In der zweiten August-Hälfte verbrachte ich zwei Wochen in Blåvand im südwestlichen Dänemark und nutzte die Zeit, um das “Dream Team” von Tamron – 17-35 mm F2.8-4 und 35-150 mm F2.8-4 – in aller Ruhe auszuprobieren.
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Wenn man das Hobby Fotografieren zum Beruf machen konnte und es nach vier Jahrzehnten immer noch als Hobby pflegt, ist ein Urlaub eine ideale Gelegenheit, beide Welten zusammenzuführen.
So geschehen in meinem Fall in der zweiten Augusthälfte 2019, als wieder einmal Blåvand im südwestlichen Dänemark auf dem Reiseplan steht.
Problem: Beide Autos würden voll werden, sehr voll, mit all den Sachen, die man für einen Urlaub als Großfamilie in einem Ferienhaus braucht. Also: nur eine kleine Fotoausrüstung, die möglichst viel abdeckt und sich redaktionell aufbereiten lässt.
Die Wahl fällt auf zwei Tamron Objektive, die ohnehin gerade in der Redaktion sind: Tamron 17-35 mm F2.8-4 mm Di OSD und Tamron 35-150 mm F2.8-4 Di VC OSD, beide mit Canon EF-Anschluss.
Die Redaktionskamera Canon EOS 5D Mark IV ist damit als Gehäuse gesetzt. Und weil die neue Canon EOS RP als Testkamera mit dem Adapter EF EOS-R im Hause ist, findet auch sie einen Platz in meiner jahrealten California Sunbouce G-Stop Tasche, die mich schon auf vielen Reisen begleitet hat, aber noch nie in Dänemark war.
In den Außentaschen finden die Akkuladegeräte Platz (leider brauchen die EOS 5D Mark IV und die EOS RP verschiedene Akkus, also auch verschiedene Ladegeräte), in der anderen ein Canon 500D Nahvorsatz-Achromat und ein Hama Circular-Polarisationsfiter. Beide passen an beide Zooms, die Filtergewinde mit 77 mm Durchmesser aufweisen.
Als Stativ wird dann noch mein Kaiser Tiltall TC-284 mit dem Kopf BP-30 zwischen Rücksitz und diversen Boxen verstaut. Es ist auch nicht mehr jung, hat schon manche Location gesehen, ist aber immer noch top und als Carbon-Stativ angenehm leicht.
Nach zwei Urlauben mit mFT-Ausrüstung in Blåvand und am Gardasee dieses Mal also: Vollformat.
Vollformat heißt natürlich, dass die Brennweiten bzw. Bildwinkel der beiden Zooms ohne Crop-Faktor zu betrachten sind.
Damit steht mir insgesamt ein Bereich vom 17-mm-Superweitwinkel bis zum kurzen Tele mit 150 mm zur Verfügung.
Beim Packen denke ich kurz zurück an meine fotografische Frühzeit. Nach einer Praktica Super TL und einer Yashica TL Electro X mit M42-Schraub-Schraub-Schraub-Gewinde (habe ich ein „Schraub“ vergessen?) kam als erste Kamera mit Bajonett die Canon EF in die Fototasche. Nach ein paar Monaten sah die Objektiv-Reihe dann so aus: EF 4/17 mm, EF 2,8/24 mm, EF 1,8/50 mm, EF 1,8/85 mm und EF 4/200 mm. Das entspricht ziemlich genau dem, was die beiden Zooms mir bieten.
Zwischen 200 mm und 150 mm ist aber doch ein Unterschied? Im Prinzip ja. Aber aus einem 150-mm-Bild mit 26 MPix (Canon EOS RP) bzw. 30 MPix (Canon 5D Mark IV) kann ich heute gut einen „200-mm-Ausschnitt“ herausvergrößern. Das ist einer der Vorteile, die ein Sensor gegenüber meinen damaligen Lieblingsfilmen Agfa CT18 (ISO 50 – ohne Möglichkeit schnell auf einen anderen Wert zu wechseln) und Agfa CT21 (ISO 100 – ohne Möglichkeit schnell auf einen anderen Wert zu wechseln) hat.
Die fünf Objektive und die Canon EF brachten zusammen rund 2400 g auf die Waage. Das Tamron Duo wiegt etwa 1400 Gramm. Dazu kommen wahlweise die 900 Gramm der EOS 5D Mark IV bzw. die 650 Gramm der EOS RP (mit Adapter EF EOS-R).
Das heißt, dass ich bei vergleichbarem Gewicht deutlich mehr Ausrüstung und Möglichkeiten zur Verfügung habe als früher. So bot etwa die Canon EF Blendenautomatik nach Zeitvorwahl und den manuellen Modus. Einen Transportmotor gab es nicht, AF nicht und die Möglichkeiten, Bilder gezielt in der Kamera zu beeinflussen schon gar nicht. Wenn ich aber einen Blick ins Menü und die Gebrauchsanweisungen der EOS Modelle in meiner Fototasche werfe, finde ich Funktionen über Funktionen.
Und noch wichtiger: Mit den Objektiven meiner ersten Ausstattung hatte ich fünf Brennweiten zur Wahl und musste entsprechend ständig das Objektiv wechseln (nachträglich ein großes Lob für das Chromring-Überwurfbajonett mit automatischer Sicherung, das diese Wechsel schnell und bequem machte).
Ab und zu ist es auf jeden Fall spannend und anregend nur mit Festbrennweite zu fotografieren, vielleicht sogar nur mit einer einzigen, aber nicht unbedingt auf Dauer.
Mit dem Duo von Tamron stehen mir alle Brennweiten zwischen 17 mm und 150 mm zur Verfügung und ich muss, um dieses Angebot auszuschöpfen, nur einmal das Objektiv wechseln.
Allerdings werde ich in Blåvand immer wieder auf diese Möglichkeit verzichten – nämlich dann, wenn ich Bilder am Strand mache und mehr als nur ein sehr sehr lauer Wind weht. Bei etwas stärkerem Wind findet man nämlich den feinen Sand nicht nur in den Haaren, auf der Brille und in den Falten der Kleidung, sondern sehr schnell auch auf dem Sensor der Kamera. Da ich, wie gesagt, die Objektive in dieser Situation nicht wechsle, umgehe ich dieses Ärgernis.
Darüber hinaus sind die Zooms und die Gehäuse offensichtlich dicht, denn es treten in den 14 Tagen mit täglichem Fotografieren keinerlei Probleme auf. Stopp: Ein paarmal knirscht es leise, wenn ich die Streulichtblenden für die Aufnahme bzw. den Transport ansetze und wieder abnehme, weil ein paar Sandkörnchen in den Rillen des entsprechenden Bajonetts sitzen. Eine billige weiche Zahnbürste aus dem 10-20-30-Kronen Shop hilft, diese Sandkörnchen los zu werden. Ein- und Ausschrauben der Nahvorsatz-Achromaten und des Pol-Filters gehen dagegen immer klaglos.
Aber damit habe ich vorgegriffen – mehr zum Einsatz der Objektive im Südwesten Dänemarks in den nächsten Folgen dieses Berichtes.
Jetzt erst einmal kurz zu den Eckdaten der Zooms.
Die Abmessungen sind natürlich unterschiedlich. 93 mm Länge, 84 mm Durchmesser und 530 g Gewicht beim 17-35 mm, 127 mm Länge, 84 mm Durchmesser und 880 g Gewicht beim 35-150 mm. Das Filtergewinde hat, wie erwähnt, bei beiden Objektiven einen Durchmesser von 77 mm. (Die Gewichte gelten inkl. Vorder- und Rückdeckel sowie Streulichtblende.)
Die eben erwähnte Streulichtblende ist in beiden Fällen als genau abgestimmte Vier-Segment-Blende ausgeführt und im Lieferumfang enthalten!
Der parallele Einsatz der Objektive gestaltet sich problemlos, da sie gleich aufgebaut sind.
Der breite, griffig geriffelte Zoomring liegt jeweils etwa in der Mitte des Tubus. Durch Drehen im Uhrzeigersinn kommt man von der kürzesten zur längsten Brennweite – das geht geschmeidig, aber mit dem nötigen Widerstand, um den Bildausschnitt exakt festlegen zu können.
Beim 17-35 mm sind fünf, beim 35-150 mm sechs Brennweitenstufen gut lesbar markiert. Wenn man die Kamera hochnimmt, sieht man sofort, in welchem Brennweitenbereich man unterwegs ist. Während sich die Länge des 17-35 mm beim Zoomen nur minimal ändert (im mittleren Brennweitenbereich ist es am kürzesten), legt das 35-150 mm beim Brennweitenwechsel Richtung 150 mm rund 45 mm an Länge zu – liegt aber immer ausgewogen in der Hand, da keine schweren Linsengruppen nach vorn bewegt werden.
Der schmalere und feiner geriffelte Fokussierring liegt jeweils vorn. Ungewöhnlich: Beide Ringe drehen sich im AF-Betrieb mit! Aber es ist nur eine Sache einiger Aufnahmen, bis man sich daran gewöhnt hat.
Die kürzeste Einstellentfernung liegt bei 28 cm beim 17-35 mm (größter Abbildungsmaßstab 1:4,9), bzw. bei 45 cm beim 35-150 mm (größter Abbildungsmaßstab 1:3,7).
An beiden Canon-Gehäusen funktioniert die automatische Scharfstellung schnell.
Manuell fokussieren muss ich im Foto-Urlaub nicht, aber ich weiß von Einsätzen zu Hause, dass das einwandfrei funktioniert.
Weder beim Fokussieren noch beim Zoomen drehen sich die Frontfassungen. Mein Polarisationsfilter behält bei den wenigen Einsätzen die Richtung bei.
Am 17-35 mm findet sich als Einstellelement nur der AF/MF-Umschalter im typischen schmalen Design, das mit den neuen SP-Objektiven im September 2015 (Kinder, wie die Zeit vergeht) eingeführt wurde.
Das 35-150 mm weist zwei dieser Schalter auf: AF/MF und VC (Vibration Compensation = Bildstabilisator) ON/OFF. Dazu kommt ein Schalter, mit dem man den Zoomring bei 35 mm feststellen kann. Das soll verhindern, dass das Zoom von sich aus ausfährt, wenn es beim Tragen nach unten hängt. Ich brauche den Schalter nicht.
Der optische Aufbau des 17-35 mm besteht aus 15 Linsen in 10 Gruppen, das Innenleben des 35-150 mm umfasst 18 Linsen in 14 Gruppen … nur der Vollständigkeit halber.
Fortsetzung folgt.
Text und alle Fotos (c) Herbert Kaspar
Moin Herbert,
ich bin kein Canon-Freak und auch kein Freund von Tamron, aber die Bilder sind klasse. Nur bei dem Modegeschäft (der Himmel) und bei der dunklen
Hausaufnahme bin ich nicht so überzeugt. Tamron scheint einiges dazu gelernt zu haben.
Grüße Herbert (ohne K)
Hallo Herbert –
das Problem mit den beiden Bildern sollte behoben sein. Sie waren beim Hochladen verkleinert worden, was zu Artefakten führte!
Viele Grüße
HerbertK
[…] Hier geht es zur Folge 1. […]