Nach vier Urlauben im süddänischen Blåvand zog es uns in diesem Jahr nach Süden – genauer gesagt an den Gardasee. Mit dabei als ständige Begleitung die Olympus OM-D E-M10 Mark III.

Hinweis: Alle Bilder können durch Anklicken größer dargestellt werden!

Es ist heiß am Gardasee, als wir dort zwei Wochen Familienurlaub machen. Sie wissen das schon, weil ich es schon mehrfach erwähnt habe, aber weil es wirklich so gut wie immer heiß war, soll es auch dieses Mal nicht unerwähnt bleiben.

Draußen planschen die anderen im Pool oder liegen im Schatten. Ich bin lieber im Haus. Dort ist es zwar auch warm, aber doch deutlich angenehmer. Und der Blick auf den Monitor meines Laptops wird nicht von der strahlenden Sonne beeinträchtigt.

Ich schaue die Bilder an, die ich schon gemacht habe, lösche das ein oder andere, schiebe die Familienbilder in den Familienbildordner – aber nur passiv mit Bildern arbeiten, ist auch nicht das, was mir vorschwebt.

Der Blick durch den halbdunklen Raum bleibt auf Rosen hängen. Die beste Ehefrau von allen (herzlichen Dank an Ephraim Kishon, der diese schöne Bezeichnung seinerzeit erfand und mit seinen humorvollen Kurzgeschichten und Romanen bekannt machte) mag auch im Urlaub Blumen auf dem Tisch.

Das Licht vom fast geschlossenen Fensterladen lässt die einzelne Blüten leuchten … Nahaufnahmen drängen sich geradezu auf.

Im Olympus Programm gibt es zwei Makro-Objektive für die Kameras der OM-D- und Pen-Serien, nämlich das M.Zuiko Digital ED 3,5/30 mm Macro und das M.Zuiko ED 2,8/60 mm Macro. Ich würde das 60er bevorzugen. Grund dafür ist auch, aber nicht so sehr, die höhere Lichtstärke (zwischen 1:2,8 und 1:3,5 liegen 2/3 Blendenstufen), viel mehr aber die längere Brennweite von 120 mm [@KB]. Sie bringt größere Arbeitsabstände und einen engeren Bildwinkel, der weniger Hintergrund erfasst.

Olympus OM-D E-M10 Mark III
Das M.Zuiko Digital 4/12-100 mm IS PRO, eingestellt auf 100 mm Brennweite an der Olympus OM-D E-M10 Mark III. Mein alter Vorsatz-Achromat ist ein bisschen dicker, als das Objektiv und verhindert leider, dass die Streulichtblende aufgesetzt werden kann.

Da ich mich aber entschieden habe, dass mich durch diesen Urlaub die Olympus OM-D E-M10 Mark III (ab hier nur noch E-M10 III genannt) und das M.Zuiko Digital 4/12-100 mm IS PRO (ab hier meistens nur 12-100 mm genannt) begleiten, ist keines der beiden Makro-Objektive vor Ort – aber der Vorsatz-Achromat Canon Close-Up Lens 500D. Die Linse wurde vor gut 12 Jahren zusammen mit der Canon EOS 5D und dem damals aktuellen 24-70 mm gekauft – und ist, anders als Kamera und Objektiv, immer noch aktuell und immer noch im Dienst. Dank des großen Durchmessers von 77 mm kann sie über Adapterringe an vielen lichtstarken Objektiven mit großem Filtergewinde verwendet werden. Dazu gehört auch das 12-100 mm mit seinem Filtergewinde von 72 mm.

Als Achromat, der aus einer Sammel- und einer Zerstreuungslinse aufgebaut ist, ist die 500D besser als einfache Vorsatzlinsen, aber auch schwerer. Generell sich Vorsatzachromate ein guter Einstieg in die Makrofotografie. Wenn man dann Blut geleckt hat, kann man zu einem der Makro-Objektive wechseln.

Die Linse mit ihren 2 Dioptrien verkürzt die Brennweite des Objektivs, gleichzeitig auch die kürzeste Einstellentfernung und macht damit einen größeren Abbildungsmaßstab möglich.  Nicht im Urlaub, sondern im Studio an der Reprosäule ausprobiert: Mit dem 12-100 mm solo kann man bei 100 mm Brennweite bis 42 cm ans Motiv herangehen und eine Fläche von ca. 74 x 56 mm formatfüllend erfassen. Der Abbildungsmaßstab liegt also bei 1:4,3 (oder 1:2,15 [@KB]). Mit der 500 D kommt man auf einen Abstand von 35 cm und es wird eine Fläche von rund 50 x 38 mm erfasst. Abbildungsmaßstab 1:2,9 (oder 1:1,45 [@KB]). Die genannten Abstände gelten ab Sensorebene. Zwischen der Vorderkante des Objektivs /der Nahlinse und dem Motiv liegen nur 24 cm bzw. 16 cm. Soll die Aufnahme mit 12 mm Brennweite und Vorsatzlinse aus der kürzest möglichen Entfernung gemacht werden, wird es extrem: Man kann praktisch direkt an das Objekt herangehen, was aber wegen der Ausleuchtung nur bei durchleuchteten Motiven sinnvoll ist.

Rose Nahaufnahme
Gelbe Rose vor natürlichem Hintergrund. Aufnahme mit Vorsatz-Achromat.
Rose Nahaufnahme
Gelbe Rose vor schwarzer Pappe, die eigentlich zum Basteln gedacht war (und später auch dafür verwendet wurde). Aufnahme mit Vorsatz-Achromat.

In der Praxis kümmere ich mich nicht um diese Überlegungen. Ich baue das Stativ auf, klappe eines der Beine so hoch, dass es auf dem Tisch liegt und schiebe alles ein bisschen vor und zurück, bis der Bildausschnitt stimmt und mache ein paar Aufnahmen. Man kann es gar nicht oft genug sagen: Ein klappbarer Monitor ist eine tolle Sache.

 

Rosa Bluete Nahaufnahme
Auch ohne Nahvorsatzlinse sind mit dem 12-100 mm PRO Nahaufnahmen möglich. Der kleine Besucher der Blüte fiel erst auf, als das Bild auf dem Laptop betrachtet wurde.

Aus den oben angeführten Zahlen sieht man übrigens, dass man keineswegs immer eine Nahlinse braucht, um Nahaufnahmen mit dem 12-100 mm zu machen, was ich immer mal wieder bei unseren Spaziergängen ausnutze!

Die E-M10 III bietet spezielle Programme für Nahaufnahmen. Betriebsartenwähler auf SCN für SCENE und die schon mehrfach erwähnte und gelobte Kurzwahltaste drücken.

Olympus OM-D E-M10 Mark III
Man wählt durch Antippen den gewünschten Motivbereich aus und kann dann eines von mindestens drei Motivprogrammen aufrufen.

Jetzt werden sechs Kacheln auf dem Monitor angezeigt. Jede steht für ein Motivgebiet und gewährt Zugang zu mehreren passenden Motivprogrammen.

Personen Porträt, e-Porträt, Land/Porträt, Nacht+Porträt, Kinder
Nachtlandschaften Nachtaufnahme, Nacht+Porträt, Freihand-Sternenlicht, Feuerwerk, Lichtspuren 
Bewegung Sport, Kinder, Schwenken 
Landschaft Landschaft, Sonnenuntergang, Sand+Schnee, Gegenlicht HDR
Indoor-Aufnahmen Kerzenlicht, Lautlos, Porträt, e-Porträt, Kinder, Gegenlicht HDR
Nahaufnahmen Makro, Natur-Makro, Dokumente, Multi-Fokus-Aufnahme

Ich tippe die Kachel „Nahaufnahmen“ an und bestätige mit der OK-Taste. Natur und Natur-Makro überspringe ich.

Dokumente? Einfach mal die Urlaubslektüre zum Motiv machen. Es entstehen mehrere Freihandaufnahmen (IS ist natürlich aktiv), wobei das Raster im Bildfeld hilft, den Bildausausschnitt wieder zu finden, nachdem Änderungen an den Einstellungen vorgenommen wurden.

Text in einem Buch
Die Schrift hebt sich dank des Motivprogramms für die Aufnahme von Dokumenten sehr gut vom Papier ab.

Für eine Bildserie wähle ich die Blendenvorwahl, für die andere das angesprochene Motivprogramm, das seine Arbeit gut macht. Der Kontrast zwischen hellem Hintergrund und schwarzen Buchstaben wird erhöht, die Bilder wirken knackiger, der Text ist sehr gut zu lesen – was aber nicht heißt, dass die Aufnahmen mit Zeitautomatik schlecht wären.

Der Textschnipsel stammt aus „Das gnädige Fallbeil“ von Fred Vargas. Wer Sinn für Krimis mit leicht abgedrehten Inhalten und ebensolchen Akteuren hat, sollte Bücher dieser französischen Autorin lesen. Ja, trotz des männlichen Vornamens ist Fred Vargas eine Frau, die sich dieses Pseudonym ausgesucht hat.

Olympus OM-D E-M10 Mark III
“Multi-Fokus-Aufnahme” ist eines der vier Motivprogramme, die für Nahaufnahmen mit der E-M10 III angeboten werden. Besonders für Ein- oder Aufsteiger hilfreich: Die eingeblendeten Erklärungen.

Noch interessanter für Nahaufnahmen: Das Motivprogramm „Multi-Fokus-Aufnahme“, das in einem Rutsch acht Bilder eines Motivs macht, von denen jedes eine andere Schärfenebene aufweist. Dieselbe Automatik findet man auch in den AP-Funktionen als „Fokus-Belichtungsreihe“ – sogar noch ein bisschen besser. In ein paar Zeilen sage ich, inwiefern.

Wofür braucht man so etwas? Man kann mit der E-M10 III das Fokusfeld ja auf eine von 121 Positionen bringen und damit die Schärfe genau auf den Punkt bringen, auf den es ankommt – und den sollte man doch vor der Aufnahme kennen. Das ist nicht falsch, und meistens wird man die Schärfenebene auch genau so legen, dass sie den Vorstellungen vom Bildaufbau entspricht.

Aber gerade im Nahbereich, wo die Schärfenzone sehr schmal ist, kann man sich schon einmal vertun und dann ist es praktisch, wenn man acht Aufnahmen hat, unter denen man am Rechner die aussuchen kann, in der oder in denen genau das Detail in der Schärfe liegt, das bildwichtig ist!

Noch interessanter ist die Fokus-Belichtungsreihe, wenn man nicht nur ein Detail in der Schärfe haben möchte, sondern möglichst das ganze Objekt.

Wenn es um eine größere Ausdehnung der Schärfenzone geht, ist Abblenden natürlich das erste, das einem einfällt. Aber gleichzeitig fällt einem ein, dass man nicht zu weit abblenden darf. Bei den ganz kleinen Blenden (also denen mit den großen Blendenzahlen) kann die Abbildungsleistung durch Beugung verringert werden, und das soll vermieden werden. Zudem wird beim Abblenden die Verschlusszeit immer länger, und irgendwann kommt auch der Stabilisator an seine Grenzen.

Hier kommt dann das so genannte Stacking ins Spiel. Stacking heißt, dass Bilder eines Motivs mit unterschiedlichen Schärfenebenen übereinandergelegt werden. Aus den unterschiedlichen Schärfenebenen wird dann ein Bild berechnet, das eine große Schärfenzone aufweist.

Leider können die Einzelbilder nicht gleich in der E-M10 III verrechnet werden. Aber man kann diese Aufgabe speziellen Programmen übertragen, und auch Photoshop und Photoshop Elements lassen sich fürs Stacking nutzen (und andere Bildbearbeitungsprogramme sicher auch, die aber nicht auf dem Rechner installiert sind).

Nomos Tangente
Der obere und untere Teil des Ziffernblattes liegen bei der Einzelaufnahme nicht in der Schärfe …
Nomos Tangente
… wohl aber im Bild, das aus mehreren Einzelaufnahmen mit unterschiedlichen Schärfenebenen kombiniert wurde.

Als Motiv muss meine Nomos Tangente herhalten. Ich mag diese Uhr mit Handaufzug – aber die Gangreserve könnte gern etwas größer sein. Anders ausgedrückt: Als ich die Uhr hole, um sie zu fotografieren, steht sie. In diesem Fall ist das aber nicht schlimm. Uhren werden in der Regel im Schaufenster lächelnd gezeigt und auch so fotografiert. Lächelnd heißt, dass die Zeiger die Uhrzeit 10 vor 2 anzeigen. Und genau so stelle ich die Zeiger und ziehe die Uhr erst nach den Aufnahmen wieder auf.

Nachdem ich noch einen Bogen schwarze Pappe organisiert habe (gut, dass die Oma viele Sachen zum Basteln für die Enkel mitgenommen hat) baue ich wieder das Stativ auf, wähle AP und dort die Fokus-Belichtungsreihe, die ein bisschen besser ist, als die SCN-Variante. Im Gegensatz zur SCN-Variante kann ich hier nämlich festlegen, ob die Schärfenebene zwischen den automatisch ablaufenden Aufnahmen nur wenig oder um ein größeres Stück verschoben werden soll. Bei der OM-D E-M10 II konnte man hier genauere Vorgaben machen und eine größere Anzahl von Aufnahmen programmieren. Das fehlt mir einerseits ein bisschen – andererseits wendet man so ein Feature häufiger an, wenn man sich im Vorfeld nicht so viele Gedanken machen muss, sondern sofort loslegen kann.

Ich entscheide mich für kleine Schritte und lege den Ausgangspunkt für die Fokus-Belichtungsreihe auf die Achse, um die beide Zeiger kreisen. Das Ergebnis sind zunächst Bilder mit unterschiedlichen Schärfenebenen und am Ende ein Bild, in dem das ganze Ziffernblatt in der Schärfe ist. Wunsch für die E-M10 IV: Man kann durch Antippen des Monitors die vordere und die hintere Grenze der gewünschten Schärfenzone auswählen und die Kamera legt die Fokuspunkte dann passend zur Schärfenzone der eingestellten Blende fest. Man wird sich ja mal etwas wünschen dürfen …

Und nun etwas ganz anderes: Die ART-Filter. Hier sollen weniger Worte und mehr Bilder sprechen. Die ART-Filter wurden mit der ersten neuen PEN, die im Frühjahr 2019 ihren 10. Geburtstag feiern kann,  vorgestellt, wurden anfangs als Spielerei belächelt … und dann von den Fotografen eingesetzt, eingesetzt, eingesetzt, und von den Mitbewerbern in ähnlicher Form in die eigenen Kameras integriert.

Die Serie der Filter wurde ausgebaut und die E-M10 III hat insgesamt 30 Filter zu bieten, für die sich dann noch besondere Effekte einstellen lassen können.

Olympus OM-D E-M10 Mark III
Ausschnitt aus der langen Reihe der ART-Filter. Die Wirkung des gewählten Filters wird sofort auf das Sucherbild angewendet!

Für die Arbeit mit den ART-Filtern, dreht man das Betriebsartenwählrad auf „ART“, drückt – Sie ahnen es schon – die Kurzwahltaste und bekommt nun die Filter mit kleinen Beispielbildchen unten im Sucher angezeigt.

Meine Favoriten sind je nach Objektiv Bleach Bypass, körniger Film, der gute alte Weichzeichner und je nach Motiv kommen auch andere zum Einsatz, aber das ist Geschmacksache. Sie werden sicher ihre eigenen Lieblings-ART-Filter finden.

Und wenn man später bemerkt, dass man ein Motiv mit einem ART-Filter hätte aufnehmen sollen, ist das kein Problem, wenn man die Bilder (auch) als RAW-Dateien speichert. Im RAW-Konverter Olympus Viewer 3 kann man auf RAW-Dateien auch im Nachhinein die Filter anwenden. Und umkehrt kann man aus der RAW-Datei ein ganz normales JPEG entwickeln, wenn der Filter, den man bei der Aufnahme angewendet hat, nicht mehr gefällt.

Zum Schluss: Die Olympus OM-D E-M10 Mark III hat noch viel mehr zu bieten und alles kann in dieser kleinen Serie nicht vorgestellt werden. Aber einige interessante Sonderfunktionen aus dem Advanced Photo Angebot kommen in der letzten Folge auf jeden Fall zu ihrem Recht und dies und das auch noch.

 

Unterwegs mit der Olympus OM-D E-M10 Mark III

 

Bluete
Die Blüte, wie sie am Strauch im Garten des Ferienhauses zu sehen war …
Bluete
… und verändert durch den Filter “Blasse & helle Farbe”.
Schwan
Der Schwan bot sich für einen mittigen Bildaufbau an …
Schwan
… und für eine S/W-Aufnahme mit dem Filter “Körniger Film.
Alte Laterne
Eine alte Laterne an einer nicht mehr taufrischen Wand …
Alte Laterne
… empfiehlt sich ebenfalls für den Filter “Körniger Film” oder für “Bleach Bypass”, der für diese Aufnahme gewählt wurde.
Alte Fassade
Die alte Fassade am Kanal in Peschiera wirkt auch ohne Filter schon morbid, ….
Alte Fassade
… aber “Bleach Bypass” bringt diese Stimmung noch besser zum Vorschein.
Garda am Gardasee
Die Landschaft über Garda wirkt als unbearbeitete Aufnahme ein bisschen nichtssagend …
Bardolino am Gardasee
… und wirkt durch den Filter “Dramatischer Effekt” eher zum Hingucker. Ein bisschen Vordergrund wäre schön gewesen, aber da war nichts. Natürlich könnte ich Photoshop bemühen, aber … eher nicht.
Scheune am Gardasee
Auch hier: Als normale Aufnahme nicht so toll, …
Scheune am Gardasee
… aber der Filter “Körniger Film” bringt eine Stimmung wie in einem alten Krimi.
Lazise am Gardasee
Ein Motiv – unterschiedliche ART-Filter – unterschiedliche Wirkungen. Hier wurde der Durchblick auf den Kirchturm in Lazise mit “Körniger Film aufgenommen …
Lazise am Gardasee
… hier mit “Dramatischer Effekt” …
Lazise am Gardasee
… und hier mit “Pop Art”.
Sonnenuntergang am Gardasee
Ganz ohne Filter und … ohne weitere Worte.

 

Text und alle Bilder (c) Herbert Kaspar