Zur photokina 2008 stellte Panasonic mit der Lumix G1 die erste spiegellose Systemkamera vor und sorgte mit dieser innovativen Idee für eine Revolution im Kameramarkt. Es wurden die Türen für neue Wettbewerber der DSLR-Kameras und für viele zukunftsweisende Technologien geöffnet, und der Kameramarkt änderte sich. Gerade eben – im April 2018 – haben spiegellose Systemkameras denen mit Spiegel den Rang abgelaufen und liegen mit mehr als 50% in Menge und Wert vorne! Alles Gründe, einen Blick auf 10 Jahre DSLM-Entwicklung beim Vorreiter zu werfen – der zudem in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag feiert.
Ein System geht seinen Weg
Seit etwa den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts bis ins erste Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts beherrschen die Spiegelreflexkameras die Amateur- und Profifotografie. Zunächst als SLR-Kameras für Kleinbildfilm, ab der Jahrtausendwende immer mehr als digitale SLR-Kameras mit Sensoren verschiedener Größen, während die analogen SLRs immer mehr an Bedeutung verlieren.
SLR steht für Single Lens Reflex. Wichtigstes Merkmal: Der Schwingspiegel. Im Suchermodus lenkt er das Licht vom Objektiv zum Prismensucher, im Aufnahmemodus ist er hochgeklappt, dunkelt dadurch den Sucher ab, und lässt das Licht auf den Film oder Sensor fallen. Diese Konstruktion braucht Platz und sorgt für das typische Aufnahmegeräusch dieser Kameras.
Dann kommt die photokina 2008. Und plötzlich sind die DSLRs nicht mehr konkurrenzlos: Panasonic stellt mit der Lumix DMC-G1 die erste spiegellose Systemkamera vor und ruft das neue microFourThirds System ins Leben.
Der Verzicht auf den Spiegel wird durch die Live-View-Technik möglich. Das Bild, das der Sensor sieht, wird live auf den Sucher- oder Rückwandmonitor übertragen.
Diese Entwicklung ist ähnlich revolutionär wir der Wechsel vom Film zum Sensor. Der Verzicht auf auf den Spiegel hat – natürlich – Auswirkungen auf die Größe der Kamera, aber auch auf viele andere Ausstattungsdetails und Funktionen:
- Der Autofokus funktioniert präziser.
- Im Sucher kann das Bild vor der Aufnahme so betrachtet werden, wie es später gespeichert wird, inklusive Auswirkungen von Weißabgleich, Effektfiltern usw.
- Da kein Spiegel mehr bewegt wird sind, wenn man möchte, geräuschlose Aufnahmen möglich.
- Bei Videoaufnahmen bewegter Objekte kann die Schärfe schnell und präzise nachgeführt werden.
- Der Rückwandmonitor wird durch Touchbedienung zu einem zentralen Steuerelement.
- Und vieles mehr …
Panasonic Lumix G1 – Die kleine Große
Für eine DSLM (Digital Single Lens Mirrorless) heißt das, dass sie deutlich schlanker werden kann, als eine DLSR. Werfen wird einen Blick auf die Lumix G1.
Wegen des Spiegelkastens liegen bei DSLRs rund 40 mm zwischen Bajonett und Sensor. Bei der G1 sind es nur 20 mm.
Das ganze Gehäuse der G1 misst nur 124 x 83,5 x 45,2 mm. Auch aufs Gewicht wirken sich der fehlende Spiegel und Spiegelmechanismus positiv aus. Das Gehäuse der G1 bringt 385 g auf die Waage – und mit dem Setzoom Lumix G 3,5-5,6/14-45 mm Asph. / O.I.S. sind es auch nur 580 g, denn auch die Objektive für Spiegellose könne kleiner und leichter ausfallen, als Objektive aus DSLR-Systemen.
Und weil gerade von den Objektiven die Rede ist: Sie werden für das neue System von Grund auf neu entwickelt und exakt auf die Erfordernisse des Systems abgestimmt. Dabei kann z.B. gleich auf telezentrische Konstruktionen geachtet werden. Das heiß, dass die Lichtstrahlen auf die (fast) ganze Sensorfläche senkrecht auftreffen, was für eine optimale Lichtausbeute und Abbildungsleistung bis in die Ecken sorgt. Während bei Spiegelreflexkameras noch viele analog gerechnete Objektive für lange Gesichter sorgen.
Im Mittelpunkt: Der FT-Sensor
Beim Sensor setzt Panasonic für das neue spiegellose System auf das FourThirds-Format. (Die Bezeichnung „microFourThirds“ bezieht sich nicht auf die Sensoren, sondern nur auf die nun kleineren Gehäuse und Objektive!)
FourThirds Sensoren sind 17,3 x 13 mm groß. Das heißt, dass mit einem Crop-Faktor von 2x gerechnet wird. Man braucht – als Beispiel – eine Brennweite von 25 mm, um denselben Bildwinkel abzudecken wie ein 50-mm-Vollformatobjektiv.
FT-Sensoren kamen schon in den ersten beiden Wechselobjektiv-Kameras des japanischen Riesen – den DSLRs Lumix DMC-L1 und L10 – zum Einsatz und boten Auflösungen von 7 MPix und 10 MPix. Die Bilder aus der neuen G1 sind 4000 x 3000 Pixel bzw. 12 MPix groß.
Der Sensor dient nicht nur der Bildaufzeichnung – hier findet auch die automatische Scharfstellung statt. Front-/Backfokus-Probleme, die bei DSLRs wegen der Trennung von Aufnahme- und AF-Sensor auftreten können, sind bei DSLMs ausgeschlossen.
Meilensteine
Die Lumix G1 erregt – natürlich – große Aufmerksamkeit.
Aber Panasonic denkt nicht daran, sich auf diesen Lorbeeren auszuruhen.
Und so wird schon im Frühjahr 2009 die Lumix GH1 vorgestellt.
Mit ihr präsentiert Panasonic eine zweite Familie innerhalb der Lumix G-Serie, die diese bis heute deutlich prägt – die GH-Serie. Die Lumix GH1 macht es möglich, außer 12-MPix-Fotos auch Filme im Full-HD-Format (1920 x 1080 Pixel) aufzunehmen und spricht damit viele Profis an, die ihren Kunden nun Bilder und Filme liefern können, ohne die Kamera wechseln zu müssen.
Und noch etwas überzeugt viele Filmer: Der im Vergleich zu Camcordern größere Sensor macht beim Filmen ein schöneres Spiel mit Schärfe und Unschärfe möglich.
Im Herbst 2009 wird dann die dritte Lumix G-Familie gegründet. Die Lumix GF1 wendet sich an alle, die einen FT-Sensor in einem noch kleineren Gehäuse möchten und dafür bereit sind, auf einen eingebauten Sucher zu verzichten. Der kleine Handschmeichler steht in vier Farben zur Wahl.
In den folgenden Jahren werden zunächst diese drei Familien ausgebaut, bis 2012 das erste GX-Modell und 2013 die erste Lumix GM auf den Markt kommen.
Dabei setzt Panasonic immer wieder neue Maßstäbe. Nur einige Beispiele:
2013 Die Lumix GX7 hat nicht nur einen beweglich gelagerten Rückwand-Monitor, sondern auch einen Sucher, der sich bis fast 90° nach oben schwenken lässt.
2014 Mit der Lumix GH4 wird die Tür in den Bereich der professionellen 4K-Video-Aufzeichnung aufgestoßen (u. a. inkl. TimeCode und einer Aufzeichnungsrate bis 200 Mbyte pro Sekunde).
2014 Ebenfalls mit der Lumix GH4 wird das schnelle AF-System auf Basis der Depth-of-Defocus-Technik eingeführt, das den Kontrast-AF viel schneller zum Ziel führt, als bei anderen Modellen.
2015 Der erstmals in der Lumix G70 vorgestellte 4K-Photo-Modus macht es mit seinen 30 Bildern pro Sekunde unmöglich, eine wichtige Szene zu verpassen …
… und man kann aus einer Serie das Bild aussuchen, das der eignen Vorstellung genau entspricht.
2015 Zum 4K-Photo-Modus gesellt sich bei der Lumix G70 noch die PostFocus-Funktion, um nach der Aufnahme festzulegen, wo die Schärfenebene liegen soll oder ein Bild mit durchgehender Schärfe von vorn bis hinten errechnen zu lassen.
2015 Die Lumix GX8 ist mit einem internen Stabilisator ausgestattet, der bei bestimmten Objektiven mit deren Stabilisator zusammenarbeitet (DUAL I.S.) – sehr effektiv, nebenbei bemerkt. Wie bei der GX7 ist auch hier der Monitor schwenkbar gelagert.
2017 Die Lumix G9 bietet einen Sucher, der auch bei schnellen Serien keine Dunkelphase zeigt, sodass man das Motiv immer sieht, was z. B. beim Aufnahmen von Objekten in Bewegung …
… oder auch beim Mitziehen eine tolle Sache ist.
2017 Die Lumix G9 bringt den 6K-Photo-Modus mit, der Serien mit 30 B/Sek. und einer Auflösung von 16 MPix erlaubt, während mit dem parallel verfügbaren 4K-Photo-Modus Serien mit 60 B/Sek. und 8 MPix. möglich sind. Und wieder ist es unmöglich, den entscheidenden Moment zu verpassen.
2018 Die Lumix GH5S wendet sich gezielt an Video-Filmer, die mit wenig Licht auskommen wollen/müssen und setzt auf größere Pixel. (Auch Available-Light-Fotografen dürfen sich von diesem Modell der Lumix G-Serien angesprochen fühlen.)
Aktuell setzt sich das Angebot an Panasonic Lumix G-Modellen aus folgenden Kameras zusammen: Lumix GH5S, Lumix GH5, Lumix GH4, Lumix G9, Lumix G81, Lumix G70, Lumix GX9, Lumix GX8, Lumix GX80, Lumix GX800, Lumix GF7
Den top-aktuellen Modellen , werden wir in den nächsten Folgen unserer Serie einige Male intensiver begegnen, wenn wir uns anschauen, wie sich einige Funktionen und Ausstattungsdetails im Laufe der letzten 10 Jahre entwickelt haben und was man heute in der Praxis damit anfangen kann.
Kamera | MPix | ISO-
Bereich (erweitert) |
4K | 4K-/
6K-Photo |
DfD-Autofokus | Bildserie
bei voller Auflösung |
Lumix GH5S | 10 | 80 – 204.800 | 4096 x
2160 Px |
4K | ja | 12 B/Sek. |
Lumix GH5 | 20 | 100 – 25.600 | 4096 x
2160 Px |
4K + 6K | ja | 12 B/Sek. |
Lumix G9 | 20 | 100 –
25.600 |
3840 x
2160 Px |
4K + 6K | ja | 60 B/Sek. |
Lumix GX9 | 20 | 100 –
25.600 |
3840 x
2160 Px |
4K | ja | 9 B/Sek. |
Lumix GX800 | 16 | 100 –
25.600 |
3840 x
2160 Px |
4K | ja | 10 B/Sek. |
Blick über den Tellerrand
Damit nun nicht der Eindruck entsteht, Panasonic wäre nur bei den DSLM-Modellen aktiv und innovativ hier ein kurzer Blick auf die Lumix Kompakt- und All-in-One-Kameras:
- 2002 Die FZ1 weist ein 35-420 mm Zoom [@KB] auf, das eine durchgehende Lichtstärke von 1:2,8 bietet.
- 2003 Kompaktkameras wie die FZ10 oder FZ2 sind mit optischen Bildstabilisatoren ausgestattet.
- 2007 Dank der intelligenten Programmautomatik sind Gesichts- und Motiverkennung möglich.
- 2014 in der LX 100 kommt ein FT-Sensor zum Einsatz.
- 2016 In der Travellerzoom-Kamera TZ100 ist ein 1“ Sensor verbaut.
Text © Herbert Kaspar
Praxisbilder © Herbert Kaspar
Produktfotos und Grafiken © Panasonic
[…] 10 Jahre Panasonic Lumix DSLM – Folge 1 […]
[…] Folge 1 Ein System geht seinen Weg. Verzicht auf den Spiegel. 4/3 Sensor. Meilensteine der DSLM-Kameras. […]
[…] Jahre, nachdem das G-System an den Start ging (zu unserer Serie), soll durch einen Prototypen der Grundstein für die nächste Erfolgsgeschichte gelegt werden. Der […]
[…] Folge 1 Ein System geht seinen Weg. Verzicht auf den Spiegel. 4/3 Sensor. Meilensteine der DSLM-Kameras. […]
[…] Folge 1 – Ein System geht seinen Weg. Das microFourThirds-Prinzip. Sensor. Meilensteine. […]