Die Fujifilm X-T2 stellt seit kurzem das neue Top-Modell im Sortiment von Fujifilm dar. Nach dem bereits sehr guten Vorgänger, der X-T1, hat Fujifilm sich konsequent die bisherigen Schwachstellen vorgeknöpft. Herausgekommen ist dabei eine Systemkamera, die aktuell nur schwer zu übertreffen ist.
Schaut man auf die Homepage von Fujifiom, findet man sechs CSC-Modelle mit Sucher und zwei ohne. Von den sechs Mit-Sucher-Modellen sehen drei aus wie Messsucherkameras, die anderen drei haben die typische Gehäuseform einer DSLR – es ist also für jeden gesorgt.
Das Gehäuse
Fujifilm hat mit seinem X-System den aktuellen Retro-Trend im Kamera-Design entscheidend mitgeprägt – und da macht auch die X-T2 keine Ausnahme. Sie erinnert sehr stark an den direkten Vorgänger und wie dieser an Kameras aus den 1960er und 1970er Jahren, als Fuji eine Reihe hervorragender SLR-Modelle auf dem Markt hatte und als ganz schwarze Kameras, so wie unser Testmodell, eher selten waren.
Es kommt eine Magnesium-Legierung zum Einsatz, sodass die Kamera mit 507 Gramm (inkl. Akku und Speicherkarte) nicht allzu schwer ausfällt und trotzdem einen sehr hochwertigen Eindruck hinterlässt.
Das Gehäuse wurde an 63 Stellen gegen Staub und Spritzwasser abgedichtet. Die X-T2 kann also auch dann mit gutem Gewissen genutzt werden, wenn andere Kameras besser schon in der Tasche verschwinden – ein passendes Objektivportfolio hat der Hersteller natürlich im Programm.
Ergonomisch leistet man sich keinen Fauxpas. Dank einer großflächigen Gummi-Armierung, einem deutlich ausgeprägten Handgriff und einer gut platzierten Daumenmulde liegt die Kamera bestens in der Hand, auch wenn die Pranke eine Nummer größer ausfällt.
Ihren Teil dazu trägt aber auch die Größe des Gehäuses bei, das mit ca. 133 x 92 x 50 mm weder zu groß noch zu klein ausfällt – gegenüber Vollformat-Kameras hat man die Nase aber merklich vorn. Das Gehäuse der X-T2 wiegt, wie gesagt, 507g. Mit dem zierlichen 2/35 mm bringt sie es auf 672 g. Mit dem wuchtigen 2,8/16-55 mm sind es 1580 g.
Wer es lieber eine Nummer größer hätte, mehr Komfort bei Hochformataufnahmen sucht, ein Mehr in Sachen Energieversorgung und dazu eine schnellere Serienbildfunktion möchte, kann die X-T2 mit dem Griff VPB-XT2 ausbauen.
Er macht die Kamera rund. 43 mm höher und bringt seinen beiden zusätzlichen Akkus ein Mehrgewicht von ca. 368 g sowie einige Einstellelemente mit.
Auf der Bodenplatte findet man das Akkufach und die Anschlüsse, um den erwähnten Batteriegriff anzusteuern. Auf der rechten Seite verstecken sich hinter einer Klappe gleich zwei SD-Karten-Slots, während gegenüberliegend ein Mikrofon, ein Micro-USB-Kabel, HDMI und die Fernsteuerung angeschlossen werden können – auch hier sitzen die Buchsen natürlich gut versteckt hinter einer Klappe.
Das Bedienkonzept
Das Bedienkonzept folgt den bekannten X-Modellen und damit dem Motto: “Lieber ein Einstellrad mehr, als eines zu wenig”. Herausgekommen ist am Ende ein Handling, das stark an analoge Kameras erinnert und gerade Umsteiger von anderen Systemen, beispielsweise Sonys E-Mount-Kameras, zu einer Umgewöhnung zwingt. Ist das einmal geschehen, geht die Bedienung schnell von der Hand und das Konzept kann seine Vorteile ausspielen. Oftmals ist es schließlich schneller, einfach die Position eines Drehrades zu verändern, als sich erst in ein Menü zu klicken.
Auf der linken Schulter sitzt direkt neben dem recht großen Sucheraufbau ein großes, gut gerastertes Drehrad, mit dem die ISO-Werte im Bereich von ISO 200 bis ISO 12800 eingestellt können. Dazu kommen die Postionen „L“ (ISO 100) und „H“ (wahlweise ISO 25600 oder ISO 51200) als Erweiterungsstufen.
In einer zweiten Ebene darunter kann Einfluss auf die Serienbild-Aufnahmen genommen werden. Für die „CH“-Einstellung kann man max. 14 B/Sek. in Menü voreinstellen, für die „CL“-Position sind es 5 B/Sek., aber man kann in beiden Fällen auch geringere Werte wählen. In der Praxis erreichten wir ohne Batteriegriff 8,5 B/Sek., mit Batteriegriff (Modus „Boost“) 12,3 B/Sek. mit einer Lexar Professional SDXC II 128 GB 1000x. Nach 60 Bildern wurde die Serie langsamer.
Auf der rechten Schulter gibt es zwei weitere Drehräder und die Auslöser-Hauptschalter-Kombination. Über eines der Räder die Verschlusszeit verändert werden, über das andere die Belichtungskorrektur. Dazu kommt ein Drehschalter unter dem Verschlusszeitenrad, mit dem man direkt die Charakteristik des Belichtungsmessers (Integral, mittenbetont Integral, Mehrfeld, Spot) wählen kann. Allerdings könnte der Anfasser am Schalter größer sein.
Damit nicht genug der Einstellmöglichkeiten.
Auf der Rückseite liegt weit oben ein Daumenrad, an der üblichen Position sitzt darüber hinaus eine 4-Wege-Wippe mit zentralem Bestätigungselement, über das auch das Menü aufgerufen wird. Noch dazu gibt es mehrere kleine Tasten, um etwa eine Belichtungs- oder Fokusspeicherung durchzuführen. Besonders praktisch ist der kleine Joystick, mit dem man das ausgewählte AF-Messfeld bzw. die ausgewählte Gruppe von Messfeldern im Bildfeld herumschieben kann.
Auch die Vorderseite ist nicht frei von Einstellelementen. Hier kann man den Fokussiermodus einstellen, findet das Einstellrad, das mit dem Zeigefinger bedient werden kann – wichtig z. B. dann, wenn ein Objektiv ohne Blendenring (Typ XC) zum Einsatz kommt – und eine (nicht beschriftete) Fn-Taste, die man mit einer Funktion der Wahl belegen kann. Ich finde, die Abblendtaste macht sich hier gut, aber das bleibt jedem selbst überlassen.
Das alles mag nun nach recht viel klingen und unübersichtlich wirken. Der Praxiseinsatz beweist allerdings das Gegenteil. Es dauert zwar eine kurze Zeit bis man sich eingewöhnt hat, das betrifft aber in erster Linie Kamera-Tester, die regelmäßig mit anderen Kameras arbeiten. Wer sich hingegen einmal an die X-T2 gewöhnt hat, findet sich auch blind extrem schnell und treffsicher zurecht.
Das Menü ist gut strukturiert und bietet der Klasse entsprechend einen sehr großen Funktionsumfang.
Dank einer guten Beschriftung findet man sich aber auch hier recht gut zurecht, auch wenn es am Anfang merkwürdig ist, dass ein eigener „großer Menüpunkt“ dem Blitzen gewidmet ist, obwohl die Kamera keinen eingebauten Blitz vorzuweisen hat.
Sucher und Monitor
Anders als bei der X-Pro2 setzt Fujifilm bei der X-T2 auf die klassische Kombination für eine spiegellose Systemkamera – digitaler Sucher im SLR-Stil und Monitor.
Auf der Rückseite kommt ein 3 Zoll großer Monitor zum Einsatz, der mit 1,04 Millionen Dots normal auflöst und ein scharfes sowie natürliches Bild liefert. Die maximale Helligkeit ist ausreichend, um auch bei Sonnenschein etwas erkennen zu können, das letzte Quäntchen an Leuchtkraft fehlt dem Display aber.
Um Überkopf- oder bodennahe Aufnahmen zu vereinfachen, setzt der Hersteller auf einen Klapp-Mechanismus. Für den normalen Einsatz ist der Verstellbereich mehr als ausreichend, nur Selfie-Freunde kommen nicht auf ihre Kosten.
Definitiv schade ist, dass auf Touch-Screen-Funktionalität verzichtet wird.
Der elektronische OLED-Sucher löst hingegen mit 2,36 Millionen Punkten auf, was zu einer gestochen scharfen Abbildung führt. Darüber hinaus ist er gewachsen und besitzt eine Vergrößerung von 0,77x [@KB]. Fujifilm gibt die Reaktionszeit mit 0,005 Sekunden an. Das können wir zwar nicht messen, Fakt ist aber, dass es keine störenden Nachzieheffekte oder zeitlichen Versätze gib.
Autofokus
Gab es eine Schwachstelle des direkten Vorgängers, dann war es der Autofokus, der für die heutige Zeit manchmal einfach etwas träge war, besonders, wenn Objektive ohne Innenfokussierung zum Einsatz kamen.
Das ist eine der Stellen, an der deutlich auffällt, dass Fujifilm, die X-T2 im Detail merklich verbessert hat.
Zum einen kommen beim neuen Modell deutlich mehr Fokuspunkte als bislang zum Einsatz – 325 an der Zahl. Man kann sich aber auch auf “nur” 91 Punkte beschränken.
Gewählt werden die Punkte über den kleinen Joystick auf der Rückseite der Kamera – das funktionierte in unserem Test trotz dessen nicht allzu üppigen Dimensionen sehr gut. 40 % der Sensorfläche werden laut Fujifilm von zusätzlichen Phasendetektionspunkten abgedeckt.
Dass Fujifilm viel Arbeit in den AF gesteckt hat, zeigt sich zum anderen auch daran, dass es erstmals in einem X-T-Modell den AF-C-Modus für das Tracking von sich bewegenden Objekten gibt . Grundlegend arbeitet der Algorithmus mit drei Parametern: Verfolgungs Empfindlichkeit, Beschleunigungserfassung und Zonen-Bereich-Priorität. Insgesamt hat der Nutzer dabei die Möglichkeit zwischen fünf Voreinstellungen und einer frei definierbaren Einstellung zu unterscheiden.
So viel zur Theorie. In der Praxis zeigt sich der Autofokus als ausgesprochen schnell und treffsicher, die Vorgängergeneration wird deutlich übertroffen. Nicht nur unter idealen Bedingungen ist das Motiv blitzschnell und verlässlich scharfgestellt. Erst bei wirklich sehr dunklen Bedingungen, bracht der Autofokus ein wenig länger.
Auch der Verfolgungsautofokus hinterließ in unserem Test einen guten Eindruck und hatte keine Probleme damit, sich schnell bewegenden Motiven anzupassen.
Bildqualität
Gab es bei X-T1 kleine Defizite beim AF, so sah es bei der Bildqualität anders aus. Sie war top – und das ändert sich auch mit der X-T2 nicht. Im Gegenteil: die X-T2 durch die Bank noch einmal eine Schippe drauf.
Grundlage dieses Erfolgs ist der neue X-Trans CMOS III-Sensor, der mit 24,3 MPix auflöst. Er ist gegenüber die X-T1 neu, aber schon aus der X-Pro2 bekannt.
Wie gehabt setzt Fujifilm auch bei der neuesten Generation auf das APS-C-Format. Nachdem man auf der photokina 2016 darüber hinaus das GFX-Mittelformat-System angekündigt hat, kann mit gutem Gewissen festgestellt werden, dass Fujifilm das Vollformat aktuell nicht auf dem Plan stehen hat. Sieht man sich aber an, was die Japaner aus dem neuen X-Trans-Sensor herausholen, überrascht das nicht – und stört noch weniger.
Die Fujifilm X-T2 kann in Sachen Detail-Auflösung problemlos mit aktuellen Vollformat-Kameras mithalten und muss sich hinter der High-End-Klasse nicht verstecken. Bei guten Lichtbedingungen und niedrigen ISO-Werten, sind die Bilder hervorragend, einen nicht ganz kleinen Teil tragen dabei natürlich auch die sehr guten Objektive des X-Systems bei.
Um den angesprochenen Detailreichtum zu ermöglichen, setzt Fujifilm wieder auf einen Aufbau ohne Tiefpass-Filter. Dank einer ausgeklügelten Farbfilter-Anordnung soll die Bildung von störenden Moiré-Effekten verhindert werden, was in unserem Test problemlos gelang.
Gleichzeitig schreckt die X-T2, die mit dem neuen X-Prozessor-Pro ausgestattet wurde, auch vor hohen ISO-Werten nicht zurück. In unserem Test konnten wir ganz Problem mit ISO 1.600 oder auch ISO 3.200 fotografieren, ohne dass störendes Rauschen erkennbar war. Allenfalls wurde in der 100-%-Ansicht auf dem Monitor ein sehr, sehr feines „Helligkeitsgrisseln“ erkennbar.
Wer die Kamera im Dunklen einsetzen möchte (oder muss), der kann sich erst recht freuen, denn auch bei hohen ISO-Werten erlaubt sich die X-T2 keinen Ausrutscher. Auch der Einsatz von ISO 10.000 stellt Fujifilms noch nicht vor unlösbare Probleme. Klar, in der 100-%-Ansicht macht sich nun ein etwas deutlicheres Bildrauschen bemerkbar, der Detailreichtum der Aufnahmen lässt aber dennoch kaum nach. Die Störungen können darüber hinaus problemlos via EBV korrigiert werden. Auch hier haben aktuelle Vollformat-Kameras trotz ihres größeren Sensors nicht wirklich die Nase vorn.
Weiteres
Fujifilm hat der X-T2 auch zwei neue Filmsimulationen mit auf den Weg gegeben. Besonders gut konnte uns der (hier) neue Schwarz-Weiß-Modus Acros gefallen, der erstklassig abgestufte Graustufenbilder zu Tage fördert.
Viele andere Funktionen, die schon bei der X-T1 hervorragend funktionierten, wie etwa die Optimierung des Dynamikbereichs oder die präzise Farbwiedergabe sind auch bei der X-T2 auf diesem hohen Level, andere wurden nach oben geschraubt, etwa die kürzeste Verschlusszeit auf 1/8000 Sek. und mit elektronischem Verschluss wird sogar die 1/32000 Sek. erreicht.
In Sachen Konnektivität bietet die X-T2 ein eingebautes WiFi-Modul, das es bei X-T1 auch schon gab, und ermöglicht damit u. a. auch die Fernsteuerung der Kamera vom SmartPhone aus.
Deutliche Fortschritte macht Fujifilm beim Video-Modus. Die X-T2 ist die erste Kamera des X-Systems, die auf einen 4K-Video-Modus zurückgreifen, also Videos mit 3.840 x 2.160 Bildpunkten produzieren kann.
Sowohl im FullHD- als auch im 4K-Modus arbeitet Fujifilm zudem mit einem Oversampling. Bei FullHD-Aufnahmen wird das 2,4fache der benötigen Informationen aufgenommen, während es bei 4K das 1,8fache ist. Beide Video-Modi arbeiteten in unseren Versuchen ohne Probleme
Fazit
Alles in allem im ist die Fujifilm X-T2 eine sinnvolle Evolution der X-T1, bei der sich Verbesserungen an vielen Stellen bemerkbar machen. Die oft gelobte Leistung der X-T1 wird nochmal angehoben und macht das neue Modell zu einer der besten spiegellosen Systemkameras, die aktuell verfügbar sind. Herausragendes Merkmal ist die erstklassige Bildqualität, die sich auch vor aktuellen Vollformat-Kameras keineswegs verstecken muss und darüber hinaus im High-ISO-Bereich mit sehr guten Ergebnissen aufwarten kann. Noch merklicher wurde die X-T2 aber im Bereich des Autofokus aufgewertet, der nun nicht nur zuverlässig, sondern auch sehr schnell arbeitet.
Bei Gehäuse und Bedienkonzept ist Fujifilm seinem Konzept erfreulicherweise treu geblieben. Die etwas vergrößerten Drehräder erlauben ein schnelles und sicheres Handling, hat man sich einmal an ihre Positionen gewöhnt. Der etwas vergrößerte Sucher rundet das gelungene Gesamtpaket schlussendlich ab.
Mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von knapp 2.000 Euro ist die Fujifilm X-T2 im Kit mit dem XF 16-55 mm zwar nicht günstig, aber auf jeden Fall den Preis wert, denn wer bereit ist einen solchen Betrag zu investieren, wird mit einer erstklassigen Kamera belohnt.
GUT – SEHR GUT – HERVORRAGEND – HERVORRAGEND PLUS – HERVORRAGEND DOPPEL-PLUS
Text und Bilder (c) Andreas Kaspar / d-pixx
Schon interessiert an der Fujifilm X-T2?
Das Gehäuse kann hier für 1699.- € bestellt werden. (Stand 26. November 2016)
ISO-Reihe
Die typische d-pixx ISO-Reihe sowie Bilder, die mit höheren ISO-Werten aufgenommen werden, können in einem gesonderten Post betrachtet werden.
Praxisbilder
Hinweis: Ein Klick auf ein Beispielsbild bringt es in der vollen Größe von 6000 x 4000 Pixel auf Ihren Bildschirm.
Alle Bilder sind unbearbeitete JPEGs aus der Kamera.
Beachten Sie bitte, dass die Bildqualität, besonders die Farbwiedergabe, auch von den Einstellungen Ihres Monitors abhängt!
Alle Bilder (c) Andreas Kaspar / Herbert Kaspar
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