Von den beiden neuen Makroobjektiven im Nikon Z-Programm hat als erstes das Nikkor Z MC 50 mm 1:2,8 unseren Praxistest durchlaufen.
Die ersten spiegellosen Vollformatkameras von Nikon kamen 2018 auf den Markt und danach wuchs das Objektivangebot stetig. Wer allerdings Makroaufnahmen mit den Z-Modellen machen wollte, musste auf die Objektive aus dem DSLR-Lager zugreifen und sie mit dem FTZ-Adapter kombinieren. Das war keine schlechte Lösung – aber nun gibt es die Möglichkeit, mit Z-Objektiven zu arbeiten, die auf das große Z-Bajonett zugeschnitten sind.
Zwei Makro-Objektive wurden vorgestellt, das Nikkor Z MC 105 mm 1:2,8 S und das Nikkor Z MC 50 mm 1:2,8, um das es hier geht. Alten Hasen fällt auf, dass die früher übliche Bezeichnung „Micro“ nicht mehr im Namen zu finden ist.
Zum einen kann das Nikkor Z MC 50 mm 1:2,8 an einem der Nikon Z-Vollformatmodelle aufgrund seiner Brennweite die Rolle des klassischen Standardobjektivs übernehmen, ist allerdings 1 1/3 Stufen weniger lichtstark als das hervorragende Nikkor Z 50 mm 1:1,8 S.
An den APS-C-Kameras Nikon Z 50 und Nikon Z fc wirkt das 50 mm wie ein 75 mm an einer Vollformatkamera und bietet sich daher sehr schön für die Porträtfotografie an.
Zum anderen ist das neue 50er ein vollwertiges Makro-Objektiv, das einen größten Abbildungsmaßstab von 1:1 möglich macht. Die kürzeste Einstellentfernung liegt laut technischen Daten dann bei 16 cm ab Sensorebene und der freie Arbeitsabstand ab Vorderkante des Objektive bei 5,6 cm (wenn die Streulichtblende nicht angesetzt ist – dazu gleich mehr). In der Praxis kommt man sogar ein kleines Stückchen näher heran. Es wird ein Objektfeld von knapp unter 34 x 23 mm erfasst. Das macht da Kraut zwar nicht fett, ist aber erwähnenswert.
Das Nikkor Z MC 50 mm 1:2,8 ist ein kleines, leichtes Objektiv. Der Durchmesser beträgt 75 mm, das Gewicht rund 260 g. Besonders im direkten Vergleich mit dem Nikkor Z MC 105 mm 1:2,8 VR S fällt auf, wie zierlich das 50er ist.
Es ist bei Einstellung auf Unendlich 66 mm lang. Dazu kommen 8 mm, wenn man die ringförmige Streulichtblende ins 46-mm-Filtergewinde schraubt.
Für Aufnahmen aus geringen Entfernungen ist diese Blende in Ordnung. Für Bilder aus größeren Entfernungen empfiehlt es sich (trotz des guten Gegenlichtverhaltens des Objektivs) eine auf 50 mm Brennweite abgestimmte Streulichtblende zu kaufen – lieber etwas kürzer als zu lang, damit die Blende keine Vignettierungen verursacht. So eine nach vorn ragende Streulichtblende wirkt auch als Schutz bei Remplern und hält Regentropfen oder Schneeflocken von der Frontlinse fern.
Apropos Regentropfen – das Objektiv ist gegen Staub und Feuchtigkeit abgedichtet.
Die Ring-Streulichtblende selbst weist ebenfalls ein 46-mm-Filtergewinde auf. Ob es mit Filter zu Vignettierungen kommt, kann ich nicht sagen – 46-mm-Filter fehlen in der Sammlung.
Beim Fokussieren schiebt sich ein schlankerer Tubus nach vorn. Dabei werden drei Markierungen sichtbar, die mit den Abbildungsmaßstäben 1:2, 1:1,4 und 1:1 gekennzeichnet sind. Rechts daneben sind die entsprechenden Entfernungen in Zentimeter aufgetragen (19 cm, 17 cm und 16 cm), links in feet.
Wenn eine Reihe von Aufnahmen im Nahbereich ansteht, kann der Fokussierbereich auf 30 cm bis 16 cm begrenzt werden.
Der Autofokus arbeitet sehr schnell (geprüft an der Nikon Z 5) und sehr leise.
Manuelles Fokussieren ist natürlich auch möglich. Dafür steht ein breiter, griffig geriffelter Einstellring zur Verfügung. Für die sichere manuelle Scharfstellung bieten die Nikon Z-Modelle praxisgerechte Hilfen.
Bei alltäglichen Aufnahmen wird man den Fokussierring eher selten brauchen. Für Bilder mit festem Abbildungsmaßstab und Fokussierung über einen Einstellschlitten ist MF aber wichtig.
Der Wechsel zwischen AF und MF wird an einem Schiebeschalter am Objektiv vorgenommen.
Leider fehlt ein zweiter, konfigurierbarer Einstellring, der mit den Z Nikkoren eingeführt wurde. Der Fokussierring kann aber im AF-Modus, weil er da nicht gebraucht wird, umfunktioniert werden. Ich finde ihn als Blendenring sehr praktisch.
Als kleinste Blende kann 22 eingestellt werden. Allerdings verändert sich der Blendenwert, wenn man in den Nah- und Makrobereich fokussiert. Bei der kürzesten Einstellentfernung steht ein Blendenbereich von F5,6 bis F32 zur Verfügung – mit entsprechenden Auswirkungen auf die Verschlusszeit und/oder den ISO-Wert.
Die Abbildungsleistung ist sowohl im Nah- und Makrobereich sehr hoch. Auflösung und Kontrast können von Blende 2,8 bis Blende 11 überzeugen. Bei den großen Blenden (2,8 und 4) ist nur mit einem minimalen Abfall zu den Bildecken zu rechnen, der selten auffällt (z. B. bei ebenen Vorlagen). Von Blende 5,6 bis 11 ist die Leistung im gesamten Bildfeld hervorragend und liegt auch bei Blende 16 noch im sehr guten Bereich. Gerade im Nahbereich, wo es auf jeden Millimeter Schärfenzone ankommt, ist auch Blende 22 eine durchaus nutzbare Option.
Verzeichnung und chromatische Aberration spielen keine Rolle.
Vignettierung ist allenfalls bei ganz offener Blende zu entdecken, wenn man bei einem anfälligen Motiv genau hinschaut. Schon Abblenden um eine Stufe minimiert die geringe Abschattung deutlich.
Mit Gegenlicht und seitlich einfallendem Licht kommt das Objektiv bestens zurecht.
Das Bokeh ist schön weich, was z. B. dafür sorgt, dass sich Blüten gut vom unscharfen Hintergrund trennen.
Alles in allem ist das Nikkor Z MC 50 mm 1:2,8 nicht nur ein hervorragendes Makroobjektiv, sondern kann als Standardobjektiv in allen Einsatzbereichen von Architektur über Landschaft bis zur Streetfotografie überzeugen und ist seinen Preis (729,- € UVP Anfang August 2021) auf jeden Fall wert.
BEWERTUNG FÜR DAS NIKON NIKKOR Z MC 50 MM 1:1,8
AN DER NIKON Z 5
GUT – SEHR GUT – HERVORRAGEND – HERVORRAGEND PLUS – HERVORRAGEND DOPPEL PLUS
Text und Bilder (wenn nicht anders gekennzeichnet) © Herbert Kaspar
PRAXISBILDER
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Objektiv Nikon Nikkor Z MC 50 mm
Kamera Nikon Z 5
Alle Bilder © Herbert Kaspar