Hochlichtstarke Objektive zu entwickeln, gehört zu Lieblingsbeschäftigungen der Ingenieure bei Sigma. Das zeigt auch das Sigma 30 mm F1.4 DC DN |Contemporary, von dem wir bereits ein Serienmuster testen konnten.
Zur photokina 2012 stellte Sigma das Global Vision-Konzept vor und seitdem werden die Objektive den Serien Art, Sports und Contemporary zugeordnet.
Wenn diese Objektive dann getestet und vorgestellt werden (Links zu unseren Tests finden Sie am Ende des Beitrages), kommen immer wieder Anfragen, was es mit den drei Serien auf sich hat und was sie für die Fotografen bedeuten, die diese Objektive nutzen wollen.
Bei den Serien Art und Sports wird, so das Konzept von Sigma, z. B. darauf geachtet, dass jedes Objektiv ohne Unterstützung der Kamerasoftware Topleistung bringt. Auch bei der Fertigung werden hinsichtlich Größe und Gewicht keine Kompromisse gemacht, wobei die Sports-Objektive noch einmal besonders darauf getrimmt werden, dass sie hart im Nehmen sind. Das heißt dann z. B.: wenn das 35 mm F1.4 |Art 94 mm lang sein und 665 g auf die Waage bringen muss, um die Vorgaben zu erfüllen, dann ist das eben so. Und für diese Leistung werden dann auch 999,- € (UVP) verlangt.
Auch bei der Contemporary-Objektiven steht eine top Abbildungsleistung oben auf der Wunschliste, aber ebenso wichtig ist, dass die Objektive kompakt und leicht sind, und dass sie das Foto-Budget der Interessenten nicht sehr strapazieren. Um diese drei Anforderungen ins Gleichgewicht zu bringen, darf die Kamerasoftware einen Teil zur Abbildungsleistung beisteuern und z. B. Vignettierung und Verzeichnung anhand des Objektivprofils korrigieren, das sie aus der Objektivfirmware entnehmen kann. Außerdem wird eher auf hochwertigen Kunststoff, statt auf Metall gesetzt, und es wird auf eine besondere Abdichtung gegen Feuchtigkeit und Staub verzichtet.
Soweit die Theorie. Und nun zur Praxis mit dem Sigma 30 mm F1.4 DC DN |Contemporary
Typ
Die echte Brennweite des Objektivs liegt bei 30 mm und es nimmt einen diagonalen Bildwinkel von 50,7° auf. Es wird als DC/DN-Objektiv allerdings mit unterschiedlichen Bajonetten angeboten und zwar für spiegellose Systemkameras von Sony mit 23,5 x 15,6 mm großen APS-Sensoren (Crop 1,5x) und für Kameras des microFourThirds-Systems mit 17,3 x 13 mm großen FT-Sensoren (Crop 2x).
Das heißt, dass die 30-mm-Festbrennweite an Sony E-Mount-Modellen wie ein 45-mm-Objektiv [@KB] wirkt, und an Olympus Pen- und OM-D- sowie an Panasonic Lumix G-Modellen wie ein 60-mm-Objektiv [@KB]. Es ist also einmal ein etwas kürzeres und das andere Mal ein etwas längeres Normalobjektiv* – mit der sehr hohen Lichtstärke von F1.4 (1:1,4).
Während es für Sony-Kameras mit E-Mount noch kein Originalobjektiv dieser Lichtstärke gibt, stehen Fotografen mit mFT-Kameras zwei lichtstarke Objektive zur Verfügung, und zwar das Leica DG Nocticron 42,5 mm F1.2 Asph. / Power O.I.S. (UVP 1599,- €) und das Leica DG Summilux 25 mm F1.4 Asph. (UVP 629,- €).
Für unseren Test stand uns das Objektiv mit E-Mount zur Verfügung und kam zunächst an einer Sony NEX-5R zum Einsatz, dann noch einer Sony A6000 (die neue A6300 enthält uns Sony leider noch vor, aber sie wird schon mal in die Redaktion kommen).
Design, äußerer Aufbau, Material
Das Sigma 30 mm ist ein schlichtes, elegantes Objektiv. Es gibt nur ein Einstellelement, und das ist der 33 mm breite Fokussierring mit seinem griffigen, fein geriffelten Belag. Wenn man ihn braucht, lässt er sich mit der richtigen Mischung aus Leichtgängigkeit und Widerstand drehen.
Als Schmuckelement gibt es das „C“ im silbern schimmernden Kreis – das Kennzeichen der Contemporary-Objektive.
Die Länge des Objektivs beträgt rund 74 mm ohne und 102 mm mit Streulichtblende, gemessen ab Kameraauflage. Der Durchmesser ist ohne Streulichtblende am Fokussierring mit 65 mm am größten. Die Streulichtblende (die mitgeliefert wird, was nicht überall der Fall ist) hat einen größten Durchmesser von 75 mm.
Die Länge ändert sich beim Fokussieren nicht (Innenfokussierung).
Es werden Filter mit einem Durchmesser von 52 mm gebraucht, die sich beim Fokussieren nicht drehen.
Das Gewicht von nur 265 g ist dem Einsatz von TSC zu verdanken. Das ist ein thermisch stabiles Verbundmaterial. Wer wegen des fehlenden Metalls im Tubus Bedenken bekommt: Das Objektiv macht einen sehr stabilen und wertigen Eindruck. Und: Für das Bajonett kommt nach wie vor Messing zum Einsatz.
Optischer Aufbau
Das Objektiv ist aus 9 Linsen in 7 Gruppen aufgebaut. Für das vordere Linsenelement verwendet Sigma ein besonderes Glas, das Brechungsindex und Farbzerstreuung positiv beeinflussen soll. Dazu kommen ein einseitig und ein doppelseitig asphärisches Linsenelement.
Fokussieren
Wenn man mag oder muss, kann man das Objektiv sehr gut manuell fokussieren, was natürlich auch an den Hilfsmitteln liegt, die die Kamera zur Verfügung stellt.
Im Normalfall wird man aber den Autofokus nutzen, für den das 30er mit einem Schrittmotor ausgestattet ist. Weder mit der Sony NEX-5R noch mit der A6000 gab es beim Fokussieren Probleme und es ging sehr leise vonstatten.
Die Naheinstellgrenze liegt bei 30 cm ab Sensorebene. Es bleibt also ein Arbeitsabstand von 20 cm aber der Vorderkante der Streulichtblende.
Bildstabilisator
Einen Stabilisator gibt es nicht. Das ist schade, da weder die spiegellosen E-Mount-Modelle von Sony noch die meisten Lumix G-Kameras von Panasonic einen eingebauten Stabilisator aufweisen. Eine erste Ausnahme ist die Lumix GX8. Es ist aber davon auszugehen, dass mehr Lumix G-Modelle mit Stabilisator folgen werden. Olympus-Fotografen können die Sache entspannt sehen: Alle PEN- und OM-D-Modelle haben einen Stabilisator im Gehäuse.
Abbildungsleistung (für JPEGs aus der Kamera)
Das Auflösungsvermögen ist in der Bildmitte bei ganz offener Blende gut bis sehr gut, wird dann bei Blende 2 sehr gut und ist von F2.8 bis Blende 11 hervorragend, ehe es bei Blende 16 wieder auf sehr gut zurück geht. Auf ungefähr halbem Weg zur Bildecke bietet sich fast dasselbe Bild, nur dass die Einstufung hervorragend „erst“ bei F4 erreicht wird. Die äußersten Bildecken sind im gesamten Blendenbereich auf dem Level sehr gut.
In diesem Zusammenhang wieder einmal der wichtige Hinweis darauf, dass die Schärfenzone bei Blenden von 1.4 bis 2.8 sehr schmal ist. Wenn also Motive, die eine gewisse Tiefenausdehnung aufweisen, bei Aufnahmen mit großen Blenden unscharf wirken, liegt es daran, dass wirklich nur ein kleiner Teil wirklich scharf im Bild ist – nämlich der, der von der Schärfenzone erfasst wird.
Verzeichnung Man sieht zwar auf dem Rückwandmonitor der Kamera, wie eine leichte, aber erkennbare Tonne durch die Firmware korrigiert wird – im fertigen Bild spielt Verzeichnung aber keine Rolle.
Vignettierung kann bei ganz offener Blende sichtbar sein, nimmt bis F2.8 ab und spielt ab F4 keine Rolle mehr.
Chromatische Aberration In einigen wenigen Bildern wurden beim genauen Hinschauen sehr schmale Farbsäume sichtbar.
Reflexe und Überstrahlungen sind kein Thema.
Bei einem hochlichtstarken Objektiv spielt auch das Bokeh eine wichtige Rolle, da man immer wieder eine weit offene Blende nutzen wird, um das Hauptmotiv vor dem unscharfen Hintergrund freizustellen. Die Bereiche außerhalb der Schärfenzone sind angenehm weich und samtig.
Alles in allem
ist das Sigma 35 mm F1.4 DC DN |Contemporary ein leichtes, kompaktes Objektiv mit hervorragender Abbildungsleistung. Mit seiner Brennweite von 45 mm [@KB] bzw. 60 mm [@KB] ist es sehr vielseitig einsetzbar und die sehr hohe Lichtstärke von F1.4 tut ein übriges, um das Objektiv zu einem top Allroundobjektiv zu machen. Dazu kommt dann noch Preis von 399,- € (UVP).
GUT – SEHR GUT – HERVORRAGEND – HERVORRAGEND PLUS – HERVORRAGEND DOPPEL-PLUS
Text (c) Herbert Kaspar
Produktabbildungen (c) Sigma
Schon interessiert am Sigma 30 mm F1.4 DC DN |Contemporary?
Hier können Sie das Objektiv für 399,- € vorbestellen. (Stand 11. März 2016)
Praxisbilder (mit Sony A6000)
Hinweis: Ein Klick auf ein Beispielsbild bringt es in der vollen Größe von 6000 x 4000 Pixel auf Ihren Bildschirm. Beachten Sie bitte, dass die Bildqualität, besonders die Farbwiedergabe, auch von den Einstellungen Ihres Monitors abhängt!
Alle Bilder sind unbearbeitete JPEGs aus der Kamera. Ausnahmen stehen im Bildtext.
28 weitere Praxisbilder finden Sie hier.
Alle Bilder: (c) Herbert Kaspar
Weiterführende Links
Sigma 20 mm F1.4 DG HSM |Art – Test
Sigma 20 mm F1.4 DG HSM |Art – Erste Bilder
Sigma 24-35 mm F2 DG HSM | Art – Test
Sigma 2/24-35 mm DG HSM |A – Hands on
Sigma 150-600mm Contemporary – Test
Unterstützt das Objektiv bei der Sony A6000/A6300 alle Autofokus-Modi (Hybrid-AF, Continouse-AF, Eye-Af)?
“Alles in allem ist das Sigma 35 mm F1.4 DC DN |Contemporary ein leichtes, kompaktes Objektiv mit hervorragender Abbildungsleistung. Mit seiner Brennweite von 45 mm [@KB] bzw. 60 mm [@KB] ist es sehr vielseitig einsetzbar”
Da ist wohl einiges durcheinander geraten.
Richtig ist wohl:
“Alles in allem ist das Sigma 30 mm F1.4 DC DN |Contemporary ein leichtes, kompaktes Objektiv mit hervorragender Abbildungsleistung. Mit seiner Brennweite von 45 mm [@KB] bzw. 60 mm [@MFT] ist es sehr vielseitig einsetzbar”
Oder?
Ich habe das Sigma und habe festgestellt das es, wenn sich der Bildausschnitt nicht ändert, doch schon sehr pumpt beim Scharfstellen mit der A6000 und der A6300. Das Zeiss 16 -70 ist da um Welten schneller.
Vielen Dank für diesen Test, den ich warum auch immer erst jetzt auf der Startseite gesehen habe.
Ich gehe einmal davon aus, dass auch im Fazit immer das 30 mm f1.4 Contemporary gemeint ist. Was mich aber interessieren würde… es gibt ja von Sigma auch das 30 mm f1.4 Art. Wo liegen de facto die Unterschiede zwischen den beiden Objektiven?