Mit DxO PureRAW ändert sich der Arbeitsablauf bei der Entwicklung von RAW-Dateien und auch aus RAW-Bildern, die vor längerer Zeit entstanden, lässt sich mehr herausholen, als man denkt.
Etwas mehr über die Hintergründe von DxO PureRAW können Sie hier nachlesen.
Ein Release Candidate der neuesten DxO Software konnte schon ausprobiert werden – und ich muss sagen, dass ich schon mal sehr beeindruckt bin.
Auf meinem Rechner schlummern Bilder aus vielen Jahren und ich habe für einen ersten Test Fotos aus den Jahren 2007, 2008, 2009 und 2013 herausgesucht.
Der Arbeitsablauf – neudeutsch Workflow – ist sehr einfach.
Man öffnet die Software und wird aufgefordert, Bild hinzuzufügen, die abgearbeitet werden sollen.
Danach werden die zu jeder Kamera/Objektiv-Kombi passenden optischen Module geladen, in denen hinterlegt ist, welche Abbildungsfehler korrigiert werden müssen und wenn man festgelegt hat, wo die neuen RAW-Dateien gespeichert werden sollen, startet man die Entwicklung. Das heißt: Die Abbildungsfehler werden korrigiert, Rauschen wird reduziert und die Farbwiedergabe wird verbessert.
Den Ausdruck “Entwicklung” ist hier für mich nicht ganz passend. Was passiert ist, dass aus den vorhandenen RAW-Daten alles herausgeholt wird. Sie werden also eigentlich optimiert und in einer DNG-Datei gespeichert, in der dann alle Informationen stecken, die man für die weitere Bearbeitung braucht.
DNG ist wieder ein RAW-Format und diese Bilder kann man dann wie jedes andere RAW-Bild entwickeln – also z. B. Farben, Kontraste, Lichter und Schatten so einstellen, dass genau das Bild herauskommt, das man sich vorgestellt hat.
Bei den folgenden Bildpaaren ist das erste Bild jeweils das Original-JPEG aus der Kamera. Für das zweite Bild wurde die Original-RAW-Datei in DxO PureRAW optimiert, die daraus resultierende DNG-Datei in Adobe Camera RAW (aktuellste Version) geöffnet und so bearbeitet, dass mir das fertige Bild gefällt. Dabei blieben die Regler für Rauschreduzierung und die Korrektur von Abbildungsfehlern unbenutzt, das die von DxO PureRAW ausgegebenen DNG-Dateien schon exzellente Ergebnisse zeigten.
Sobald die finale Version von DxO PureRAW zur Verfügung steht wird der Test weitergeführt und dabei auch geschaut, wie sich die Bilder unterscheiden scheiden, die aus einer Original-RAW-Datei und aus der entsprechenden DNG-Datei aus DxO PureRAW entwickelt wurden.
PRAXISBILDER MIT DxO PureRAW
Ein Klick auf eines der Praxisbilder bringt es mit einer Länge von 2400 Pixeln über die lange Seite auf Ihren Bildschirm. Die Bildgröße wurde im aktuellen Adobe Photoshop reduziert.
Beachten Sie bitte, dass die Bildqualität, besonders die Farbwiedergabe, auch von den Einstellungen Ihres Monitors abhängt!
Die Bedienung ist selbsterklärend aber auch rudimentär: Beim Hinzufügen der Bilder wird auf fehlende DxO-Optikmodule hingewiesen, die dann (zwingend) herunterzuladen und abzuspeichern sind. Beim Entwickeln kann man drei Dinge entscheiden – mehr aber auch nicht: die Methode (HG – Prime – DeepPrime), das Ausgabeformat (JPG – DNG) und den Zielordner. Entscheidet man sich für DNG – aber nur das macht Sinn – braucht man Speicherplatz, viel Speicherplatz: Soweit mir verfügbar, wurden aus einer alten (2004) NEF-Datei mit 6 MB als ‘DxO-DNG’ locker mal 22 MB, aus einer aktuellen (2020) NEF-Datei mit 47 MB wurden 63 MB, aus einer ORF-Datei (2018) mit 18 MB wurden 58 MB und aus einer Leica-DNG-Datei (2019) mit 45 MB wurden 77 MB.
Die optischen Korrekturen sind DxO-typisch und fallen mal stärker, mal schwächer aus, bis hin zu kaum wahrnehmbar. Mir fällt da immer das ‘Ploppen’ ungeglaster Dias im Diaprojektor ein (ja ja, lang ist’s her) mit einer ‘Ploppen-Bandbreite’ von Kaiser-Plastikrähmchen bis hin zu Kodachrome-Papprähmchen. Insgesamt kommen die Bilder (ich sag mal) frischer daher. Ich empfinde das als nicht unangenehm, weil es nicht übertrieben und natürlich auch je nach Motiv unterschiedlich ausgeprägt ist. Was grundsätzlich auffällt, ist der Zuwachs an Schärfe … da schraubt die Software ordentlich, besonders bei APS-C und MFT.
Lohnt sich die Software als Vorstufe (mehr will sie nach meinem Verständnis auch nicht sein) zur anschließenden RAW-Entwicklung als solcher? Nun denn … es ging bislang ohne und wird es auch zukünftig – aber ich gestehe, ich könnte mich schon daran gewöhnen. Im Zweifel ist die Kamera-RAW-Datei ja immer noch da…
Noch zwei Hinweise: 1) Obwohl die DxO-Homepage in Sachen RAW-Entwickler hier arg Adobe-lastig rüberkommt und der Hinweis auf andere DNG verstehende RAW-Entwickler eher nur nebenbei erwähnt wird: jedenfalls mit CaptureOne funktioniert die RAW-Entwicklung dann auch. 2) Wörtlich zu nehmen ist der Hinweis auf Kamera-RAW-Dateien als Ausgangsmaterial. Wer also (wie ich) die heimliche Hoffnung hat, hiermit auch alte Diascans (bei mir in TIF) aufhübschen zu können: Da verweigert die Software schon die Annahme, auch wenn man (ganz schlau…) solche TIF-Dateien vorab in DNG umwandelt.
Danke ?
So sehe ich das auch und genau deswegen – du beschreibst das Warum ja schon – dürfte DxO PureRAW nur Sinn machen vor dem Einsatz von RAW-Entwicklern von Drittherstellern.
Das Alleinstellungsmerkmal von DxO PureRAW ist dann aber: Vorher RAW und (!) nachher (!) RAW – das gab es noch nie.
Seit Jahren entwickle ich ja schon mit DxO, zuletzt mit PhotoLab.
Wenn ich es richtig verstehe, könnte ich auch zuerst DxO PureRAW anwenden und das entstandene DNG dann in DxO PhotoLab einlesen (ob das sinnvoll ist, ist eine andere Frage). Bisher hatte ich nämlich Probleme beim Öffnen von DNG in DxO PhotoLab.
Eine für mich sehr sinnvolle Anwendung wäre es, wenn ich die durch DxO PureRAW erzeugten DNGs in Lightroom der HDR- oder Pano-Funktion übergeben könnte. Dann wäre ein großes Problem gelöst – die (für mich) unersetzbar gute Entrausch-Funktion von DxO könnte endlich für die HDRs und Panos wirksam werden (als RAW).
Viele Grüße
Ralf
[QUOTE=”LotharP, post: 20987, member: 1702″]
Das Alleinstellungsmerkmal von DxO PureRAW ist dann aber: Vorher RAW und (!) nachher (!) RAW – das gab es noch nie.
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Die Frage ist, ob es dann noch ein wirklich “echtes” RAW/DNG ist – oder das Ergebnis mehr ein besseres “tiff” ist.
Gerade dann, wenn man in der Dämmerung fliegende oder rennende Tiere ablichten will.
Bin gespannt.
Installation und Bedienung = problemlos
Geschwindigkeit grottenschlecht (5-6 Minuten Entwicklungszeit pro RAW-Datei
Unterschiedliche Ergebnisse je nach Kamera/RAW-Hersteller:
RAWs von Sonys RX10/RX100 Modellen: verblüffend gut, so scharf und klar bekomme ich die RAWs mit Lightroom nicht hin
RAWs von Olympus/Panasonic MFT: ähnlich gut wie bei Sony
RAWs von älteren Canon Kameras: nur leichte, aber erkennbare Verbesserung
RAWs von Fuji XT2: noch schlechtere Ergebnisse als mit Lightroom –
RAWs von Fuji X100F lassen sich gar nicht verarbeiten
Da ich überwiegend mit MFT und den Sony RXen fotografiere, wäre das Programm für mich eigentlich ideal. Wäre da nicht die lange Bearbeitungsdauer und die enorme Speichergröße der DNGs (rund 80MB für ein 20MP-RAW). Für einzelne Bilder würde sich das vielleicht lohnen, aber dafür sind mir 89€ zuviel.
Schade…
Diese lange Dauer für die Entwicklung wundert mich – bei mir war und ist das nicht so.
Ich habe jetzt extra nochmal meine 10 ‘Testdateien’, also RAW-Dateien von 6 bis 47 MB von Nikon, Olympus und Leica, mit DxO PureRAW entwickelt und die Zeit gestoppt. Der Fortschrittsbalken unten im Programm kündigte eine Dauer von 2 Minuten an und tatsächlich brauchte es das nicht einmal: 1 min 45 sec reichten aus – für alle 10 Dateien wohlgemerkt.
Mag sein, dass die Performance meines Rechners mit der Software überfordert ist. Mein PC ist nicht mehr der allerjüngste, aber solange Lightroom, Photoshop, Luminar usw. flüssig laufen, werde ich daran nichts ändern.
Auf jeden Fall gut zu wissen, dass es auch flotter laufen kann.
Interessant ist auf jeden Fall der sehr deutliche zeitliche Unterschied.
Weil es (neben der Sprache) das einzige ist, was man in den Programmeinstellungen (nennt sich dort DeepPRIME-Beschleunigung) einstellen kann, unterstelle ich mal, dass die Software anstatt auf die CPU gerne und bevorzugt auf "unterstützte GPUs" zugreift. Vielleicht steht bei dir ja ‘nur’ die CPU zur Verfügung?
Schade, irgendwie wird das Fuji-X System von so einigen Softwareherstellern recht stiefmütterlich behandelt.
Das Programm liegt bei mir auf einer SSD-Festplatte, der PC hat einen Intel i5-Prozessor und 16GB RAM. Photoshop und Lightroom greifen auf CPU und GPU zu. Auf meinem Notebook mit i7-Prozessor läuft DxO noch langsamer ?
Vermutlich reicht das technisch nicht mehr aus..
Das wäre traurig. Ich habe auch einen Intel-Prozessor (und 32GB RAM), verabschiedete mich aber schon vor Jahren vom PC.
Mac OS ist mit weniger als 8% Marktanteil ein Nischenprodukt, auch wenn das die Jünger der Religion des angebissenen Obstes nicht wahr haben wollen. Selbst Chrome OS hat mehr Anwender. Da finde ich es jetzt eher verständlich und gar nicht so mutig, wenn sich ein Hersteller erst mal um die 80% der Anwender kümmert und erst später nach dem Kleinkram schaut.
Adobe ist da anderer Meinung und war einer der ersten. CaptureOne unterstützt in seiner neuesten (Beta)Version ebenfalls dem M1 Chip. Canon mit DPP ebenfalls. Wer sonst noch weiß ich nicht. Und die alle verschwenden Zeit und Geld für ein Nischenprodukt? Warum das denn?
Das ist per Definition korrekt, spielt aber im Rahmen der Bildbearbeitung keine Rolle. Sobald ich in Lightroom, Capture One usw. den ersten Regler verschoben habe, bin ich weg von den "Rohdaten". Hier ist es eben so, dass die ersten Regel-Verschiebungen von einem mehr oder weiniger hilfreichen Programm ausgeführt werden.
Ich habe inzwischen noch ein wenig mit DxO Pure RAW herumgespielt. Das Programm bietet ja drei Entwicklungsmehoden: HQ, Deep und DeepPrime. Die beiden ersten sind beim Entwickeln deutlich schneller als DeepPrime, wobei sich die Ergebnisse mit einigem Probieren mit Lightroom auch erzielen lassen. Dafür muss man das Programm nicht kaufen. Bei den DeepPrime Ergebnissen sehen mir einige Ergebnisse ziemlich überschärft aus.
Ich vermute, dass DxO hier einfach mit viel Marketingaufwand versucht, Kunden von Adobe wegzulocken.
Ganz streng genommen ist man nach dem Öffnen nicht mehr bei den Rohdaten. Jedenfalls bei LR, ACR und C1 gibt es Grundeinstellungen, die das Bild ohne eine Regleranpassung interpretieren. Bei mir macht C1 z. B. grundsätzlich mal einen Velvia Anpassung. Aber das ist verlustfrei rückführbar! Daher fände ich es spannender zu wissen, ob DxO PureRAW non-destructive arbeitet. Ich vermute aber, wenn ich ein PureRAW erst mal in LR habe komme ich nicht mehr so einfach auf den Ursprung zurück, ohne erneut das Programm wechseln zu müssen.
Glaube ich nicht. Du kannst die DNG-Datei nicht in DxO PhotoLab öffnen, sondern in LR oder PS – das heißt Adobe wird unterstützt. Vielleicht auch andere Programme, die DNG entwickeln können, aber das kann ich mangels solcher Programme nicht sagen.
Ich sag’s mal überspitzt, mit einem jpg kann ich in LR auch arbeiten wie mit einem RAW.
Wenn ich zurück zum Original will muss ich also eine andere Datei wählen und kann die "behandelte" nicht zurücksetzen. Das ist non-destructive durch die Hintertür. Wenn ich ein jpg nach jeden Arbeitsschritt als neue Datei abspeichere bleibe ich auch non-destructive.
Ich habe mich jetzt nicht intensiv mit PureRAW beschäftigt. Aber so wie ich es im Moment verstehe könnte DxOPR auch ein Tiff abspeichern und es würde keinen unterschied machen. Außer dass DxOPL selbst es dann bearbeiten könnte, was mit dem DNG ja wohl nicht geht.
Capture One auf jeden Fall auch … siehe mein ‘Test’.
Das ist insoweit richtig, als DxO PureRAW die ‘neue’ RAW-Datei erstellt. Alles, was in RAW-Konvertern dann gemacht wird, ist non-destructive – bezogen auf die DxO-RAW-Datei, weil genau sie die Ausgangsbasis im RAW-Konverter war.
Ansonsten müsstest du die Original-Kamera-RAW-Datei als Ausgangsbasis für den RAW-Konverter nehmen … und eben auf die DxO PureRAW-‘Vorstufe’ verzichten.
So ist es, man muss abwägen – und wie ich schon weiter oben anmerkte: "es ging bislang ohne und wird es auch zukünftig".
Photo Lap 4 ist dagegen eine Alternative zu Lightroom oder Capture One und hat hier und da Vor-, aber auch Nachteile; und Pure Raw ist in Photo Lap 4 auch enthalten. Aus den normalen Workflow kann ich mir ein Foto einfach mit den Pure Raw Funktionen auf die Platte speichern lassen oder in einer anderen Anwendung dann bearbeiten. Bei mir ist die Kombination von Pure Raw Datei und die Nachentwicklung in Lightroom einfach überlegen, im Vergleich zur Raw Nachbearbeitung nur in Lightroom; Photo Lap 4 ist zwar teurer, aber der Mehrwert eines kompletten und umfangreichen Bild-Bearbeitungs-Programms ist auch ungleich höher. Um das prime De-Noising in Photo Lap 4 zu sehen, muss aber die Datei erst gerendert/erzeugt werden; der Grund sind einfach die enormen Berechnungen, die in Echtzeit nur im ganz kleinen Vorschau-Fenster zu sehen ist. Aber man benötigt diese Funktion natürlich nicht bei jeden Foto.
Auch kenne zwar nur DXO Optics Pro, mich hat bei dieser Software immer die Verzögerung bei der Bearbeitung gestört. Ich habe die Software zwar noch auf dem Rechner, nutze sie aber kaum noch. Für mich war die Alternative zu Anfang mit Affinity Photo, in Capture One die Raw Datei bearbeiten und diese fertige danach in Affinity Photo zu exportieren, um eventuell noch nachträgliche Feinheiten einfügen. Zu Anfang war das Raw Modul in Affinity Photo noch nicht perfekt.
Gruß Dieter
Hast Du da etwas bei den Import Settings verstellt? Von Hause aus öffnet C1 die Fuji RAF Daten mit der Filmsimulation , die bei der Aufnahme eingestellt war.
Ich habe tatsächlich Velvia als Profil in der Kamera eingestellt. Was ja nur bestätigt, dass es ein unbearbeitetes RAW nicht gibt. Dabei ist es ziemlich egal welche Filmsimulation in der Kamera eingestellt ist. Hauptsache ist dabei, dass dies verlustfrei rückführbar ist, wenn mir Velvia nicht gefällt. Und wenn ich mit Lr arbeiten würde ist es ziemlich egal was an der Kamera eingestellt ist. Adobe macht da sowieso was eigenes draus. Das unbearbeitete RAW sieht also völlig unbearbeitet gerne mal völlig unterschiedlich aus. Soll heißen, ich wundere mich gerne mal über die Aussage, dass ein RAW unbearbeitet wäre. Mehr nicht.
(Ich arbeite übrigens mit Sessions ohne Import. Ich weiß spontan nicht mal ob man da C1 so einstellen könnte, dass automatisch eine andere Filmsimulation verwendet wird als an der Kamera eingestellt. Aber ausschließen würde ich das nicht.)