Die erste “große” Kamera, die OM Digital Solutions nach der Übernahme der Kamerasparte vorstellt, die OM System OM-1. Ich habe sie in der Praxis getestet.
Olympus stieg im Juni 2009 in den Sektor der spiegellosen Systemkameras ein – mit der sucherlosen PEN E-P1, die an die legendäre Halbformatkamera der 1960er Jahre, besonders an die PEN F von 1963, erinnern sollte.
Wie schon Panasonic entschied man sich auch bei Olympus für die DSLMs wieder für die 17,4 x 13 mm großen Four-Thirds-Sensoren, die schon in den DSLR-Modellen im Einsatz waren. 2003 hatte Olympus die E-1 vorgestellt, 2006 Panasonic Lumix L1.
Im Februar 2012 stellte Olympus dann die erste Spiegellose im SLR-Design vor – die OM-D E-M5 (noch immer wundert man sich über die Namensgebung), die an das Design der ebenso legendären SLR Olympus OM-1 aus dem Jahr 1972 erinnern sollte.
Nun ist OM Digital Solutions am Zug und es zeigen sich Parallelen.
Auch OM Digital Solutions präsentierte als erste eigene Kamera nach der Übernahme der Kamerasparte von Olympus eine PEN – die PEN EP-7 (hier finden Sie die Neuheitenvorstellung, hier den Test in Arbeit, d-pixx foto 3/2021 mit dem Test kann hier nachbestellt werden).
Und nun, 10 Jahre nach der OM-D E-M5 und 50 Jahre nach der Olympus OM-1, bringt OM-Digital Solutions ihre erste spiegellose Systemkamera im SLR-Design heraus – und nennt sie … ja, wie nun?
Auf dem Sucheraufbau steht Olympus, am Gehäuse OM-1. Aber offiziell heißt die Kamera OM System OM-1 …
Die neue OM-1 soll wohl auch die letzte Kamera sein, die den Namen Olympus trägt. Schade eigentlich, aber wer weiß, welche Abmachungen bezüglich des Markennamens bei der Übernahme der Olympus Kamerasparte durch OM Digital Solutions getroffen wurden.
Der Name ist dann auch eine letzte Verbeugung vor Yoshihisa Maitani, der u. a. die PEN F und die erste OM-1 designte.
Auch wenn sie nicht so klein ist, wie die erste Olympus OM-1, ist die neue OM-1 eine kompakte und leichte Kamera.
Das Gehäuse aus einer Magnesiumlegierung misst 129 x 92 x 73 mm und wiegt rund 600 g.
Es ist an zahlreichen Stellen gegen Staub- und Spritzwasser abgedichtet ist und erfüllt sogar die Vorgaben des IP53-Standards. Damit ist, wenn ich mich nicht alles täuscht, die OM-1 die erste spiegellose Systemkamera, die über den IPX1 Standard hinausgeht!
Die OM-1 liegt schön in der Hand. Der ergonomisch geformte Handgriff ist, wenn man nachmisst, etwas tiefer als etwa bei den Vorläufermodellen, was in der Praxis kaum einmal auffallen wird.
Was dagegen auffällt ist, dass die OM-1 das Layout der Einstellelemente fast komplett von der OM-D E-M1 Mark III übernommen hat und dass die Änderungen beim Wechsel oder parallelen Einsatz der beiden Modelle keine Probleme machen sollten.
Neu ist, dass die Einstellräder für Zeigefinger und Daumen im Griff und im Gehäuse stecken, statt obendrauf zu sitzen – was keinen Einfluss auf den Bewegungsablauf bei der Bedienung haben sollte – und dass man mit dem Videoauslöser im Fotomodus direkt hochauflösende Aufnahmen machen kann (später etwas mehr).
Ebenfalls neu ist, dass es einen AF-ON-Knopf gibt, mit dem man auch die Schärfe speichern kann. Dadurch wird der AEL/AFL-Speicherknopf zum reinen AEL-(Belichtungs)-Speicherknopf. Er rückt mit dem umgebenden Fn-Schalter etwas näher an den Sucher heran.
Zwischen welchen Funktionen man mit dem Fn-Schalter wechseln möchte, kann man im Menü bestimmen.
Ich entscheide mich für Modus 1: Zwischen zwei Belegungen der Einstellräder wechseln. Danach lege ich auf Ebene 1, dass ich mit dem vorderen Einstellrad je nach Modus Blende oder Verschlusszeit bestimme, mit dem hinteren immer den Belichtungskorrekturfaktor. Auf Ebene 2 sind es Weißabgleich vorn und Kelvin-Wert hinten.
Die ebenso wichtige Wahl des ISO-Wertes belasse ich auf dem ISO-Knopf in der linken oberen Ecke der Rückwand.
Da man insgesamt 11 der Einstellelemente konfigurieren kann, kommt jede:r zu der Kamera, die zu den eigenen Vorlieben passt.
Auch bei der OM-1 liegt der Hauptschalter (wie beim 1972er Modell und den OM-D E-M1 Modellen) auf der linken Schulter, und die beiden halbrunden Knöpfe erinnern an die Rückspulkurbel der Ur-OM. Mit ihnen kann man die Bildfolge- / Blitzfunktionen bzw. AF- / Belichtungsmessmodi aufrufen und dann mit dem vorderen bzw. hinteren Einstellrad die entsprechenden Einstellungen vornehmen.
Auf der rechten Schulter sitzt das bekannte Betriebsartenwählrad, mit dem man die PASM-Modi und die die B-Einstellung wählt. Dazu kommen vier Positionen für eigene Programme und das Symbol „alte Filmkamera“ für Videoaufnahmen.
Die weiteren Einstellknöpfe (inkl. der beiden zwischen Griff und Bajonett), der Knubbel-Joystick und die 4-Richtungswippe sind gleichgeblieben, ebenso die beiden Slots für SD-Karten (bis SDXC, UHS II) und die Buchse für den Selbstauslöser auf der rechten Schmalseite.
Auf der linken Schmalseite decken drei Gummiflappen (habe ich schon mal erwähnt, dass die mir an keiner Kamera gefallen?) die Anschlüsse für Mikrofon, Kopfhörer …
… USB-C- und microHDMI-Stecker ab.
Einen schönen kleinen Schraubdeckel gibt es für die Blitzsynchronbuchse vorne oben rechts. Er neigt dazu, rasch verloren zu gehen.
Unter dem Sucherdach ist ein elektronischer OLED-Sucher untergebracht. Er hat eine Auflösung von 1600 x 1200 Pixeln x 3 Dots/Pixel, also 5,76 Mio. RGB-Dots – sie ist damit gut 2,5x so hoch wie bei der OM-D E-M1 Mark III.
Die Vergrößerung liegt bei hervorragenden 0,83x [@KB].
Von der Auflösung her liegt die Canon EOS R3 auf diesem Level, mit der Vergrößerung von 0,76x aber hinter der OM-1, während die Panasonic Lumix G9 dieselbe Suchervergrößerung wie die OM-1 aufweist, aber „nur“ eine Auflösung von 3,68 Mio. Dots. Unerreicht: Der Sucher der Sony A1 mit einer Vergrößerung von 0,9x und einer Auflösung von 9,44 Mio. RGB-Dots.
Der Sucher der OM-1 zeigt ein klares, kontrastreiches Bild mit sauberen Farben.
Voreinstellungen werden angezeigt und man kann beispielsweise sehr gut feststellen, wie sich eine Änderung des Weißabgleichs oder eine Belichtungskorrektur auf das Bild auswirkt.
Damit man auch im Dunklen sieht, was man fotografiert, wird die Sucherhelligkeit gegebenenfalls angehoben.
Der Rückwandmonitor hat in der Entwicklung von der OM-D E-M1 Mark III zur OM-1 leider nicht mit dem Sucher Schritt gehalten und liegt mit 3“ und 1,62 Mio. RGB-Dots eher im Mittelfeld.
Er kann nach links geschwenkt und um die Längsachse gedreht werden. Selfie-Fans und Vlogger werden das ebenso begrüßen, wie Fotograf:innen, die mal aus einem anderen Blickwinkel Aufnahmen machen möchten.
Die Menüs der bisherigen Olympus-Kameras sind, freundlich gesagt: scroll-intensiv und unübersichtlich, und bis man den passenden Schalter gefunden hat, um sie zu deaktivieren überlagern die gut gemeinten Hilfstexte das, was man eigentlich sehen will.
Endlich, endlich: Die OM-1 bricht mit dieser Tradition.
Das neue Menü setzt auf acht horizontale Reiter für die Hauptmenüs. Jeder ist in maximal acht Seiten unterteilt, zwischen denen man durch waagrechtes Scrollen wechselt. Jede Seite umfasst maximal sieben Zeilen, die man mit dem Mini-Joystick oder der 4-Richtungswippe auswählt.
Das ist nach kurzer Eingewöhnung eine sehr saubere, ordentliche Lösung (und es wäre schön, wenn man sie per Firmware-Update auch älteren Olympus-Kameras spendieren würde – wenn es denn technisch machbar ist.)
Sehr hilfreich: Wenn Menü-Punkte nicht ausgewählt werden können, wird der Grund angezeigt.
Weniger hilfreich: Im Menü kann man die Touch-Funktion des Monitors nicht nutzen.
Ergänzt wird das Menü durch das bekannte Super Control Menü mit 22 Kacheln – wo man per Touchscreen Funktionen aufrufen kann. Es wäre schön, wenn man aussuchen könnte, was hier angezeigt wird.
Als Hilfsmittel werden auf Wunsch 3-D-Wasserwaage, Histogramm und Rasterlinien eingeblendet.
Im Zentrum der OM-1 steckt ein neuer 20-MPix-Live-MOS-Sensor im mFT-Format.
Schade, das OM Digital Solutions nicht den Schritt gemacht hat wie Panasonic mit der Lumix GH6, nämlich auf 25 MPix. Fünf Megapixel machen das Kraut in Sachen Ausgabegröße nicht fett, aber ein paar mehr feine Details im „Standard-Modus“ und ein bisschen mehr Spielraum bei Korrekturen des Bildausschnitts wären schon schön.
Allerdings ist hier in Betracht zu ziehen, dass bei Bildern von statischen Motiven die Funktion hochlösende Aufnahmen mit 50 MPix (funktioniert auch aus freier Hand wirklich problemlos) und 80 MPix (nur vom Stativ) zur Wahl steht. Möglich wird das durch eine Serie von 8 Bildern, zwischen denen der Sensor um eine halbe Pixelbreite waagrecht und senkrecht verschoben wird (Pixelshift).
Durch diese Technik werden auch für jeden Bildpunkt alle RGB-Farben aufgezeichnet und die ohnehin schon fabelhafte Farbwiedergabe im „Standard-Modus“ noch ein Fitzelchen verbessert,
Der Sensor ist in Stacked-BSI-Technik ausgeführt. Das führt sowohl zu einer größeren lichtempfindlichen Fläche, was dem Rauschverhalten zugutekommt, als auch zu einer höheren Auslesegeschwindigkeit, wovon die Serienbildfunktionen profitieren.
Stacked-BSI-Sensoren sind nicht neu – neu ist aber, dass der Sensor als „Quad-Bayer-Sensor“ ausgeführt ist.
Nach wie vor sind in jeder Reihe oder Spalte rot und grün bzw. grün und blau gefilterte Pixel im Wechsel angeordnet. Rot und blau gefilterte Pixel sind jeweils von vier grün gefilterten Pixeln umgeben. Dass doppelt so viel grüne als blaue oder rote Filter vorhanden sind, sorgt für eine präzisere Wiedergabe der wichtigen Grüntöne.
Bei der OM-1 ist nun aber jeder Pixel in vier Segmente unterteilt und jeder Pixel kann für den AF per Phasendetektion für vertikale und horizontale Strukturen verwendet werden!
Der Basisempfindlichkeitsbereich beginnt immer noch bei ISO 200 und geht bis ISO 25.600. Im erweiterten Modus können Werte von ISO 80 bis 102.400 eingestellt werden.
Der Sensor arbeitet mit einem ebenfalls neuen TruePic X Bildprozessor zusammen, dem OM Digital Solutions eine drei Mal so hohe Geschwindigkeit gegenüber den Vorgängern bescheinigt.
Mehr zum Rauschen und zum Tempo später.
Der Sensor ist, wie nicht anders zu erwarten, für die Bildstabilisation beweglich gelagert und soll abhängig vom Objektiv die Freihandgrenze – 1:(Brennweite x Cropfaktor) – um bis zu 8 Stufen zu den längeren Zeiten hin verschieben. Der Stabilisator am Sensor (IBIS) allein soll bis zu 7 Stufen ausgleichen.
Neu ist in diesem Zusammenhang der „Freihandassistent“, der anzeigt, wenn doch mit Verwacklungen zu rechnen sein sollte und der mich ehrlich gesagt genervt hat. Aber man kann ihn abschalten!
Mit einem Panasonic Lumix 35-100-mm-Zoom (noch aus der 1. Generation) kam ich mit der längsten Brennweite von 200 mm [@KB] mit 1/6 Sek. zu unverwackelten Freihandaufnahmen aus rund fünf Meter Entfernung – Sie kommen vielleicht noch ein Stückchen weiter.
Dank des erwähnten Aufbaus des Sensors aus Quad-Pixeln ist bei der OM-1 die On-Chip-Phasenerkennung sowohl in vertikaler wie auch in horizontaler Richtung möglich.
Bis zu 39 x 27 Punkte können manuell angewählt werden und decken das gesamte Bildfeld bis zu den Ecken ab. Allerdings ist das Messfeld dann sehr klein und muss entsprechend genau positioniert werden. Sollte das ein Problem sein, wählt man einfach ein größere Messfelder wählen.
Um das AF-Messfeld bzw. eine Messfeldgruppe im Bildfeld zu verschieben, kann man den Mini-Joystick, das Steuerkreuz oder den Finger auf dem Touchscreen-Monitor verwenden.
In der OM-1 kommt künstliche Intelligenz zum Einsatz, um Motive zu erkennen und sie beim Tracking exakt im Fokus halten zu können.
Im (ich wiederhole mich gern) endlich schön übersichtlichen Menü kann man wählen, ob Gesichter und Augen (das rechte, das linke oder das Auge, das der Kamera am nächsten liegt), Autos und Motorräder, Flugzeuge und Hubschrauber, Züge und Lokomotiven, Vögel, Tiere (wie Hunde und Katzen) im Bild gesucht werden sollen,
Vögel im Flug waren mangels eines Objektivs mit langer Brennweite als Testmotive ausgeschlossen (abgesehen davon, dass ich alles andere als ein geübter Vogelfotograf bin), aber mehrere Hunde und auch die aus vielen Tests bekannten Enten auf dem Hammelburger Weiher wurden bei Aufnahmen mit dem M.Zuiko 12-40 mm 1:2,8 PRO richtig erkannt und in der Schärfe gehalten.
Wer gerne Astroaufnahmen macht, bekommt vom Sternenhimmel-AF Unterstützung beim Fokussieren.
Wenn man auf den AF verzichten möchte, kommt man dank Fokus-Lupe, Fokus-Peaking und Fokusanzeige (gibt an, in welche Richtung der Fokussierring gedreht werden muss) sicher zu scharfen Bildern.
Mit der vollen 20-MPix-Auflösung sind mit ständigem Nachführen von Schärfe und Belichtung sind laut technischen Daten Serien mit bis zu 50 B/Sek. möglich, wobei das Motiv im Sucher permanent sichtbar ist – Dunkelphasen spielen keine Rolle. Voraussetzung dafür ist, dass man den elektronischen Verschluss nutzt.
Bei meinem Test mit einer schnellen SDXC-Karte (PNY X-PRO 90 128 GB V90 II) und JPEG LSF wurden vorgewählte 75 Bilder in 1,94 Sek. aufgenommen, vorgewählte 99 Bilder in 1,94 Sek. Um diese Frequenz zu erreichen, fordert die OM-1 Verschlusszeiten von 1/640 Sek. oder kürzer. Ohne Begrenzung der Bildzahl wurden zwar längere Serien aufgezeichnet – aber nur mit 13 B/Sek.
Wird die Serie mit den AF- und Belichtungswerten der ersten Aufnahme durchgezogen, sind bis zu 120 B/Sek. möglich.
Etwas langsamer geht die OM-1 zur Sache, wenn man den mechanischen Verschluss einsetzt – 10 B/Sek. mit AF/AE-Nachführung (nachdem die OM-D EM-1 Mark III schon 15 B/Sek. konnte)
Eine sehr interessante Serienbildfunktion ist ProCapture, die in drei Varianten (ProCap, ProCapSH1 und ProCapSH2) konfiguriert werden kann.
Solange man den Auslöser antippt, werden 20-MPix-Aufnahmen mit AF/AE-Nachführung in den Pufferspeicher geschrieben und wieder gelöscht. Beim Druck auf den Auslöser werden die letzten Bilder im Speicher behalten und neue hinzugefügt und dann gespeichert.
Im Menü kann man unter 7 Betriebsart > Serienaufnahme Einst. festlegen, mit welcher Frequenz die Aufnahmen gemacht werden und wie viele Bilder von max. 99 vor und wie viele nach dem Auslösen gespeichert werden sollen.
Im Modus ProCap stehen 5, 10, 15 oder 20 B/Sek. zur Wahl, in ProCapSH1 sind es 60, 100 oder 120 B/Sek. und in ProCap2 25 oder 50 B/Sek.
Weitere Eckdaten
- 324-Zonen-Belichtungsmesssystem
- ESP-Mehrfeld-, Spot und mittenbetonte Integralmessung, Lichter- und Schattenbetonung PASM-Modi
- 17 Art-Filter
- Verschlusszeiten (mechanischer Verschluss) 1/8000 Sek.- 60 Sek.
- Verschlusszeiten (elektronischer Verschluss) 1/32.000 Sek. – 60 Sek.
- Weißabgleich automatisch mit zwei Einstellungen, 7 Vorgaben, manuell und Kelvin-Einstellung
- Speicherung in 12-Bit-RAW möglich
- Speicherung auf SD-Karte (bis SDXC, UHS-II)
- 2 Karton Slots (die beiden Karten können für sich oder parallel eingesetzt werden)
- WiFi und Bluetooth LE 4.2 an Bord
Für knifflige Situationen bietet die OM-1 fünf Möglichkeiten, per Bracketing das bestmögliche Ergebnis zu erziehen: Belichtung, Weißabgleich, Blitzbelichtung, Fokus, ISO. Außerdem können kreativ Unentschlossene das Art-Filter-Bracketing nutzen.
Die OM-1 bietet wieder die Sonderfunktionen, die man auch von den bisherigen Modellen kennt.
Hochaufgelöste Aufnahmen Sie wurden bereits erwähnt – die damit zu erzielenden Bildgrößen noch nicht. Das sei hiermit nachgeholt: 50-MPix-Bilder sind 8160 x 6120 Pixel groß, 80-MPix-Bilder kommen auf 10.368 x 7776 Pixel. Sehr praktisch ist der schnelle Zugriff auf die Funktion durch einen Druck auf den Kombi-Knopf, mit dem auch Videoaufnahmen gestartet und gestoppt werden.
Live ND stellt Graufilter der Stärken ND2 bis ND64 (ND 64 ist neu in der OM-1) für Langzeitaufnahmen bei hellem Licht zur Verfügung. Voraussetzungen sind S- oder M-Modus und eine Empfindlichkeit unter ISO 800.
Focus Stacking für Aufnahmen setzt in der Kamera bis zu 15 Aufnahmen mit unterschiedlichen Schärfenebenen zu einem Bild mit sehr großer Schärfenzone zusammen. Man kann Schrittweiten von 1 bis 10 vorgeben. Um die passende Kombination zu finden, muss gegebenenfalls ein bisschen herumprobiert werden.
HDR-Aufnahmen bringen kontrastreiche Motive mit gut durchgezeichneten Lichtern und Schatten ins Bild. Fünf Varianten aus unterschiedlicher Zahl an Aufnahmen (3, 5 und 7) und Schrittweiten (2 EV und 3 EV) können gewählt werden. Dazu kommen zwei Voreinstellungen.
Keystone-Korrektur erlaubt es, schon vor der Aufnahme senkrechte und waagrechte stürzende Linien auszugleichen.
Mehrfachbelichtungen sind möglich – entweder aus zwei „Live-Aufnahmen“ oder indem man ein Bild auf der Speicherkarte als Basis wählt und ein neues Motiv darüberlegt.
Dazu kommen die drei bekannten Möglichkeiten, faszinierende Langzeitbelichtungen zu machen. Man kann sie einstellen, nachdem man Betriebsartenwählrad in die Position B gedreht hat.
Live Composite macht Langzeitbelichtungen ohne Aufhellen des Hintergrundes möglich. Das heißt, dass neu hinzukommende Lichter aufgenommen werden, die Basisbelichtung für den Hintergrund aber erhalten bleibt. Beispielsweise kann man mit einer Taschenlampe ein echtes Lichtbild zeichnen (wenn man es kann, ich bin da eher unbegabt) – aber ein beleuchtetes Gebäude im Hintergrund wird dabei nicht heller und heller …
Mit den Einstellungen Live Bulb und Live Time kann man während einer Langzeitaufnahme sehen, wie die Belichtung voranschreitet und sie im richtigen Moment abbrechen. Der Unterschied ist, dass man während der Live-Bulb-Aufnahme den Auslöser gedrückt hält, während man im Live-Time-Modus die Belichtung mit einem Druck auf den Auslöser startet und wieder beendet.
Bei den Langzeitaufnahmen empfiehlt sich immer, statt des Kameraauslösers einen Fernauslöser zu verwenden.
Mit 10 Bit 4K 60p spricht die OM-1 auch Filmer:innen an. Sie können auch auf die High-Speed-Funktion mit 240 fps im Full- HD-Format zugreifen. Für hochwertige Nachbearbeitung ist die Ausgabe von RAW-Daten mit 12 Bit 4:4:4 auf externe Geräte möglich.
Die Energie bezieht die OM-1 aus dem BGLX-1-Akku, der bis zu 520 Aufnahmen ermöglichen soll. Wegen vieler „Spielereien“ beim Testen und Schreiben, die nicht zu zählbaren Bildern führen, kann ich dazu nichts genaueres sagen.
Was für eine Kamera dieser (Preis-)Klasse ein Unding ist: Es gibt zwar eine Ladeschale für den Akku, aber die wird nicht mitgeliefert, sondern muss als Zubehör gekauft werden!
Immer hin ist es gegebenenfalls möglich, die Kamera zu benutzen, während sie aus einer Power-Bank Strom bezieht!
Der Batteriegriff HLD-10 erhöht die Reichweite und macht Hochformataufnahmen bequemer. Ausprobieren konnte ich es nicht, aber ich bin sicher, dass ich recht habe.
Das Auflösungsvermögen des neuen Sensors ist hervorragend (natürlich wie immer abhängig vom Objektiv).
Rauschen ist im Bereich von ISO 200 bis ISO 3200 gar kein Thema, setzt danach nur sehr leicht ein und kann bei der Entwicklung der RAW Bilder auch sehr leicht eliminiert werden. Dazu trägt bei, dass praktisch kein Farbrauschen auftritt, sondern nur das gut zu korrigierende Helligkeitsrauschen. Wenn es darauf ankommt, bei mäßigen Lichtverhältnissen unbedingt ein Bild mit kurzer Verschlusszeit zu machen, sind sogar ISO 25.600 und mit bereits deutlichem Verlust an Details ISO 51.200 praxistauglich.
Auch die Wiedergabe von Lichtern und Schatten ist hervorragend. Der Dynamikbereich liegt bei rund 12 EV im Bereich bis ISO 3200.
Die Farbwiedergabe überzeugt schon bei den JPEGs Out of Cam vollkommen. Die Farben kommen in der Grundeinstellung „Natural“ wirklich natürlich ins Bild und feine Verläufe innerhalb einer Farbe werden sauber dargestellt.
Selbstverständlich bietet auch die OM-1 die Möglichkeit, mit Farbvoreinstellungen zu arbeiten. Darüber hinaus ist es möglich, die Farbigkeit gezielt zu steuern, indem man in den Achsen Grün/Magenta und Blau/Orange Feineinstellungen vornimmt.
Alles in allem ist OM Digital Solutions gelungen, mit der OM System OM-1 die Entwicklung der mFT-Kameras ein gutes Stück weiterzubringen. Abbildungsleistung, Geschwindigkeit, AF-Geschwindigkeit und Präzision, Farbwiedergabe und Ausstattung überzeugen auf der ganzen Linie. Dazu kommen der große Sucher, das tolle Handling und die hohe Fertigungsqualität.
Preis für das Gehäuse
2.199,- € (www.idealo.de | KW 14/2022)
BEWERTUNG FÜR OM SYSTEM OM-1
GUT – SEHR GUT – HERVORRAGEND – HERVORRAGEND PLUS – HERVORRAGEND DOPPEL PLUS – EXZELLENT
Text und Bilder © Herbert Kaspar
Grafiken © OM Digital Solutions
PRAXISBILDER
Ein Klick auf eines der Praxisbilder bringt es mit einer Länge von 1800 Pixeln über die lange Seite auf Ihren Bildschirm. Die Bildgröße wurde im aktuellen Adobe Photoshop reduziert.
Zu einigen Bildern zeigen wir einen entsprechend gekennzeichneten 100-%-Crop aus dem 5148 x 3888 Pixel großen Originalbild.
Beachten Sie bitte, dass die Bildqualität, besonders die Farbwiedergabe, auch von den Einstellungen Ihres Monitors abhängt!
OM SYSTEM OM-1 MIT M.ZUIKO DIGITAL 12-40 MM 1:2,8 PRO
BESONDERE FUNKTIONEN DER OM SYSTEM OM-1
ISO-REIHE
Das erste Bild zeigt den Aufbau im Studio, der wie immer mit einer Tageslicht-Fotoleuchte beleuchtet wurde. Die Helligkeit entspricht etwa EV 7.
Die weiteren Bilder sind 100-%-Crops aus den 5184 x 3888 Pixel großen Originalbildern.
Alle Aufnahmen der ISO-Reihe entstanden mit dem Olympus M.Zuiko Digital 12-40 mm 1:2,8 PRO @ 25 mm bei Blende 8.
[…] Die erste DSLM von OM Digital Solutions, die OM-1 trägt als Verbeugung vor Yoshihisa Maitani, dem Entwickler der ersten OM-1 im Jahr 1972, noch den Namen Olympus auf dem Sucheraufbau. Meinen Test der OM-1 finden Sie hier. […]