Ganz prosaisch gesehen ist sichtbares Licht nur ein Teil der elektromagnetischen Strahlung. Für Fotografen ist es mehr … Faszination pur! Photographie (hier einmal in der ursprünglichen Schreibweise) heißt „schreiben / malen mit Licht“. Und in der Tat nutzt man als engagierter Fotograf Licht nicht nur als Mittel, das den Sensor belichtet, sondern man setzt es, wie der Maler seine Farben, gezielt ein, um die Stimmung eines Bildes zu beeinflussen. Hier ein erster Überblick über das Medium, das uns unser Hobby erst möglich macht.

Wie man die einzelnen Arten des Lichts und der Lichtstimmungen optimal umsetzt, wird im Laufe der Zeit Thema verschiedener und dann auch ausführlicherer Beiträge hier auf www.d-pixx.de sein.

 

 Natürlich

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Die meisten Aufnahmen entstehen bei natürlichem Licht. Es kommt von der Sonne, die es rund acht Minuten zuvor verlassen hat. Da auf der Oberfläche unseres Zentralgestirns eine Temperatur von rund 5500 Kelvin herrscht, gilt das als Farbtemperatur mittleren Tageslichts, die jedoch keineswegs den ganzen Tag über erreicht wird. Morgens und abends ist die Farbtemperatur deutlich geringer und Licht wirkt wärmer (Richtung Orange), während das Mittagslicht eine hohe Farbtemperatur aufweist und kälter wirkt (Richtung Blau). Es ist übrigens kein Fehler der Kamera, wenn unter einem blauen Mittagshimmel die Schattenpartien einen Blaustich aufweisen. Wer die unterschiedlichen Färbungen des Lichts einfangen möchte, stellt den Weißabgleich auf „Tageslicht“, statt ihn der Automatik zu überlassen.

 

Künstlich

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Wenn die Sonne untergegangen ist, sorgen allerlei Lichtquellen für die Helligkeit – und das mit allerlei unterschiedlichen Farbtemperaturen. Während der automatische Weißabgleich tagsüber in der Regel sehr gut arbeitet und die unterschiedlichen Färbungen des Lichtes ausgleicht (wenn man es möchte) , kommt er mit Licht aus Glühlampen oft nicht so gut zurecht und es kommt ein gelblich-orange Stich ins Bild. Wer das nicht möchte, sollte die Vorgabe „Kunstlicht“ wählen oder besser noch einen manuellen Weißabgleich durchführen. Allerdings kann zu viel Realismus der Bildwirkung durchaus auch abträglich sein, denn der warme Farbton bringt die Stimmung am Aufnahmeort besser ins Bild.

 

Gemischt 1

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In der so genannten blauen Stunde ist das warme Licht der Dämmerung und des Sonnenuntergangs verschwunden. Zu den nun vorherrschenden Blautönen bildet gelb-orange Kunstlicht einen sehr schönen Kontrast, den man verstärken kann, wenn man den Weißabgleich auf „Tageslicht“ einstellt. Auch wenn viele Kameras bzw. Objektive über effektive Bildstabilisatoren verfügen, ist für solche Aufnahmen der Einsatz eines Stativs zu empfehlen. Und wenn doch keines zur Hand ist, versucht man die Kamera aufzulegen. Wenn der Untergrund nicht ganz waagrecht ist, wählt man einen etwas größeren Bildwinkel und richtet das Bild dann in der Software aus.

 

Gemischt 2

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Mischlicht findet man auch vor, wenn man Aufnahmen in beleuchteten Innenräumen macht und Licht durchs Fenster fällt. Hier kann man sich zwar der Weißabgleichsautomatik anvertrauen. Aber Vertrauen ist gut, RAW ist besser, denn Aufnahmen im RAW-Format lassen eine spätere Optimierung zu.

 

Weich

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Ein bedeckter Himmel ist das, was man sich als Fotograf eher selten wünscht. Aber manchmal ist der Effekt einer riesigen „Lichtwanne“ gar nicht so schlecht, denn das Licht ist diffus und weich. Ergebnis ist eine sehr gleichmäßige Ausleuchtung mit schwachen Schatten, die für Räumlichkeit sorgen, aber nicht stören. Ein weißer Untergrund, der das Licht reflektiert, kann seinen Teil zu dieser Wirkung beitragen.

 

Hart

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Wenn nichts zwischen Sonne und Motiv ist, was das Licht streuen könnte, ist es gerichtet und ruft harte Schatten hervor. Das kann man für ein Bild mit kräftigen Farben und ausgeprägten Kontrasten nutzen. Eine weiße Serviette oder die Weißabgleichskarte kann genutzt werden, um wieder ein bisschen Zeichnung in die Schattenpartie zurückzubringen. Das lässt sich auch mit einem „entfesselten Blitz“ erzielen.

 

Kontrastreich 1

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Ein Goethe-Zitat ist sehr weit verbreitet, aber das wollen wir hier nicht vertiefen. Von ihm stammt aber auch: „Wo viel Licht ist, ist starker Schatten.“ In diesem Fall kann man ihm nicht widersprechen. Die aktuellen Digitalkameras mit ihrer ausgereiften internen Software werden mit diesen großen Kontrastumfängen schon sehr gut fertig, und auch die Bildbearbeitung auf dem Rechner macht einiges möglich. Um optimale Voraussetzungen dafür zu schaffen, empfiehlt es sich bei kontrastreichem Licht, „auf die Lichter“ zu belichten und in Kauf zu nehmen, dass die Schatten auf den ersten Blick „abgesoffen“ wirken. Wenn man möchte, kann man aus den Schatten noch Details hervorzaubern, besonders, wenn man das RAW-Format nutzt.

 

Kontrastreich 2

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In Dämmerungsaufnahmen mit künstlichen Lichtquellen im Bild können hohe Kontraste entstehen. Oft wird die Lichtquelle und ihre direkte Umgebung überbelichtet ins Bild kommen, die Lichter „fressen aus“. Da kann ein bisschen mit der Bildbearbeitung geholfen werden, aber in der Regel ist die Zeichnung in den Lichtern weg. Dann kann es sinnvoll sein, das entstandene Weiß leicht einzufärben. Dabei wählt man einen hellen Farbton, der zur Lichtquelle passt. In der Straßenszene aus Dubai wurde der weiße Bereich um die Leuchtstoffröhren mit dem passenden zarten Grünton übermalt, der mit der Pipette da aufgenommen wurde, wo noch ein bisschen Farbe vorhanden war.

 

Rückenlicht

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Steht der Fotograf zwischen Lichtquelle und Motiv, wird es flach ausgeleuchtet – die fehlenden Schatten lassen Strukturen im Bild untergehen. Daher sollte die alte Empfehlung „Sonne im Rücken, Auslöser drücken“ eher für Schnappschüsse gelten. Man kann allerdings versuchen, die Abstufungen in einer Fassade sichtbar zu machen, indem man sie vor den einfarbigen Himmel setzt.

 

Gegenlicht 1

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Steht das Motiv zwischen Lichtquelle und Kamera, spricht man von Gegenlicht. Viel früher wurde es gemieden, da viele Objektive zu Reflexen und flauen Farben neigten. Heute kann man recht bedenkenlos gegen das Licht fotografieren und die Situation auf unterschiedliche Weise für die Bildgestaltung nutzen. Besonders bei Aufnahmen von Menschen mit schöner Haarpracht sorgt Gegenlicht dafür, dass die Mähne leuchtend ins Bild kommt. Damit auch das Gesicht gut zu sehen ist, empfiehlt sich eine leichte Pluskorrektur der Belichtung oder das Aufhellen der Schatten bei der Aufnahme  per Reflektor (eine weiße Styroporplatte hilft oft) oft später per Software. Bei manchen Kameras kann das schon bei der Aufnahme erfolgen. Dagegen …

 

Gegenlicht 2

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… sorgt eine leichte Minuskorrektur dafür, dass das Motiv vor der Lichtquelle sehr dunkel ins Bild kommt, bis hin zur Silhouettenbildung. Ein Klassiker dafür ist natürlich der Sonnenuntergang …

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… aber auch ein bewölkter Himmel macht solche Aufnahmen möglich. Gegebenenfalls kann man bei der Bildbearbeitung ein bisschen nachhelfen.

 

Seiten-/Streiflicht

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Seitlich oder sehr flach seitlich einfallendes Licht (letzteres wäre dann das Streiflicht) bringt kleine, flache Strukturen deutlich heraus und sorgt so dafür, dass die Anmutung der Oberfläche fast spürbar wird.

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Je tiefer die Sonne über dem Horizont steht, desto deutlicher wird der Effekt und desto länger werden natürlich auch die Schatten, die von größeren Objekten geworden werden.

 

Dunst, Nebel und Regen

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Dunst und Nebel sorgen für extrem weiches Licht und dass auch kräftige Farben pastellartig wirken. Eine leichte Pluskorrektur der Belichtung bringt die Stimmung sehr gut ins Bild. Nach einem Regenguss im Sommer herrscht oft ein sehr klares Licht vor und die Farben wirken, da Schmutz aus der Luft gewaschen wurde, sauber und kraftvoll. Ein Polfilter kann das unterstützen, indem es Reflexe von feuchten Oberflächen nimmt.

 

Früh, mittags, abends

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Wer besonders schöne Lichtstimmungen erleben möchte, soll um den Sonnenauf- bzw. -untergang herum unterwegs sein. Findet man am frühen Morgen oft weiches Licht und zarte Farben vor, kann man abends oft mit kräftigen Farben rechnen, die dicke Wolken zum Leuchten bringen können. Eine Belichtungsreihe hilft, die Lichtstimmung so einzufangen, wie man sie vor Ort erlebt hat und ist Ausgangspunkt für HDR-Bilder.

 

Viel

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Viel Licht ist für viele Aufnahmen durchaus angenehm. Man kann eine mittlere Blende wählen (beste Leistung des Objektivs) und eine kurze Verschlusszeit, um Verwacklungen (z. B. Blätter im Wind)  zu verhindern. Manchmal ist viel Licht aber störend, wenn man etwa Bewegung durch Wischeffekte ins Bild holen möchte. In diesem Fall hilft nur, den niedrigsten ISO-Wert einzustellen und/oder einen Graufilter einzusetzen, der mehrere Blendenstufen „schluckt“, um die nötigen langen Verschlusszeiten zu erzielen.

 

Wenig

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Auch bei wenig Licht hat man dank gut nutzbarer hoher ISO-Werte und effektiver Bildstabilisatoren gute Chancen, freihändig zu Schuss zu kommen. Ein Stativ eröffnet natürlich noch mehr Möglichkeiten, aber es ist ehrlich gesagt doch öfter im Kofferraum oder ganz zu Hause, als dabei. Auch der große, leistungsstarke Aufsteckblitz findet nicht immer den Weg in die Fototasche, dafür bieten viele Kameras einen  eingebauten Blitz, dessen Licht man mit einer Lage aus einem Papiertaschentuch weicher machen kann. Auch eine leichte Minuskorrektur des Blitzlichtes verhilft zu einer besseren Bildwirkung.

 

Text und alle Bilder (c) Herbert Kaspar

 

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