Heute wurde die im Mai angekündigte Fujifilm X-H2 offiziell vorgestellt. Hier ein erster Blick auf die Kamera und erste Praxisbilder.
Doppelspitzen sind bei Kameraherstellern beliebt. Canon hatte jahrelang neben der schnellen EOS-1D mit APS-H-Sensor die höher auflösende EOS-1Ds mit Vollformatsensor im Programm, Sony startete 2013 mit dem Basis-Modell A7 und der höher auflösenden A7 R ins Vollformat, 2018 brachte Nikon parallel die Z 6 mit 24 MPix und die Z 7 mit 45,7 MPix auf den Markt und Panasonic stellte 2019 die Lumix S1 für den Vollformateinstieg und die S1 R mit höherer Auflösung vor.
Nun gibt es auch in der Fujifilm X-Serie zwei Topmodelle.
Im Mai dieses Jahres wurde mit der Fujifilm X-H2S das „High Speed Flaggschiff“ der X-Serie präsentiert (ich berichtete hier), und heute wurde in New York mit der Fujifilm X-H2 das „High Resolution Flaggschiff“ vorgestellt. Damit hat man die Wahl zwischen 26,1 MPix, sehr hoher Geschwindigekit und sehr umfassenden Videofunktionen einerseits und andererseits 40,2 MPix, hoher Geschwindigkeit und nicht so umfassender Videoausstattung. Die Fotoausstattung ist bei beiden Modellen gleichermaßen top.
Fujifilm bot in Deutschland schon die Möglichkeit, mit der neuen X-H2 erste Bilder zu machen. Eine Auswahl ist am Ende des Artikels zu finden. Da es sich um Aufnahmen mit einer Kamera im Vorserien-Status handelt, verzichte ich auf die üblichen 100-%-Crops – obwohl die Abbildungsleistung schon auf dem Level der Serienmodelle liegt. Aber ich brauche ja auch noch ein bisschen Motivation für den Praxistest mit einer Kamera mit vollständiger Firmware.
Auf den ersten Blick sieht die Fujifilm X-H2 der X-H2S sehr ähnlich – es fehlt nur das „S“ auf der Vorderseite oben rechts. Auch ein zweiter und ein dritter Blick bringen keine weiteren Unterschiede zutage. Wer also für Videos die X-H2S und für hochaufgelöste Fotos die X-H2 parallel einsetzen möchte, wird keinerlei Probleme damit haben.
So bietet nun auch die Fujifilm X-H2 ein sehr handliches robustes Gehäuse, das gegen Staub und Spritzwasser abgedichtet ist.
Das Gehäuse liegt mit einem tiefen, gut ausgeformte Handgriff sehr gut und sicher in der Hand. Das gilt auch mit wuchtigen Objektiven wie wie dem XF 50 mm 1:1,0 R WR oder langen Telezooms wie dem XF 70-300 mm F4-4,6 R LM OIS WR.
Auf dem Griff macht die Hauptschalter/Auslöser-Kombi den schnellen Start möglich, dazu gesellt sich der Movieauslöser. Eines der beiden Einstellräder ragt aus dem Griff und lässt sich mit dem rechten Zeigefinger leicht, aber nicht zu leicht drehen.
Auch alle anderen Bedienelemente sind ergonomisch angeordnet.
Auf der linken Gehäuseschulter ist das Betriebsartenwählrad untergebracht, an dem man die PASM-Modi, sechs C-Programme (die man selbst konfigurieren kann) sowie die Movie- und die Filterfunktion aufrufen kann.
Auf der rechten Schulter beherrscht der gut ablesbare Monochrom-Statusmonitor das Feld und rechts davon liegen die Tasten, mit denen man Weißabgleich und ISO-Wert einstellt sowie eine Fn-Taste.
Auf der Rückwand kann man mit dem zweiten Einstellrad, einem Joystick und einer 4-Richtungswippe (fast) alle Einstellungen vornehmen und das AF-Messfeld positionieren (man kann zwischen 13×9 und 25×17 möglichen Positionen wählen).
Dazu kommen u. a. die Q-Taste, um das Schnellmenü aufzurufen, die MENU/OK-Taste für den Zugang …
… zum gleichermaßen umfangreichen und übersichtlichen Hauptmenü und die DRIVE-Taste für die Wahl der Bildfolgefunktion (inkl.Pixel-Shift-Aufnahmen für noch höhere Auflösung).
Auf der Vorderseite befinden sich die Taste, mit der man zwischen den Fokus-Modi wechseln kann und eine Fn-Taste. Dazu kommt, nicht mehr sehr oft zu finden, eine Buchse für Blitz-Synchronkabel.
Auf der rechten Schmalseite sind die Slots für eine CFExpress-Karte (Typ B) und eine SD-Karte (UHS-II kompatibel) untergebracht …
… auf der linken Schmalseite die Anschlüsse für USB-Kabel (Typ C), HDMI-Kabel (Typ A), Kopfhörer, Mikrophon und Fernauslöser.
WiFi- und Bluetooth-Module sind an Bord.
Damit man das Motiv immer sehr gut im Blick hat, ist auch die X-H2 mit einem OLED-Sucher ausgestattet, der eine Auflösung von 5,76 Mio. RGB-Dots bei einer Vergrößerung von 0,8x [@KB] bietet und damit im Vergleich zu anderen Kameras weit vorn mitspielt. Wie bei der X-H2S hat man das Sucherbild auch dann gut im Blick, wenn das Auge nicht exakt mittig am Okular positioniert ist. Auch bei schnellen Serien stören keine Dunkelpausen die Konzentration aufs Motiv. Gegenüber der auch schon sehr guten X-H2S wurde die Bildwiederholrate von 60 fps aus 120 fps gesteigert.
Für alle interessant, die nicht mehr die volle Sehstärke haben: Die Dioptrieneinstellung für den Sucher im Bereich von -5 bis +3 Dioptrien lässt sich sehr bequem mit einem kleinen Rädchen vornehmen!
Der schwenk- und drehbare Monitor weist eine Diagonale von 3“ und eine Auflösung von 1,62 Mio. RGB-Dots auf. Er ist als Touch-Monitor ausgeführt.
Von Außen nach Innen.
Die Fujifilm X-H2 ist die erste APS-C-Kamera, die einen 40,2-MPix-Sensor aufweist und damit natürlich auch die erste Kamera mit einem X-Trans-CMOS-Chip dieser Auflösung.
In diesem Zusammenhang interessant: Die neuen Festbrennweiten XF 18 mm XF 23 mm und XF 33 mm jeweils mit Lichtstärke 1:1,4 und das neue 56 mm mit Lichtstärke 1:1,2 wurden schon für den 40-MPix-Sensor gerechnet. Es ist davon auszugehen, dass auch allen anderen neuen XF-Objektive (speziell die mit dem roten Logo) optimal mit der X-H2 zusammenspielen – wie es mit Objektiven aus der Frühzeit des X-Systems aussieht, muss sich in der Praxis zeigen.
Der Sensor gehört zur 5. Generation der X-Trans-Sensoren.
Er ist als BSI-(Backside Illuminated)-Sensor ausgeführt (aber nicht, wie bei der X-H2S, als Stacked-Sensor). Die Pixelgröße liegt bei 3,04µm.
Für den neuen Sensor lässt sich eine Basis-Empfindlichkeit von ISO 125 (bisher lag sie bei ISO 160) einstellen.
Der elektronische Verschluss macht eine kürzeste Verschlusszeit von 1/180.000 Sek. möglich (ich grüble, was ich mit dieser Verschlusszeit im Praxistest fotografieren werde). Mit dem mechanischen Verschluss erreicht man 1/8000 Sek. und die längste Verschlusszeit liegt bei 30 Sek. Dazu kommt ein Bereich bis 60 Min. in bestimmten Modi.
Der Rolling Shutter-Effekt konnte auch bei der X-H2 gegenüber früheren Modellen reduziert werden. Er setzt laut Pressemitteilung nicht bei 1/40 Sek. ein (wie etwa bei der X-T4), sondern erst bei 1/88 Sek. ein. Die X-H2S ist mit 1/151 Sek. noch ein Stückchen besser.
Wie der Sensor gehört auch der Bildprozessor der 5. Generation an.
Er ist auch für die schnelle AF-Funktion des AF-Systems verantwortlich, das mit Hilfe von künstlicher Intelligenz für die Erkennung von Gesichtern, Augen, Tieren, verschiedenen Fahrzeugen oder Flugzeugen trainiert wurde.
Das kann auch die X-H2S mit ihren 2,16 Mio. Phasen-Detektionspixeln. Die X-H2 bietet 3,33 Mio. dieser Pixel. Das sind jeweils rund 12 % aller Pixel auf dem Sensor.
Die ersten Aufnahmen von Stilllife-Motiven und in der Landschaft und Porträts fielen auf jeden Fall zur vollsten Zufriedenheit aus … der AF ist sehr schnell, sehr sicher und mit den verwendeten Objektiven auch sehr leise.
Im Menü kann man festlegen, wie lange der AF ein Motiv verfolgen soll, wenn ein Objekt im Vordergrund auftaucht, bzw. wie schnell er auf das neue Objekt umschalten soll.
Mit dem mechanischen Verschluss sind 15 B/Sek. möglich.
Die Serienbildgeschwindigkeit von max. 20 B/Sek. mit dem elektronischen Verschluss wurde während des ersten Kennenlernens nur genutzt, um die Pixelshift-Funktion auszuprobieren. Es werden 20 Aufnahmen im RAW-Format auf die Speicherkarte geschrieben, aber nicht in der Kamera verrechnet. Dafür benötigt man die kostenlose Software Pixel Shift Combiner und die damit zusammengefügten Bilder mit 160 MPix sind eine Augenweide.
Einschub und wilde Spekulation: Pixel der Größe, wie der Sensor der X-H2 bietet, würden auf dem Mittelformatsensor einer GFX zu einer One-Shot-Auflösung von 160 MPix führen. Einschub Ende.
Wenn die höchste Frequenz für Serienbilder genutzt wird, kommt ein Crop-Faktor von 1,29x [@APS] zum Tragen (bzw. von 2x [@KB]).
Wie gesagt ist die X-H2 nicht so auf Video abgestimmt, wie die X-H2S – aber sie übertrifft das Schwestermodell in Sachen Auflösung. Kommt die X-H2S auf 6,2K können mit der X-H2 zusätzlich auch Videos mit 8K 30p in Apple ProRes Qualität direkt auf der Speicherkarte aufgenommen werden. Die 8K Bilder bilden auch die Grundlage für 4K Videos, die durch Oversampling generiert werden.
Allerdings liegt die X-H2S bei den Zeitlupenaufnahmen wieder vorn: 4K 120p gegenüber 4K 60p.
Und auch wenn es um den Dynamikbereich geht, ist die X-H2 mit 14+ Stufen gegenüber 13+ Stufen etwas besser aufgestellt.
Gleichstand herrscht dann wieder beim 5-Achsen-Bildstabilisator, der in beide Gehäuse integriert ist und jeweils 7 Verschlusszeitenstufen ausgleichen soll. Die ersten Aufnahmen sind in dieser Hinsicht sehr gut ausgefallen. Genaueres wird dann im Praxistest ermittelt.
Da die Gehäuse der X-H2S und der X-H2 identisch sind, passen die Vertikalgriffe ohne und mit Filetransmitterfunktion an beide Modelle.
Das gilt auch für den Lüfter FAN-001, der den Sensor bei langen Videoaufnahmen kühlt.
Weiteres
- Belichtungsmessung 256 Zonen, Mehrfeld, Spot, Integral, Mittenbetonung
- Belichtungssteuerung P A S M
- Empfindlichkeit ISO 64 – ISO 51.200 (erweitert)
- HDR-Modus
- 19 Filmsimulationen
- 8 Kreativfilter
- Verschlusszeiten (mechanisch) 1/8000 Sek. – 15 Min.
- Verschlusszeiten (elektronisch) 1/180.000 Sek. – 15 Min.
- AF mit maximal 25 x 17 Feldern
- Pre-Aufnahme-Funktion
- Bracketing für Belichtung, Filmsimulation, Dynamikumfang, ISO, Weißabgleich, Fokus
- Mehrfachbelichtungen mit bis zu 9 Bildern
- Intervallaufnahmen
- Akkulaufzeit bis 540 Aufnahmen (Normal-Modus), bis 6800 Aufnahmen (Economy-Modus)
- Größe rund 137 x 93 x 85 mm
- Gewicht rund 660 g mit Akku und Speicherkarte
Verfügbarkeit
Ab September 2022
Preis (UVP)
2249,- € für das Gehäuse
2749,- € für das Kit mit XF 16-80 mm F4 (das entspricht dem UVP des X-H2S Gehäuses)
PRAXISBILDER
Ein Klick auf eines der Praxisbilder bringt es mit einer Länge von 1800 Pixeln über die lange Seite auf Ihren Bildschirm. Die Bildgröße wurde im aktuellen Adobe Photoshop reduziert.
Da die Kamera noch nicht mit der finalen Firmware ausgestattet war, entfallen hier die gewohnten 100-%-Crops!
Beachten Sie bitte, dass die Bildqualität, besonders die Farbwiedergabe, auch von den Einstellungen Ihres Monitors abhängt!
KAMERA FUJIFILM X-H2
OBJEKTIV FUJINON XF 16-55 mm F2,8 R LM WR
KAMERA FUJIFILM X-H2
OBJEKTIV XF 70-300 mm F4-4,6 R LM OIS WR
KAMERA FUJIFILM X-H2
OBJEKTIV FUJINON XF 50 mm F1,0 R WR