Zum zweiten Mal fand ein d-pixx-Workshop auf Helgoland statt. Vom 13. bis 17. Mai trafen sich 10 d-pixx-Leserinnen und -Leser auf Deutschlands einziger Hochseeinsel mit Heidi und Herbert Kaspar, um sich neues Wissen rund um das Fotohobby anzueignen und/oder längst bekanntes Wissen zu erneuern und zu vertiefen. Und natürlich, um sich ausführlich und in Ruhe der Fotografie und den unterschiedlichsten Motiven zu widmen und darüber mit den anderen Teilnehmern zu reden.
Vortag, Freitag, 12. Mai
Auf der Autobahn in Richtung Cuxhaven freuen Heidi und ich uns nicht wirklich auf die Überfahrt. Windig soll es sein, und die Nordsee kabbelig. Aus den beiden Jahren zuvor – zu einer ersten Erkundung der Insel und zum ersten Workshop – wissen wir, dass kabbelig auch mal meterhohe Wellen bedeuten kann.
In Cuxhaven sieht die Sache aber schon besser aus, und die Fahrt nach Helgoland ist dann von sanftem Schaukeln geprägt, das wir in dieser Art gar nicht gewohnt sind. Für die ersten beiden Besuche hatten wir Plätze auf dem Halunder-Jet gebucht, einem Katamaran, der mehr übers Wasser fährt (und auch mal holpert), als durch das Wasser. („Halunder“ ist übrigens die Sprache der Helgoländer).
Dieses Mal sind wir mit der MS Helgoland unterwegs, einem herkömmlichen Schiff, das schon ein klein wenig Kreuzfahrt-Feeling bietet … und einen großen Vorteil gegenüber den anderen Fähren. Die Helgoland kann im Inselhafen anlegen und man geht über eine Gangway von Bord. Die anderen Seebäderschiffe/Fähren liegen derweil im und vor dem Hafen und die Passagiere müssen in offene Börteboote wechseln, die sie an Land bringen. Für manche gehört das zu einer Helgoland-Fahrt dazu. Wir verzichten recht gern darauf, zumal es bei der Ankunft nieselig ist und windig. Wir sind davon nicht begeistert, aber der Wetterbericht sagt Besserung für die nächsten Tage voraus, an denen unser Workshop stattfinden soll. Und vom letzten Workshop wissen wir, dass Wetteränderungen zum Besseren hin tatsächlich passieren können.
Tag 1, Samstag, 13. Mai.
Der frühe Samstag-Nachmittag lässt ahnen, dass das Wetter besser werden könnte. Wir sind aber ohnehin drinnen zugange, sodass uns der Sonnenschein nicht fehlt. Drinnen heißt: Wir sind in der Jugendherberge auf Helgoland damit beschäftigt, im Besprechungsraum die Tische zurecht zu schieben, auszuprobieren, ob der Beamer und mein kleiner Rechner miteinander können (dank HDMI können sie) und die obligatorischen Begrüßungstaschen für die Teilnehmer zu füllen.
Für die Taschen haben wir Regencapes besorgt, kleine Fläschchen Helgoländer Sekt (gegen den Frust, sollten die Capes tatsächlich gebraucht werden), Schokoriegel für (oder doch gegen?) den kleinen Hunger zwischendurch beim Fotospaziergang. Und auch dieses Jahr wieder in der Tasche: Ein Gutschein für ein Fotobuch von CEWE (vielen Dank nach Oldenburg!) Die Kurverwaltung Helgoland trägt die Taschen bei, dazu umfassendes Infomaterial (Vielen Dank dafür.)
Zu den Unterlagen gehört auch eine Karte, die man aber nur braucht, wenn man eine bestimmte Adresse schnell finden muss. Ansonsten ist Helgoland übersichtlich.
Unterland.
Oberland.
Düne.
Alle drei Teile wollen wir mit den Workshop-Teilnehmern erkunden.
Tag 1, Samstag, 13. Mai., 15 Uhr
Alle Teilnehmer haben ihre Zimmer in der Jugendherberge bezogen und …
Zwischenbemerkung. Jugendherberge? Mit erwachsenen Workshopteilnehmern? Ja! Denn da das Hotel Atoll noch immer von der Firma ausgebucht ist , die in Sichtweite von der Insel einen Windpark in der Nordsee baut, finden wir nur in der JuHe Zimmer und einen Seminarraum. (Und nebenbei bemerkt, einen wunderbaren Ausblick. Die Jugendherberge liegt direkt an einem kleinen Strand und man isst mit Blick aufs Meer!)
Die Familienzimmer (mit Bad) befinden sich allesamt im ruhigen Atrium-Anbau, sodass man vom Schulklassengewusel nur bei manchen Mahlzeiten etwas mitbekommt, und auch da sind wir meistens in einem kleineren Speiseraum für uns. Nebenbei bemerkt: Die Klassen, die mit uns in der JuHe sind, sind vorbildlich.
Und weil gerade von vorbildlich die Rede ist: Auf das Jugendherbergsteam um Herrn Georgi und Herrn Toben trifft das auch zu. Vielen Dank an dieser Stelle!
Zurück zum Samstagnachmittag. Für die Begrüßung gibt es Kaffee (von der JuHe) und Kuchen (von Heidi), die Teilnehmer stellen sich, ihren Fotowerdegang und ihre besonderen Interessen vor und dann geht es los. Ich gebe einen kurzen Überblick über das, was Helgoland an Motiven zu bieten hat und weiß natürlich, dass ich a) gar nicht alles zeigen kann und dass b) die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Motive finden werden, die ich noch nicht gefunden habe.
Dann die erste Übung. Seit dem 1. d-pixx Workshop in Sankt Peter-Ording geht es hier immer um einen harmonischen Bildaufbau. Drittellinien. Goldener Schnitt. Das ist nichts Unbekanntes – aber nur, wenn man das Auge immer wieder darauf trainiert, kann man auch schnell entscheiden, dass man in diesem oder jenen Fall ganz bewusst etwas anders machen möchte. Und deshalb ziehen dann alle los, um harmonisch aufgebaute Bilder zu machen. Das schöne Wetter lässt aber noch auf sich warten, und so entstehen viele der Aufnahmen nahe an der Jugendherberge. Am Abend werden sie besprochen. Als Ausklang des Tages – wie an den folgenden Abenden auch – Fachsimpeleien unter Fotofans.
Tag 2, Sonntag, 14. Mai
Das schöne Wetter ist da. Es soll warm und sonnig werden – genau so, wie man es braucht, wenn man auf die Düne will.
Die Düne war einmal ein Teil von Helgoland, wurde 1721 von der Hauptinsel abgerissen und der Versuch, beide wieder miteinander zu verbinden, scheiterte vor wenigen Jahren am Widerstand der Helgoländer (das sind die, die dort geboren sind) und Insulaner (das sind die, die dorthin gezogen sind). Also stellen offene Börteboote und geschlossene kleine Fährboote die Verbindung zwischen Helgoland und Düne sicher.
Für die Hinfahrt geht die Gruppe geschlossen an Bord eines Börtebootes, um sich dann auf der Düne zu trennen. Jeder sucht seine Motive – und davon gibt es einige.
Kegelrobben und Seehunde. Von den allgegenwärtigen Möwen zu Austernfischern, die auf ihren dünnen roten Beinen zwischen Kegelrobben und Seehunden herumspazieren. Von Mustern im feuchten Sand über Strandkörbe (am Strand und im Depot) bis zu verrosteten Metallgebilden und Pollern, die zeigen, dass hier einmal Kutter anlegten. Von Seezeichen, die sich uns Landratten nicht erschließen, über den Leuchtturm, bis zu landenden und startenden kleinen Flugzeugen, denn auf der Düne befindet sich der Inselflugplatz. Auch Foodfotografie ließe sich betreiben, denn in den beiden Restaurants am Leuchtturm und im Flughafen gibt es leckeres Essen. Ich schwärme immer noch von der Currywurst mit Pommes (die Kombination Currywurst mit Kartoffelsalat werde ich auch beim nächsten Mal wohl eher nicht versuchen).
Nach der Rückkehr zeigt sich dann, dass die Sonne recht kräftig auf die Düne geschienen hat. Von leichter Bräunung bis zum Sonnenbrand bringen die Teilnehmer alles mit zur Bildbesprechung und den Theorieeinheiten. Gut 40 längere und kürzere hatte ich vorbereitet, um auch bei schlechtem Wetter etwas bieten zu können, aber ich brauche längst nicht alle.
Heute geht es u. a. noch einmal darum, das Sehen zu schulen. Das geht besonders gut, wenn man sich das Fotografenleben ein bisschen schwerer macht, als es sein muss und z. B. nur eine Brennweite einsetzt. Und so gibt es nach einem Ausflug ins Reich der Standardobjektive den Auftrag für den nächsten Tag, eine Zeitlang unterschiedliche Motive mit 50 mm, 35 mm oder 25 mm Brennweite zu fotografieren – es sind Vollformat-, APS- und mFT-Kameras aller aktuell aktiven Hersteller vertreten. Außerdem soll nach dem Besuch bei den Basstölpeln am Vormittag den maritimen Details im und um den Hafen besonderes Augenmerk gewidmet werden.
Tag 3, Montag, 15. Mai
Das schöne Wetter ist immer noch da – soll aber in der Nacht und am nächsten Tag bis zum Nachmittag Regen und Wind weichen. Also werden die geplanten Theorieeinheiten verschoben, wir sind ja auch hier, um Fotos zu machen.
Erster Punkt: der Lummenfelsen auf dem Oberland, wo aber nicht nur die kleinen Trottellummen (die auf den ersten Blick immer an Pinguine erinnern) in den steilen Felswänden nisten, sondern auch die größeren, eleganten Basstölpel zu Hause sind, die auf Fotografen einen unwiderstehlichen Reiz ausüben.
Zum einen sind die Basstölpel Besucher gewohnt. Aus nächster Nähe kann man die brütenden Vögel fotografieren und aufnehmen, wie sie losfliegen und wieder landen. Zum anderen sind sie elegante Flieger – was zu zahllosen Aufnahmen verleitet, von denen viele in die Hose gehen. Es ist nicht leicht, einen dahinjagenden Basstölpel in den AF-Feldern zu halten. AF-Tracking hilft oft, aber auch nicht immer. Und weil man die pfeilschnellen Vögel vom 60 m hohen Oberland oft von oben sieht, findet man bei der Bildauswahl immer wieder Aufnahmen, die einen unscharfen halben Vogel vor scharfen Nordseewellen zeigen.
Um ehrlich zu sein: Das mit dem “elegant” stimmt nicht immer …
Im Hafen ist es am Nachmittag dann einfacher. Die typischen Motive – Netze, Taue mit und ohne Knoten, Reusen, Bojen, Fender usw. usw. – laufen nicht weg. Aber manchmal ist es in dem Gewirr gar nicht einfach, das Detail herauszufinden, das fotografiert werden möchte …
Und alle halten sich an die Vorgabe, eine Zeitlang mit der Standardbrennweite von 50 mm [@KB] zu fotografieren. Überschneidungen mit den maritimen Details im Hafen lassen sich nicht vermeiden.
Weil der Tag so viele Motive und entsprechend so viele Bilder brachte, können sie bis zur üblichen Bildbesprechung nach dem Abendessen nicht sortiert und ausgewählt werden. Sie wird auf den nächsten Vormittag verschoben (wir erinnern uns: das Wetter soll ohnehin umschlagen). Statt dessen Theorie. Am Beispiel eines rotes Punktes wird gezeigt, wie eine kleine starkfarbige Fläche ein Bild beeinflussen kann. Es geht um den praktischen Nutzen höchster ISO-Werte und darum, wie viele Pixel man braucht, wenn man bestimmte Ausgabeformate im Sinn hat. Und es geht u. a. darum, wie bei der Nachbearbeitung Bilder korrigiert (Horizont, Histogramm, Ausschnitt) und ggf. optimiert werden, indem man vielleicht Bildteile eliminiert oder hinzufügt.
Tag 4, Dienstag, 16. Mai
Der Vormittag gibt der Wettervorhersage leider Recht und schön ist anders. Aber für Besprechung der Bilder des Vortages ist schlechtes Wetter kein Hindernis – und wir wissen, dass es am Nachmittag wieder besser werden soll. Und genau so kommt es. Das bedeutet, dass wir aufbrechen können, um uns noch einmal um Motive im Unterland samt Hafen zu kümmern, wollen aber zunächst die berühmte langen Anna aus einer anderen Perspektive aufnehmen. Hatten wir sie bisher nur vom Oberland aus gesehen, so gehen wir nun vom Hafen aus nach rechts, treffen (wie schon oft vorher) Ornithologen, die mit Spektiven und Ferngläsern Vögel beobachten, deren Gegenwart wir nicht einmal ahnen, und werden dann mit einem wuchtigen Wall schwerer Betontetrapoden konfrontiert, die sich schon allein als Motiv anbieten. Im Hintergrund die rote Felsnadel, die man je nach mitgebrachtem Objektiv auch durchaus groß ins Bild holen kann, aber leider nicht so, wie man es gern möchte, nämlich aus den Nähe und mit steiler Perspektive von unten. Der Weg an Wasser entlang und durch die Sandsteinklippe hindurch ist aus Sicherheitsgründen gesperrt.
Der Rest des Nachmittags steht zur freien Verfügung. Das gibt allen die Möglichkeit, sich noch einmal einigen (Lieblings-)Motiven zu widmen oder noch unerkundete Ecken zu finden.
Am Abend dann treffen wir uns in der Bunten Kuh zum Abschiedsessen, das sich so lange hinzieht, dass wir gleich in die letzte praktische Übung übergehen können: Dämmerungs- und Nachtaufnahmen. Von den Lichtern der Großstadt zu sprechen wäre, nun ja, etwas übertrieben, aber wer ein bisschen genauer hinschaut, findet eine ganze Reihe von Motiven. Überall werden Stative aufgebaut, Kameras ausgerichtet und geduldig gewartet, bis die lange Belichtungszeit vergangen (und gegebenenfalls auch die Langzeitrauschreduzierung abgeschlossen) ist. Auch mitgebrachte Taschenlampen kommen zum Einsatz, um Motivdetails aus den Dunkelheit herauszuholen. Es wird sehr spät, bis alle wieder in die Jugendherberge zurückgefunden haben.
Tag 5, Mittwoch, 17. Mai
Bis 10 Uhr müssen die Zimmer geräumt sein. Die Koffer werden zu den Schiffen gebracht, Fototaschen, Fotorucksäcke und Handgepäck werden im Seminarraum verstaut und dann haben wir noch ein bisschen Zeit, ehe die Teilnehmer die Rückreise antreten müssen (Heidi und ich bleiben einen Tag länger). Das schöne Wetter hat durchgehalten, sodass wir zunächst einmal das Gruppenbild im Freien machen können.
Es folgt ein bisschen abschließende Theorie, z. B. dazu, wie Licht sich im Tagesverlauf ändert, wie die Lichtrichtung das Motiv verändert, wie Licht selbst zum Motiv werden kann, und dann endet ein Workshop, von dem wir beide von d-pixx schon jetzt wissen, dass wir gerne an ihn zurückdenken werden (wie an die vorangegangen auch.) Inzwischen sind alle Teilnehmer wieder zu Hause, haben sich gemeldet, Bilder fürs gemeinsame Fotobuch geschickt und die E-Mails zeigen uns, dass auch sie die gemeinsame Zeit auf Helgoland genossen haben.
Und an dieser Stelle noch einmal unser Dank an eine tolle, harmonische Truppe.
Vielen Dank Birgit, Carola, Frauke, Hela und Susanne.
Vielen Dank Andreas, Jürgen, Manfred, Ralf und Urs.
Der Tag danach, Donnerstag, 18. Mai
Alle organisatorischen Dinge sind erledigt, das Zimmer geräumt, die Koffer auf dem Weg zum Schiff, unser Handgepäck in der JuHe verstaut … aber aus dem geplanten Abschiedsbesuch auf der Düne wird nichts. Mit der Gruppe ist auch das schöne Wetter abgezogen. Und wie auf der Fahrt nach Cuxhaven überlegen wir nun auf dem Weg zum Hafen, wie wohl die Rückfahrt auf der Helgoland verlaufen wird. Ein paar Stunden später sind wir beruhigt. Das Schiff gleitet ruhig dahin … Dass wir auf der Rückfahrt auf der A7 dann in einen dicken Stau und kräftigen Regen geraten, kann unsere gute Helgoland-Laune nicht beeinträchtigen.
Text (c) Herbert Kaspar
PS: Auch für 2018 ist ein Workshop auf Helgoland geplant. Ab 1. Juni finden Sie das ausführliche Angebot hier.
[…] Wenn Sie wissen möchten, wie so ein Workshop abläuft … hier finden Sie den Nachbericht zum Workshop 2017! […]
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