Dass manche Bilder besser wirken als andere, liegt oft an einem geplanten Bildaufbau, dem schon bei der Aufnahme Aufmerksamkeit geschenkt wurde. In einer kleinen Serie schauen wir, welche Grundregeln für einen guten Bildaufbau beherzigt – oder auch einmal über den Haufen geworfen werden sollten.

Wir haben uns in den letzten drei Ausgaben mit horizontalen, vertikalen und diagonalen Bildlinien beschäftigt.

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Diesmal geht es nun um zentrierten Bildaufbau und die Zentralperspektive.

Man könnte denken, dass das von der Definition her dasselbe ist, das stimmt aber nicht ganz. Generell gilt in der Fotografie ein  Bildaufbau, bei dem sich das Hauptobjekt in der Bildmitte befindet, als langweilig und unspannend. Es kann aber durchaus reizvoll sein, einmal mit diesem Bildaufbau zu experimentieren, er passt allerdings nur bei relativ wenigen Motiven.
Man kann als groben Anhaltspunkt nehmen, dass ein zentrierter Bildaufbau und dessen Steigerung, die Zentralperspektive sich hauptsächlich für Motive eignen, die symmetrisch oder so gut wie symmetrisch sind. Fangen wir doch mal mit demzentrierten Bildaufbau an.

Bild 1, fotografiert in der Hamburger City Nord, ist dafür ein klassisches Beispiel, es enthält zwar keinerlei Perspektive, ist aber dadurch, dass das Motiv so gut wie symmetrisch ist, hervorragend für einen zentralen Bildaufbau geeignet, es wurde sogar von einer der hochkarätigen Web-Galerien angenommen. Das quadratische Format ist dabei noch einmal eine Steigerung des zentralen Aufbaus und nimmt zusätzlich die Form der Fenster noch einmal auf.

Bild 1 - City Nord / Hamburg
Bild 1 – City Nord / Hamburg

Ähnliches gilt für Bild 2. Hier ist die ohnehin so gut wie nicht vorhandene Perspektive vollkommen unwichtig und obwohl die beiden Bildhälften sich von der Farbe her extrem unterscheiden, empfindet man das Bild als symmetrisch weil der eigentliche Inhalt (Bungalow mit Fenster, Dachkante und zu 2/3 verdeckter Tür) in beiden Bildhälften identisch ist. Auch hier funktioniert der zentrierte Bildaufbau hervorragend.

Bild 2 – La Palma / Playa Salemera

Auch bei Bild 3 sind die beiden Bildhälften nicht 100%-ig identisch, was aber ausreicht, dass man das Hauptmotiv in zentrierter Position als harmonisch empfindet.

Bild 3 – Rügen

Bild 4 zeigt durch die aufeinander zulaufenden Bodenplanken schon den Übergang zur Zentralperspektive.

Bild 4 – St. Peter Ording

Per Definition zeichnet diese aus, dass raumparallele Linien oder Kanten nicht parallel abgebildet werden, sondern sich in einem Punkt, dem Fluchtpunkt treffen, welcher in der horizontalen Bildmitte liegt. Für diesen ganz speziellen Bildaufbau eigenen sich also ganz besonders Motive, bei denen die wichtigen Bildlinien in der Tiefe des Raumes zusammenlaufen.

Prädestiniert dafür und daher auch sehr oft zu sehen sind Architekturaufnahmen wie Bild 5 oder Bild 6 , die zuhauf zu jedem freien Wettbewerb eingereicht werden und dann die unterschiedlichsten Fotos von Straßen 7.

Bild 5 – Hamburg / Harburg
Bild 6 – Rügen / Prora
Bild 7 – Menorca / Cap de Cavalleria

Mein Beispiel aus Bild 7 habe ich im Juni 2012 auf Menorca fotografiert, und ein gutes Beispiel dafür, hier laufen alle perspektivischen Linien im Endpunkt der Straße zusammen. Wie man sieht, eigenen sich solche Motive häufig auch für eine Panoramadarstellung.

Was für Straßen passt, funktioniert dann natürlich auch bei allem, was in irgendeiner Form artverwandt ist, also bei Wegen, Stegen, (das klingt ja sogar gleich) und auch bei Landebahnen. Bild 8 zeigt einen Strandübergang in Scharbeutz, Bild 9 einen Bootssteg in Damp, Bild 10 die Seebrücke in Sellin und Bild 11 die Runway 21 auf der Helgoländer Düne.

Bild 8 – Scharbeutz / Ostsee
Bild 9 – Damp / Ostsee
Bild 10 – Rügen / Sellin
Bild 11 – Helgoland / Düne

Jetzt ist die Kreativität gefordert, diese Basics auch auf andere ähnliche Bereiche, die sich zur Gestaltung mit der Zentralperspektive eignen, zu übertragen, wie den Sprungturm aus Bild 12 
oder die Rutsche aus Bild 13.

Bild 12 – Bornholm – Svaneke
Bild 13 – Spiekeroog

Text und alle Bilder: (c) Ralf Wilken

 

 

6 Kommentare

  1. Hallo

    Ich hatte schon mal auf Teil 1 geantwortet, muss es aber nochmal tun. Eure kleine Reihe ist so gut, kompakt und mit Tipps vollgepackt, dass ich sie mir immer wieder gern anschaue. Andere Autoren brauchen ganze Bücher um diese Informationen zu vermitteln. Mittlerweile habe ich sie auch schon weiterempfohlen 🙂

    Also nochmals vielen Dank!