Es kann mit gutem Gewissen behauptet werden, dass es aktuell kaum einen Hersteller gibt, der im Kamera-Segment so umtriebig unterwegs ist wie Sony. Neben der hervorragenden Sony Alpha 7 (zum Test), der ersten spiegellosen Systemkamera mit Vollformatsensor, ist die zur IFA eingeführte QX-Reihe an Smartobjektiven der jüngste Streich des japanischen Traditionsherstellers. Die Top-Version QX100 haben wir uns genauer angesehen.
Mit Sony ist es so eine Sache. Es gibt global betrachtet sicherlich kaum einen Elektronikkonzern, der seinen Ingenieuren so viel Freiraum bietet um ihren kreativen Ideen freien Lauf zu lassen. Was dabei herauskommt? Nun ja, sagen wir es mal so – es endet häufiger in einem Produkt, das alsbald in den hinteren Reihen der Lagerhallen verstaubt, als dass ein wirklicher Game-Changer dabei herausspringt. Gerade im Kamera-Segment kann sich Sony nun aber schon eine ganze Weile mit interessanten Neuerungen behaupten, sei es nun die SLT-Technik in den großen Alpha-Kameras, die erste spiegellose Vollformat-Kamera in Form der bereits erwähnten Alpha 7 oder nun eben die neue QX-Reihe, die Sony „Smartobjektive“ nennt.
Aber was hat es damit genau auf sich? Im Grunde genommen handelt es sich um Vorsatz-„Kameras“ für Smartphones – bzw. um Kameras, die den Bedienteil auf ein Smartphone oder Tablet auslagern. In dem kleinen Tubus verbaut Sony Objektiv, AF-Einheit, Sensor und Bildprozessor. Einen Bildschirm gibt es nicht, und vom Auslöser und der Zoomwippe einmal abgesehen, gibt es auch keine weiteren Bedienelemente. Diese Aufgaben übernimmt das Smartphone (ob Android oder iOS ist zunächst einmal egal, Windows Phone wird noch nicht unterstützt). Während das kleinere Modell QX10 bei Objektiv und Sensor auf dem Kompaktmodell Sony WB-850 beruht, geht die High-End-Version QX100 in die Vollen und basiert auf der exzellenten Kompaktkamera RX100II. Das wirkt sich natürlich auch auf den Preis aus, denn das QX100 kostet aktuell rund 350 Euro bei Amazon (und ist damit schon deutlich günstiger als bei der Einführung).
Optisch erinnert das QX100 zunächst stark an das QX10, ist aber bei einem direkten Vergleich deutlich größer, bzw. tiefer. Ein Blick auf das Objektiv mit einer Anfangsöffnung von 1,8 und optischem 3,5x-Zoom (von 28 mm bis 100 mm [@KB]), zeigt, dass diese Größe von 63 x 63 mm durchaus berechtigt ist. Das Gewicht liegt bei rund 180 Gramm. Der Nachteil besteht nun aber darin, dass dieses Smartobjektiv nicht mehr problemlos in jede Hosen-, Jacken- oder Hemdentasche passt – hier ist das QX10 ganz eindeutig im Vorteil. Im Gegenzug hat das Gehäuse des QX100 aber auch ein paar Vorteile zu bieten. Es ist hochwertiger verarbeitet und besitzt eine der Preisklasse angemessene Haptik. Damit setzt es sich merklich von seinem kleinen Bruder ab.
Genau wie beim QX10 wird auch bei der Top-Version zunächst eine Klammer an den Tubus gesetzt, welche die Federhalterung am Smartphone ermöglicht. Dieser flexible Aufbau zeigt, dass Sony das modulare Konzept konsequent verfolgt – anstelle der Smartphone-Klammer könnte auch ein kleines Gehäuse gesetzt werden. Dieser Aufbau muss berücksichtigt werden, um den wirklich großen Vorteil des QX100 gegenüber der kleineren Version zu erkennen. Zwar wird auch beim QX100 der Akku von der Halteklammer bedeckt, nicht aber, wie es beim QX10 der Fall ist, der Slot für eine micro-SD-Speicherkarte, die in der Praxis zu Ärger führen kann (weiter unten mehr). Während beim QX10 also stets zunächst die Halterung „abgefrickelt“ werden muss, um an die Speicherkarte zu gelangen, kann beim QX100 seitlich direkt darauf zugegriffen werden. In der Praxis ist das ein größerer Fortschritt als man zunächst einmal meinen könnte. Die Bilder des Smartobjektivs werden übrigens auch auf dem Smartphone oder Tablett zum direkten Teilen gespeichert, das allerdings mit einer reduzierten Auflösung. Die volle Auflösung liegt bei 5472 x 3648 Pixeln.
Bei der Bedienung ändert sich ansonsten nichts gegenüber dem QX10. Auf der linken Seite des Smartobjektivs befinden sich eine Zoomwippe (die sich deutlich präziser bedienen lässt als bei unserem QX10) und der Auslöser. Die Einstellungen können auch über das Smartphone oder Tablet vorgenommen werden, alle weiteren Einstellungen müssen über die Smartphone-App vorgenommen werden. Diese bietet einen Funktionsumfang, der sich leider eher auf dem Niveau von Kompaktkameras der Mittelklasse befindet und nicht auf dem der RX100II. So können beispielsweise außer zwei Vollautomatiken die Programmautomtik und die Zeitautomatik nach Blendenvorwahl eingestellt werden, und auch den Weißabgleich oder Fokusmodus kann der Fotograf wählen.
Die wichtige Vorgabe der Empfindlichkeit im Bereich von ISO 160 – 6400 obliegt aber auf jeden Fall der Automatik, die bei wenig Licht (Innenaufnahmen) fast immer in die Vollen geht und ISO 3200 einstellt. Ob ein eben erst angekündigtes Firmware-Update nur eine Blendenautomatik nach Zeitvorwahl und einem erweiterten Empfindlichkeitsbereich oder auch die manuelle ISO-Wahl bringt, bleibt abzuwarten. Wer also den großen Funktionsumfang des Menüs einer RX100II erwartet. wird enttäuscht werden. Schade, denn das Smartphone ist als Bedienelement eigentlich prädestiniert für umfassende Menüs.
Das AF-Messfeld kann auf dem Monitor des Smartphones oder Tablets mit der Fingerspitze positioniert werden. Das klappt in der Regel sehr gut. Nur bei schlechten Lichtverhältnissen erscheint recht oft der schwarze Rahmen, der anzeigt, dass die Scharfstellung nicht durchgeführt werden konnte.
Die Verbindung des Smartobjektivs mit dem Smartphone erfolgt übrigens über WLAN. Das hat den Nachteil, dass z, B. ein iPhone oder iPad, sollte es in der Wohnung oder im Hotel mit einem WLAN-Netz verbunden sein, immer erst getrennt werden muss, um mit dem Objektiv zusammen arbeiten zu können. Und auch im Outdoor-Einsatz dauert die Koppelung recht lange, sodass Schnappschüsse mit dem QX100 nahezu unmöglich sind. Das gilt allerdings nur, wenn ein iOS-Smartphone genutzt wird. In Kombination mit unserem NFC-fähigen Sony XPeria Z1 war das QX100 im Augenblick einsatzfähig. Ebenfalls störend im Betrieb: Bei schnellen Bewegungen kommt es zu Nachzieh-Effekten. Wenn es hektisch wird, fühlt sich das QX100 also alles andere als wohl. Dazu kommt noch das oben angesprochene Problem mit der microSD-Speicherkarte. Obwohl das grüne Leuchten der LED zeigte, dass die Karte richtig eingelegt war, fanden sich die Bilder zweimal nur verkleinert auf dem Tablet – aber nicht in voller Größe auf der Speicherkarte. Das ist in einem Fall besonders ärgerlich, da die Kamera während einer kurzen Sonnenphase an einem trüben Tag eingesetzt wurde, um Praxisbilder bei niedrigen ISO-Werten zu machen. Wir reichen sie nach.
Abschließend noch etwas zur Bildqualität. Wie mit Blick auf den Technologiespender RX100II nicht anders zu erwarten war, ist diese bei den unteren ISO-Werten hervorragend. Rauschen wird bei entsprechenden Motiven bei ISO 1600 / ISO 3200 sichtbar. Die Kamera besitzt eine natürliche Farbdarstellung, während der Exmor-Sensor mit 20,2 MPix mit einer sehr hohen Auflösung und gestochen scharfen Bildern verwöhnt Um hier den Vergleich mit klassischen Smartphone-Kameras anzustellen: War schon das QX10 ein großer Fortschritt gegenüber normalen Smartphone-Knipsen, wird dieser beim QX100 noch einmal ein ganzes Stück größer und auch die meisten normalen Kompaktkameras werden mühelos übertroffen.
Alles in allem zeigt das rund 330 Euro teure QX100 wie viel Potential in Sonys Smartobjektiven steckt. Die Bildqualität ist hervorragend, das Handling ist dank der besseren Position des Kartenslots deutlich besser als beim kleinen Bruder. Allerdings hat auch das QX100 noch mit einigen Limitierungen zu kämpfen. Insbesondere die stark abgespeckte Smartphone-Software, sowie der deutliche Nachzieheffekt stören aktuell. Am meisten Spaß macht das QX100 damit in ruhigen Situationen. Eine Sony RX100II für Smartphone-/Tablet-Besitzer ist sie somit leider nicht.
Die folgende ISO-Reihe ist ein bisschen unorthodox, aber unter den Standardbedingungen im Studio konnten wir dem QX100 keine anderen Werte entlocken.
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