Oft wird empfohlen, auf Bilder zu verzichten, die mittig aufgebaut sind, denn sie würden langweilig wirken. Das ist nicht ganz falsch … aber erst recht nicht ganz richtig.
Mathematiker seien vorgewarnt: Wir sprechen hier von Symmetrie, sehen das aber nicht so eng, sondern kreativ fotografisch.
Wir sagen nicht nur dann „symmetrischer Bildaufbau“, wenn die Bildhälften nach dem Umklappen an der Mittelachse deckungsgleich sind, sondern es reicht, wenn die Bildhälften weitgehend ähnliche Bildteile zeigen.
Echte Symmetrie lässt sich als Motiv oft im Bereich Architektur finden, wo sie als Stilelement schon von den Baumeistern vorgegeben ist … nicht, weil sie Langeweile vermitteln wollten, sondern Ruhe und Harmonie.
Das gilt für die Fassaden alter Prachtbauten ebenso, wie für die Fassaden moderner Nutzbauten.
Schöne Gelegenheiten für symmetrische Bild findet man in Kuppelbauten, wo man die Kuppel in Schrägansicht oder direkt von unten ins Bild setzen kann (in letzterem Fall ist ein beweglicher Monitor eine große Hilfe, das nur nebenbei bemerkt!).
Auch im großen Motivbereich der Technik sind zahlreiche Objekte zu finden, die ein symmetrisch aufgebautes Bild geradezu fordern. Dazu gehören im Prinzip alle Fronten von Autos – aber hier sollte man für ein Bild, das ins Auge fallen soll, schon wählerisch sein und nach besonders schönen Exemplaren Ausschau halten.
Auch einzelne Verkehrs- und Seezeichen sind einen prüfenden Blick wert, wenn man auf der Suche nach symmetrischen Technikbildern ist.
Immer interessant sind in diesem Zusammenhang Objekte, die paarweise vorkommen und dann die beiden gleichen (oder fast gleichen) Hälften des Bildes beherrschen.
Eine Sonderform der Symmetrie ist die Punktsymmetrie, wo sich Motivteile nicht an einer Achse spiegeln, sondern an einem Punkt (wie gesagt: nicht exakt deckungsgleich, aber immerhin).
Auch sie findet man oft im Bereich der Technik, oft sogar in einer strengen Form.
Apropos streng. Symmetrische Bilder wirken oft streng … aber sie strahlen auch Ruhe aus.
Und in der Natur? Gibt es da keine Motive, die sich für symmetrisch aufgebaute Bilder eignen?
Natürlich gibt es die. Weniger streng als in Architektur oder Technik, aber immer wieder schön. Besonders einzelne Blüten und Blättern sollte man Aufmerksamkeit schenken, aber es gibt noch mehr zu finden
Wie gesagt: Wir gehen nicht mathematisch konsequent an die Symmetrie heran und können daher auch mit dem Grundgedanken der gleichen Bildhälften spielen.
Das heißt: Man kann die Symmetrie einerseits zum Motiv machen, sie andererseits gleich wieder brechen. Ein eigentlich symmetrisches Motiv wird durch einige Bildteile gestört.
Auch der Gegensatz zur Symmetrie, also die Asymmetrie lässt sich für die Bildgestaltung nutzen.
Im Grunde sind alle Bilder, die sich nicht an einer Achse oder einem Punkt spiegeln lassen, a-symmetrisch (also nicht-symmetrisch), aber hier wollen wir ein bisschen strenger sein. Die asymmetrischen Bilder, von denen wir sprechen, weisen Hälften auf, die einander erkennbar zugeordnet sind, aber keine (im weitesten Sinn) gleichen Inhalte aufweisen.
Hier können die Bildhälften einander durch eine Farbe oder ein Objekt einerseits entsprechen, sich andererseits durch unterschiedliche Objekte in der Grundfarbe bzw. unterschiedliche Farben der ähnlichen Objekte wieder unterscheiden.
Eine andere Möglichkeit, Bilder zu machen, die durch erkennbare Asymmetrie wirken ist, zwei ähnliche Bildhälften unterschiedlich zu gewichten, indem etwa auf der einen Seite etwas ist, das auf der anderen Seite fehlt.
Wenn man übrigens vollkommen symmetrische Bilder möchte, ist das kein Problem – Bildbearbeitung macht es möglich.
Text und Bilder © Herbert Kaspar
KNOW HOW – Die Serie
KNOW HOW 1 : Goldener Schnitt und Drittellinien
KNOW HOW 2 : Symmetrie und Asymmetrie
Vielen Dank für die Ausführungen!
Jetzt muß es nur noch wirken…