Sigma erregt immer wieder Aufmerksamkeit mit hervorragenden lichtstarken Festbrennweiten – aber darüber darf man die Zooms auf keinen Fall vergessen, etwa die Big Three!
In den beiden ersten Folgen der Serie haben wir das Standardzoom Sigma 24-70 mm DG OS HSM | Art und das Telezoom Sigma 70-200 F2.8 DG OS HSM | Sports kennengelernt.
Im Sinne des Wortes abgerundet wird das Trio durch das Sigma 14-24 mm F2.8 DG HSM | Art, ein Ultraweitwinkelzoom für besondere Bilder und Situationen.
Mit diesem wuchtigen Objektiv mit seiner deutlich nach vorn gewölbten Frontlinse zieht man an Fotografen-Hotspots schon mal Blicke auf sich und hört die Frage: „Fischauge? Oder?“
Nein – sondern ein Zoom, das den Bereich der Ultraweitwinkel und Weitwinkel nahtlos miteinander verbindet!
Schon bei der längsten Brennweite 24 mm weist das Zoom einen sehr großen Bildwinkel von 84° über die Diagonale auf, bei der kürzesten Brennweite 14 mm sind es dann enorme 114°. Und bei allen Brennweiten ist F2.8 die größte Blende!
Eine so kurze Brennweite, ein so großer Bildwinkel – klingt das nicht sehr nach einem Objektiv mit deutlich sichtbarer Verzeichnung? Es klingt so. Aber das 14-24 mm schafft es, diese Meinung zu widerlegen. Gerade Linien am Bildrand kommen gerade ins Bild. Und auch die Vignettierung fällt trotz der riesigen Bildwinkel nur sehr gering aus.
Ist das 14-24 mm wie die beiden anderen Zooms im Trio ein Allroundobjektiv? Die Antwort ist ein klares Jein.
Dieses Zoom ist kein „Immerdrauf“. Dafür sind die Bildwinkel zu groß.
HINWEIS
Ein Klick auf ein Praxisbild bringt es in der Größe von 1800 x 1200 Pixel auf Ihren Bildschirm. Die Bildgröße wurde im aktuellen Adobe Photoshop reduziert.
Beachten Sie bitte, dass die Bildqualität, besonders die Farbwiedergabe, auch von den Einstellungen Ihres Monitors abhängt!
Aber wenn man eine Übersicht über ein großes Areal (Landschaft, weitläufige Plätze, Architektur) oder in einem begrenzten Raum (Innenarchitektur, enge Gassen und Straßen) aufnehmen möchte, ist man bei diesem Objektiv richtig, und auch in der Astrofotografie ist dieses Zoom gut zu nutzen.
Und dann kommt natürlich der kreative Aspekt ins Spiel, z. B. in Form einer sehr steilen Perspektive mit betontem Vordergrund oder in Form des Zusammenspiels einer verhältnismäßig (!) schmalen Schärfenzone, eines sehr großen Bildwinkels und einer geringen Aufnahmeentfernung (die Naheinstellgrenze liegt bei bei 28 – 26 cm!)
Beim Fokussieren ändert sich nichts am Objektiv und auch beim Zoomen bleibt die Länge von 135 mm inkl. Vier-Segment-Streulichtblende gleich – aber innerhalb der Blende bewegt sich die Frontlinse deutlich nach vorn, wenn man kürzere Brennweiten einstellt. (Dass man die Streulichtblende für besondere Zwecke vom Sigma-Service gegen Gebühr abbauen lassen kann, erwähne ich der Ordnung halber. Als Normalfotograf braucht man das nicht!
Wer das Optimum aus dem Zoom herausholen möchte, wählt F5.6 und F8 – aber schon bei Blende 2.8 liefert das 14-24 mm |Art hervorragende Ergebnisse. (Das „Hervorragend plus“ in unserem Praxistest kommt nicht von ungefähr.)
Der Aufwand, der dafür getrieben werden muss, führt zu einem Gewicht von 1150 g, einem größten Durchmesser von 97 mm (die hintere Hälfte des Zooms ist etwas schlanker), und auch zu der schon erwähnten gewölbten Frontlinse.
Zum Aufwand gehört auch, dass das Objektiv, wie auch das 70-200 mm Sports gegen das Eindringen von Staub und Feuchtigkeit abgedichtet ist.
Auf der optische Aufbau ist aufwendig mit 17 Linsen in 11 Gruppen
Wie nicht anderes zu erwarten, laufen auch bei diesem Objektiv die Einstellringe schön geschmeidig – das heißt, sie bieten genug Widerstand, um präzise arbeiten zu können, sind aber leichtgängig genug, um Einstellungen schnell und ruckelfrei vornehmen zu können.
Am Tubus findet man nur einen Schalter, mit dem man von AF zu MF wechselt.
Wer nun denkt, auch bei diesem Zoom hätte ich die manuelle Scharfstellung generell verschmäht, und nur den wieder schnell, sicher und leisen arbeitenden AF genutzt, irrt – zumindest teilweise.
Natürlich habe ich mich meistens auf den AF verlassen (ich kann das wachsende Angebot an manuell zu fokussierenden Objektiven nicht nachvollziehen). Aber durch seine kurze Brennweite und die damit verbundene große Schärfenzone kann man sehr gut auf MF umschalten, den Fokussierring in die Position ∞ bringen, dann Blende 5.6 oder 8 einstellen und einfach „draufhalten“. Bei F5.6 reicht die Schärfenzone von rund 2,5 m bis ∞, bei F8 beginnt die Schärfenzone schon bei rund 1,7 m.
Einen Stabilisator, den man ein- und ausschalten könnte, gibt es nicht. Vermisst man ihn in der Praxis? Ein bisschen schon – aber die kurzen Brennweiten sind schon von sich aus ein guter Schutz dagegen, dass kleine Wackler während der Belichtungszeit im Bild sichtbar werden.
Mit dem Sigma 14-24 mm F2.8 DG HSM | Art ist das Trio komplett – und wenn es um die hohe Abbildungsleistung geht passt das Ultraweitwinkelzoom zu den beiden anderen Zooms.
Fortsetzung und Schluss folgt morgen, am 5. 4. 2019
Praxisbilder mit dem Sigma 14-24 mm F2.8 DG HSM | Art
an der Canon EOS R und Canon EOS 5D Mark IV
Text und alle Bilder (c) Herbert Kaspar
Das könnte Sie auch interessieren
Sigma 1,4/105 mm DG HSM | ART in der Praxis
Hallo Herbert,
diese Trio könnte ich mir mal an einer Sigma Foveon Full Frame L-Mount Kamera vorstellen. Damit wäre alles abgedeckt und ich könnte weiterhin meinem Altglas-Hobby fröhnen.
Wird mich aber einige Tausender kosten 🙂
LG Bernhard
Hallo Bernhard –
es wird noch etwas dauern, bis Sigma so eine Kamera bringt, aber ich gehe stark davon aus, dass sie kommt und die Objektive dann so zur Verfügung stehen.
Das heißt: Es ist Zeit genug, um ein bisschen zu sparen.
LG Herbert