Drei Jahre lang war die Lumix GH4 das Top-Modell der DSLM-Serie von Panasonic. Zur photokina 2016 gab es erste Andeutungen zum Nachfolgemodell, das nun heute offiziell vorgestellt wird. Werfen wir einen Blick auf die Panasonic Lumix DMC-GH5.
Bei einem ersten Hands-on noch vor Weihnachten konnte ich die GH5 bereits näher betrachten und dabei feststellen, dass sie kantiger geworden ist, als die GH4, dass sie etwas besser in der Hand liegt und ….
… dass es bis auf Kleinigkeiten keine Änderungen im Bedienkonzept gibt.
Zu den Kleinigkeiten gehört z. B. der Joystick zur AF-Messfeldsteuerung, den die die GH4 nicht zu bieten hat. Auch bei der GH5 üppig vorhanden: Möglichkeiten, die Einstellelemente passend zum eigenen Arbeitsstil zu konfigurieren.
Dass die Kamera satt, aber nicht zu schwer in der Hand liegt, kommt auch vom Materialmix. Der Kern besteht aus einer Magnesiumlegierung, Front- und Rückrahmen aus Vollguss. Abdichtungen sollen dafür sorgen, dass weder Staub noch Spritzwasser eindringen können.
Neu ist das doppelte Speicherkartenfach für SD Karten (UHS-II kompatibel).
Was darüber hinaus auffiel: Der elektronische Sucher mit seiner Auflösung von rund 3,7 Mio. Dots und der Vergrößerung von 0,76x [@KB] ist hervorragend, und auch der 3,2“-Monitor, der gedreht und geschwenkt werden kann, gibt mit seinen 1,6 Mio. Dots keinen Anlass zur Kritik. Natürlich ist er wieder mit einer Touch-Screen-Oberfläche versehen.
Auf den Monitoren wird auch das Menü wiedergegeben, das überarbeitet wurde.
Die GH5 ist nach der GX8 die zweite Lumix, die einen 20-MPix-Sensor aufweist, genauer: einen 20,3-MPix-Sensor. Auf einen Tiefpassfilter wird zugunsten einer höheren Bildqualität verzichtet.
Die Einzelpixel sind nun kleiner, als bei der GH4 und anderen 16-MPix-mFT-Modellen, aber die neue Software sorgt dafür, dass die Informationen vom Sensor optimal genutzt werden. Zum einen wird bei der Multi-Pixel-Helligkeitsanalyse die neunfache Fläche eines Pixels ausgewertet, um beim De-Mosaicing-Prozess eine präzise Detailwiedergabe zu erzielen. Zum anderen wird festgestellt, ob ein Pixel in einem Flächen-, Detail- oder Kantenbereich liegt, um es passend zu verarbeiten.
Hinzu kommt, dass für die angestrebte optimale Farbwiedergabe nicht nur Farbton und -sättigung ausgewertet werden, sondern auch die Helligkeit.
Da kleinere Pixel eher zu Rauschen führen können, wurde für die GH5 die bisherige Multi-Process-Noise-Reduction zur High-Precision-Multo-Process-NR weiter entwickelt, was für saubere Bilder bis ISO 25.600 sorgen soll.
Die maximale Bildgröße liegt bei 5148 x 3888 Pixeln für Fotos, die mit Einzelbildschaltung oder als Bildserien mit 2 B/Sek. (S), 7 B/Sek. (M) bzw. 12 B/Sek. (H) aufgenommen werden können. Wenn auch die höchste Bildfrequenz nicht reicht, kann man dank der 4K Foto-Funktion auch bis zu 60 B/Sek. einfangen, von denen jedes eine Größe von 8 MPix aufweist. Das ist doppelt so schnell, wie bei anderen Lumix-Modellen, die die 4K Foto-Funktion bieten.
Als erste Kamera bietet die Lumix GH5 zusätzlich die 6K Foto-Funktion. Die Aufnahmefreqzuenz liegt hier bei 30 B/Sek. – die Größe jeder einzelnen Aufnahme aber bei 18 MPix! Das sind gerade mal 2 MPix weniger, als der Sensor hergibt. Gibt es da überhaupt einen Grund, 20-MPix-Aufnahmen mit den normalen Bildfrequenzen zu machen? Ja. Die 4K Foto- und jetzt auch die 6K Foto-Funktionen beruhen ja darauf, dass sehr viele Bilder in einer Filmdatei aufgezeichnet werden, unter denen man später das richtige oder einige richtige findet. Würde man diese Funktionen für ganz normale Aufnahmen nutzen, müsste man zum einen jedes Mal aus dem 4K- oder 6K-„Film“ die Bilder extrahieren, die man möchte, und zum anderen verbraucht die Daueraufnahme mehr Strom, als der normale Fotomodus.
Die bereits bekannte Dual-IS-Bildstabilisierung hält nun auch Einzug in ein GH-Modell. Die Stabilisierung erfolgt in 5 Achsen und soll unverwackelte Foto- und Videoaufnahmen möglich machen, auch wenn die Freihandgrenze um bis zu fünf Verschlusszeitenstufen unterschritten wird.
Welcher Verschlusszeitenbereich zur Verfügung steht, hängt davon ab, welches Verschlusssystem zum Einsatz kommt. Der mechanische Verschluss stellt Zeiten von 1/8000 Sek. bis 60 Sek. (und bis 30 Minuten im Bulb-Modus) zur Verfügung. Kommt der elektronische 1. Verschlussvorhang zum Einsatz, ist 1/2000 Sek. die kürzeste Verschlusszeit. Dabei werden keinerlei Schwingungen während der Aufnahme wirksam. Das gilt auch für den rein elektronischen Verschluss, der ultrakurze Zeiten bis 1/16000 Sek. ermöglicht. Die längste Zeit liegt hier bei 1 Sekunde.
Auch das AF-System auf Basis der DFD-(Depth From Defocus)-Technik ist im Prinzip bereits bekannt, wurde aber verbessert. Durch die erhöhte Geschwindigkeit des Antriebs können nun bis zu 12 B/Sek. (AFS) bzw. 9 B/Sek. (AFC) aufgenommen werden. Dabei wurde, so Panasonic, die Präzision der Schärfennachfürhung um 200 % erhöht.
Für eine bessere Schärfennachfühung spielt es auch eine Rolle, dass statt 49 nun 225 AF-Felder zur Verfügung stehen. Die Felder können einzeln oder in Gruppen genutzt werden. Mit einem neuen Joystick lassen sich die Felder jederzeit exakt positionieren, auch wenn die Kamera am Auge ist.
In kritischen Situationen kann die Post-Focus-Funktion aktiviert und die Schärfe nach der Aufnahme festgelegt werden. Dazu kommt dann die Möglichkeit, aus Einzelbildern mit unterschiedlichen Schärfenebenen per Focus-Stacking Bilder zu erzeugen, die von vorn bis hinten scharf sind, auch dann, wenn eine große Blende (mit entsprechend schmaler Schärfenzone) eingestellt war.
Fürs Filmen steht die oben angesprochene 6K-Auflösung nicht zur Verfügung, hier bleibt es bei maximal 4K – aber die 4K-Videofunktion bietet nun mehr, als beim Vorgängermodell. Der neue Live MOS-Sensor macht es möglich, dass das Signal nun 1,7x schneller ausgelesen wird und der neue Bildprozessor kann die Daten 1,3x schneller verarbeiten. Beides zusammen führt dazu, dass nun erstmals mit einer DSLM-Kamera 4K-Videos mit Frequenzen von 60p und 50p aufgezeichnet werden können, was u. a. eine besonders flüssige Wiedergabe von Bewegungen bewirkt. Außerdem steht die Aufzeichnung im 4:2:2/10-Bit-Modus zur Verfügung.
Ein weiterer Vorteil für Filmer: Es tritt gegenüber den Fotoaufnahmen kein Crop-Effekt auf, sodass auch die Super- und Ultraweitwinkelobjektive des mFT-Systems ohne Einschränkungen genutzt werden können.
Außerdem können sich Filmer über die Gamma-Einstellung „Like 709“ freuen, die für HDTV-Aufnahmen wichtig ist. Auch die V-LogL-Videoaufzeichnung ist möglich – allerdings ist das nötige Software-Update kostenpflichtig.
Weiteres: Die GH5 kann über Bluetooth 4.2 und Wi-Fi 5 GHz mit externen Geräten kabellos verbunden werden. Als Zubehör steht der Akkugriff DMW-BGGH5 zur Verfügung.
Mit der Lumix GH5 gibt es nun ein zweites Top-Modell unter den mFT-Kameras. Das andere ist die Olympus OM-D E-M1 Mark II. Worin sich die beiden im Praxiseinsatz unterscheiden, werden wir hoffentlich bald in einem Praxistest überprüfen können.
Preis (UVP)
1999,- € für das Gehäuse
Verfügbarkeit
Ab März 2017