Das Abfotografieren mittels Digitalkamera von Dia- und Negativfilmaufnahmen ist eine Alternative zum Digitalisieren per Scanner. Dazu schnell und relativ preiswert.

Wohl jeder, der schon länger fotografiert, also schon vor der Erfindung der digitalen Bildaufzeichnung, besitzt als Originale Filme: Dias, Farb- und Schwarz/Weiss-Negative. Darunter sind etliche erstklassiger Qualität, die man auch heute noch gerne anschaut. Oder zumindest solche, die einen hohen Erinnerungswert besitzen, unabhängig ihrer technischen Qualität. Verständlich der Wunsch, die analogen Schätzchen einfach und bequem, wie heute dank Digitalkamera gewohnt, als digitale Bilddatei am Rechner jederzeit schnell betrachten, drucken, ausbelichten oder beispielsweise in einem Fotobuch ziemlich haltbar archivieren zu können.

 

Scannen?

 

Der Weg dahin führt nach verbreiteter Meinung über einen Scanner. Leider wird gerade für das Kleinbildformat ein spezieller Filmscanner benötigt (größere Filmformate ab 6×6 cm lassen sich auf einem guten Flachbettscanner mit Durchlichteinheit in brauchbarer Qualität scannen). Die beliebten Filmscanner für KB-Filme von Nikon und Konica-Minolta werden nicht mehr angeboten und wer sie nutzt muss damit leben, dass ein einzelner Filmscan in bester Qualität mehrere Minuten plus Nachbearbeitungszeit in einem Bildbearbeitungsprogramm dauert. Aber die Filmscanner sind noch nicht ausgestorben. In d-pixx 2/2012 werden zwei Geräte von Plustek und Braun näher vorgestellt.

 

Einfach Abfotografieren

Die Alternative zum Scanner ist das Abfotografieren. Schon zu Filmzeiten hat man so Dias oder Negative reproduziert: per geeigneter Repro-Einrichtung, KB-Kamera und Makro- oder Vergrößerungsobjektiv am Balgen, so dass eine KB-Vorlage im Verhältnis 1:1 formatfüllend und gut ausgeleuchtet aufgenommen wurde. Mit einer digitalen Kamera geht das natürlich auch. Verfügt die Kamera über einen guten Sensor mit sagen wir 16 MPix und gutem Dynamikumfang, übertrifft die Aufnahmequalität locker die Bildqualität vieler Filmscans – besonders in der maximal erzielbaren Druckgröße bei 300 dpi Auflösung.

Allerdings – ohne exakt ausgerichteten Reproaufbau (etwa aus Stativ mit Einstellschlitten, Kamera plus geeignetem Objektiv, einem von hinten gleichmäßig beleuchtetem Film-/Diahalter),  bei dem sich Aufnahmeebene von Kamera und Film-/Diaebene im perfekten Einklang befinden müssen, sind keine wirklich guten Ergebnisse zu erwarten. Und dieser perfekte Aufbau ist nur zeitaufwendig erreichbar.

Eine erschwingliche Alternative zur Eigenkonstruktion ist der Dia-Digitalisierer von digilightbox, der natürlich auch Filmnegative digitalisiert, von KB bis Rollfilm.

Man braucht zusätzlich nur die passende Digitalkamera. Geeignet sind alle Modelle ab 8-10 Mpix-Sensor, die die Fläche eines KB-Dias/Negativs formatfüllend und scharf abbilden können. Das beherrschen auch etliche Kompakt- oder Bridge-Modelle mit Makro-Funktion.

 

Durchdachte Konstruktion

Der Dia-Digitalisierer von Ulrich Reeh aus Steinheim am Albuch ist solid aus formstabilen geschliffenen Multiplexplatten gefertigt, rutschfeste Gummifüße sorgen für einen festen Stand. Die leichte Neigung der Arbeitsplatte ergibt automatisch einen sicheren Halt gerahmter Dias auf dem Diahalter vor der Leuchtplatte. Diese ist im Lieferumfang inklusive Netzteil enthalten und liefert ein gleichmäßiges Licht mit 5000 Kelvin (Tageslichtcharakter). Zwei exakt verstellbare wie arretierbare Einstellschlitten bieten die schnelle und einfache Justierung von Kamera- sowie Leuchtplattenposition. Der Einstellschlitten für die Kamera (mit Schraube für 1/4 Zoll Stativgewinde) ist sowohl nach vorne als auch seitlich individuell verstellbar. Somit ist jeder Abstand zum Dia/Negativ auf der Leuchtplatte möglich, von 0 bis zu 40 cm, 47 cm mit der ebenfalls erhältlichen Lang-Version. Diese ist ratsam beim Einsatz von Makro-Objektiven über 100 mm Brennweite, besonders bei Sensoren im APS-Format. Die maximale Belastung durch eine Kamera liegt bei 3 kg.

 

Dia/Negativhalter à la Legoland

Enthalten im Lieferumfang ist eine spezielle Anlegeschablone für gerahmte Dias, die trotz ihres Aussehens „wie aus dem Lego-Baukasten“ in der Praxis bestens funktioniert: kleine Saugnäpfe halten sie sicher auf der Leuchtfläche.

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Zum guten Halt sollte das Glas der Leuchtplatte sauber und fettfrei sein, günstig ist vor dem Anpressen der Saugnäpfe ein leichtes Anfeuchten der Innenseite.

Als Zubehör erhältlich sind zwei weitere Halter ähnlicher Konstruktion:

–  für KB-Filmstreifen von Dia- und Negativfilm, deren Einzelaufnahmen man darin, feinfühlig per Hand gezogen, im Sucher der Kamera positionieren kann. Die Filme werden vom Halter plan gehalten.

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– für Rollfilm 6×6, ungerahmt oder gerahmt. Entfernt man einen Steg, passt auch 6×7.

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Mehr Möglichkeiten durch den optionalen Fotohalter

Wer dann alle Dias und Negative aus seinem Archiv digitalisiert hat, kann mit seinen Albumfotos (bis 10×15 cm) fortfahren, ebenso kleine Dinge wie Briefmarken oder Münzen perfekt reproduzieren. Der als Zubehör erhältliche Fotohalter mit magnetischer Oberfläche, 2 Halteplatten und 2 kleinen Neodym-Magneten wird einfach anstelle der Leuchtplatte eingeschoben.

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Bequemes, schnelles digitalisieren

Der Dia-Digitalisierer hat etwa die Abmessungen 30×40 cm, passt so gut auf einen Arbeitstisch. Die Höhe der montierten Kamera erlaubt einen guten Sucher-/ Monitorblick bequem im Sitzen, das Leuchtpult mit dem Dia- oder Filmhalter ist per Hand ebenfalls leicht erreichbar.

Für den Test ausgewählt wurden zwei unterschiedliche Kamerasysteme.

Die Gruppe der All-in-One- oder Bridge-Kameras vertrat die Konica-Minolta Dimage A2 (1/2,3” Sensor mit 8 MPix), die bei ca. 200 mm Brennweite über einen Makromodus verfügt.  Empfindlichkeitseinstellung für minimales Rauschen war ISO 64. Selbst dieses inzwischen in Bezug auf den Sensor veraltete Kamerasystem liefert so eingestellt gute Ergebnisse für die Bilderschau am PC oder Ausbelichtungen/Drucke bis etwa A4.

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Als Vetreterin der DSLRs kam die Pentax K-5 (APS-Sensor mit gut 16 MPix) und Pentax 2,8/100 mm SMC-A Makro. Empfindlichkeitseinstellung ISO 200.

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Alternativ kam ein hochwertiges 4/80 mm Vergrößerungsobjektiv Componon-S (adaptiert über T2/K-Bajonett-Adapter) zum Einsatz. Die Scharfstellung erfolgt dann über den Einstellschlitten des Digi-Digitalisierers. 6×6 Repros mit 12 mm Zwischenring plus Pentax 1,4/50 mm SMC-A bei Blende 8. In besserer Qualität auch möglich mit hochwertigem Vergrößerungsobjektiv (getestet mit Durst Neonon f2,8/50 mm bei f5,6).

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Während man mit der Dimage A2 alle Formate von KB-Dia bis 6×6 aufnehmen kann, es ist lediglich die Aufnahmeentfernung anzupassen, benötigt die Pentax K-5 aufgrund ihrer Sensorgröße bei 100 oder 80 mm Objektivbrennweite einen größeren Abstand zum 6×6 Film, als ihn der Dia-Digitalisierer in der Normalausführung bieten kann. Ab 4,5×6 cm Filmformat wird also ein Objektiv mit 50 mm Brennweite benötigt (ein 50er Makro, ein normales 50er mit Zwischenring oder besser ein gutes 50er Vergrößerungsobjektiv) Mit dieser Brennweite ist allerdings ein KB-Dia nicht formatfüllend abbildbar – hier braucht man 80 oder 100mm Brennweite. Mit einer SLR, die einen Sensor im vollen KB-Format hat, müsste ein 50 mm Objektiv funktionieren, aber das konnte nicht ausprobiert werden.

Fazit

Der Dia-Digitalisierer von digilightbox ermöglicht (bei entsprechend hochwertiger Kamera- und Objektivqualität) digitale Reproduktionen von Dias und Negativfilmen in bester Qualität. Besonders bei gerahmten Dias und etwas Übung geht das recht fix. Der Sensor der K-5 verfügt über einen sehr guten Dynamikumfang, so dass auch kontrastreiche Dias in Lichter- und Schattenzeichnung gut abgebildet werden.

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Dennoch kann eine Bearbeitung der RAW-Daten da noch so einiges an Zeichnung herausholen – sofern im Dia vorhanden. Ist man im Besitz einer guten Digitalkamera nebst hochwertigem Makro- oder adaptierbaren Vergrößerungsobjektiv, bekommt man für rund 179 Euro mit dem Dia-Digitalisierer eine schnelle Alternative zum hochwertigen Filmscanner einer wesentlich teureren Preisklasse. Eine sorgfältige Reproduktion in Bezug auf beste Schärfe und optimale Belichtung natürlich vorausgesetzt. Die beiliegende Bedienanleitung ist sehr ausführlich und beinhaltet die wichtigsten Tipps für einen optimalen Arbeitsablauf.

 

Wichtige Aufnahme-Tips

Bereits etwa drei Minuten vor Beginn der Aufnahmen die Leuchtplatte anschalten, erst danach hat sie die optimale Leistung erreicht.

Dia-/Negativfilme vor dem Abfotografieren entstauben (Blasebalg, weicher Staubpinsel), das reduziert die nachträgliche Retusche am PC.

Besonders bei der relativ schweren K-5 ist es für unverwackelte optimal scharfe Aufnahmen sehr wichtig, die Kamera nicht direkt auszulösen. Also, sehr praktisch, mit dem eingebauten 2 Sekunden-Selbstauslöser arbeiten oder alternativ per Fernauslöser, wobei man am besten auch die Spiegelvorauslösung aktiviert.

Abblenden sollte man die Objektive um 2-3 Blenden, ein Mehr verschlechtert wieder die erzielbare Qualität.

ISO-Empfindlichkeit möglichst im Bereich des geringsten Rauschens und der besten Detailwiedergabe (Maximum K-5: ISO 200), um das mit fotografierte Filmkorn nicht noch „anzureichern“. Weißlichtabgleich auf 5000 K oder „Blitz“ einstellen, falls die Auto-Einstellung nicht gefällt.

Jede Aufnahme sofort mittels Kameramonitor auf optimale Schärfe und Belichtung überprüfen (hineinzoomen und Histogramm-Anzeige nutzen).

Für beste Nachbearbeitungsmöglichkeiten in einem Bildbearbeitungsprogramm sollten die Aufnahmen im RAW-Format gemacht werden.

 

Nachträgliche Bildoptimierung

Wen bei hochempfindlichen Filmmaterialien zu deutlich sichtbar werdendes Filmkorn stört, kann mit einer Software gegen Bildrauschen wie Noise Ninja die Körnigkeit vorsichtig reduzieren. Die digitalen Bilddaten benötigen unabhängig davon eine Optimierung in einem Bildbearbeitungsprogramm für beste Ergebnisse – hier wurde das erschwingliche Photoshop Elements 9 eingesetzt.

Bei RAW-Daten ist eine Nachschärfung nicht verkehrt: unter „Überarbeiten“ findet sich „Unscharf maskieren“ für eine Verbesserung mit Gefühl. Ebenso meist generell nötig ist die Entfernung von Staubpartikeln.

Bei abfotografierten Negativen führt der Weg zum Positiv über: Filter > Anpassungsfilter > Umkehren.

S/W-Negative weisen auch noch nach der Umkehrung meist einen leichten Grünstich auf, der verschwindet zuverlässig, wenn man nach allen anderen Verbesserungen wie Ausflecken und Nachschärfen das Foto unter „Überarbeiten“ „in den SW-Modus konvertieren“ auswählt.

Farbnegative brauchen nach der Umkehrung fast immer eine Überarbeitung der Farbwiedergabe: hier geht man unter „Überarbeiten“, „Beleuchtung anpassen“ zur Tonwertkorrektur und bestimmt dort für jeden RGB-Kanal (Rot, Grün, Blau im Aufklappmenü unter Einstellung: RGB) einzeln den Weißpunkt oder Graupunkt per Pipette.

 

Beispiele

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Infos

www.digilightbox.de

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