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Mit der SLT-A99 führt Sony den Vollformatsensor und die SLT-Technologie zusammen. Die erste Vollformatkamera des Konzens war die Alpha 900, die 2008 präsentiert wurde und rund 2800 Euro kostete(d-pixx 6/2008, Seite 28 und 1/2009, Seite 12). Knapp 6 Monate später kam die Alpha 850 heraus, die nur minimale Einschränkungen gegenüber der Alpha 900 hatte (d-pixx 5/2009, Seite 22), aber schon für ca. 2000 Euro zu haben war.

Die SLT-Technik wurde im September 2010 mit den APS-Kameras SLT-A33/A55 vorgestellt (d-pixx 6/2010, Seite 30), es folgten fünf weitere SLT-Modelle mit APS-Sensor. SLT steht für Single Lens Translucent (ergänze: Mirror), also einäugige Kamera mit teildurchlässigem Spiegel. Die SLT-Technik verleiht der A99 einen Alleinstellungsstatus unter den Vollformatmodellen – und damit verbunden hat sie auch einige Funktionen zu bieten, auf die die Anwender anderer Kameras mit 24×36 mm großem Sensor verzichten müssen.

Werfen wir aber zunächst einen Blick auf das Gehäuse. Die SLT-A99 wirkt bullig und geduckt, sieht der A77 sehr ähnlich und beide lassen Erinnerungen an die Silhouette der Minolta Dynax 9xi aufkommen, obwohl die kein Betriebsartenwählrad auf der linken Gehäuseschulter hatte. Die A99 hat einen sehr ausgeprägten Handgriff, der angenehm konturiert ist und zusammen mit der Daumenmulde auf der Rückwand für sehr guten Halt sorgt. Das macht die Kamera jedoch nicht leichter: Mit dem Vario Sonnar 2,8/24-70 mm T* (ZA) – mit blauem Zeiss-Logo auf der linken Seite – wiegt sie satte 1930 Gramm. Und weil wir gerade bei Maßen und Gewichten sind: die SLT-A99 ist 151 mm breit (inklusive Ösen), 112 mm hoch und 78 mm tief, wenn der schwenk- und drehbare 3″-Monitor an der Rückwand anliegt. Für das Gehäuse kommt eine Magnesium-Legierung zum Einsatz. An Nahtstellen und um Einstellelemente herum sorgen Dichtungen dafür, dass Staub und Nässe nicht zum Innenleben vordringen können.

Einstellelemente sind reichlich vorhanden und die wesentlichen Funktionen können schnell und direkt aufgerufen und verändert werden. Da sich die Belegung der Tasten ändern lässt, kann man unter 33 Funktionen die wählen, die für einen selbst wichtig sind.

Neu und außerordentlich praktisch ist der Multi-Controller. Hier kann man zunächst eine von sechs Funktionen wählen (Fokusmodus, AF-Feld-Modus, AF-Feld-Wahl, Belichtungskorrektur, ISO-Wert, Belichtungsmesscharakteristik) und dann am Drehrad die passende Einstellung auswählen. Das passiert lautlos, was natürlich beim Filmen von Vorteil ist. Auch der Joystick im Griffbereich des rechten Daumens arbeitet lautlos, während die beiden Einstellräder (Zeigefinger, Daumen) rasten und dabei leise klacken, was im Moviemodus mit auf die Tonspur kommt.

Apropos Moviemodus: Es sind Full-HD-Filme mit 60, 50, 25 und 24 fps möglich. Dank SLT-Technik steht der Autofokus permanent zur Verfügung. Er arbeitet in den allermeisten Fällen sicher und schnell. Bei schlechten Lichtverhältnissen kann die Schärfe aber auch mal für einen oder zwei Momente daneben liegen. Fürs Filmen gut und wichtig: der spezielle Auslöser, das große, eingebaute Stereomikrophon, der Anschluss für ein externes Mikro.

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Zur weiteren Ausstattung gehören ein neuer Blitzschuh und der 3″-Monitor auf der Rückwand.

Beim Blitzschuh wendet sich Sony von dem Zwei-Schienen-Modell ab, das Minolta seinerzeit präsentierte und die Einsatzmöglichkeiten von Geräten der Dritthersteller drastisch einschränkte. Mit dem neuen Blitzschuh ist das jetzt anders. Er entspricht mechanisch all den anderen Blitzschuhen, weist aber natürlich spezielle Kontakte auf, die die Kommunikation zu passenden Sony-Blitzgeräten sicherstellen.

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Der Rückwandmonitor ist als einziger in der Vollformatklasse schwenk- und drehbar gelagert. In einer möglichen Endposition ist der Monitor von vorn oberhalb des Sucherdachs zu sehen. Die Wiedergabe auf dem Bildschirm mit seinen rund 1,22 Mio. Dots ist sehr gut und die Farben kommen natürlich.

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Wenn man aus extremen Blickwinkeln fotografieren möchte oder auch bei der Arbeit mit einem Stativ ist es angenehm, dass der Monitor als Sucher genutzt werden kann. In den meisten anderen Fällen wird er jedoch nur die zweite Geige spielen, denn der aus der SLT-A77 oder NEX-7 bekannte elektronische Sucher ist hervorragend. Dank OLED-Technik und 2,4 Mio. Dots (786.432 echten Bildpunkten) zeigt er ein scharfes, brillantes Bild, sowohl in hellen wie auch dunklen Umgebungen. Das Sucherbild zeigt 100 % des Bildfildes. Das gibt es bei einigen DSLRs auch, aber im Gegensatz zu SLR-Suchern kann man im SLT-Sucher das Bild so sehen, wie es später aufgenommen wird – die Auswirkungen von Weißabgleich oder Belichtungskorrekturen sind sofort erkennbar. Lobenswert: Es gibt zwei Wirkungsweisen der Abblendtaste. Einmal wird das Sucherbild wie gewohnt dunkler, das andere Mal bleibt es hell, zeigt aber, wie sich die Schärfenzone durch Öffnen und Schließen der Blende ändert.

Auf beiden Monitoren kann man sich eine Vielzahl von Informationen anzeigen lassen. Für mich sehr wichtig: das Histogramm und die elektronische Wasserwaage, die in zwei Achsen arbeitet.

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Das Bild für die beiden Monitore und fürs Speicherkärtchen kommt von einem neuen CMOS-Vollformatsensor. Wie schon bei den beiden ersten Vollformatmodellen A900 und A850 weist der Sensor rund 24,3 Mio. Pixel auf, von denen 6000 x 4000 für das Bild verwendet werden. Gegenüber den Vorgängersensoren sind beim neuen die Abstände zwischen den einzelnen Pixeln minimiert worden, sodass die Pixel größer wurden. Das ist zum einen wichtig, da das SLT-System einen gewissen „Lichtverlust” mit sich bringt und zum anderen, weil größere Pixel besseres Rauschverhalten ermöglichen. In der Praxis zeigt sich, dass die A99 der betagten A900 gute 2 EV voraus ist. Das neue Sony-Top-Modell hat bei ISO 3200 noch ein sehr sauberes Bild, bei der A900 muss man dafür ISO 800 einstellen. Auch bei ISO 6400 macht die A99 noch eine (recht) gute Figur. Sie kommt hier zwar nicht an die Canon EOS 5D Mark III (5760 x 3840 Pixel) heran, ist aber besser als die NEX-7, die auf ihrem APS-Sensor ebenfalls 6000 x 4000 Bildpunkte bietet. Das Auflösungsvermögen ist mit dem (teueren und schweren) 2,8/24-70 mm Zeiss-Zoom sehr gut bis hervorragend.

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Die SLT-Technik beruht auf einem Spiegel im Strahlengang zwischen Objektiv und Sensor, der das Licht vom Objektiv allerdings nicht zum Sucher umlenkt, wie es bei der DSLR der Fall ist. Der Spiegel ist teildurchlässig und lässt etwa 2/3 des Lichts zum Sensor passieren und lenkt etwa 1/3 zu einem Chip um, der den Autofokus per Phasendetektion möglich macht. Das bedeutet, dass der AF-Chip mit seinen 19 Sensoren, von denen 11 als Kreuzsensoren ausgeführt sind, immer aktiv ist, auch bei Serienaufnahmen oder während einer Movieaufzeichnung. Zusätzlich sind noch 102 AF-Sensoren in den Aufnahmesensor integriert, die ebenfalls für das Phasendetektionsverfahren geeignet und permanent ansprechbar sind.

Als neuen AF-Modus neben Einzelbild- und Nachführ-AF (zwischen denen auch automatisch umgeschaltet werden kann) gibt es die Betriebsart AF-D. Hier spielen alle AF-Sensoren (also insgesamt 121) zusammen, um auch Objekte, sie sich schnell bewegen, in der Schärfe zu halten.

In Sachen Fokussierung bietet die A99 aber noch mehr: beim manuellen Scharfstellen hilft die Kantenbetonung der Motivteile, die in der Schärfe liegen, es gibt eine Fokuslupe mit 5,9- bis 11,7-facher Vergrößerung und es gibt den neuen Fokus-Limiter. Mit einem Druck auf die Taste „AF-Range” wird er aktiviert. Dann können mit den beiden Einstellrädern die vordere und hintere Grenze des Fokusbereichs festgelegt werden. Das hat zum Beispiel bei Aufnahmen im Zoo den Vorteil, dass die Schärfe nicht versehentlich auf ein Gitter im Vordergrund oder ein Gebäude im Hintergrund gelegt wird. Das hat allerdings nichts mit der Ausdehnung der Schärfenzone zu tun – für die muss man die passende Brennweite und Blende wählen.

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Für Belichtungsmessung und –steuerung, Weißabgleich, Einflussnahme auf die Bildwirkung und Speicherformate bietet die A99 alles, was eine Profikamera braucht, und mit acht Motivprogrammen, Schwenkpanorama (max. 12,416 x 1,856 Pixel), 11 Filtern (inkl. Spielzeugkamera!) oder Klarbildzoom (Digitalzoom) sogar ein bisschen mehr.

Weiteres aus dem umfangreichen Ausstattungsangebot: GPS-Modul; HDR-Automatik mit der Möglichkeit, die Schrittweite zu beeinflussen; Bracketing für schwierige Lichtverhältnisse (und die „normale” HDR-Erstellung); Kombination von sechs Aufnahmen für weniger Rauschen bei wenig Licht; bis zu 6 B/Sek. im Serienbildmodus mit voller Auflösung und bis zu 10 B/Sek. bei Beschränkung auf 2460 x 1760 Pixel, was mit einer scheinbaren Brennweitenverlängerung einhergeht.

Alles in allem zeigt sich die Sony SLT-A99 als bisher beste Vollformat-Systemkamera von Sony. Sie spielt unverkennbar in einer Liga mit den Modellen von Canon und Nikon, vor denen sie sich in der Abbildungsleistung nicht zu verstecken braucht und denen sie in Sachen Ausstattung und Bedienkomfort eine Nasenlänge voraus ist.

Preis: ca. 2800 Euro (Gehäuse)

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