Olympus baut das System der OM-D Kameras aus und will mit der neuen Olympus OM-D E-M10 Mark III sehr gezielt auch diejenigen ansprechen, die vom Smartphone zu einer richtigen Kamera wechseln wollen. Dafür wurde das Bedienkonzept überarbeitet, wovon auch alle anderen, die mit dieser Kamera fotografieren, etwas haben.
Zunächst eine kleine Korrektur zu unserer ersten Neuheitenmeldung: Die OM-D E-M10 Mark III (ab hier: E-M 10 III) ist nicht die Nachfolgerin der OM-D E-M10 Mark II, sondern ergänzt das System der OM-D-Modelle. Die E-M10 II bleibt also im Programm und wird voraussichtlich rund 100 € unter der E-M10 III liegen.
Wer eine kompakte OM-D mit 16-MPix-Sensor sucht, hat nun also die Wahl zwischen drei Modellen, denn auch in der E-M5 II ist ein 16-MPix-Chip im Einsatz. Die maximale Bildgröße liegt für JPEGs bei 4608 x 3456 Pixeln (RAW: bei 4640 x 3472 Pixeln).
Die Pressemitteilung über die E-M10 III lag ja schon vor der Präsentation auf der Pressekonferenz in Berlin vor, und die Papierform der neuen OM-D klang sehr gut. Worüber ich mir noch nicht im Klaren war: Würde ich die Short-Cut-Taste brauchen, oder wäre sie für meine Arbeitsweise überflüssig? Ich tippte auf Letzteres, da ich der „Generation Einstellrad“ angehöre und auf Smartphone-Spielereien gut verzichten kann. Ein paar Stunden mit der E-M10 III belehrten mich eines Besseren. Zwar finde ich es immer noch sehr gut, dass es ein Betriebsartenwählrad und zwei Einstellräder gibt, dass ein Steuerkreuz (im Gegensatz zur E-M10 II beschriftet) vorhanden ist und dass mehrere Tasten den direkten Zugang zu verschiedenen Funktionen/Einstellungen ermöglichen – aber die Smartphone-Bedienung hat mich als Ergänzung überzeugt, vor allem, wenn es nicht um „normale“ Aufnahmen in den PASM-Modi geht, sondern darum, besondere Effekte zu nutzen. Und davon hat die E-M10 III einige zu bieten.
Die E-M10 III ist wieder eine hübsche, nostalgisch anmutende Kamera geworden, in der die OM-Kameras der 1970er Jahre weiterleben. Während aber die Ur-Modelle keinen Handgriff am Gehäuse hatten (und der Handgriff der Motordrives gewöhnungsbedürftig war), bietet die E-M10 III einen Griff. Er ist zwar größer als bei der E-M10 II, aber doch eher nur angedeutet. Damit liegt die Kamera sicher in der Hand. Aber so ganz unter uns: Mir wäre bei dieser Kamera eine plane Gehäusefront, an die sich verschieden dicke Griffe anschrauben lassen, lieber. Pentax ist hier mit der KP schon auf dem richtigen Weg, aber auch dort gibt es noch Luft nach oben.
Die Abmessungen von ca. 122 x 84 x 50 mm und das Gewicht von rund 500 g mit Akku, Speicherkarte und Set-Zoom (M.Zuiko Digital 3,5-5,6/14-42 mm EZ Pancake) sind in Ordnung und alltagstauglich.
Als OM-D weist die E-M10 III – im Gegensatz zu den PEN-Modellen – den typischen Sucherbuckel auf, der neben dem elektronischen Sucher auch einen aufklappbaren Blitz beherbergt. Er bietet LZ 8,2 bei ISO 200, m – ist also definitiv kein Leistungsriese. Leider können externe Blitze nicht über ihn gesteuert werden.
Der Suchermonitor zeigt mit seinen 2,36 Mio. Dots ein scharfes Bild mit sauberen Farben ohne Nachzieheffekte. Es sind 100% des späteren Bildes zu sehen. Die Vergrößerung liegt bei 0,62x. Das ist kein Top-Wert, ist aber für eine Kamera dieser Klasse auf jeden Fall in Ordnung. Die große Schwester E-M1 II kommt auf 0,74x, hat aber dieselbe EVF-Auflösung.
Wie bei EVFs üblich kann man verschiedene Hilfsmittel einblenden. Die Wasserwaage ist für mich, wie immer mal wieder erwähnt, sehr wichtig – obwohl ich es auch mit aktiver Wasserwaage schaffe, das ein oder andere Bild mit schiefem Horizont aufzunehmen.
Das gilt natürlich auch für den Rückwandmonitor. Seine Diagonale misst 3“, wie beim Gros der aktuellen Rückwandmonitore und auch beim Top-Model EM-1 II. Für die Auflösung gilt, was auch für den Suchermonitor gesagt wurde: Sie ist mit 1,04 Mio Pixeln nicht top, aber in dieser Klasse in Ordnung. Der Monitor kann nach oben und unten gekippt werden, was z. B. Aufnahmen aus der Frosch- oder Vogelperspektive einfach macht. Selfie-Fans müssen tapfer sein, denn der Monitor lässt sich nicht so weit verstellen, dass man sich von vorn sehen kann.
Und nun zum Short-Cut-Knopf (im Bild ganz links außen), der mir, wie gesagt, anfangs eher unnötig erschien und dann zeigen konnte, dass er in verschiedenen Aufnahmemodi den Umgang mit der E-M10 III deutlich erleichtert.
Am wenigsten deutlich ist der Fortschritt bei den Art-Filtern. Stellt man das Betriebsartenwählrad auf ART, wird nach dem Druck auf den Short-Cut-Knopf die lange Reihe der Art-Filter angezeigt, aber die erreicht man ja auch bei den anderen OM-D-Modellen sehr schnell.
Die Reihe wurde um zwei Varianten des Filters Bleach Bypass erweitert. Variante 1 bringt einen Effekt, der bei Objekten aus Metall im Bild am deutlichsten sichtbar wird. Variante 2 entspricht dem Look, durch den sich u. a. auch der Kinofilm „Der Soldat James Ryan“ von anderen Filmen abhebt.
Wenn es aber darum geht, ein Motivprogramm zu wählen oder Bilder mit einer besonderen Technik aufnehmen, machen sich der Short-Cut-Knopf und die Idee, die dahintersteckt, sehr positiv bemerkbar.
Betriebsartenwähler auf SCN (für Scene Modes / Motivprogramme) plus Short-Cut-Knopf bringt einen in sechs Kacheln unterteilten Monitor und hinter jeder Kachel stecken mehrere Motivprogramme, die ein bestimmtes Thema abdecken. Man ruft diese Gruppe auf, indem man die entsprechende Kachel mit dem Steuerkreuz aktiviert und „OK“ drückt, oder indem man sie mit der Fingerspitze antippt – der Monitor ist ja berührungssensitiv. Auch die Wahl des Motivprogramms, ingesamt sind es 25, lässt sich mit der Fingerspitze durchführen.
Die Motivprogramme habe ich noch nicht ausprobiert, aber das kommt noch, wenn die Kamera in der Redaktion ist. (Das wird nicht mehr lange dauern!)
Noch mehr Freude macht der Short-Cut-Knopf, wenn man den Betriebsartenwähler auf AP (für Advanced Photography) stellt, denn nun erreicht man einige Funktionen, die schon in anderen Olympus CSC-Modellen sehr gut – aber nicht sehr gut zu erreichen sind. Der Druck auf den Knopf blendet unten ins Sucherbild eine Reihe von Icons ein, über die man zu folgenden Funktionen gelangt:
- Live Composite
- Live Time
- Mehrfachbelichtung
- Lautloses Auslösen
- Panorama
- Keystone Korrektur
- Belichtungs-Bracketing
- Fokus-Bracketing (allerdings ohne Stacking-Funktion)
Wie gesagt: die Funktionen kennt man von anderen Olympus CSCs, und es ist davon auszugehen, dass sie alle auch bei der E-M10 III bestens funktionieren. HDR und Keystone-Korrektur habe ich beim ersten Kennenlernen der Kamera schon mal eingesetzt und war (wieder) sehr zufrieden.
Die E-M10 III hat aber nicht nur Art-Filter, Motivprogramme und Sonderfunktionen für besondere Aufgaben zu bieten. Sie ist auch eine ganz normale spiegellose Systemkamera mit all den Funktionen, die man von einer spiegellosen Systemkamera genau so erwartet – und mit der ein oder anderen, die darüber hinausgeht.
Für die Belichtungsmessung gibt es neben den üblichen Verdächtigen (Mehrfeld, mittenbetont integral und Spot) noch die Varianten ESP-Spot, Lichter- und Schattenbetonung.
Wenn es darum geht, wie die Vorgaben des Belichtungsmessers umgesetzt werden, kann man sich, wenn man möchte, einer Vollautomatik anvertrauen, die ihre Sache sehr gut macht. Auch die Programmautomatik funktionierte bei den ersten Aufnahmen ohne Fehler. Kreative Fotografen werden aber eher die die Zeit- oder Blendenautomatik oder auch den manuellen Belichtungsabgleich bevorzugen.
Wenn die Belichtung anders ausfallen soll, als der Belichtungsmesser es vorgibt: kein Problem. Die gute alte Messwertspeicherung durch Antippen des Auslösers ist möglich und an einem der Einstellräder auf der rechten Schulter kann man schnell Belichtungskorrekturfaktoren einstellen. Welches der beiden Einstellräder dafür zuständig sein soll, kann man selbst festlegen und auch andere Einstellelemente lassen sich konfigurieren.
In Sachen Autofokus ist Olympus bei der E-M10 III eher konservativ. Es wird mit Kontrastdetektion gearbeitet – die aber in der Praxis in allen Situationen, auch bei sehr wenig Licht, sehr schnell und genau auf den Punkt kam.
Insgesamt stehen 121 Messfelder zur Verfügung, 40 mehr als bei der E-M10 II. Man kann es der Automatik überlassen, das oder die passenden zu finden – mit den üblichen Vorteilen (sehr schnell, man kann sich ganz auf die Situation und den Bildausschnitt konzentrieren) und dem üblichen Nachteil (die Kamera weiß einfach nicht, worauf es einem ankommt und legt die Schärfe auch mal nicht dahin, wo man sie haben möchte.) Von daher ist es meistens besser, die Sache selbst in die Hand zu nehmen.
Da die 121 Felder einen sehr großen Teil des Bildfeldes abdecken, geht es schneller, den passenden Punkt durch Antippen des Touchscreens zu wählen, als mit dem Steuerkreuz.
Einen sehr guten Kompromiss zwischen Geschwindigkeit und Präzision bietet der 3×3-Felder-Block. Das ist natürlich keine Besonderheit der E-M10 III, muss aber trotzdem lobend erwähnt werden.
Wenn man die Schärfe beim ersten Bild einer Serie festlegt, schafft die kleine Olympus 8,6 Bilder pro Sekunde, mit Schärfennachführung sollen es zwischen 3,5 und 4 B/Sek. sein. Das werden wir beim regulären Praxistest in der Redaktion überprüfen.
Auch das Rauschverhalten wird dann an unserem Standardaufbau im Studio noch einmal genauer angeschaut.
Eine erste ISO-Reihe eines sehr improvisierten Aufbaus und etliche Aufnahmen im Bereich von ISO 1600 bis ISO 12800 zeigen aber, dass die Störungen im Bild bis ISO 1600 sehr gering ausfallen und erst bei ISO 12800 die Bildwirkung immer beeinflussen. Wie stark sich das Rauschen bei ISO 1600, 3200 und 6400 bemerkbar macht, hängt auch von der Situation und der Dauer der Belichtung ab. (Dazu gibt es unten 100-%-Crops zu sehen.)
Während des ersten Praxistests kamen drei Objektive zum Einsatz:
- Zuiko Digital 3,4-5,6/14-42 mm EZ (das Pancake Set-Zoom)
- M. Zuiko Digital 1,2/25 mm Pro M.
- Zuiko Digital 1,8/45 mm MSC Premium
Das kleine Zoom konnte dabei auf jeden Fall überzeugen – aber erst die beiden Festbrennweiten brachten zu Tage, was wirklich in dem 4/3-Sensor mit seinen 16 MPix steckt!
Movies: Die E-M10 III kann Videos mit 4K-Auflösung aufnehmen und Video-Clips mit vorgegebener Länge (oder Kürze – bis max. 8 Sek.) zu einem Film verarbeiten, aber das wurde noch nicht ausprobiert, weil ich die Zeit lieber für Fotos nutzte.
Konnektivität: Es gibt ein WLAN-Modul in der Kamera, mit dem eine Verbindung zu Smart-Geräten per QR-Code schnell aufgebaut werden kann, um Bilder zu übertragen (für mich weniger interessant) und die Kamera komplett fernzusteuern (für mich sehr interessant). Wegen des sehr schlechten Ladezustands meines iPhones habe ich auf die Fernsteuerung verzichtet.
Für einige Langzeitaufnahmen vom Stativ habe ich statt dessen auf den alten Trick mit dem Selbstauslöser zurückgegriffen und zusätzlich die Auslösevariante Anti Shock mit elektronischem ersten Verschlussvorhang zurückgegriffen.
Anti Shock war auch aktiv, als ich die Wirksamkeit des 5-Achs-Bildstabilisators prüfte. Mit dem 1,2/25 mm (50 mm [@KB]) kam ich bis zur 1/4 Sek. ohne Verwacklungen und zur 1/2 Sek. mit nur sehr geringen Wischeffekten.
Alles in allem macht die Olympus OM-D E-M10 III einen hervorragenden Eindruck, wenn es um die Abbildungsleistung geht, und punktet auch bei der Bedienbarkeit. Wer 100 € mehr investieren kann, sollte bei einem Neukauf die Version III der weiterhin erhältlichen Version II vorziehen. (Das ist schade für die E-M10 II – aber das Leben ist kein Ponyhof.)
Die unverbindliche Preisempfehlung für das Gehäuse der OM-D E-M10 Mark III liegt bei 649,- €, für das Set mit M.Zuiko Digital 3,5-5,6/12-42 mm EZ sollen 799,- € bezahlt werden!
Text und Bilder (c) Herbert Kaspar
Produktabbildungen (c) Herbert Kaspar, Olympus
Praxisbilder mit dem Olympus OM-D E-M10 Mark III
Sofern nicht anders erwähnt, sind die Bilder JPEGs aus der Kamera. Eventuelle Korrekturen in Photoshop werden in der Bildunterschrift genannt.
Ein Klick auf eines der Praxisbilder (auch im Text) bringt es in der vollen Größe von 4608 x 3456 Pixeln auf Ihren Bildschirm.
Ein Klick auf ein Beispielbild bringt es in der Größe von 3000 x 2000 Pixel auf Ihren Bildschirm.
Beachten Sie bitte, dass die Bildqualität, besonders die Farbwiedergabe, auch von den Einstellungen Ihres Monitors abhängt!
ISO-Reihe
Als Objektiv kam das M.Zuiko Digital 3,5-5,6/14-42 mm EZ Pancake mm zum Einsatz.
Beleuchtung: Mischlicht. Die leicht schwankende Helligkeit entsprach etwa Lichtwert 3, liegt also rund 4 Stufen unter der Helligkeit beim Test im Studio!
Alle Bilder entstanden mit Zeitautomatik und automatischem Weißabgleich.
Alle Bilder sind unbearbeitete JPEGs aus der Kamera.
Das erste Bild zeigt den gesamten sehr improvisierten Aufbau.
Ein Klick auf eines der darauffolgenden Bilder bringt einen 2001 x 1200 Pixel großen Ausschnitt als 100 % Crop aus dem 4608 x 3456 Pixel großen Originalbild auf Ihren Bildschirm.
Beachten Sie bitte, dass die Bildqualität, besonders die Farbwiedergabe, auch von den Einstellungen Ihres Monitors abhängt!
Alle Bilder der ISO-Reihe (c) Herbert Kaspar
Die Frage für einen Besitzer der Vormodelle ist vielleicht mehr ob sich bei der Bildqualität über die letzten beiden Generationen irgendetwas getan hat.
Alles was ihr dazu schreibt könnte man auch auf die Vorgänger übertragen.
Leider hat es Olympus nicht übers Herz gebracht seinen besseren 20MP-Sensor aus der Pen F hier zu verwenden.
4k-Video interessiert mich persönlich jetzt nicht, das kann für zwischendurch auch mein Handy, und die paar Änderungen am Menü für Einsteiger – ganz nett, aber für Ambitionierte auch limitierend.
Das ist leider kein Vergleich zu den Sensorupgrades auf 24 MP die zB die Fuji T20 oder Canon M100 erfahren haben. 16 MP ist heuer schon leicht angestaubt, auch wenn das natürlich für viele Zwecke locker reicht. Aber das tut der Vorgänger dann auch 😉
@caissamartens:disqus
Seh ich genau so brauch im moment noch die Mark 1 sehe jedoch kein Grund auf diese hier upzugraden fotografiren habe ich auch mit meiner gelernt ; ) Hoffe aber dass Olympus einen Sensor rausbringt mit mehr als 16 mp , dass wäre wirklich noch schön : )
[…] guter Letzt noch ein Test von d-pixx.de. Dort war man ebenfalls ziemlich angetan von der Olympus E-M10 Mark III, zudem gibt es (wie bei […]
[…] Olympus OM-D E-M10 Mark III – Erster Test […]
[…] Olympus OM-D E-M10 Mark III – Erster Test […]
[…] Olympus OM-D E-M10 Mark III – Erster Test […]
[…] Olympus OM-D E-M10 Mark III – Erster Test […]
[…] Olympus OM-D E-M10 Mark III – Erster Test […]
[…] Olympus OM-D E-M10 Mark III – Erster Test und Praxisbilder […]