Die EOS 450D ist eine typische Einsteiger-EOS – ich denke, dass man von “typisch” sprechen kann, auch wenn es nur drei Vorgängermodelle gibt. Die EOS 450D ist klein, leicht, preisgünstig (aber nicht die kleinste, leichteste und preisgünstigste D-SLR-Einsteigerkamera) und sehr gut ausgestattet (die kompletten technischen Daten finden Sie in der Rubrik “Datenblätter”.)
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Canon EOS 450D – erster Eindruck – zu den Bildern
Die Beispielsbilder wurden mit dem neuen Set-Objektiv EF-S 3,5-5,6/18-55 mm IS gemacht, das wir in d-pixx 1/2008, Seite 36 vorgestellt haben und das 8 von 10 Punkten erhielt.
Die Bilder wurden im RAW-Modus aufgenommen und mit Canon Digital Photo Professional 3.3.0.0 in JPEG gewandelt. Veränderungen sind in den Bildtexten angegeben.
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Die erste Frage bei einer neuen Kamera ist (leider) meist: Wie viele Megapixel hat sie? Die Standardantwort für neue D-SLR-Modelle sollte sein: mehr als genug, da wir schon aus 6-MPix-Bildern gute Ausdrucke im Format A2 machen konnten. Wie dem auch sei: Die EOS 450D bietet rund 12 Megapixel für 4272 x 2828 Pixel große Bilder, und damit zwei MPix mehr, als die EOS 400D und EOS 40D. Dass die neue Einsteigerkamera mehr Megapixel hat, als das aktuelle Oberklassenmodell ist Canon-typisch (siehe auch d-pixxNET 1/2008).
Die nächste Frage lautet dann: Wenn sie mehr Pixel auf der gleichen Sensorfläche hat (22,2 x 14,8 mm, Crop 1,6x) – wie sieht es mit dem Rauschen aus. Manchmal frage ich mich, wie viele Bilder wirklich mit ISO 800 und höher gemacht werden müssen, denn schließlich wurde das Stativ schon erfunden. Die ersten Bilder zeigen: es sieht sehr gut aus. Bis ISO 800 gibt es keine Probleme und bei ISO 1600 ist Rauschen zwar auf dem Monitor bei 100 % sichtbar, aber nur unwesentlich deutlicher, als bei der EOS 400D. Ein Vergleich mit der EOS 40D steht noch aus
41 mm, 1/80 Sek., Blende 8, ISO 200
RAW: Tiefen im Histogramm optimiert
34 mm, 1/50 Sek., Blende 8, ISO 1600
Das Angebot der Belichtungsmesscharakteristika wurde um die Spotmessung ergänzt, die 4 % des Bildfeldes erfasst. Das ist bei Aufnahmen von sehr kontrastreichen Motiven wichtig, da man zum Ersten einen kleinen neutralgrauen Punkt im Motiv anpeilen kann (was sich bei der Arbeit mit einem Zoom durch Messen bei längster Brennweite noch präzisieren lässt). Zum anderen kann man mit dem kleinen Messfeld gut verschieden helle Punkte im Objekt “abtasten” und nach dieser Multispotmessung einen passenden Mittelwert einstellen. Rechnen muss man allerdings selbst. (Die Canon T90, noch ohne Autofokus, von CMOS ganz zu schweigen, war schon in der Lage, mehrere Spotmesswerte zu verarbeiten. Sic transit gloria mundi.) Allerdings dürfte die Spotmessung nur für wenige Interessenten einer EOS 450D kaufentscheidend sein.
55 mm, 1/30 Sek., Blende 11, ISO 1600
RAW: Farbtemperatur aus 2800 K, Kontrast auf +2
55 mm, 1/8 Sek., Blende 11, ISO 400
RAW: Farbtemperatur aus 2800 K, Kontrast auf +2
55 mm, 1/2 Sek., Blende 11, ISO 100
RAW: Farbtemperatur aus 2800 K, Kontrast auf +2
Nicht neu für eine Canon EOS, aber neu für eine Canon EOS der Einsteigerklasse ist die Live-View-Funktion – also die Möglichkeit, den Monitor als Sucher einzusetzen. Natürlich wird das nicht permanent genutzt. Der Reflexsucher ist die bessere Alternative – zumal das Sucherbild bei der EOS 450D angenehm groß ist. Es ist größer, als bei den Vorgängern (0,87-fach gegenüber 0,80-fach) und kommt damit nah an die EOS 30D (0,90-fach) heran, nicht aber an die EOS 40D (0,95-fach). Es ist auch heller als bei der EOS 400D, was auf eine bessere Vergütung der Spiegel im Spiegelprismensucher zurückzuführen sein soll.
Um Live-View zu nutzen, muss die Funktion im Menü (sehr übersichtlich dank der “Karteikarten”) aktiviert werden. Dann genügt ein Druck auf die Set-Taste auf der Rückwand, um das Live-Bild auf dem 3″-Monitor zu sehen.
Während die EOS 40D und die EOS-1D Mark III und 1Ds Mark III auch im Live-View-Betrieb nur den AF-Sensor für die automatische Scharfstellung nutzen können (Phasendetektion im QuickModus), kann die EOS 450D auch über den Bildsensor scharf stellen (Kontrastdetektion im LiveModus).
55 mm, 1/250 Sek., Blende 8, ISO 100
18 mm, 1/200 Sek., Blende 8, ISO 100
Anders als bei der Panasonic Lumix L10 funktioniert die Scharfstellung per Kontrastdetektion mit allen Objektiven. Bei einigen ersten Stativaufnahmen im Tabletop-Bereich war es sehr praktisch, das AF-Feld mit Blick auf das Motiv verschieben zu können. Die Scharfstellung erfolgte dann aber recht zögerlich.
Die Scharfstellung per Phasendetektion läuft im Live-Modus zwar so umständlich ab, wie bei anderen Kameras auch, die den Bildsensor als Live-View-Sensor nutzen (was beispielsweise die Sony Alpha300/Alpha350 nicht tun). Das heißt, dass für jeden Fokussiervorgang der Spiegel bewegt werden muss. Dadurch wird ein Teil des einfallenden Lichtes über einen Hilfspiegel zum AF-Sensor gelenkt. Das ist mit den typischen Spiegelgeräuschen verbunden. Unter denselben Bedingungen wie oben angesprochen, erfolgte die automatische Scharfstellung schneller.
Für einige Makroaufnahmen wurde manuell fokussiert, was mit Hilfe der Monitorlupe sehr gut und sicher vonstatten ging. Sehr angenehm: Belichtung und Weißabgleich können am Live-Bild überprüft werden.
Egal in welchem Modus und ob mit automatischer oder manueller Scharfstellung: dass der Monitor ein sehr helles und scharfes Bild zeigt, das auch aus flachem Winkel gut zu sehen ist, tröstet nicht darüber hinweg, dass er nicht beweglich gelagert ist. Das wird bei den nächsten EOS-Modellen hoffentlich besser gelöst.
55 mm, 1/80 Sek., Blende 8, ISO 100
RAW: Belichtung -0,5 EV
18 mm, 1/500 Sek., Blende 8, ISO 100
Eine sehr praktische “Zweitverwertung” des Live-View-Modus ist Fernsteuerung der Kamera vom Computer aus, dessen Monitor als Sucher und Einstellzentrale genutzt werden kann.
Bei den ersten Wechseln der Speicherkarte passierte es immer wieder, dass ich nach einer CF-Karte griff – die dann allerdings nicht genutzt werden konnte. Die EOS 450D ist die erste der Serie, die nur mit SD/SDHC-Karten bestückt wird. Das bringt außer anfänglicher Verwirrung mit sich, dass beim Wechsel von einer EOS 300D/350D/400D zur 450D die Speicherkarten mit verkauft werden müssen. Bei den ersten Aufnahmen mit SanDisk Extreme III-Karten waren in der Praxis aber keinerlei Probleme zu bemerken. Die in den technischen Daten angegebene Aufnahmefrequenz von 3,5 Bildern pro Sekunde wurde mit JPEG- und RAW-Dateien erreicht. Bei JPEGs wurde die Serie nach 45 Bildern langsamer, bei RAWs nach 6 Bildern. Weil gerade von Geschwindigkeit die Rede ist: die EOS 450D ist praktisch sofort aufnahmebereit und Auslöseverzögerung spielt keine Rolle.
55 mm, 1/200 Sek., Blende 8, ISO 100
55mm, 1/100 Sek., Blende 8, ISO 800
RAW: Belichtung -0,5 EV
Weitere Verbesserungen gegenüber der EOS 400D betreffen die Bildverarbeitung, für die erstmals in der Einsteigerklasse ein Digic III Prozessor verwendet wird. Seine Rechenpower wird u. a. auch dazu benutzt, um bei Aufnahmen von kontrastreichen Motiven Lichter und Schatten schon in der Kamera zu optimieren. Außerdem gibt es, wie bei der EOS 40D, die Möglichkeit, eine besondere Rauschreduzierung für hohe ISO-Werte zu aktivieren (die Aussagen zum Rauschen oben betreffen Aufnahmen, bei denen diese Möglichkeit nicht genutzt wurde).
Die Energie für alle Arbeiten kommt aus einem neuen Akku (LP-E5), der mehr Aufnahmen ermöglichen soll, als der NB-2L der EOS 400D. Allerdings haben wir noch nicht genug Aufnahmen gemacht, um das beurteilen zu können.
Das Gehäuse der EOS 450D liegt gut in der Hand, auch wenn es für mich etwas größer und mit einem wuchtigeren Griff versehen sein dürfte. Die Umverteilung der Einstellelemente auf der Rückwand zugunsten des 3-Zoll-Monitors ist allenfalls beim parallelen Arbeiten mit einer EOS 400D ein Thema. Im “Einzelbetrieb” ist hier nichts zu bemängeln. Im Gegenteil: die hinter den Auslöser gewanderte ISO-Taste ist sehr praktisch. Da der ISO-Wert nun auch im Sucher angezeigt wird, ist es kein Problem, die Empfindlichkeit schnell einmal zu ändern, ohne die Kamera vom Auge zu nehmen.
18 mm, 1/400 Sek., Blende 8, ISO 100
55 mm, 1/400 Sek., Blende 8, ISO 100
Mehr zur neuen Canon EOS 450D lesen Sie in der nächsten Print-Ausgabe der d-pixx, die am 5. Juni zu den Verkaufsstellen kommt. Aber es müsste schon sehr viel passieren, um der EOS 450D eine gute Bewertung zu vermasseln.
Möglicherweise fragt sich der ein oder andere, ob die EOS 40D von der EOS 450D überflügelt wird. Die Antwort: Nein. Die EOS 40D hat das bessere Gehäuse mit dem besseren Handgriff , ein noch größeres, helleres Sucherbild, das Daumeneinstellrad, das allen kleinen EOS-Modellen fehlt, 1/8000 Sek. als kürzeste Verschlusszeit, ISO 3200 als höchste Empfindlichkeit. Für den Weißabgleich können bei der EOS 40D Kelvin-Werte eingestellt werden, zudem erlaubt sie mit rund 6,5 B/Sek. deutlich schnellere (und dazu längere) Serien, sie hat einen stärkeren Akku und kann kabellos ferngesteuert werden.
Herbert Kaspar