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Vom Porträtobjektiv bis zum Supertele – alles steckt im Sigma 100-400 mm DG Contemporary. Ich habe es für Sie ausprobiert.
Nachdem ich mich mit einem festbrennweitigen Standardobjektiv, einem Superzoom und einem lichtstarken Standardzoom von Sigma beschäftigt habe, verlasse ich für diesen Beitrag die Region der Allroundobjektive und widme mich einem Supertelezoom. Das ist aber nur zum Teil richtig, denn auf seine Weise ist auch dieses Objektiv ein Allroundobjektiv. Das Sigma 5,6-6,3/100-400 mm DG | Contemporary ist ein Allrounder, wenn es um den Bereich zwischen kurzem Tele (aka Porträttele) und Supertele geht.
Der Brennweitenbereich von 100-400 mm gilt genau so, wenn das Zoom an einer Vollformatkamera zum Einsatz kommt. In meinem Fall war das einmal eine Canon EOS 5D Mark III und später eine Nikon D610. (Es waren, um Missverständnisse auszuschließen, natürlich zwei unterschiedliche Objektive.) An APS-C-Kameras konnten beide leider nicht zum Einsatz kommen. Dort entspricht der Bildwinkelbereich einem 160-640 mm [@KB] (Canon) bzw. einem 150-600 mm [@KB] (Nikon).
Wenn 400 mm als längste Brennweite nicht reichen, findet man im Sigma Katalog zwei Varianten eines 150-600 mm. Die eine ist in der Contemporary-, die andere in der Sports-Familie zu Hause.
Die beiden sind allerdings größer und schwerer als das 5,6-6,3/100-400 mm DG. Natürlich kann auch dieses Zoom absolut gesehen kein zierliches Leichtgewicht sein. Setzt man Größe und Gewicht aber in Bezug zu Lichtstärke und Brennweitenbereich, ist es dann doch kompakt und leicht.
Dass die Länge beim Zoomen zunimmt, ist in der Praxis kein Problem. Sowohl mit der Canon EOS 5D Mark III wie auch mit der Nikon D610 bildet das 100-400 mm eine handliche Einheit.
Die Ausrichtung der Frontlinse bleibt beim Zoomen und Scharfstellen gleich. Das heißt, dass Polarisations- und Grauverlaufsfilter problemlos genutzt werden können, weil sie ihre einmal eingestellte Ausrichtung beibehalten, wenn man die Brennweite verändert. Sehr schön: Man kommt mit 67-mm-Filtern aus, die noch nicht sehr teuer sind.
Im Prinzip ist das 100-400er ein Zweiring-Drehzoom. Sprich: Die passende Brennweite wird am Zoomring eingestellt, und wenn man manuell Scharfstellen möchte, gibt es dafür den Fokussierring.
Der Zoomring läuft geschmeidig und leicht und man kann die passende Brennweite schnell präzise einstellen. Nicht ganz so präzise, aber dafür schneller geht es, wenn man auf den Einsatz des Zoomrings verzichtet und das 100-400 als Schiebezoom verwendet. Einfach die Streulichtblende fest anfassen (sie ist dafür am vorderen Rand griffig geriffelt) und den Tubus nach vorn schieben oder nach hinten ziehen. Wer z. B. versucht, ein sich bewegendes Objekt immer möglichst formatfüllend im Bild zu halten, wird diese Funktion lieben lernen.
Bei den echten Einring-Schiebezooms der Vor-AF-Ära konnte man beim Zoomen gleich noch fokussieren, um schneller zum Schuss zu kommen. Das ist dank Autofokus nicht mehr nötig. Die AF-Systeme der Canon EOS 5D Mark III und Nikon D610 spielten bei meinen Aufnahmen gut mit dem 100-400 mm zusammen.
Wenn trotzdem einmal von Hand scharfgestellt werden soll, kann man entweder die MF-Funktion permanent aktivieren oder dank der MO-(Manual Override)-Funktion jederzeit in die automatische Scharfstellung eingreifen. Das ist zum Beispiel dann praktisch, wenn man mit einem AF-Messfeld arbeitet, aus dem das Hauptmotiv zu schnell verschwindet, um das Messfeld nachzuführen.
Der Schalter, an dem man zwischen AF, MF und MO wechseln kann, ist einer von vier Schaltern am Objektiv.
Mit dem zweiten wählt man einen von drei AF-Bereichen (1,6 m bis 6 m, 6 m bis ∞ und 1,6 m bis ∞).
Der dritte Schalter ist für den Bildstabilisator (OS = Optical Stabilizer) zuständig. Er sollte immer eingeschaltet sein – und nicht nur, wenn Aufnahmen mit einer der langen Brennweiten anstehen, wo er natürlich besonders wichtig ist. Aber bei 100 mm Brennweite und 1/8 Sek. oder auch 1/6 Sek. unverwackelte Freihandaufnahmen machen zu können, ist manchmal genauso wichtig, wie das Objektiv bei 400 mm und 1/30 Sek. oder 1/15 Sek. ohne Stativ erfolgreich einsetzen zu können. Für Nachführ-/Mitzieh-Aufnahmen gibt es die OS-Funktion 2, und für Stativaufnahmen schaltet man den Stabilisator aus. Bei Langzeitbelichtungen kommen sonst Verwacklungen ins Bild, die ausgerechnet der Stabi zu verantworten hat.
Für alle, die das 100-400 über das USB-Dock an eigene Vorlieben anpassen, gibt es den vierten Schalter. Zwei eigene Konfigurationen können in der Software Sigma Optimization Pro gespeichert und dann mit dem Schalter aufgerufen werden. Wenn z. B. immer wieder Aufnahmen im schnellen Serienbildmodus anstehen, kann man einstellen, dass der Autofokus sehr schnell startet.
Wenn es um den Einsatzbereich des Zooms geht, fallen einem natürlich sofort Sport- und Tierfotografie ein – zu Recht natürlich. Aber auch Landschafts- und Architekturaufnahmen sind möglich, ebenso wie Modefotos oder auch Porträts.
In allen Fällen machen es die engen Bildwinkel leicht, sich aufs Hauptmotiv zu konzentrieren und störende Elemente aus dem Bild auszuschließen. Zusammen mit der schmalen Schärfenzone – besonders die Kombination lange Brennweite und weit offene Blende ist dafür bestens geeignet – lassen sich eindrucksvolle Bilder machen.
Dazu kommt dann noch der typische raffende Effekt der langen Brennweiten. Er lässt Motivteile, zwischen denen im echten Leben doch ein gewisser Abstand liegt, im Bild eng zusammenrücken. So wird dann z. B. in aus einem Feld von Marathonläufern ein enger Pulk.
Wichtig ist in jedem Fall, dass man die Zoomfunktion nicht nur nutzt, um sich ein paar Schritte zu ersparen, sondern in erster Linie dazu, aus der richtigen Entfernung den optimalen Bildausschnitt einzufangen.
Aus welcher Entfernung welche Brennweite zum Einsatz kommt, ist egal, da das Zoom in jedem Fall eine Leistung bringt, die uns das Testsiegel „Hervorragend Plus“ wert war.
Text und alle Bilder (c) Herbert Kaspar
Weiterführende Links
Sigma 1,4/30 mm DC | Art in der Praxis
Sigma 3,5-6,3/18-300 mm | Contemporary in der Praxis
Sigma 2,8-4/17-70 mm DC | Contemporary in der Praxis
Vielen Dank für diese sehr interessante und hilfreiche Review zum 100-400 mm f5.0-6.3 Contemporary von Sigma! Zusammenfassend kann man also sagen, dass dieses Tele einerseits eine gute Bildqualität bietet und andererseits gleichzeitig kompakt ist. Das ist für mich auf jeden Fall eine Überlegung wert.