Die Fujifilm X-H1, über die lange im Netz spekuliert wurde, ist nun Wirklichkeit. Ich konnte sie schon ausprobieren. Daher gibt es heute nicht nur ausführliche Informationen zum Body und dessen Funktionen, sondern auch schon erste Test-Bilder und Aufnahmen zur Beurteilung des Rauschverhaltens.
Die spiegellosen Systemkameras von Fujifilm gibt es seit Januar 2012. Sie haben sich in diesen 6-Jahren als feste Größe auf diesem Markt etabliert.
Nicht nur Amateure, sondern auch Profifotografen erkannten das Potential, das in den X-Modellen steckt. Besonders die X-T2 kam und kommt bei Profis sehr gut an. Seit Herbst 2016 hat sie allerdings im Sinne des Wortes große Konkurrenz im eigenen Haus, in Form der Fujifilm GFX, die mit ihrem 51-MPix Mittelformatsensor aber doch in anderen Liga spielt.
Nun wird es noch ein bisschen enger für die X-T2. Die eben neu vorgestellte Fujifilm X-H1 ist das aktuell leistungsstärkste Modell der X-Serie.
Bei der Entwicklung wurde sehr viel Wert darauf gelegt, Wünsche zu erfüllen, die von Profis an Fujifilm herangetragen wurden, und konsequenterweise ist die X-H1 auch eine Kamera geworden, die Profis anspricht. Aber sie wird aber auch sehr viele Freunde unter den Amateuren finden, die Wert auf eine Top-Ausrüstung legen. Dass die Objektive in Sachen Top-Qualität mitspielen, haben sie in vielen Tests, auch bei uns, ja schon bewiesen.
Die Bildstabilisierung sitzt im Gehäuse der Fujifilm X-H1
Eine Funktion, über die im Vorfeld viel diskutiert wurde, ist die Bildstabilisierung im Gehäuse und tatsächlich bietet die X-H1 IBIS (= In Body Image Stabilization).
Die Stabilisierung ist für fünf Bewegungen der Kamera möglich. Gerade auf/ab. Gerade rechts/links. Schwenken um die vertikale Achse. Schwenken um die horizontale Achse. Drehen um die optische Achse.
Der interne Stabilisator übernimmt diese Arbeit aber nur alleine, wenn Objektive ohne eigenen O.I.S. Verwendet werden. Ist ein stabilisiertes Objektiv angesetzt, kommen die Stabilosatoren zur Einsatz, die die Aufgabe am besten lösen können. Bei langbrennweitigen Objektiven können die Auslenkbewegungen z. B.. so groß sein, dass der Sensor nicht weit genug verschoben werden kann. Also übernimmt der Stabilisator in O.I.S.-Objektiven den Job
Bis zu 5,5 Verschlusszeitenstufen sollen ausgeglichen werden, heißt es. Dieser Wert ist aber nur mit kurzbrennweitigen Objektiven sicher zu erreichen. Ansonsten geht der Arbeitsbereich des Stabiisators bis 5 EV.
Da ich nur das XF 2,8/16-55 mm R LM WR und das bekannte XF 1,2/56mmm R im Einsatz hatte, kann ich noch nicht sagen, wie es mit wirklich langen Brennweiten aussieht, aber mit 55 mm (also rund 85 mm [@KB]) gelangen unverwackelte Freihandbilder mit 1/4 Sek. Das wird beim Testlauf in der Redaktion mit einem längeren Objektiv noch überprüft.
Ebenfalls gegen das Verwackeln soll der vibrationsfreie Verschluss helfen. Nutzt man den elektronischen 1. Verschlussvorhang, sollen sich Vibrationseffekte praktisch ganz ausschließen lassen.
Ein anderer nicht unwichtiger Aspekt im Streben nach unverwackelten Freihandaufnahmen ist, dass man die Kamera bequem sicher halten kann.
Um das zu gewährleisten, wurde die X-H1 mit einem tieferen Handgriff versehen und sie liegt wirklich gut in der Hand. Besonders mit dem neu entwickelten Batteriegriff VPB-XH1, der zwei Akkus aufnimmt, bildet sie eine hervorragende Einheit. Da der Griff mit eigenen Einstellelementen und einem eigenen Auslöser für Hochformataufnahmen versehen ist, lässt sich auch die um 90° geschwenkte Kamera lange Zeit problemlos einsetzen.
Am Griff lässt sich die Boost-Funktion aktivieren. Das Mehr an Energie bringt dann u. a. eine deutlich spürbare Steigerung der Serienbildfunktion von 8 B/Sek. auf 11 B/Sek. (Wenn es noch schneller gehen soll, schaltet man auf den elektronischen Verschluss um, und kommt dann auf 14 B/Sek.).
Sowohl der Auslöser, der auf dem Gehäuse-Handgriff schräg angeordnet ist, und der Auslöser am Batteriegriff sind auf Wunsch vieler Profis sehr leichtgängig ausgelegt. Das hat den Vorteil, dass man sehr schnell auf die Veränderung in einer Situation, die man beobachtet, reagieren kann. Und auch, dass man die Kamera bei Stativaufnahmen nicht in Schwingungen versetzt, weil man keinen Druck ausübt, ist ein Vorteil.
Der Nachteil ist nur, dass man während der ersten Stunden mit der Kamera etliche Bilder produziert, die man nicht will, weil man auslöst, ohne sich dessen bewusst zu sein. Nach den ersten Stunden passiert es immer seltener, und wer sich erst einmal an den Auslöser gewöhnt hat, ist das Problem passé.
Außerdem gibt einen hervorragenden „Work-Around“: Man drückt mit dem rechten Daumen den gut platzierten neuen AF-ON-Knopf, um den AF zu starten und kann sehr schnell mit dem Auslösen sein.
Der Joy-Stick, mit dem man die AF-Felder wählen kann, ist nicht neu, aber immer noch lobenswert!
Es gibt noch einige weitere Änderungen gegenüber anderen X-Modellen, die man zwar mit Blick auf Profis vorgenommen hat, von denen aber alle anderen Anwender auch profitieren.
Gehäuse, Sucher und Display der Fujifilm X-H1
Dazu gehört u. a. auch dass das Chassis aus einer Magnesium-Legierung besteht, die um 1/4 dicker ist, als bei der X-T2, dass die Oberfläche aufgrund der besonderen Beschichtung gegen Kratzer geschützt ist, dass für den Staub- und Spritzwasserschutz nun mehr als 100 Dichtungen verbaut sind (bei der X-T2 sind es rund 80) und das es zwei Schächte für SD-Karten (UHS-II kompatibel) gibt.
Und auch der elektronische Sucher zählt zu den Änderungen. Es ist der größte Sucher in einer spiegellosen Systemkamera von Fujifilm. Die Vergrößerung liegt bei 0,75x [@KB]. Es gibt zwar größere Sucher bei den CSCs – aber der Blick in den Sucher der X-H1 macht definitiv Freude.
Mit einer Auflösung von 3,69 Mio. Dots sorgt er für ein scharfes Bild und die Bildwiederholrate von 60 B/Sek. (im Boost-Betrieb sind es sogar 100 B/Sek.) sorgt für eine flüssige Darstellung ohne Blackouts bei Serien.
Wenn man möchte, bekommt man das Bild so zu sehen, wie in Sachen Belichtung und Weißabgleich ausfällt.
Der Touchscreen-Rückwandmonitor ist mit 3“ und 1,04 Mio. Dots eher durchschnittlich. Dagegen ist die Beweglichkeit zu loben. Man kann ihn nach oben, unten und auch seitlich schwenken.
Dass es noch immer nicht gelungen ist, einen Monitor zu entwickeln, der bei sehr hellem Licht ein gut erkennbares Bild zeigt, ist schade – aber das gilt nicht nur für Fujifilm.
Ein anderes Phänomen ließ mich zunächst an einen Fehler meiner Testkamera denken. Der Blick auf den eingeschalteten Rückwandmonitor zeigte ein ruckeliges Bild. Es war aber kein Fehler, sondern der Versuch der Kamera, Strom zu sparen. Wenn sie eine Zeitlang keine Aktivitäten seitens des Fotografen wahrnimmt, wird die Bildwiederholrate des Rückwandmonitors reduziert.
Ein weiterer Monitor befindet sich auf der rechten Schulter. Es ist ein Datenmonitor, der zur Information über den Status und bei Einstellarbeiten genutzt werden kann.
Sensor, ISO-Verhalten der Fujifilm X-H1
Als Sensor kommt ein 24,2 MPix X-Trans CMOS III Typ zum Einsatz, der aus der X-T2 und X-Pro2 bekannt ist. Das heißt, dass auch dieser Monitor statt eines Bayer-Pattern die Fuji-typische Verteilung der roten, grünen und blauen Minifilter vor den Pixeln aufweist.
24 MPix sind immer noch ein guter praxisgerechter Wert. Doppelseiten in Zeitschriften, Hochglanzprospekte oder Plakatwände lassen sich aus diesen Daten drucken.
Einige Hersteller nutzen die Beweglichkeit ihrer IBIS-Sensoren, um per Pixel-Shift eine höhere Auslösung zu erzielen. Mit dem Sensor der Fujifilm X-H1 ließe sich das theoretisch auch bewerkstelligen, aber man hat sich bei Fujilfilm dagegen entschieden. (Ob die Funktion durch ein Firmware-Update später hinzugefügt werden kann, ist fraglich.)
Für den Sensor lassen sich standardmäßig ISO 200 bis ISO 12.800 einstellen und von ISO 100 bis ISO 51.200, wenn man den erweiteren Modus nutzt.
Erste Aufnahmen bei schlechten Lichtverhältnissen zeigen, dass ISO 1600 noch alltagstauglich ist und bei ISO 3200 Rauschen erste feine Details beeinträchtigt.
Die maximal 25 x 13 AF-Messfelder sind im Prinzip bekannt, ebenso dass sich die Größe verändern lässt und dann man benachbarte Felder zu Gruppen zusammenfassen kann. Auch die Kombination von Kontrast-AF und Phasen-AF (in Form besonderer Pixel auf dem Sensor) ist nicht neu.
Allerdings ist die Auswertung der Informationen, in von Pixeln aufgenommen werden, nun noch einmal verbessert.
Der AF der Fujifilm X-T3 ist alles andere als langsam – aber bei einigen direkten Vergleichen war ist X-H1 doch noch merklich schneller.
Wenig Licht ist für die Schärfenautomatik der Fujifilm X-H1 kein Problem.
Einige andere Aussagen zum Autofokus (er soll mit feinen Strukturen besser zurecht kommen und die Schärfennachführung im Continuous-Mode soll noch besser auf unvorhersehbare Richtungsänderungen reagieren) werden wir überprüfen, wenn die Kamera für längere Zeit in der Redaktion ist.
Wie bei vielen anderen Top-Kameras auch, wird Wert auf die Ausstattung als Videokamera gelegt, damit Profis bei einem Auftrag mit einer Kamera Bilder und Filme in höchster Qualität aufnehmen können.
Die Fujifilm X-H1 macht da keine Ausnahme und bietet für Filmaufnahmen (die aber nicht unser Thema sind) 4K im Format 17:9, DCI 4K mit 4096 x 2160 Pixeln, Full HD mit max. 120 B/Sek. für Zeitlupen, 4K F-Log Aufnahmen direkt auf die SD-Karte, 400 % Dynamikbereich (12 Blendenstufen) und ein eingebautes Mikrofon mit hoher Klangqualität. Zudem gibt es die neue Filmsimulation Eterna, die Farben und Kontraste alter Kinofilme imitieren soll. Auch Fotografen können Eterna nutzen, um weiche Bilder mit besonderer Farbigkeit aufzunehmen.
Darüber hinaus ist die Fujifilm bestens ausgestattet und bietet in Sachen Belichtungsmessung, Belichtungssteuerung, Weißabgleich, Reihenautomatikenm Einflussnahme auf einzelne Parameter und Konfigurierbarkeit alles, was man von einer Fujifilm der X-Serie erwartet. Und natürlich wurde auch an die Anbindung an Smart-Geräte via WiFi und Bluetooth gedacht.
Alles in allem beweist Fujifilm einmal mehr, dass man als Kamera- und Objektivhersteller ganz vorn dabei ist. Die Fujifilm X-H1 wird noch mehr Fotografen anregen, über einen Wechsel in das X-System nachzudenken, als es ohnehin schon der Fall ist.
Die Fujifilm X-H1 ist bereits bei Geizhals gelistet, noch gibt es aber keinen Preiseintrag.
Praxisbilder mit der Fujifilm X-H1
Ein Klick auf eines der Bilder bringt es in der vollen Größe von 6000 x 4000 Pixeln auf Ihren Bildschirm.
Beachten Sie bitte, dass die Bildqualität, besonders die Farbwiedergabe, auch von den Einstellungen Ihres Monitors abhängt!
>>Der AF der Fujifilm X-T3 ist alles andere als langsam – aber bei einigen direkten Vergleichen war ist X-H1 doch noch merklich schneller.<<
Ach ja, und wie sieht's bei der X-Pro 3 bzw. GFX 100S aus???
Bitte noch mal durchlesen/überarbeiten…
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