Zeiss Touit 2,8/12mm im Einsatz
Nachdem Prototypen auf der photokina 2012 vorgestellt worden waren, erfolgte Anfang letzter Woche die Präsentation der ersten Objektive von Carl Zeiss, die speziell für spiegellose Systemkameras entwickelt wurden. In München konnten das Zeiss Touit 2,8/12 mm und das Zeiss Touit 1,8/32 mm bei einem Fotospaziergang (bei mäßigem Wetter) ausprobiert werden.
Die wohl am häufigsten gestellten Fragen zuerst:
Frage 1: Was, zum Kuckuck, bedeutet Touit? Die Sache mit dem Kuckuk ist gar nicht so falsch. Laut der Pressemitteilung will Zeiss neue Objektivfamilien nach Vögeln benennen und damit eine Familienidentität schaffen – ähnlich, wie ein deutscher Automobilhersteller, der seine Autos nach Winden oder Sportarten benennt. Aber während man sich unter Passat oder Golf etwas vorstellen kann, ist Touit vielleicht doch nicht jedem gleich geläufig. Des Rätsels Lösung: Touit kommt vom Buntschwanzpapagei. O-Ton Zeiss: “Er ist sehr klein und agil und sein Gefieder leuchtet in sattem Grün. Die Touit-Papageien leben in Lateinamerika und der Karibik in äußerst unterschiedlichen Lebensräumen, von feuchttropischen Inselregionen über Tieflandregenwälder, Dornbuschsavannen bis hin in die Hochlagen der Anden auf bis zu 6000 Metern.” Alles klar? Alles klar! Man darf gespannt sein, welche Vögel wir auf diese Art noch kennenlernen werden.
Zeiss Touit 1,8/32mm im Einsatz
Frage 2: Für welche spiegellosen Systemkameras gibt es die Tuoit-Objektive? Für die Sony NEX- und Fujifilm X-Serie mit ihren APS-Sensoren. Das heißt, dass die Brennweiten 18 mm bzw. 48 mm bei Vollformat entsprechen. Dass es gerade diese beiden Systeme sind, hat drei Gründe. Zum ersten sieht Zeiss hier das Käufer-Potential für hochwertige und nicht ganz billige Festbrennweite. Zum zweiten wollte man sich auf eine Sensorgröße, nämlich APS, konzentrieren. Zum dritten haben Sony und Fujifilm die nötigen Informationen für die Anschlüsse zur Verfügung gestellt. Schade, dass es die Objektive nicht für die Canon M gibt, denn dort ist die Objektivdecke doch sehr, sehr dünn.
Frage 3: Wird es diese beiden Objektive auch für micro 4/3 (mFT) geben – immerhin ist Zeiss Mitglied der mFT-Gruppe? Wohl nicht. Wenn mFT, so die Aussage aus dem Zeiss-Management, dann mit entsprechend passend zur Sensorgröße gerechneten Objektiven, die noch kleiner und leichter sein müssten.
Frage 4: Kommen die Objektive aus Oberkochen? Nein. Sie werden nach den Qualitätsansprüchen von Zeiss in Japan gebaut.
Zu den Objektiven:
Sowohl das 12 mm wie auch das 32 mm sind minimalistisch geradlinig designt. Nicht einmal die Einstellringe haben eine Riffelung vorzuweisen, was aber dank des griffigen Belags in der Praxis kein Nachteil ist. Systembedingt weisen die NEX-Varianten nur einen Fokussierring auf, die X-Varianten zusätzlich einen Blendenring.
Beide Objektive sind nicht zierlich, aber leicht ausgefallen. Das 12 mm ist bei einem Durchmesser von 65 mm (88 mm mit Streulichtblende) rund 68 mm lang und 260 g (NEX) bzw. 270 g (X) schwer. Für das 32 mm gilt: Durchmesser 65 mm (75 mm mit Streulichtblende), Länge 60 mm (NEX) bzw.58 mm (X), Gewicht 200 g (NEX), 210 g (X). Beide Objektive lassen sich mit Einschraubfiltern versehen, die beim 32er einen Durchmesser von 52 mm, beim 12er einen Durchmesser von 67 mm haben müssen.
Das recht geringe Gewicht kommt vom Einsatz von Kunststoff dort, wo es sinnvoll ist, ohne die Qualität des Objektivs zu beeinträchtigen. Die Gehäuse sind z. B. aus Metall. In der Tat machen die beiden Festbrennweiten, die ich parallel an einer Sony NEX-6 und Sony NEX-7 nutzen konnte, einen sehr hochwertigen und soliden Eindruck, soweit man das nach wenigen Stunden beurteilen kann.
Für die Abbildungsleistung bedeutsamer ist natürlich das Innenleben. Das 12 mm ist aus 11 Linsen in 8 Gruppen aufgebaut, beim 32 mm sind es 8 Linsen in 5 Gruppen. Zur Optimierung der Bildqualität kommen asphärische Linsen und Linsen aus besonderen Gläsern mit anormaler Teildispersion zum Einsatz und Linsenränder werden mit schwarzem Lack versehen. Dadurch sollen besonders Farbfehler (chromatische Aberration) und Streulicht unterbunden werden – bei gleichzeitig hohem Auflösungsvermögen sowie minimaler Vignettierung und Verzeichnung. Für ein schönes Bokeh weisen die Blenden neun Segmente auf, die ein nahezu rundes Blendenloch freigeben. Beide Objektive weisen geringe kürzeste Einstellentfernungen auf. Das 32 mm lässt sich bis 37 cm, das 12 mm bis 18 cm fokussieren (gemessen ab Sensorebene).
Während der Pressekonferenz wurden MTF-Kurven sowie Grafiken für Verzeichnung und Vignettierung präsentiert, die laut Zeiss an Originalobjektiven gemessen wurden und beeindruckende Werte aufwiesen … und die sich in den ersten Praxisaufnahmen wiederfinden lassen, wie die Beipielsbilder in unseres Praxisbild-Galerien zeigen. Schon bei weit offener Blende können beide Objektive auf den ersten Blick überzeugen, auch wenn die beste Leistung erzielt wird, wenn man die Blende um zwei Stufen schließt. Vignettierung und Verzeichnug sind sehr gut auskorrigiert. Am Handling gab es im Zusammenspiel mit den beiden NEX-Modellen keine Probleme.
Die Preise sollen bei 799 Euro für das 1,8/32 mm und bei 1099 Euro für das 2,8/12 mm liegen.
Mehr Informationen zur Abbildungsqualität gibt es in d-pixx 3/2013 oder 4/2013 (je nachdem, wann Objektive für längere Zeit in die Redaktion kommen).
Nun aber zum Wichtigsten, den Bildern. Alle Bilder sind unbearbeitete JPGs.
Zeiss Touit 2,8/12 mm – Praxisbilder:
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Zeiss Touit 1,8/32 mm – Praxisbilder:
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