Das Vollformatzoom Canon RF 24-70 mm F2,8 L IS USM gehört in Gruppe jener Standardzooms, die das Zentrum vieler Ausrüstungen bilden – sofern der Preis das Budget nicht sprengt. Wir haben es getestet.
Lichtstärke 2,8 ist sehr gut, der Bildwinkelbereich von 82° bis 34° erschließt eine Vielzahl von Motiven – von der Architektur bis zu Bildern im Zoo, von der Gruppenaufnahme bis zum Porträt. Dass ein paar Millimeter zur Porträtbrennweite fehlen, ist nicht weiter schlimm – man bleibt ein bisschen weiter weg und wählt später den passenden Ausschnitt.
Das RF 24-70 mm F2,8 ist ein wuchtiges Objektiv. Es bringt ca. 900 g auf die Waage, hat einen Durchmesser von ca. 89 mm und ist – je nach Zoomeinstellung – zwischen ca. 126 mm und 152 mm lang. Beim schnellen und fast lautlosen Scharfstellen ändert sich die Länge dank Innenfokussierung nicht.
Weder beim Fokussieren noch beim Zoomen ändert sich die Orientierung der Frontfassung. Aufnahmen mit Polarisationsfiltern oder Verlaufsfiltern, bei denen es auf die richtige Ausrichtung ankommt, sind kein Problem.
Gebraucht werden Filter bzw. Filterhalter mit einem Durchmesser von 82 mm.
Das Objektiv wird in zwei Stufen nach hinten schlanker. Ein Absatz liegt im Zoomring, dem hintersten der drei Einstellringe. Vielleicht kommt es nur mir so vor – aber wenn ich den den vorderen, dickeren Teil des Rings zum Zoomen verwende, kann ich den Bildausschnitt etwas präziser festlegen, mit dem schlankeren Teil etwas schneller.
Davor ist der Fokussierring untergebracht. Auch beim 24-70 mm wird für die manuelle Scharfstellung der AF-Motor genutzt. Da man mit dem Ring sehr feinfühlig arbeiten kann ist Fokussieren von Hand – etwa mit Hilfe der Lupenfunktion – sehr gut zu bewerkstelligen.
Allerdings habe ich dieses Möglichkeit nur selten genutzt, da der AF der Canon EOS R und Canon EOS RP dank der Dual Pixel Technologie sehr sicher. Ein echter Fokussierring, der direkt auf die entsprechenden Linsengruppen wirkt, ist mir zwar immer noch ein bisschen lieber – aber das macht vielleicht immer noch die Gewohnheit der frühen Fotojahre.
Ganz vorne findet man den Einstellring, der mit den ersten RF-Objektiven eingeführt wurde und den man auch einem der Adapter Canon EF/Canon RF findet. Er kann mit verschiedenen Funktionen belegt werden. Mir gefällt hier die Wahl eines Belichtungskorrekturfaktors, da weder die EOS R noch die EOS RP ein großes Daumeneinstellräder à la EOS 5D aufweisen. Allerdings sind die neuen Modelle EOS R5 und EOS R6 wieder damit ausgestattet.
Drei kleine Schieber runden die Ausstattung des Zooms ab: AF/MF-Umschalter, Ein/Ausschalter für den Stabilisator, der einen Gewinn von bis zu vier, oft auch fünf Verschlusszeitenstufen gegenüber der Freihandgrenze bringt.
Das Zoom macht den grundsoliden Eindruck, den man von Canon Objektiven der L-Klasse gewohnt ist und es ist auch gegen Stab und Spritzwasser abgedichtet.
Auflösung und Kontrast sind bei den kurzen und mittleren Brennweiten, also von 24 mm bis 50 mm, in der Bildmitte hervorragend und auch bei 70 mm immer noch sehr gut. Zu den Bildecken hin kann bei entsprechend kritischen Motiven ein moderater Abfall der Leistung zu verzeichnen sind.
Abblenden bringt in der Bildmitte nicht mehr viel, verbessert aber die Bildecken und sorgt so für eine gleichmäßigere Leistung über die Bildfläche.
Vignettierung kann bei ganz offener Blende in geringem Umfang sichtbar werden und nimmt durch Abblenden weiter ab.
Bei den kurzen Brennweiten kann eine leichte tonnenförmige, zu den längeren Brennweiten hin eine leicht kissenförmige Verzeichnung zu sehen sein.
Vignettierung und Verzeichnung kann man durch die sehr guten Korrekturautomatiken der Kamera schon bei der Aufnahme eliminieren lassen.
Wie sich Vignettierung und Verzeichnung auf das Bild auswirken, hängt natürlich immer vom Motiv ab. Ein einfarbiger Hintergrund zeigt die Vignettierung, Aufnahmen in engen dunklen Altstadtgassen eher nicht. Gerade Kanten einer Fassade sind anfällig für Verzeichnung, eine Blumenwiese nicht.
Da dank kürzester Einstellentfernungen von 21 cm bis 38 cm z. B. Aufnahmen von Blumen und Blüten und dank einer Brennweite von 70 mm auch Porträts möglich sind, ist das angenehme Bokeh ein weiterer Pluspunkt für das Zoom.
Alles in allem bietet das RF 24-70 mm F2,8 L IS USM eine sehr starke Gesamtleistung und ist als lichtstarkes Universalzoom für die Canon EOS R Modelle eine sehr gute Wahl.
BEWERTUNG FÜR DAS CANON RF 24-70 MM F4 L IS USM
GUT – SEHR GUT – HERVORRAGEND – HERVORRAGEND PLUS – HERVORRAGEND DOPPEL PLUS
Text und alle Bilder © Herbert Kaspar
PRAXISBILDER …
Ein Klick auf eines der Praxisbilder bringt es mit einer Länge von 2400 Pixeln über die lange Seite auf Ihren Bildschirm. Die Bildgröße wurde im aktuellen Adobe Photoshop reduziert.
Beachten Sie bitte, dass die Bildqualität, besonders die Farbwiedergabe, auch von den Einstellungen Ihres Monitors abhängt!
… AN DER CANON EOS RP
… AN DER CANON EOS R
Alle Bilder © Herbert Kaspar
TECHNISCHE DATEN IN KÜRZE
Canon RF 24-70 mm F2,8 L IS USM
Bildwinkel diagonal 84° – 34°
Vollformattauglich ja
Blenden 3,8 … 22
Linsen / Gruppen 21 / 15
Nahgrenze 21 cm – 38 mm
Max. Abbildungsmaßstab ca. 1:3,3 (bei 32 mm)
Bildstabilisator ja
Maße (L / D) ca. 126 / 89 mm
Gewicht ca. 900 g
Filtergewinde 82 mm / nicht rotierend
Staub- und Spritzwasserschutz ja
Anschluss Canon RF
Preis 2436,- € (www.canon.de | KW 29/2020)