Einen ganzen Nachmittag lang konnte ich die neuen Canon Modelle EOS 200D und EOS 6D Mark II ausprobieren. Hier die Eindrücke vom ersten Praxistest einer Canon EOS 6D Mark II.
Der Wechsel von einem Modell einer Serie zum nächsten verläuft auf den ersten Blick immer unspektakulär. Warum soll man ein gelungenes Design und Bedienkonzept auch ändern? Und so ist die Canon EOS 6D Mark II zunächst einmal rein äußerlich eine EOS 6D – bis man auf die Rückwand schaut. Dort entdeckt man ein kleineres Wunder. Canon hat einer Vollformat-DSLR der (Semi)-Profiklasse einen beweglichen Monitor mit auf den Weg gegeben, sogar einen, den man nicht nur schwenken, sondern drehen und schwenken kann. Überdies bietet er auch Touch-Funktionalität!
Dass er nur 3“ misst und keine 3,2“ nimmt man ihm dann nicht weiter übel, zumal er mit seinen 1,04 Mio. Dots ein klares, scharfes Bild zeigt. Das ist gut für das Hauptmenü, für das Quickmenü, für die Betrachtung aufgenommener Bilder und sehr wichtig für Aufnahmen im Live-View-Modus. Denn hier ist unter der Haube einer der großen Fortschritte gegenüber der mittlerweile knapp 5 Jahre alten 6D zu bemerken.
Der 26-MPix Sensor (zur Auflösung usw. kommen wir gleich) ist in Dual-Pixel-Technik ausgeführt, die es möglich macht, die Schärfe per Phasendetektion auf dem ganzen Bildsensor einzustellen. Das geht, wie schon bei den anderen entsprechend ausgestatteten Modellen (vom Top-Modell EOS-1 D X Mark II bis zur Ensteigerkamera EOS 200D) sehr schnell und sehr sicher und natürlich ohne Front- oder Backfokus.
In der Mehrzahl der Fälle wird aber der Phasen-Autofokus zum Einsatz kommen. Der entsprechende Sensor ist mit 45 Sensoren besetzt, die als Kreuzsensoren alle auf senkrechte und waagrechte Strukturen ansprechen. 9 Kreuz- und 18 Zeilensensoren sprechen auch dann noch an, wenn die Lichtstärke bei 1:8 liegt – wichtig für alle, die ein langes Tele mit einem Konverter einsetzen. (Lichtstärke 8 = Lichtstärke 4 vor 2x Konverter oder Lichtstärke 5,6 vor 1,4x Konverter). Der zentrale Sensor funktioniert bei Lichtstärke 2,8 und 5,6 als Doppelkreuzsensor (sagen die technischen Daten).
Von der Theorie zur Praxis: Der Phasen-AF ist schnell und war bei meinen Aufnahmen mit jedem Messfeld gleich in der Schärfe.
Kurz zurück zum Monitor. Das Bild darauf ist auch bei hellem Umgebungslicht noch sehr gut zu erkennen.
Der eigentliche Sucher wird aber sehr viel häufiger genutzt werden. Die EOS 6D Mark II ist eine klassische SLR Kamera mit großem Schwingspiegel und Pentaprisma aus Glas. Das Ergebnis ist ein großes, sehr helles Sucherbild schon mit Objektiven der Lichtstärke 2,8 – aber erst recht, wenn man Objektive mit 1,8 oder noch größerer Anfangsöffnung ansetzt. Dann geht im Sucher „die Sonne auf“.
Die Vergrößerung liegt bei 0,71x. Das reicht nicht für einen Platz allein an der Spitze – ist aber richtig gut.
Die meiste Zeit hatte ich das EF 2,8/24-70 mm L II im Einsatz und diese Kombination lag sehr gut in meinen Händen und ließ sich gut bedienen
Der Handgriff der EOS 6D Mark II ist ausgeprägt mit einer angenehmen Mulde für die Fingerspitzen, die Arbeit mit dem Einstellrad oben am Griff und dem auf der Rückwand (dem gewohnt großen Daumeneinstellrad) geht flott vonstatten, Einstellungen lassen sich dank der 16 Knöpfe für Direktzugriff, des gut bestückten Quick-Menüs und des Canon-typischen Karteikarten-Menüs schnell vornehmen.
In der Praxis sind die vier Knöpfe vor dem Statusmonitor auf der rechten Schulter (mit dem 5. Knopf kann er beleuchtet werden) auch viele Jahre nach der Einführung eine gute Lösung. Man kann den passenden Knopf für AF-Modus, Bildfolgefunktion, Belichtungsmesscharakteristik, und ISO-Wert gut ertasten und auch dann entsprechend schnell etwas an den aktuellen Einstellungen ändern, wenn die Kamera am Auge ist.
Die SD-Karte (SDHC und SDXC-Karten können verwendet werden, UHS-I wird unterstützt) wird rechts eingesetzt, der Akku LP-E6N (kompatibel zu denen aus den aktuellen Modellen der 5er und 7er Serien) unten. Das Akku-Fach konnte ganz geöffnet werden, obwohl eine Schnellwechselplatte für mein Taschenstativ – Joby Gorillapad mit Ballhead X) im Stativgewinde saß, das genau unter der optischen Achse angebracht ist, also da, wo es hingehört.
Neben dem Dual-Pixel Sensor und dem beweglich gelagerten Monitor ist die 4K Moviefunktion die dritte große Neuerung gegenüber der EOS 6D und profitiert natürlich vom Dual-Pixel Aufbau des Sensors, wenn beim Filmen nachfokussiert werden soll. Allerdings habe ich noch keine 4K-Video-Aufnahme mit der EOS 6D Mark II gemacht. Ich werde es nachholen, wenn die Kamera in Kürze in der Redaktion ist.
Bisher war im Zusammenhang mit dem Sensor immer nur vom Dual-Pixel Aufbau die Rede. Wie schaut es mit der Auflösung und dem Rauschen aus?
Mit den verwendeten Objektiven brachte die EOS 6D Mark II mit ihren 26 MPix hervorragende Bilder in Sachen Schärfe und Kontrast.
In einer dunklen Ecke der Location setzte ich die Kamera dann auf das Joby-Stativ, aktivierte den Selbstauslöser, um mögliche Schwingungen zu vermeiden und machte Aufnahmen mit allen ganzen ISO-Stufen von 100 bis 32.000. Die höheren Werte, die per ISO-Erweiterung erreicht werden können, blieben noch außen vor. Ich werde sie einstellen, wenn die Kamera im Studio vor unserem kleinen Testaufbau steht.
Der UVP der EOS 6D Mark II liegt bei 2099,- €, für die EOS 6D werden aktuell bei günstigen Angeboten um die 1300 bis 1400 € verlangt, wie eine Suche auf www.geizhals.at/de zeigt. Der Aufpreis ist nicht ohne, aber die Vorteile der Mark II sind es wert. Wer allerdings ein schmaleres Budget für eine Vollformat-Kamera hat, ist mit der EOS 6D immer noch sehr gut bedient!
Alles im allem Keine Revolution, aber eine sinnvolle und spürbare Weiterentwicklung der Canon EOS 6D. Auch die neue wird wieder viele Fotografen ins Vollformat locken und zufrieden stellen. Warten wir ab, bis ein Gehäuse in der Redaktion war, ehe wir ein Test-Logo vergeben. Aber es sieht doch sehr nach mindestens Hervorragend Plus aus …
Text und Bilder (c) Herbert Kaspar
Praxisbilder mit der Canon EOS 6D Mark II und Canon EF 2,8/24-70 mm L II USM
Alle Bilder sind JPEGs aus der Kamera. Eventuelle Korrekturen in Photoshop werden in der Bildunterschrift genannt.
Ein Klick auf eines der Bilder bringt es in der vollen Größe von 6240 x 4160 Pixeln auf Ihren Bildschirm.
Beachten Sie bitte, dass die Bildqualität, besonders die Farbwiedergabe, auch von den Einstellungen Ihres Monitors abhängt!
ISO-Reihe mit der Canon EOS 6D Mark II und Canon EF 2,8/24-70 mm L II USM
Beleuchtung durch Tageslicht.
Die Bilder entstanden mit Zeitautomatik und automatischem Weißabgleich.
Alle Bilder sind JPEGs aus der Kamera. Eventuelle Korrekturen in Photoshop werden in der Bildunterschrift genannt.
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Beachten Sie bitte, dass die Bildqualität, besonders die Farbwiedergabe, auch von den Einstellungen Ihres Monitors abhängt!
Alle Bilder (c) Herbert Kaspar
Weiterführende Links
Vorstellung der Canon EOS 6D Mark II und Vergleich mit EOS 6D und EOS 5D Mark IV
Die Location auf dem Teufelsberg ist sehens- und fotografierenswert (und die Bratwürstchen am Imbiss-Stand schmecken).
Hintergrundinformationen über die Zeit, als die Abhöranlagen auf dem Berg noch in Betrieb waren, finden Sie beispielsweise auf wikipedia.