Samsung ist von Anfang an dabei, spiegellose Systemkameras mit APS-C-Sensor anzubieten und hat bereits einige sehr gute Kameras und Objektive auf den Markt gebracht, die wir auch in d-pixx entsprechend gut bewertet haben. Aber Samsung hat nicht die Beachtung gefunden, die man aufgrund der Leistungen verdient hätte.Kann das die NX30 jetzt endlich ändern?
Die NX30 greift in der Formensprache auf die gute alte SLR zurück, ohne aber dem Retrotrend zu folgen. Das aufgeräumte Gehäuse wirkt technisch und modern. Es ist 127 mm breit, 42 mm tief und 97 mm hoch.
Das Sucherdach trägt rund zwei Zentimeter zur Höhe bei. Darunter befindet sich ein interessanter elektronischer Sucher.Der interne Monitor löst 2,359 Mio. Dots auf und zeigt bei einer Suchervergrößerung von 0,96x ca. 100 % des späteren Bildes. Man kann das Okular um rund 20 mm nach hinten aus dem Sucheraufbau ziehen und dann in drei Stufen bis 80° nach oben klappen. Das ist extrem praktisch (wie auch schon bei der ähnlich ausgestatteten Panasonic Lumix DMC-GX7), um Aufnahmen aus ungewöhnlichen Winkeln und mit ungewöhnlichen Perspektiven zu machen. Auch der 3“-Monitor auf der Rückwand mit seiner Auflösung von 1,037 Mio. Dots ist beweglich gelagert (bis 180° nach links schwenken, bis 270° um die Längsachse drehen).
Sensoren am Sucherokular sorgen dafür, dass die Anzeige automatisch zwischen Rückwandmonitor und EVF umgeschaltet wird, wenn man die NX30 ans Auge nimmt oder wieder davon entfernt. Dabei kann es mit Brille bei seitlichem Lichteinfall Probleme geben.
Sowohl der interne wie auch der externe Monitor zeigen klare Bilder mit knackiger Schärfe und sehr guten Farben. Beim schnellen Schwenken bei wenig Licht kann es zu Rucklern kommen.
Das Gehäuse der NX30 besteht aus Kunststoff und ist mit 436 Gramm inkl. Akku und SD-Karte entsprechend leicht. Dennoch wirkt es stabil und sehr gut verarbeitet. Dank des kräftigen Handgriffs liegt es sehr gut in der Hand, woran eine Mulde für den Mittelfinger und eine konturierte Daumenauflage nicht unschuldig sind. Der Zeigefinger kommt praktisch von allein auf dem Auslöser zu liegen. Außerdem erreicht er bequem das zentrale Einstellrad, das nach oben aus dem Handgriff lugt.
Für die Bedienung setzt Samsung auf eine Mischung aus Einstellelementen, die sich rechts auf der Ober- und Rückseite befinden, und Touchscreen-Technik, was sich im Tagesgeschäft bewährt. Vier der Tasten können – in engen Grenzen – konfiguriert werden, aber schon die vorgegebene Belegung der Knöpfe mit Funktionen ist praxisnah.
Mit der Kombination aus Daumeneinstellrad und Vierrichtungswippe, die gern etwas höher auf der Rückwand sitzen könnte, erreicht man vier Einstellungen. [DISP] führt zum Anzeigemodus auf den Monitoren, wo man neben den üblichen Werten wie Blende, Verschlusszeit (bis 1/8000 Sek.) oder Empfindlichkeit auch ein Histogramm oder eine Zwei-Achsen-Wasserwaage anzeigen lassen kann. [AF] macht die Wahl zwischen den AF-Modi „Einzelbild“ oder „Kontinuierlich“ bzw. für die Aktivierung der Manuellen Fokussierung mit Objektiven, die keinen entsprechenden Umschalter aufweisen, möglich. [ISO] bringt die Empfindlichkeitsskala auf den Monitor, die von 100 bis 25.600 reicht und von der nachvollziehbar agierenden Automatikfunktion ergänzt wird. [WB] schließlich ist, nicht ganz unerwartet, für die WhiteBalance, den Weißabgleich zuständig. Zur Wahl stehen: Automatik, sieben Voreinstellungen, die Messung des Weißabgleichs und die Vorwahl einer Farbtemperatur im Bereich von 2.500 bis 10.000 K, was aber nur sinnvoll zu nutzen ist, wenn man die Farbtemperatur kennt, etwa von Fotoleuchten im Studio.
Die Taste [Fn] bringt ein Schnelleinstellmenü auf den Monitor, in dem man mit dem Einstellrad aber auch per Fingertipp navigieren kann. Dazu kommen Tasten, mit denen man die Belichtungskorrektur und das Menü aufrufen, den Belichtungsmesswert speichern, die Bildwiedergabe starten und Bilder löschen kann. Diese Tasten sind selbsterklärend gekennzeichnet.
Zu einem zweiten Info/Einstell-Bildschirm gelangt man, wenn man den kleinen Pfeil oben im Monitorbild antippt. Hier kann man die Helligkeit des Monitorbildes ändern und wird Grundeinstellungen, wie das Speicherformat (JPEG, RAW) ändern. Zudem wird man hier über die Auslastung der Speicherkarte und den Akkustand (in Prozent) informiert,
Fürs Filmen gibt es einen speziellen Auslöser (Knopf mit rotem Punkt) . Movies können maximal im Full-HD-Format aufgezeichnet werden, wahlweise in den Modi 60p oder 30p. 4K ist einer späteren Generation vorbehalten, denn es steht natürlich zu vermuten, dass auch Samsung sich diesem Trend nicht wird verschließen können.
Abgerundet wird das Angebot an Einstellelementen durch zwei weitere. Das eine ist ein besonderer Umschalter für die Bildfolgefunktionen Einzelbild, Serienbild, Selbstauslöser und Bracketing. Im Serienbildmodus werden 9 Bilder pro Sekunde erreicht. Das zweite ist das Betriebsartenwählrad.
Die Auswahl an Betriebsarten macht die NX30 zum richtigen Partner für anspruchsvolle Einsteiger ebenso, wie für anspruchsvolle Fortgeschrittene bis hin zum Fast-schon-Profi.
Den Einsteiger bzw. Aufsteiger von einer einfacheren Kamera oder einem Smartphone machen eine Vollautomatik und 16 Motivprogramme das Leben leichter.
Auch die Einstellung „i“ am Einstellrad macht den Einstieg einfacher. Drückt man zusätzlich auf [iFn] am Objektiv, kann man zwischen den Modi i-Contrast und i-Depth wählen und den entsprechenden Effekt, also Kontrast bzw. Ausdehnung der Schärfenzone, über Skalen anpassen. Die Umsetzung mit einem virtuellen Einstellrad auf dem Monitor ist gelungen.
Für die alte Hasen stehen Zeit- oder Blendenautomatik, Programmautomatik mit Shiftfunktion (gehört zu meinen Lieblingen in Sachen Belichtungssteuerung) und der manuelle Belichtungsabgleich zur Verfügung. Wer mag, kann zwei Automatiken programmieren und speichern.
Dazu kommt eine Auswahl an neun vorgefertigten Kreativfiltern, die man durch drei selbstgebastelte erweitern kann, und 13 Smart-Filter, von denen mir besonders die Umsetzungen in gezeichnete oder gemalte Bilder gut gefallen.
Eine Rastung des Betriebsartenwählrades hat allerdings nichts mit der Aufnahme zu tun. Dreht man es auf „WiFi“ öffnet sich ein Menü, über das man sieben Funktionen für die Kommunikation mit anderen Geräten aufrufen kann. Allerdings ist es nötig, die entsprechenden Apps auf den entsprechenden Geräten zu installieren. Man kann Bilder auf einem PC speichern, Bilder in soziale Netze oder zu Datenspeichern hoch laden, Bilder per E-Mail versenden und die Kamera als „Baby-Monitor“ verwenden.
Wie alle aktuellen Spiegellosen von Samsung hat auch die NX30 einen Sensor mit einer Auflösung 20,3 MPix (max. 5472 x 3648 Bildpunkte) aufzuweisen. Es lassen sich Empfindlichkeiten von ISO 100 bis 25600 einstellen. Die Werte bis inkl. 1600 lassen sich sehr gut nutzen, auch ISO 3200 macht noch keine wirklichen Probleme. Bei ISO 6400 sind zwar mehr Störungen zu sehen und es kommt zu Verlusten an feinen Details, aber die Bilder sind – insbesondere nach dem Entrauschen – verwertbar. (In diesem Zusammenhang nicht unwichtig: Adobe Lightroom 5 gehört zum Lieferumfang). Nur die noch höheren Werte sollte man eher meiden, solange es geht.
Wie deutlich das Rauschen ausfällt, hängt natürlich auch davon ab, ob man bei gutem Licht eine sehr kleine Blende / sehr kurze Verschlusszeit erzwingen will oder ob man bei schlechten Lichtverhältnissen fotografiert. Eine komplette d-pixx-ISO-Reihe folgt am Ende des Beitrags. Dort können Sie selbst feststellen, womit sie noch leben könnten, und womit nicht mehr. Die Bilder entstanden bei LW 7.
Die Belichtungsmessung arbeitet sehr zuverlässig. Das trifft auch auf den Weißabgleich zu, was zum Beispiel bei Naturaufnahmen zu sauber differenzierten Grüntönen und Blütenfarben führt. Bei Porträts ist der Hautton zu loben.
Mit einem Kontrastumfang von 10-12 Blendenstufen (mit Reserven bei der Entwicklung von RAW-Dateien) markiert die NX30 zwar keine Höchstwerte, ist aber sehr gut. Die Funktionen Smart Range+ und HDR bringen bei manchen Motiven mehr Zeichnung in Lichter und Schatten.
Der Hybridautofokus mit seinen 247 Messfeldern für Kontrastdetektion und 105 Messfeldern für Phasendetektion ist bei guten und mäßigen Lichtverhältnissen schnell und sicher. Bei wenig Licht (das z. B. bei ISO 100 zu Blende 5,6 und 15 Sek. führt) dauert es einen Moment länger.
Die endgültige Bildqualität hängt natürlich vom eingesetzten Objektiv ab. Das Setzoom 3,5-5,6/18-55 mm gehört zwar zu den guten seiner Art, aber die parallel einsetzten Objektive 1,8/45 mm und 2,8/20 mm konnten noch mehr aus dem Sensor herausholen.
Zur letztendlichen Bildqualität trägt die interne Aufbereitung der Daten durch den Bildprozessor DRIMe IV bei, der behutsam zur Sache geht, sodass die praktisch artefaktfreien JPGs aus der Kamera immer einen sehr guten Eindruck machen.
Insgesamt gesehen kann sich Samsung mit der NX30 in der Klasse der spiegellosen Systemkameras ganz oben einreihen und es ist zu hoffen, dass sich das weit herumspricht.
PS: Nicht zu vergessen: In der Gebrauchsanweisung sind die Seiten 11 bis 27 fotografischen Grundbegriffen und Basics der Bildgestaltung gewidmet. Sehr lobenswert!
Interessiert an der Samsuing NX30? Hier ist sie zu haben.
Hinweise
Bei allen Beispielsbildern handelt es sich um JPGs, die nicht bearbeitet wurden.
Das Copyright für alle Bilder in diesem Beitrag liegt, bei der Redaktion d-pixx, Hammelburg. Ausgenommen sind die beiden Bilder, die die Kamera exakt von vorn und das Gehäuse exakt von oben zeigen. Für diese beiden Bilder gilt: (c) Samsung.
Beispielbilder mit dem Samsung 3,5-5,6/18-55 mm III OIS i-Function
Beispielbilder mit dem Samsung 2,8/20 mm i-Function
Beispielbilder mit dem Samsung 1,8/45 mm i-Function
ISO-Reihe