Nach vielen kleinen Vorab-Informationen wurde die neue Canon EOS R3 als (vermutlich vorläufiges – es ist ja noch Platz für eine EOS R1) Spitzenmodell der Serie vorgestellt. Es zeigt sich, dass unser Vorab-Bericht schon sehr genau war.
Die Canon EOS R3 ist wie die DSLRs der EOS-1D-Serie eine bullige Kamera. Das Gehäuse aus einer Magnesiumlegierung ist auf den harten Profi-Einsatz abgestimmt und der Schutz gegen Staub- und Spritzwasser ist auf dem Level einer EOS-1D X Mark III.
Dank des integrierten Hochformat-Batteriegriffs stehen immer zwei Griffe und zwei Sets an Einstellelementen, die mit dem rechten Daumen bedient werden können, zur Verfügung.
Die Oberfläche weist eine neue Struktur auf, die sportlich-elegant aussieht und einen sicheren Halt der Kamera verspricht.
Die EOS R3 ist mit 150 x 143 x 87 mm und 1015 g etwas kleiner und deutlich leichter als die DSLR EOS-1D X Mark III mit 158 x 168 x 83 mm und 1440 g. Die etwas größere Tiefe kommt daher, dass der gleiche große Akku (E-PL19 mit 30 Wh) verwendet wird. Profis, die auf das spiegellose Modell umsteigen, können die teuren Akkus weiter verwenden.
Apropos Umstieg, Die Bedienung der Canon EOS R3 ist so ausgelegt, dass beim Wechsel von einer EOS-1D X Mark III keine Probleme entstehen, auch nicht beim Aufstieg von einer EOS R5 oder bei der parallelen Nutzung der spiegellosen Top-Modelle.
Dazu gehört, das die EOS R3 einen Smart- und einen Multi-Controller aufweist und dass am Gehäuse, drei konfigurierbare Einstellräder, darunter das typische große Daumeneinstellrad, zur Verfügung stehen. Dazu kommt das Funktionsrad der RF-Objektive.
Unter dem abgerundeten Sucherbuckel sitzt natürlich ein EVF mit einer Auflösung von 5,76 Mio TGB-Dots und ist damit besser als der Suchermonitor der R5 mit 2,36 Mio. RGB-Dots, liegt aber deutlich hinter der Sony A1 mit 9,44 Mio. RGB-Dots.
Der Rückwandmonitor bietet eine Diagonale von 3,2“ und eine Auflösung von 4,1 Mio. RGB-Dots. Er ist schwenk- und drehbar gelagert und bietet eine Touch-Screen-Oberfläche. Hier ist die EOS R3 der Sony A1 (3″, 1,44 RGB-Dots) voraus
Auf dem Sucherbuckel kommt ein neuer Zubehörschuh zum Einsatz. Er ist kompatibel mit dem ebenfalls neuen Stereo-Richtmikrophon DM-E1D.
Auf der rechten Schmalseite sind zwei Kartenslots untergebracht, einer für SD- und einer für die schnelleren aber immer noch sehr teuren CFexpress-Karten.
Dateien können in den Formaten JPEG, HEIF und RAW (*.CR3 14 Bit) gespeichert werden.
Im Zentrum der Canon EOS R3 stehen ein neuer Stacked BSI Sensor und ein leistungsstarker Digic X Bildprozessor.
Über die Auflösung des Sensors schwieg sich Canon lange aus. Jetzt steht fest, dass die während der Olympischen Spiele aufgetauchten Leaks die echten Daten nannten: Die Auflösung liegt bei 24,1 MPix (6000 x 4000 Pixel) auf dem Vollformatsensor.
24 MPix sind für eine Kamera, die sich an Sportfotografen und Bildagenturen wendet eine gute Größe. Die Bilder können auf Doppelseiten von Magazinen gedruckt werden. Wenn sie auf News-Seiten im Internet gezeigt werden, sind sie für die Darstellung auf 4K-Monitoren schon zu groß (was für ausdrucksstarke Crops genutzt werden kann.) Das DSLR-Schwestermodell EOS-1D X Mark III bietet eine Auflösung von 20 MPix.
Der Empfindlichkeitsbereich beginnt bei ISO 50 und geht bis ISO 204.800.
Der mechanische Verschluss bietet Zeiten von 1/8000 Sek. bis 30 Sek.
Mit dem elektronischen Verschluss liegt die kürzeste Zeit bei 1/64.000 Sek. – die Auslesegeschwindigkeit des Sensors ist also sehr hoch.
Das bedeutet zum einen, dass auch bei Speicherung im RAW-Format 30 B/Sek. möglich sind – mit ständiger Anpassung von Belichtung und Fokus. Dunkelphasen zwischen den Aufnahmen sollen komplett entfallen.
Zum zweiten soll der Rolling-Shutter-Effekt deutlich minimiert werden. Er sorgt dafür, dass Objekte, die sich währen der Belichtung schnell bewegen, verzerrt ins Bild kommen. Ganz eliminiert werden kann das nur mit einem Sensor in Global-Shutter-Technik.
Drittens kann der elektronische Verschluss der EOS R3 auch für Blitzaufnahmen benutzt werden. Bei mechanischen Schlitzschlüssen wird ja der 2. Vorhang zum Beenden der Synchronisationszeit verwendet. Bei einem elektronischen Verschluss entfällt er, und die Auslesegeschwindigkeit des Sensors bestimmt, wie kurz die Sync-Zeit ausfallen kann. Die EOS R3 schafft beeindruckende 1/180 Sek. Die EOS R5 kommt mit dem mechanischen Verschluss auf 1/250 Sek.
Unterstützt werden nicht nur die eigenen Blitzgeräte sondern auch die von Drittanbietern.
Um Probleme des elektronischen Verschlusses mit Banding, Farbaufzeichnung und Belichtung zu vermeiden, ist die EOS R3 mit einer Flacker-Erkennung ausgestattet.
Beim Autofokus setzt Canon wieder auf die eigene Dual-Pixel-Technik, die aber gegenüber der EOS R5 noch einmal verbessert wurde: Dual Pixel CMOS II mit 1053 AF-Punkten.
Besonders interessant ist, dass Canon wieder eine Augensteuerung für die Platzierung des AF-Messfeldes bietet. (Das gab es schon einmal in der Canon EOS 5 von 1993, wurde dann aber nicht weitergeführt).
Die bekannten Möglichkeiten, den AF-Punkt per Smart-Controller und Multi-Controller sind natürlich weiterhin verfügbar.
Die Motiverkennung umfasst wieder Menschen, Gesichter, Augen, Tiere (inkl. Vögel) und wurde nun auf Autos und Motorräder erweitert (ähnliches bietet die Olympus OM-D E-M1X), um Motorsportfotografen die Arbeit zu erleichtern.
Canon gibt einen Arbeitsbereich bis EV -7 an. Das gilt für Blende 1,2, ISO 100, das mittlere AF-Messfeld, One-Shot AF und Raumtemperatur. Für ein RF 70-200 mm F2,8 L IS USM endet der Arbeitsbereich also bei EV -4,5.
Der Stabilisator der EOS R3 arbeitet mit dem in RF-Objektiven zusammen. Gemeinsam sollen sie die Freihandgrenze um bis zu acht Stufen zu den längeren Zeiten hin schieben. In dem bereits erwähnten Video wird angegeben, dass das für das RF 24-105 mm F4 L IS USM bei 105 mm Brennweite gilt und Gier- und Nickbewegungen ausgeglichen werden.
Für Videoaufnahmen bietet die EOS R3 dank der hohen Auslesegeschwindigkeit des Sensors die Möglichkeiten, in 6K mit 60 fps und RAW-Auflösung oder in 4K mit 6K-Oversampling und ebenfalls 60 fps aufzunehmen. Für Zeitlupen sind Frequenzen von 119,88/100p vorgesehen.
RAW-Videos können auf die CFexpress-Karte geschrieben werden. Für einen größeren Dynamikbereich und bessere Möglichkeiten der Nachbearbeitung steht Canon Log3 zur Verfügung.
Für den Anschluss an die Außenwelt stehen Bluetooth Version 5.0, LAN und 5 GHz WLAN zur Wahl. Dazu kommt ein integriertee High-Speed-Gigabit-Ethernet-Modul. Die EOS R3 ist auch kompatibel zur neuen Mobile File Transfer App, mit der Bilder auch über das Smartphone versendet und mit Metadaten versehen werden können.
Verfügbarkeit
ab November 2021
Preis (UVP)
Body …… 5999,- €
Multifunktions-Zubehörschuh-Adapter …… 59,- €
[…] heutige Produkt-Highlight von Canon ist ganz klar die EOS R3. Die spricht aber in erster Linie Profis an und wird im Consumer-Umfeld wohl nur äußerst selten […]