Der Markt an Kamerataschen ist eigentlich gut gefüllt. Dennoch möchte der junge amerikanische Anbieter Peak Design mit seinem Everyday Messenger die ideale Tasche für kleine Systeme bieten. Unser Test zeigt, dass das nahezu gelingt, denn es wird ein durchdachter Ansart gewählt, der nur so vor zahlreichen Detaillösungen strotzt.

Es ist immer wieder faszinierend: Es gibt mehr als genügend etablierte Firmen am Markt, dennoch muss erst ein kleines Start-up daherkommen um den Großen mit neuen Ideen das Leben schwer zu machen. Der Weg von der ersten Idee bis zum fertigen Produkt ist dabei sicherlich kein einfacher, heute aber oftmals ein besser machbarer als noch vor vielen Jahren. Das Zauberwort lautet: Kickstarter. Die Crowdfunding-Plattform hat schon so manchem Vorzeige-Produkt zum Start verholfen. Sei es die erste echte Smartwatch für die Massen, die Pebble, oder die im aktuellen VR-Hype allgegenwärtige Oculus Rift (die in der Zwischenzeit übrigens von Facebook übernommen wurde).

Peak Design Everyday Messenger
Schlichtes Äußeres, aber viele durchdachte Details: Der Everyday Messenger

Eine andere Erfolgsgeschichte der Crowdfunding-Plattform ist in jedem Fall der Everyday Messenger von Peak Design. Innerhalb kurzer Zeit bahnte sich die durchdachte Tasche ihren Weg durch du Foto-Communities im Web, sodass der erfolgreichen Finanzierung schon schnell nichts mehr im Weg stand. Jetzt ist Peak Design endlich in Deutschland verfügbar, der in Hannover ansässige Direktversender EnjoyYourCamera hat die Tasche in Deutschland exklusiv im Programm – für uns also höchste Zeit einmal einen genaueren Blick auf den Everyday Messenger zu werfen. Das Gurtsystem Slide konnte uns übrigens bereits vor einigen Tagen in einem separaten Test rundum überzeugen.

Schlichtes, aber zeitloses Design mit Kniff

Auf den ersten Blick hinterlässt der Everyday Messenger einen schlichten Eindruck. Die Form ist, wie der Name schon vermuten lässt, klassischen Messengerbags entliehen, wie sie ursprünglich hauptsächlich auf den Rücken von Fahrradkurieren zusehen waren. Im Vergleich mit vielen solcher Taschen fällt Peak Designs Interpretation allerdings etwas schmaler und weniger voluminös aus.

Peak Design Everyday Messenger im Test
Das Obermaterial ist Abrieb- und Wasserfest

Unser Testmuster setzt auf ein grau meliertes 500D-Codura-Nylon, das einen robusten Eindruck hinterlässt und gleichzeitig wasserabweisend sowie abriebfest ist, alle Reißverschlüsse sind zudem wasserdicht ausgeführt. Ein separates Regencover gibt es hingegen nicht, bei wolkenbruchartigen Niederschlägen ist es daher in jedem Fall empfehlenswert, einen sicheren Platz aufzusuchen. Die einzigen Eyecatcher an der Tasche, die es auch in Braun gibt, sind daher einige rote Nähte und das recht auffällige Verschlusssystem, genannt MagLatch.

Letzteres ist aber nicht nur bloße Spielerei, sondern in der Tat eines der Highlights der Tasche. An der Tasche werden vier Bügel aus Metall verbaut, während im Deckel ein magnetischer Haken genutzt wird. Wird die Tasche einfach zugeklappt, arretiert sich der Deckel zunächst durch den Magneten, wird die Tasche dann angehoben, rastet die Schnalle fester ein, die Tasche ist dann vergleichsweise fest verschlossen – ein extrem praktisches Feature, an das man sich innerhalb von kürzester Zeit gewöhnt.

Peak Design Everyday Messenger im Test
Der Magnet-Verschluss gehört zu den Highlights der Tasche

Es ist allerdings gar nicht nötig, die Klappe immer zu öffnen, denn wer nur einmal schnell die Kamera aus der Tasche nehmen möchte, der kann einfach über eine große Öffnung auf der Oberseite hineingreifen. Über einen zweiten Reißverschluss kann zudem auf ein separates Fach auf der Rückseite der Tasche zugriffen werden.

Die Verarbeitungsqualität der Tasche ist exzellent, alle Materialien hinterlassen einen sehr guten Eindruck, alle Nähte sind sauber verarbeitet, geht nichts schief, sollte der Everyday Messenger sich problemlos als zuverlässiger Begleiter über einen langen Zeitraum erweisen. Gemessen am Preis kann man das allerdings auch erwarten.

Bewährter Gurt

Auffällig ist auf den ersten Blick der Gurt: Während andere Taschen mit großen Polstern daherkommen, wirkt die Lösung von Peak Design extrem schlank. Dass das fehlende Polster keine Sparmaßnahme ist, zeigt der zweite Blick. Wie bereits beim Schultergurt Slide setzt Peak Design auf ein recht großflächiges in den Gurt integriertes Polster. Das fällt zwar nicht besonders voluminös aus, ermöglicht aber dennoch einen guten Tragekomfort, wenn die Ausrüstung denn nicht allzu schwer ist.

Peak Design Everyday Messenger
Der Gurt ist ausreichend gepolstert.

Natürlich darf auch der für Messenger-Bags wichtige zweite Gurt nicht fehlen, der einen stabilen Sitz der Tasche beim Radfahren ermöglicht. Sollte dieser nicht genutzt werden, bietet PeakDesign eine recht elegante Lösung, denn er wird in einem kleinen Fach verstaut und kann bei Bedarf einfach herausgezogen werden. Am Hauptgurt wird wird dieser über einen kleinen Haken befestigt, was in der Praxissicheres Tragen ermöglicht.

Peak Design Everyday Messenger
Der Brustgurt zum Radfahren kann in einem separaten Fach versteckt werden.

Nicht fehlen darf auch ein klassischer Handgriff, der ebenfalls recht gut gepolstert ist, wirklich lange wird man die Tasche so aber nicht tragen.

Flexibler und durchdachter Innenaufbau

Jetzt aber zum Wichtigsten, dem Innenaufbau. Peak Design setzt auf ein Hauptfach, das mit 13,5 – 20,5 Litern nicht allzu groß dimensioniert ist, dank seines flexiblen Aufbaus aber problemlos Platz für eine größere spiegellose Systemkamera mit angesetztem Objektiv (im Format der Sony Alpha 7, Olympus OM-D-Modelle oder Fujifilm X-T1), zwei bis drei weitere Objektive und einen Blitz bietet. Möglich wird das auch durch die flexiblen Abtrennungen. Die erlauben es nicht nur, das Fach prinzipiell in vier Sektionen zu unterteilen, sondern dank eines Faltmechanismus auch das Stapeln der Objektive. Wer mehrere kompakte Objektive mitnehmen möchte kann so problemlos bis vier Objektive transportieren. Im besten Origami-Stil kann die Abtrennung auch in der Höhe halbiert werden, sodass es einfacher wird auf kleine Objektive zuzugreifen, die Polsterwirkung wird gleichzeitig natürlich verdoppelt. Prinzipiell kann auch eine große DSLR vom Format einer EOS 5D problemlos eingepackt werden, dann wird allerdings der Platz für weitere Objektive und das Notebook schnell eng.

Insgesamt gibt es drei flexibel faltbare Polster zur Abtrennung.
Insgesamt gibt es drei flexibel faltbare Polster zur Abtrennung.

Wie üblich setzt auch Peak Design auf eine Klettlösung für den Innenraum, die in Kombination mit der guten Polsterung dafür sorgt, dass dem Equipment so schnell nichts passiert. Alle, die den Everday Messenger nicht ausschließlich als Fototasche nutzen möchten, profitieren ebenfalls von der stabilen Bodenplatte, denn während Messenger-Taschen an dieser Stelle oft etwas instabil sind, erlaubt der breite Innenraum das einfache Packen der Tasche.

Peak Design Everyday Messenger
Die Tasche im vorderen Bereich ist sehr gut aufgebaut und bietet viel Platz.

Im vorderen Bereich wurde eine separate Tasche untergebracht, die über einen Reißverschluss gesichert und nur dann zugänglich ist, wenn die Hauptklappe geöffnet wird. An dieser Stelle fällt erneut auf, dass Peak Design äußert durchdacht gearbeitet hat. Es gibt auf der einen Seite vier kleine Fächer, die beispielsweise ideal für Speicherkarten passen und vier etwas größere Fächer, die sich anbieten, um etwa zusätzliche Kamera-Akkus, Kabel, oder eine Power-Bank unterzubringen. Der Hersteller hat sich zudem dazu entschlossen die Taschen farblich zu markieren. Die eine Hälfte besitzt ein rotes, die andere ein grünes Label. So ist es problemlos möglich volle von leeren Speicherkarten oder Akkus zu trennen.

Peak Design Everyday Messenger
Im Inneren gibt es noch ein Fach, dass für Smartphone oder Pass genutzt werden kann.

Damit nicht genug der Taschen, denn auf der Innenseite des Deckels gibt es ein weiteres Fach. Hier wird abermals Platz für Kabel geboten, die Polsterung fällt an dieser Stelle aber nicht allzu massiv aus. Dennoch zeigt sich auch hier, dass Peak Design mit Überlegung vorgegangen ist, Hinter der Tasche lässt sich das Bein eines Stativs durchführen. In Kombination mit einem im Lieferumfang befindlichen Gummi, mit dem die Stativfüße zusammengefasst werden können, kann so recht einfach ein Stativ verstaut werden.

Maximal kann ein schlankes 15-Zoll-Notebook untergebracht werden.
Maximal kann ein schlankes 15-Zoll-Notebook untergebracht werden.

Auf der Rückseite der Tasche wurde das Notebook-Fach untergebracht. Platz wird maximal für ein 15-Zoll-Notebook geboten, das sollte dann aber nicht allzu voluminös ausfallen, besser passt in jedem Fall ein aktuelles 13-Zoll-Modell (gerade dann, wenn der Kamera-Part üppig beladen wurde). In einem zweiten Fach kann zudem ein Tablet (maximal 10 Zoll) untergebracht werden – auch hier gilt aber, dass der Kamera-Part nicht allzu üppig gepackt sein sollte, wenn Notebook und Tablet gleichzeitig mitgenommen werden sollen.

Wer den Everyday Messenger mit bedacht packt, bekommt nicht nur viel in der kompakten Tasche unter, sondern hat alles auch stets griffbereit. Nutzer von großen DSLR-Setups sollten aber besser zu einer noch größeren Tasche greifen.

Besser im System

Bereits jetzt wäre der Everyday Messenger eine sehr gute Tasche, die den Spagat zwischen flexibler Kamera- und praktischer Alltagstasche sehr gut meistert. Peak Design denkt allerdings den Systemgedanken weiter, was gleich an mehrere Stellen auffällt und in der Praxis für ein einfacheres Handling sorgt – allerdings auch weitere Investitionen in Zubehör von Peak Design erfordert.

Peak design Everyday Messenger
An den Stirnseiten kann Zubehör von Peak Design befestigt werden.

Auf beiden Schmalseiten der Tasche wurden Befestigungsmöglichkeiten für CaptureClips von Peak Design vorgesehen. Diese erlauben es, entweder eine Kamera mithilfe der Stativplatte oder aber zwei Objektive schnell zugänglich an den Seiten zu befestigen. So wird ein guter Mittelweg geschaffen: Die Kamera oder ein beliebtes Wechselobjektiv bleibt schnell zugänglich, ohne dass stets die Tasche geöffnet werden muss. Gesichert wird das angebrachte Gerät über eine kleine Taste, die zum Abnehmen gedrückt werden muss.

Peak Design Everyday Messenger
So kann schnell auf die Kamera oder ein Objektiv zugegriffen werden.

Wem das nicht ausreicht, für den hat Peak Design auf der einen Seite noch einen Steckverschluss mit Ankerschlaufe integriert, wie er bei fast allen Produkten des Herstellers genutzt wird, beispielsweise beim Slide Gurt. Wird die Kamera so zusätzlich abgesichert, ist es aber nicht mehr ganz so einfach schnell darauf zuzugreifen. Alternativ kann so natürlich auch noch ein weiteres Gerät angehängt werden. Wer bereits mehrere Steckverschlüsse im Einsatz hat, kann so recht flexibel agieren.

Alles in allem

… hat Peak Design bietet mit seinem Everday Messenger eine der überzeugendsten Taschen für kleine Systeme im Sortiment. Das liegt aber nicht nur am überzeugenden Aufbau und vielen kleinen Details, sondern auch an dem erstklassigen System, in dem die Tasche eingebettet ist. Der amerikanische Anbieter zeigt damit deutlich, dass auch heute noch mehr als genügend Platz für neue Ideen am Markt ist. Einziger Haken: Ganz günstig ist der Everday Messenger leider nicht. Aktuell müssen knapp 260 Euro investiert werden. Wer alle Vorteile der Tasche ausnutzen möchte, muss zudem noch einmal rund 100 Euro für Zubehör wie den Slide-Gurt, das CaptureKit oder die Ankerschlaufen einplanen.

 

Text und Bilder (c) Andreas Kaspar

 

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