Nach vier Urlauben im süddänischen Blåvand zog es uns in diesem Jahr nach Süden – genauer gesagt an den Gardasee. Mit dabei als ständige Begleitung die Olympus OM-D E-M10 Mark III.

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Es ist heiß, am Gardasee. 32°, 33°, 34° zeigt das Thermometer, als wir mit dem Auto die staubige, rumpelige Straße vom Ferienhaus nach Garda fahren. Von dort geht es dann mal nach Bardolino, um Erinnerungen an frühere (Kurz-)Urlaube aufzufrischen, und auch Lazise, Peschiera und Sirmoine werden angesteuert. In die andere Richtung geht es nach Malcesine und auf den Monte Baldo.  (Wie früher ärgern wir uns wieder über Fahrradfahrer, die auf der eher nicht so breiten Straße im Pulk fahren, statt in einer Reihe hintereinander – aber das wäre eine andere Geschichte.) Aber bei der Hitze und mit zwei kleinen Mädchen und einem Labrador im Gefolge bleiben Garda und Bardolino wegen der kurzen Anfahrten die meist besuchten Städtchen. 

Auf dem Monte Baldo entstand das Aufmacherbild über Malcesine – der Blick geht nach Süden. Ein Problem, das man beim Fotografieren an großen Seen im Sommer hat wird sichtbar: Es ist sehr dunstig und das typische Verblauen der Landschaft in der Ferne setzt schon recht bald ein!

Mit der Olympus E-M10 Mark III am Gardasee.
Nähert man sich Bardolino von Norden sind die beiden Kirchtürme ein unverwechselbare Begrüßung.

Alle Orte haben hübsche Altstädte mit mehr oder weniger verwinkelten Gassen, einem Angebot an Pizzerias, Trattorias, Gelaterias und der für Touristenorte üblichen Mischung an Geschäften mit Krimskrams, Andenken, Spielsachen, aber auch schicker Kleidung. Mit anderen Worten: Motive in Hülle und Fülle.

Beim Aussteigen ist es jedes Mal ein merkwürdiges Gefühl. Keine Fototasche, sondern nur eine Kamera mit einem Objektiv. Nicht einmal die Box mit Speicherkarten ist dabei, denn auf die 64 GB SD-Karte passen 2422 Aufnahmen, parallel gespeichert in JPEG und RAW (ORF2). Alternativ passen 4 Stunden 43 Minuten und 32 Sekunden Movie auf das Kärtchen, aber das ist für mich nicht so wichtig. Natürlich kann man Bilder und Filme mischen.

Apropos SD-Karte. Ich finde es schade, dass man einer zwar kleinen, aber ausgewachsenen DSLM-Kamera kein Fach für die SD-Karte spendiert. Sie wohnt dagegen zur Untermiete im Akkufach. Gut, zugegeben: Das hat keinen Einfluss auf die Bilder, die Karte lässt sich fummelfrei einsetzen und entnehmen, und wenn eine Arca-Swiss-kompatible 42 mm breite Stativplatte im Stativgewinde sitzt, muss man diese nicht abschrauben, um die Speicherkarte oder den Akku zu wechseln. Aber trotz alledem: ein Kombifach für Akku und SD-Karte passt für mich besser zu einer Kompaktkamera.

Mit der Olympus E-M10 Mark III am Gardasee.
Die Kombination, die am Gardasee zum Einsatz kam: die E-M10 III mit dem 4/12-100 mm. An die Ankerschlaufen kann der Peak Design Slide Lite mit einem Griff angeklinkt werden – mit einem Griff pro Seite, natürlich.

Ohne Fototasche, und bei den ersten Spaziergängen tagsüber auch ohne Stativ, fühle ich mich unbeschwert.  Die Olympus OM-D E-M10 Mark III (ab hier nur noch kurz E-M10 III) wiegt mit Akku und Speicherkärtchen gerade mal rund 410 g, dazu kommen allerdings die ca. 560 g des M.Zuiko Digital 4/12-100 mm IS PRO (inkl. Streulichtblende). Nimmt man noch den Peak Design Slider mit seinen 120 g dazu, trage ich insgesamt also knapp 1,1 kg – und bin für eine Vielzahl von Motiven bestens vorbereitet.

Natürlich könnte ich noch leichter unterwegs sein. Die E-M10 III wird im Set mit dem M.Zuiko Digital 3,5-5,6/14-42 mm verkauft. Das ist ein Pancake-Zoom, das (mit Front- und Rückdeckel) 100 g auf die Waage bringt. Im Transport-Modus ragt es 22 mm vor die Kamera, und auch im Aufnahmemodus sind es nur 46 mm.

Auch das sehr schöne 1,8/17 mm oder das 1,8/25 mm wären interessante Begleiter gewesen. Auch sie sind klein und leicht, sie sind zudem lichtstark – und es ist immer wieder eine spannende Herausforderung, mit nur einer Brennweite auszukommen. Besonders ein weites Standardobjektiv, wie das 17er (knapp 35 mm [@KB]) ist für den Bummel durch schmale Gässchen bestens geeignet.

Die Entscheidung fiel dann doch zugunsten des 12-100 mm. Wegen des mFT-typischen Crop-Faktors von 2x entspricht es einem 24-200-mm-Objektiv an einer Vollformatkamera (manche sagen statt Vollformat auch 35-mm-Format) – zumindest, wenn es um den Bildwinkel geht, der den Bereich von 84° bis 12° abdeckt. Die Schärfenzone ist ja bei gleicher Blende um den Crop-Faktor größer als beim vergleichbaren Vollformatobjektiv.

Streckt der Hund seinem Herrchen die Zunge raus? Vermutlich nicht – aber putzig sieht es allemal aus. Mit 75 mm Brennweite (also 150 mm [@KB]) konnte ich die Situation einfangen.
Mit diesem Brennweitenbereich sind Landschaftsaufnahmen ebenso möglich, wie Bilder in den pittoresken Gassen der kleinen Orte, Details lassen sich aus dem großen Ganzen herauslösen und natürlich ist das lange Ende bestens für Schnappschüsse geeignet.

Verbunden mit dem angenehmen Zoombereich ist eine durchgehende Lichtstärke von 1:4. Das ist ein schöner Kompromiss zwischen Lichtstärke und Kompaktheit des Objektivs – zumal die größte Öffnung bei diesem Zoom als Arbeitsblende genutzt werden kann. Abblenden bringt nur bei den Brennweiten ab ca. 80 mm noch eine kleine Verbesserung, wenn man genau hinschaut.

Hinzu kommt, dass das Objektiv einen eigenen Bildstabilisator aufweist, der effektiv mit dem in der Kamera zusammenarbeitet. Mit der längsten Brennweite von 200 mm [@KB] komme ich ohne Stativ mit 1/4 Sek. zu unverwackelten Aufnahmen, und wenn ich eine Serie von fünf oder sechs Bildern mit 1/2 Sek. Verschlusszeit mache, ist darunter fast immer eines, das keine Verwacklungen zeigt. Darauf kommen wird aber noch zurück.

Mit der Olympus E-M10 Mark III am Gardasee.
Freihandaufnahmen bei wenig Licht sind mit der E-M10 III kein Problem – in diesem Fall schon gar nicht, Das Zoom war auf 16 mm eingestellt , und um die Situation noch etwas dramatischer zu machen, wurde um 1,3 EV knapper belichtet. Das führte zu einer komfortablen Verschlusszeit von 1/60 Sek.

Man kann also sehr gut unter schlechten Lichtverhältnissen fotografieren. Sollte es dabei schwierig sein, das Motiv im Sucher zu erkennen, lässt sich im Menü C1 die „LV-Erweiterung“ aktivieren. Dann wird das Sucherbild aufgehellt.

Ein Objektiv wie das 12-100 mm an der zierlichen E-M10 III? Ist das nicht sehr frontlastig? Natürlich hängt die Kamera am Gurt mit dem Objektiv nach unten. Aber es gibt dabei keinerlei Veränderung der eingestellten Brennweite per Schwerkraft – der Zoomring bleibt unbeirrt in seiner Position. Und wenn man die Kamera bei der Aufnahme hält, wie man jede Kamera halten sollte, nämlich so, dass die linke Hand von unten stützt, ist von Frontlastigkeit nichts zu bemerken.

Weil gerade vom Zoomring die Rede war: Er dreht sich schön geschmeidig mit dem richtigen Widerstand und man kann den Bildausschnitt sehr präzise festlegen!

Olympus E-M10 Mark III, Objektiv
Der griffige Fokussierring des 12-100 mm hier in der Position für automatische Scharfstellung.
Olympus E-M10 Mark III, Objektiv
Zieht man den Ring nach hinten, gibt er die Entfernungsskala frei und man kann manuell fokussieren.

Der zweite Ring am Objektiv ist der Fokussierring. Im AF-Betrieb ist er in der vorderen Position und bewegt sich beim Fokussieren nicht. Für manuelles Fokussieren zieht man ihn einfach nach hinten.

Weder beim Zoomen noch beim Fokussieren dreht sich die Frontlinse. Das ist natürlich keine Besonderheit dieses Objektivs, aber erwähnenswert, weil es bei der Arbeit mit manchen Filtern wichtig ist. In meinem Fall war es für beide Filter wichtig, denn sowohl beim Polarisationsfilter wie auch beim variablen ND-Filter ist die Wirkung von der Ausrichtung des drehbaren Filters abhängig.

Olympus E-M10 Mark III, Gehäuse
Der Stabilisator des Objektivs lässt sich am oberen der beiden Einstellelemente am Objektiv ein- und ausschalten. Die L-Fn Taste dient beim Einsatz an der E-M10 III als Fokus-Stopp-Taste,

Und noch ein Wort zum Objektiv: Es ist mit einer eigenen Fn-Taste ausgestattet (L-Fn). Wenn man sie an der E-M10 III kurz antippt, werden alle Sucherinformationen ausgeblendet. (EDIT: Nach Firmware-Update ist das nicht mehr der Fall!) Hält man sie gedrückt, dient diese als Fokus-Stopp-Taste, d. h. die Schärfe wird bis zum Auslösen gespeichert. Nicht gespeichert wird der Belichtungswert – dafür muss man den Auslöser antippen. Man kann also Schärfe und Belichtung komfortabel getrennt speichern!

Dieses Objektiv wird mich während der Tage am Gardasee begleiten – an der E-M10 III natürlich, sonst wäre es ja Unsinn.

Olympus E-M10 Mark III
Das Betriebsartenwählrad befand sich meist in der “A”-Position für Zeitautomatik nach Blendenvorwahl. Ich habe die E-M10 III so konfiguriert, dass ich mit dem vorderen Einstellrad die Blende und mit dem hinteren ggf. den passenden Korrekturfaktor wähle.

Für die meisten Aufnahmen, die beim Spaziergehen, Bummeln und einer kleinen Wanderung entstanden, stand das Betriebsartenwählrad auf „A“ wie „Aperture Value“ – Zeitautomatik nach Blendenvorwahl. Das heißt: Ich bestimme mit der Platzierung des AF-Messfeldes, auf welches Motivdetail die Schärfe eingestellt werden soll und mit der Wahl der Blende, wie viel vom Motiv vor und hinter der Schärfenebene in der Schärfenzone kommen soll.

Am häufigsten kommen die Blenden zwischen 4 und  8 zum Einsatz – aber wie der Blick auf die EXIF-Daten später zeigt, habe ich beim Bummel durch die schmalen Gassen von Garda einmal vergessen,  nach ein oder zwei gewollten Aufnahmen mit Blende 11 die Blende wieder zu öffnen. Ist aber nicht weiter schlimm, da das 12-100 mm auch hier noch hervorragende Leistung bringt (Beugung spielt nur eine minimale Rolle).

Freilich hätte mir die „falsche“ Blende gleich auffallen können, denn Blende und Verschlusszeit werden natürlich auf den Monitoren angezeigt. Aber Eis essen, Fotografieren und im Gewusel anderer Touristen die Enkelkinder im Auge behalten – da ist so etwas schon mal drin.

Olympus E-M10 Mark III, Display
Die Anzeigen auf dem Sucher- und dem Rückwandmonitor geben alle Informationen die man in einer bestimmten Aufnahmesituation braucht. Sehr interessant Nr. 32: Sie zeigt an, dass eine Tonwertkorrektur in der Kamera durchgeführt wird.

Ebenso natürlich werden nicht nur Verschlusszeit und Blende in das Sucherbild eingeblendet. Ein Blick in die Gebrauchsanleitung zeigt, dass insgesamt 39 verschiedene Informationen angezeigt werden können. Sie alle hier aufzuführen führt zu weit, aber sagen wir es mal so: Wenn man sich nicht ablenken lässt, weiß man immer, was man in der aktuellen Situation wissen muss.

Auch abends ist die E-M10 III  immer dabei – jedoch nicht immer das Stativ. Im Auto ja, aber einmal  eben nur dort. (Ich gebe das ungern zu, da ich immer zum Einsatz des Stativs rate – aber passiert ist passiert. Früher pflegte man zu sagen, die Schneider wären diejenigen, die allen zu eleganten Kleidern rieten, selbst aber Hosen mit den unterschiedlich langen Hosenbeinen hätten.)

Mit der Olympus E-M10 Mark III am Gardasee.
Abends in den Gassen von Bardolino. Bei diesem kleinen Shop reizte der Kontrast zwischen der warmen Raumbeleuchtung und dem kalten Licht der Kühlschränke und des Monitors. Solches Mischlicht meistert die E-M10 III problemlos.

Um beim schwindenden Tageslicht und im Licht der Laternen und Schaufenster von Bardolino unbeschwert fotografieren zu können, entscheide ich mich ausnahmsweise für die ISO-Automatik, und die E-M10 III bzw. der Bildprozessor Truepic 8 macht die Sache gut. Die Empfindlichkeiten werden nicht überreizt, und wenn es in die höheren Bereiche geht, ist das Rauschen gut im Griff.

Um die Belichtung muss ich mir keine Sorgen machen. Die E-M10 III bietet wahlweise Mehrfeldmessung, mittenbetonte Integralmessung und Spotmessung (mit den Varianten für Lichter- und Schattenmessung). Ich verlasse mich meistens auf die Mehrfeldmessung und stelle gegebenenfalls rasch einen Korrekturfaktor ein, indem ich das entsprechend belegte hintere Einstellrad drehe. Die Spotmessung kommt aber auch zum Einsatz. Wenn es draußen einfach zu warm ist, um sich zu einer Fototour aufzuraffen, kann man sich drinnen mit ein paar Tabletop-Aufnahmen beschäftigen, und helle Motive auf schwarzem Grund schreien geradezu nach der Spotmessung. Dazu mehr in der nächsten Folge (und auch zu anderen Themen).

 

Unterwegs mit der Olympus OM-D E-M10 Mark III

 

Mit der Olympus E-M10 Mark III am Gardasee.
Eine kleine, leichte Kamera ist immer dabei, und man kann sofort auf so ein Motiv reagieren (zum Erstaunen der Passanten). Witzig: Das Muster im Fensterglas fiel mir erst auf, als ich das Bild auf dem Monitor des Rechners sah.
Mit der Olympus E-M10 Mark III am Gardasee.
Wer in Hammelburg bei den Praxistests mangels anderer Tiere immer wieder Enten fotografiert, nimmt natürlich auch in Bardolino Enten in den Sucher …
Mit der Olympus E-M10 Mark III am Gardasee.
Ein erstes Experiment mit dem Rodenstock Pol-Filter. Während die Wolken besser herauskommen, wirkt das Grün der Blätter etwas stumpfer, als bei der ungefilterten Aufnahme. Das Filtergewinde des 12-100 mm weist übrigens einen Durchmesser von 72 mm auf.
Mit der Olympus OM-D E-M10 Mark III am Gardasee.
Ein großer Motivbereich: All die Dinge, die man als Tourist kaufen soll … Wie beim Rotwein gilt auch für den Limoncello, dass er vor Ort besser schmeckt, als zu Hause.
Mit der Olympus OM-D E-M10 Marl III am Gardasee.
Wenn man es darauf anlegt, kann man noch mehr Details im Zimmer sichtbar machen – aber das muss ja nicht sein. Ebenso muss man das Fenster aus der Bildmitte rücken, aber ich finde es besser so.
Mit der Olympus OM-D E-M10 Mark III am Gardasee.
Warten auf die Gäste. Derweil kann man ein Bild machen, wobei die Wasserwaagen helfen, Senkrechte senkrecht ins Bild zu bekommen.
Mit der Olympus OM-D E-M10 Mark III am Gardasee.
Mindestens ebenso ur-italienisch wie Spaghetti und Pizza: die Vespa. Für diesen Ausschnitt bin ich in die Hocke gegangen – hätte aber auch den klappbaren Monitor der E-M10 III nutzen können.
Mit der Olympus OM-D E-M10 Mark III am Gardasee.
Auf dem Monte Baldo. Schöne frische Luft – nachdem wir über 1 Stunde anstehen mussten, um mit der Gondelbahn nach oben fahren zu können. Die Landschaft oben entschädigt dafür. Für diesen Blick kam das Zoom mit 12 mm zum Einsatz, was eine schöne Tiefenwirkung bringt. De Mann stand übrigens wirklich da und stammt nicht aus Photoshop!
Mit der Olympus OM-D E-M10 Mark III am Gardasee.
Ohne weitere Worte …

 

Text und alle Bilder (c) Herbert Kaspar