Zur photokina 2008 stellte Panasonic mit der Lumix G1 die erste spiegellose Systemkamera vor und sorgte mit dieser innovativen Idee für eine Revolution im Kameramarkt. Es wurden die Türen für neue Wettbewerber der DSLR-Kameras und für viele zukunftsweisende Technologien geöffnet, und der Kameramarkt änderte sich. Gerade eben – im April 2018 – haben spiegellose Systemkameras denen mit Spiegel den Rang abgelaufen und liegen mit mehr als 50% in Menge und Wert vorne! Alles Gründe, einen Blick auf 10 Jahre DSLM-Entwicklung beim Vorreiter zu werfen – der zudem in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag feiert.
Dass die Kameras der Lumix G-Serie auf den Spiegel verzichten …
… bringt viele Vorteile mit sich: Die Gehäuse können kleiner ausfallen, die automatische Scharfstellung kann nicht durch Front- oder Backfokus beeinträchtigt werden, die Monitore im Sucher und auf der Rückwand zeigen, wie das endgültige Bild aussehen wird, der Verschluss kann lautlos arbeiten, und vieles mehr … worauf wir in den nächsten Folgen unserer Serie eingehen werden.
Was eine Kamera haben muss – und mehr
Auch wenn die Spiegellosigkeit der Lumix G-Kameras ein wesentliches Charakteristikum ist, ist es nicht das einzige Merkmal, das eine intensive Beschäftigung mit dem System nahe legt. Die Lumix G-Modelle sind nämlich umfassend ausgestattete Systemkameras, mit vielen Features, die das Fotografieren einfach, schnell und sicher machen und für hervorragende Ergebnisse sorgen.
Gehäuse und Handling zur Wahl
Der erste Berührungspunkt zwischen Fotograf und Kameras ist logischerweise das Gehäuse. Bei Panasonic kann man sich entscheiden zwischen Gehäusen mit Sucher unter einem Sucherdach à la SLR, mit Sucher à la Messsucherkamera und ohne Sucher, wobei die Gehäuse mit Sucher natürlich größer ausfallen, als die ohne.
Apropos größer. Vergleicht man etwa die Lumix G9 mit der G1 oder die Lumix GH5 / GH5S mit der GH1, so fällt auf, dass sie an Größe zugelegt haben. Dafür sind sie aber deutlich besser ausgestattet und liegen mit den ausgeprägten Handgriffen viel besser in der Hand.
Zum Thema Handhabung gehört auch, wie man bestimmte Einstellungen vornehmen kann. Auch hier hat man die Wahl.
Einige Kameras – z. B. die Lu,ix G70, aber auch die top-aktuelle Lumix G9 – setzen auf zahlreiche physische Räder, Tasten und Schalter, die ergänzt werden durch virtuelle Einstellelemente auf dem Touchscreen-Monitor.
Bei anderen Modellen – z. B. der GF-Serie – überwiegt die Touchscreen-Steuerung. Das ist kein Wunder, denn auf den sehr kleinen Gehäusen, die immer wieder neue Rekorde in Sachen Kompaktheit aufstellen, ist kein Platz für viele Einstellelemente.
Touch Screen gibt es im Lumix G-System übrigens schon seit der G2 aus dem Jahre 2010. Darauf und auch auf die Suchertechnik kommen wir in späteren Folgen der Serie noch ausführlicher zu sprechen, wie auch auf andere Details und Lösungen, deren Erwähnung Sie in diesem Beitrag vielleicht vermissen.
Seit der GH3 aus dem Jahr 2012 sind die Top-Modelle durch zahlreiche Dichtungen gegen das Eindringen von Staub und Spritzwasser geschützt und seit der der GH4 (2014) sind auch niedrige Temperaturen sind kein Grund, aufs Fotografieren zu verzichten.
Sensor und Prozessor – aufeinander abgestimmt
Egal, wie das Gehäuse aufgebaut ist – im Zentrum stehen der Sensor und der Bildprozessor, der bei Panasonic den sympathischen Namen Venus Engine trägt.
Bei den meisten Lumix-Modellen kommen Sensoren im FourThirds-Format (17,3 x 13 mm) zum Einsatz, Ausnahmen sind die GH1, GH2 und GH5S mit etwas größeren Multiformat-Sensoren (die es auch in einigen der Lumix-Kompaktkamera gab). Sie messen 19,2 x 13 mm.
Das Mehr an Fläche macht es möglich, den Bildwinkel des Objektivs beim Wechsel zwischen den Seitenverhältnissen 4:3, 3:2 und 16:9 immer optimal auszunutzen. Zusätzlich sind quadratische Aufnahmen möglich.
Auch wenn es um den Tiefpassfilter geht, sind nicht alle Sensoren in den Lumix G-Modellen gleich. Die meisten haben einen Tiefpassfilter, der die Bildung von Moiré verhindert. Bei der G81 und G9, GX80 und GX800 sowie der GH5 wird darauf verzichtet, um die Leistungsfähigkeit der Sensoren ganz und gar ausschöpfen zu können.
Lag die Auflösung der Sensoren anfangs bei 12 MPix, kamen Ende 2012 / Anfang 2013 mit der GH2 und G3 die ersten 16-MPix-Modelle auf den Markt und mit der GX 8 (2015) wurde die Ära der 20-MPix-Sensoren eingeläutet.
Ausnahmen sind die Lumix GH5S und G9.
Die GH5S ist auf Videofilmer zugeschnitten und soll es ihnen erlauben, auch bei wenig Licht Filme in Cinema 4K- und 4K-Auflösung (4096 x 2160 bzw. 3840 x 2160 Pixeln) zu drehen. Sie bietet daher eine Auflösung von 10 MPix, was größere Pixel möglich macht, die wiederum genutzt werden, um sehr hohe Empfindlichkeiten zu erreichen.
Bei der Lumix G9 sieht die Sache anders aus. Die Grundauflösung des Sensors liegt bei 20 MPix. Für Aufnahmen mit höherer Auflösung werden mehrere Aufnahmen gemacht, zwischen denen der Sensor um eine Winzigkeit vertikal und horizontal verschoben wird. Damit werden Bildgrößen von 40 MPix und 80,5 MPix erzielt.
Der Empfindlichkeitsbereich
Während etwa bei der G9 und GH5 die Empfindlichkeiten im erweiterten Modus bis ISO 25.600 gehen, kommt die GH5S schon im Standardmodus bis ISO 51.200 – mit hervorragendem Rauschverhalten bei den hohen Werten. Dafür haben die Entwickler der GH5S zu einem Trick gegriffen.
Sensoren in Digitalkameras haben eine Empfindlichkeit, die native Empfindlichkeit. Alle niedrigeren oder höheren ISO-Werte werden durch Berechnungen im Bildprozessor erzeugt. Der Sensor der GH5S ist aber auf zwei native Empfindlichkeiten ausgelegt – einmal ISO 400 für den Bereich von ISO 80 bis ISO 800 und einmal ISO 2500 für den Bereich von ISO 800 bis ISO 51.200. (Wählt man den erweiterten Modus kommt man sogar bis ISO 204.800.)
Für die angesprochenen Berechnungen der ISO-Werte ist ein speziell auf die Anforderungen der Kamera abgestimmter Computer zuständig, der Bildprozessor. Die neueste Version in Lumix G-Modellen ist die Venus Engine 10.
Die hohe Rechenleistung wird u. a. auch für schnelle AF-Funktionen, schnelle Bildserien, besondere Funktionen wie 4K Photo oder 6 K Photo oder für die Entwicklung von RAW-Dateien in der Kamera gebraucht. Weitere Vorteile bringt ein leistungsstarker Bildprozessor, wenn schon bei der Aufnahmen Korrekturen am Bild vorgenommen und beispielsweise die Folgen der Beugung bei kleinen Blenden eliminiert werden.
Belichten nach Maß
Passend zur Empfindlichkeit und zur Helligkeit müssen auch bei DSLM-Kameras Blende und Verschlusszeit richtig eingestellt werden.
Die Panasonic Lumix G-Modelle bieten für die Belichtungsmessung und -steuerung alles, was man von einer modernen Kamera erwartet, und sogar noch ein bisschen mehr.
Natürlich gibt es Mehrfeld-, mittenbetonte Integral- und Spotmessung. Natürlich sind Programm-, Zeit- und Blendenautomatik bei allen Lumix G-Modellen im Angebot. Natürlich kann man Verschlusszeit und Blende bei allen Modellen manuell einstellen, wenn es auf besondere Effekte ankommt. Wer es sich einfacher machen möchte, kann sich bei vielen Modellen auf eine intelligente Automatik verlassen.
Wenn es um vorwählbare Motivprogramme geht, sind die aktuellen G-Modelle in zwei Gruppen geteilt. Währende die G9 und die GX9 sie nicht bieten, kann man bei den anderen darauf zurückgreifen.
Effektfilter findet man dagegen bei allen aktuellen Kameras und man kann ein Motiv auf 22 (bei der G70 sogar auf 23) verschiedene Arten aufnehmen und speichern.
Verschluss – mechanisch und elektronisch
Auch in den neuesten spiegellosen Systemkameras findet man einen alten Bekannten, der schon in den frühen Leica und Contax Kameras zum Einsatz kam: den Schlitzverschluss. Allerdings ist er nun viel schneller als damals und ermöglicht Verschlusszeiten bis zur 1/4000 Sek. und bei den Top-Modellen G9, GH5 und GH5 sogar bis zur 1/8000 Sek.
Wenn noch kürzere Verschlusszeiten gebraucht werden, kommt der elektronische Verschluss zum Einsatz. Die beiden Vorhänge des mechanischen Verschlusses sind permanent geöffnet, die Pixel auf dem Sensor werden durch eine elektronische Schaltung zeilenweise belichtet und die Daten an den Bildprozessor weitergegeben. Dadurch können Zeiten bis zur 1/16000 Sek. und beim oben angesprochenen Spitzentrio bis zur 1/32000 Sek. erreicht werden. Damit können auch schnellste Bewegungen eingefroren werden, was im Zusammenhang mit schnellen Bildserien (mehr dazu in einer späteren Folge) präzise Bewegungsanalysen möglich macht.
Anschluss an die Außenwelt
Zu modernen Kameras gehört auch, dass Bilder auf externe Geräte wie Smartphones und Tablets übertragen und im Internet gespeichert oder geteilt werden. Die Anbindung über WiFi bieten schon frühe Lumix G-Modelle, teils auch mit NFC (z. B. bei der GF6). Bei aktuellen Modellen wie der Lumix G9, GX9, GH5 und GH5S wird WiFi durch Bluetooth LE ergänzt.
Diese Anbindung macht auch die Fernsteuerung der Kamera mittels der Lumix Image App möglich. Das ist bequemer und vielseitiger, als die pure Fernauslösung per Kabel, die bei einigen Modellen zusätzlich angeboten wird.
Für die professionelle Fernsteuerung einer Lumix G9, GH5 oder GH5S im Studio ist Tethered Shooting, also die komplette Steuerung der Kamera vom Rechner aus, möglich. Auf dem Rechner muss dafür die Software Lumix Tether installiert sein, die man kostenlos in einer Windows- und einer Mac-Version herunterladen kann.
Apropos Studio: Die aktuellen Top-Modelle bieten Synchronanschlüsse für Blitzanlagen, aber keine eingebauten Blitzgeräte. Bei den „kleineren“ Modellen wird auf die Synchronbuchse verzichtet, aber ein eingebauter Blitz bringt Lichts ins Dunkel. Und bei den meisten Kameras der Lumix G-Serie ist ein Blitzschuh für den Einsatz eines externen Blitzes aus dem großen Lumix Zubehör-System vorhanden. Wer sehr oft mit Studioblitzanlagen
Blick über den Tellerrand
Panasonic gehört zu den ganz großen Elektronikkonzernen weltweit. In der Printausgabe der d-pixx foto und hier auf www.d-pixx.de ist zwar immer nur von Digitalkameras die Rede (weil wir eben in der digitalen Fotografie zu Hause sind) – aber Digitalkameras gib es von Panasonic erst seit 2001, also nicht ganz während 1/5 der langen Firmengeschichte. In diesem Jahr wird Panasonic 100 Jahre alt.
Bleiben wir aber beim Thema Bild. Panasonic (früher Matsushita, nach dem Firmengründer) zeigte schon 1938 den Prototyp eines Fernsehers. Eine große Truhe mit einem kleinen Bildschirm – natürlich ein Röhrenmonitor und Schwarz/Weiß. Immer noch mit einer Bildröhre aber schon mit einem farbigen Bild kommt 1960 der Farbfernseher K21-10 auf den Markt.
Auch bei den nächsten Entwicklungsschritten der Fernsehtechnik ist Panasonic immer vorne dabei – Plasma-Geräte (bis 2014 in der Produktion), LCD- und LED-Bildschirme und für Top-Bildqualität auch OLED-Displays. 2016 wird auf der IFA „intelligentes Glas“ präsentiert, das z.B. transparente TV-Geräte möglich machen soll. Sie haben ihren Weg noch nicht in die Wohnzimmer gefunden, wohl aber 4K-Fernseher, und in den nächsten Wochen werden zahllose Fans in aller Welt auf Panasonic TV-Geräten verfolgen, wie ihre Lieblingsfußballmannschaft bei der WM gewinnt. Und sollte sie verlieren, kann man sich wenigstens am brillanten Bild erfreuen, das im Extremfall mit einer Diagonale von 75 Zoll dargestellt wird!
Text © Herbert Kaspar
Praxisbilder © Herbert Kaspar
Produktfotos und Grafiken © Panasonic
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