop aus dem Bild darüber.
Die Originalbilder aus der Sony A7 II sind 6000 x 4000 Pixel groß.
Beachten Sie bitte, dass die Bildqualität, besonders die Farbwiedergabe, auch von den Einstellungen Ihres Monitors abhängt!
OBJEKTIV SIGMA 20 MM 1:1,4 DG DN | ART
KAMERA SONY A7 II
Habe mit Sigma-Art-Objektiven schon sehr gute Erfahrungen sammeln können, dieses fällt sicher nicht aus der Reihe .
Gruß Ralf