Filmer und besonders Vlogger sind eine wichtige Zielgruppe für Kamerahersteller geworden. Das zeigt auch die Fuijfilm X-T200, die eben den Praxistest – gestützt durch Testaufnahmen im Studio – durchlaufen hat.
Die Ausrichtung der Fujifilm X-T200 auf Videoaufnahmen wird sofort deutlich, wenn man einen Blick auf die Rückwand der X-T200 wirft. Der 3,5“- Monitor nimmt fast die ganze Breite ein und zeigt das Bild im videotypischen 16:9 Seitenverhältnis ganz und gar. Bilder in den wählbaren Formaten 3:2, 4:3 und 1:1 werden entsprechend von schwarzen Balken rechts und links begrenzt. Natürlich ist 16:9 nicht nur Videoaufnahmen vorbehalten.
Für Vlogger unabdingbar: Der Monitor muss nach vorn gedreht werden können, damit man seinen Auftritt kontrollieren kann. Bei der X-T200 geht das.
Allerdings handelt es sich beim Sensor um einen 24-MPix-APS-C-Chip mit Seitenverhältnis 3:2 – die anderen Formate nutzen also nicht die ganze Fläche und damit auch nicht die volle Pixelzahl von 24,2 MPix aus. In diesem Zusammenhang wichtig: Im RAW-Format wird immer das Bild des ganzen Sensors gespeichert!
Um beim Sensor zu bleiben: Bei der X-T200 nutzt Fujifilm keinen X-Trans-Sensor mit der speziellen Anordnung der RGB-Mikrofilter vor den Pixeln. Stattdessen kommt ein Sensor mit dem typischen Bayer-Pattern (RGBG) zum Einsatz.
Der Sensor ist fest verbaut. Das heißt: Es ist kein optischer Stabilisator an Bord, und wer beim Fotografieren Verwacklungen unterdrücken will, ist auf die entsprechenden Objektive angewiesen. Sie tragen bei Fujifilm die Buchstaben OIS im Namen.
Beim Filmen sieht es ein bisschen anders aus. Es gibt einen elektronischen Stabilisator, der das Bild bei Full-HD-Aufnahmen auf der Sensorfläche verschiebt und so Bewegungen der Kamera ausgleicht.
Kreatives Filmen ist nicht wirklich mein Thema – ich nutze Kameras zum Fotografieren und die Filmfunktion mal für kurze Filmchen meiner Enkel, der Brandung am Meer … und demnächst für die Präsentation einiger Tests auf You Tube (dauert aber noch ein bisschen).
Daher nur ein kurzer Überblick über die Videofunktionen:
- 4K Video
- Video ohne Crop über die volle Sensorbreite dank Downsampling von 6K
- Frequenzen 30, 25, 24, 28,98 fps
- HDR-Movie-Funktion
- Mikrofon-Buchse
- Kopfhörer Anschluss über einen USB-C/3,5-mm-Klinke-Adapter
Damit lassen wir die Videotechnik der Fujifilm X-T200 hinter uns und schauen das Gehäuse näher an.
Die Fujifilm ist gewohnt kantig und nimmt, wie die anderen X-T-Modelle auch, die Formensprache der 1970er Jahre auf.
Nicht so richtig zum Retrodesign passt der Handgriff. Wie bei vielen anderen Retro-Kameras auch (etwa den OM-D E-M Modellen) würde ich mir glatte Frontseite und eine Auswahl von ansetzbaren Handgriffen wünschen. Darunter könnte dann auch einer sein, der ein bisschen größer ist und einen zweiten Akku aufnimmt.
Aber das ist Meckern auf hohem Niveau – die rund 122 x 49 x 87 mm große X-T200 liegt gut in der Hand und dank des geringen Gewichts von 505 g mit dem 15-45-mm-Setzoom oder 836 g mit dem besseren 16-80 mm F4 gilt das auch für längere Fotosessions.
Apropos Akku: Er teilt sich das Fach mit dem SD-Speicherkärtchen (UHS-II kompatibel). Mit einer kleinen Stativplatte im Stativgewinde kann man das Fach öffnen. Mit einer etwas längeren Schiene, mit der man die Kamera in der Waagrechten besser ausrichten kann, schon nicht mehr. Das ärgert mich immer wieder … hier auch. Wieso besser ausrichten? Weil das Stativgewinde ärgerlicherweise nicht unter der optischen Achse sitzt.
Und noch eine Anmerkung zum Akku: Er wird in der Kamera geladen. Das ist im Prinzip nicht schlecht, um schnell mal nachzuladen – aber kontraproduktiv, weil die Kamera in der Zeit nicht zur Verfügung steht. Die Anschaffung des Ladegeräts BC-W126S und eines zweiten Akkus (NP-W126S) ist anzuraten, schlägt aber mit 100 – 110 Euro zu Buche. (Der Testkamera lagen ein zweiter Akku und eine Ladeschale bei.)
Rechts vom Sucherdach hat das Betriebsartenwählrad seinen Platz, rechts davon der Auslöser. Dazu kommen der Video-Auslöser, der Hauptschalter und ein unbeschriftetes Rad, mit dem man z. B. Belichtungskorrekturfaktoren einstellen kann.
Das große Einstellrad auf der linken Gehäuseschulter kann zu den eigenen Vorlieben passend konfiguriert werden, wie auch die beiden unbeschrifteten Tasten rechts oben auf der Rückwand.
Meine Favoriten sind „Filmsimulationen“ für das Rad und „Schnellmenü“ und „ISO“ für die beiden Tasten.
Zwei weitere Tasten sind links oben auf der Rückwand. Mit der einen ruft man die Bildfolgefunktionen auf. Zur Wahl stehen
- Serienbild mit 8 B/Sek. oder 4 B/Sek.
- Bracketing für Belichtung, ISO-Wert, Filmsimulation, Weißabgleich, Dynamikbereich
- HDR-Aufnahmen (1 EV – 3 EV in halben Stufen)
Mit der 2. Taste startet man die Bildwiedergabe.
Zusätzlich zu den physischen Einstellelementen stehen zwei virtuelle Fn-Tasten und ein abgespecktes virtuelles Schnellmenü auf dem Touchscreen-Monitor zur Verfügung.
Unter dem Sucherdach steckt ein 2,36 Mio. RGB-Dots hochauflösender elektronischer OLED-Suchermonitor, der ein jederzeit sauberes und scharfes Bild zeigt. Die Suchervergrößerung liegt bei 0,62x [@KB] – das ist kein Top-Wert aber sehr gut.
Um das AF-Messfeld zu positionieren und durchs Menü zu navigieren bietet die X-T200 einen kleinen Joystick unterhalb der Daumenauflage. Das ist zwar lobenswert – aber er sitzt ein bisschen weit unten und die Bedienung mit der Kamera am Auge ist (für mich) ein bisschen fummelig. Andere mögen das nicht so empfinden.
Für die Belichtungssteuerung stellt die X-T200 die PASM-Modi zur Wahl. Dazu kommen direkt einstellbare Programm, die auf Panorama-, Landschafts-, Sport/Action- und Nachtaufnahmen abgestimmt sind.
Weitere 13 Motivprogramme erreicht man über das Menü, wenn man das Einstellrad auf SP stellt. Es sind: Mehrfachbelichtung, Lichtspur, Porträt, Hautkorrektur, Nacht (mit langer Verschlusszeit), Feuerwerk, Sonnenuntergang, Schnee, Strand, Tauchen, Party, Blumen, Text.
Dreht man das Einstellrad in die Adv(anced)-Position, stehen 11 Filter zur Wahl. Der Reihe nach kann man Klarheit, Lochkamera, Popfarbe, High-Tone, Low Key, Fischauge, Dynamische Farbeffekte, HDR-Kunst, Miniatur, Sternfilter, Detailliert & Fein, SW (NIR), Partielle Farbe (Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau, Lila), Dunst entfernen und Weichzeichner aufrufen.
Für die Bildqualität interessant sind Klarheit, Detailliert & Fein und Dunst entfernen. Die anderen bringen Effekte ins Bild – manche mag die eine, manche der andere. Sehr schön: Man kann die Wirkung zweier Filter auf dem Split-Screen vergleichen und dabei die Größe der beiden Bilder durch einen Wischer über den Monitor vergrößern/verkleinern.
Typisch für Fujifilm sind die Filmsimulationen, die gegenüber der X-T4 oder X-Pro3 etwas eingedampft wurden. Die Standardeinstellung ist Provia. Dazu kommen Velvia (lebendig), Astia (weich), Classic Chrome, Pro Negativ (Hi, Standard), Schwarz/Weiß, SW mit Filter (Gelb, Rot, Grün) und Sepia. Auch hier kann man zwei Einstellungen auf dem Split-Screen nebeneinander betrachten.
Um den Dynamikbereich zu vergrößern bietet auch die X-T200 die typischen Dynamic Range Einstellungen DR100, DR200 und DR400, die auf JPG-Aufnahmen angewendet werden.
RAW-Aufnahmen sind natürlich möglich (*.RAF) und können in der Kamera entwickelt werden.
Wenn man nicht durch entsprechende Vorwahlen etwas anderes entscheidet, bringt die X-T200 präzise belichtete Bilder mit sehr guter Farbwiedergabe von Pflanzengrün über Himmelsblau und Hauttönen. Auch schwierige Blütenfarben stellen kein Problem dar.
Der Basis-Empfindlichkeitsbereich geht von ISO 200 bis ISO 12800 und kann auf maximal ISO 100 bis ISO 51200 aufgebohrt werden, allerdings nur im JPEG-Modus. Die besten Ergebnisse hinsichtlich des Rauschens bringen die Werte bis ISO 3200. ISO 6400 ist immer noch sehr gut und selbst ISO 12800 kann bei mäßigen Lichtverhältnissen gut genutzt werden, um kurze Verschlusszeiten und/oder kleine Blenden zu erzwingen.
Nicht nur der oben angesprochene Joystick kann für die Positionierung des AF-Messpunktes verwendet werden, sondern auch der Touchscreenmonitor. Das funktionierte teilweise auch mit der Kamera am Auge (Suchermodus), aber wenn überhaupt, war schnelles und präzises Arbeiten nicht möglich.
Auch bei mäßigen Lichtverhältnissen – bis etwa EV -3 – funktioniert der Hybrid-Autofokus noch gut. Bei Tageslicht bis in die Dämmerung und in normal beleuchteten Innenräumen ist die automatische Scharfstellung dann sehr schnell und zuverlässig. Dass gerade scharf gestellt wird ist praktisch nicht zu hören.
Man kann entweder mit 117 Messfeldern oder 425 Messfeldern arbeiten. Sie sind bis nah an den Bildrand positioniert, um Aufnahmen mit einem spannenden Bildaufbau zu ermöglichen. Es stehen verschiedene Größen für ein einzelnes Feld zu Wahl, man mit einer Gruppe arbeiten oder alle Felder aktivieren, aus denen dann die Automatik mit einer sehr guten Trefferquote das passende auswählt.
Gesichts- und Augenerkennung sind dabei und tun, was man von ihnen erwartet – auch dann, wenn man Selfies aufnimmt.
Die Belichtungsteuerung erfolgt über einen mechanischen Verschluss (bis 1/4000 Sek.) bzw. elektronischen Verschluss (bis 1/32.000 Sek). Zusammen mit dem Belichtungsmesssystem der X-T200 (Mehrfeld, integral, Spot) werden sehr genau belichtete Bilder produziert.
Die Serienbildfunktion ist mit maximal 8,8 B/Sek. sehr gut – allerdings nur knapp 2 Sekunden lang. Dann nimmt das Tempo ab. Wählt man die langsamere Frequenz von 4 B/Sek. (gemessen 4,2 B/Sek.) wird die Geschwindigkeit rund 70 Sekunden durchgehalten. (Ausprobiert mit einer Transcend 32 GB SD HC II Karte.)
Unter dem Sucherdach ist ein ausklappbarer Blitz untergebracht, ohne dass man das auf den ersten Blick sieht. Er ist sehr gut zum Aufhellen zu gebrauchen und kann ein Objekt ausleuchten, das 2 bis 3 m entfernt ist – natürlich mit allen Nachteilen eines eingebauten Blitzes nah über der optischen Achse.
Die Menüs – Hauptmenü und Schnelleinstellmenü – sind klar strukturiert, und wer erst einmal die ersten Einstellungen vorgenommen hat, kommt bestens damit zurecht. Nicht neu, aber gut: Man kann das Schnelleinstellmenü ändern und hier Funktionen sammeln, die man sehr oft ändert.
Für die Verbindung zu Smart-Geräten sind WiFi- und Bluetooth-Module an Bord. Dadurch ist es möglich, die Kamera fernzusteuern, natürlich Bilder zu übertragen und auch GPS-Daten in die Bilddaten einzufügen. Die X-T200 selbst bietet kein GPS-Modul.
Der Sensor der X-T200 ist kein X-Trans-Sensor mit der für Fujifilm üblichen Verteilung der roten, grünen und blauen Microfilter vor den nur licht-, aber nicht farbempfindlichen Pixeln, sondern setzt auf das Bayer-Pattern. Die Microfilter sind nach dem Schema RGBG angeordnet.
Das Auflösungsvermögen des APS-C-Sensors ist hervorragend und kommt mit 0,49 Cycles/Pixel sehr nah an die möglichen 0,5 heran – was allerdings auch der Nacharbeit im Bildprozessor geschuldet ist. Da das Ergebnis zählt kann man sagen, dass die X-T200 knackscharfe kontrastreiche Bilder liefert.
Die X-T200 wird im Set mit dem Super EBS XC 15-45mm F3,5-5,6 OIS PZ Aspherical geliefert. OIS steht für den eingebauten Stabilisator. PZ sagt, dass es sich um ein Powerzoom handelt, das automatisch aus der Transportstellung (45 mm lang) in die Aufnahmeposition (60 mm lang) fährt, wenn man die Kamera einschaltet. Umgekehrt beim Ausschalten.
Das kleine Zoom bringt schon eine hervorragende Leistung. Das Potential, das im Sensor steckt, kann mit anderen Objektiven aus dem Fujifilm-Programm noch besser ausgeschöpft werden, etwa mit dem angesprochenen Fujinon Super EBC XF 16-80 mm F4 R OIS WR Aspherical , das allerdings selbst mit rund 827,60 € zu Buche schlägt – die ganze Kombi aus X-T200 und XC 15-45 mm kostet genauso viel. (Die Preise gelten für KW 33 im Shop auf der Fujifilm Homepage).
Alles in allem ist die Fujifilm X-T200 eine hervorragende kleine Allround-Kamera mit sehr umfangreicher Video-Ausstattung, wobei die Aufnahmen ohne Crop und der große 16:9 Monitor besonders hervorzuheben sind. Auch wer als Fotofan ins Fujifilm System einsteigen möchte, sollte sich die X-T200 einmal genau anschauen. Aber auch als Zweitgehäuse neben einer X-T3 oder X-T4 macht die X-T200 eine gute Figur!
BEWERTUNG FÜR FUJIFILM X-T200
MIT FUJINON XC 15-45 MM F3,5-5,6 OIS PZ
GUT – SEHR GUT – HERVORRAGEND – HERVORRAGEND PLUS – HERVORRAGEND DOPPEL PLUS
Text und alle Bilder © Herbert Kaspar
PRAXISBILDER
Ein Klick auf eines der Praxisbilder bringt es mit einer Länge von 2400 Pixeln über die lange Seite auf Ihren Bildschirm. Die Bildgröße wurde im aktuellen Adobe Photoshop reduziert.
Beachten Sie bitte, dass die Bildqualität, besonders die Farbwiedergabe, auch von den Einstellungen Ihres Monitors abhängt!
Fujifilm X-T200
mit Fujinon XC 15-45 mm F3,5-5,6 OIS PZ Aspherical
Fujifilm X-T200
mit Fujinon XF 16-80 mm F4 R OIS WR Aspherical
Fujifilm X-T200
mit Fujinon XC 50-140 mm F2,8 R LM OIS WR Nano-GI
ISO-REIHE
Das erste Bild zeigt den Aufbau im Studio, der wie immer mit einer Tageslicht-Fotoleuchte beleuchtet wurde. Die Helligkeit entspricht etwa EV 7.
Die weiteren Bilder sind 100-%-Crops aus den 6000 x 4000 Pixel großen Originalbildern.
Alle Aufnahmen der ISO-Reihe mit
Fujinon XC 15-45 mm F3,4-5,6 OIS PZ Aspherical @ 35 mm (53 mm [@KB]) | F8