Es gibt sehr viele Motive, überaus sehr viele Motive, unzählige Motive – unmöglich, sie alle zu benennen. Aber darunter sind einige, die muss man in seinem Leben als Hobbyfotograf einfach vor der Kamera gehabt haben. Wir stellen ihnen zunächst einmal sechs Dutzend vor …

… sechs Wochen lang jeden Mittwoch ein weiteres Dutzend. Und damit fangen wir an …

Tropfenobjektiv

motiv tropfen
Foto: Bernd S. – fotolia.com

Wassertropfen auf Blättern sind schon generell ein schönes Motiv. Wenn man nun genau hinschaut, sieht man in manchen Tropfen ein Bild der Welt dahinter. Der gewölbte Tropfen wirkt wie eine Sammellinse und damit wie das einfachste Objektiv, das ein kopfstehendes, seitenverkehrtes Bild liefert. Wenn kein Bild zu sehen ist liegt das daran, dass sich nichts  im richtigen Abstand befindet. Das kann man ändern, wenn man die Tropfen z. B. mit einer Sprühflasche oder einer Pipette selbst erzeugt und das Motiv dahinter in die richtige Position schiebt. Makroobjektiv / Makroeinstellung sind ein Muss und ein Stativ sollte auch nicht fehlen. Im Freien hilft  ein Stück Karton, Wind vom Blatt fernzuhalten und Bewegungsunschärfe zu vermeiden.

Welpe

portrait of puppy border collie in front of white background
Foto: cynoclub – Fotolia.com

Bilder von jungen Tieren rufen zwangsläufig ein „Ach wie süß“ mit langem „ü“ hervor. Deswegen auf das Bild verzichten? Aber auf keinen Fall! Worauf man auch nicht verzichten darf, ist eine Menge Geduld. Recht praktisch ist der Zeitpunkt nach einer Spiel- und Tobeeinheit, wenn der kleine Racker müde und matt ist und es gerade noch schafft, nach dem Leckerli zu schauen. Die Kamera  lässt sich (fast) auf Augenhöhe des Tieres bequemer einsetzen, wenn sie einen schwenkbaren Monitor hat, und es wird das AF-Messfeld aktiviert, mit dem man die Augenpartie scharf ins Bild bekommt. Aber man muss nicht zwangsläufig auf dem Boden herumkrabbeln – auch eine Aufnahme direkt von oben und vielleicht mit einem Weitwinkel hat ihren Reiz.

Marienkäfer

ladybird on green leaf isolated on a white background
Foto: Serghei Velusceac – Fotolia.com

Auch Menschen, die Käfern normalerweise nichts abgewinnen können, finden die kleinen gepunkteten Gesellen niedlich (wenn sie nicht gerade in Riesenschwärmen auftreten, wie 2011 an der Ostseeküste). Um einzelne Marienkäfer groß ins Bild zu holen, braucht man auf jeden Fall ein Makroobjektiv. Eines mit einer langen Brennweite blendet den Hintergrund des Krabblers schon gut aus und wenn dann noch jemand ein weißes Blatt an die richtige Stelle hält, kann man ein freigestelltes Bild bekommen. Wenn das Tierchen im Schatten sitzt, helfen ein weißer Aufheller, ein in der Leistung reduzierter Blitz (am besten entfesselt) oder eine LED-Taschenlampe. Kommt eine Taschenlampe zum Einsatz, wird bei der RAW-Entwicklung dann der Weißabgleich fein abgestimmt. RAW ist natürlich nicht nur bei diesem Motiv, sondern bei allen anderen auch zu empfehlen.

Platsch

lemon water
Foto: photoplace – Fotolia.com

Ein kleines Bassin, etwa eine rechteckige Vase, aus glattem, nicht strukturierten Glas und sauberes Wasser sind schon die halbe Miete für Aufnahmen eines ins Wasser platschenden Gegenstandes, wie etwa eines Zitronenschnitzes. Wenn man ein hohes Gefäß nur zur Hälfte füllt, gibt es keine Überschwemmung. Weiterhin braucht man außer der Kamera ein Stativ und zwei Lichtquellen, die keine Reflexe hervorrufen, was man im Sucher gut beurteilen kann. Und dann versucht man immer wieder, im richtigen Moment auszulösen. Perfektionisten können auch eine Lichtschranke oder einen akustischen Auslöser verwenden. Die besten Aussichten auf ein Foto, das genau den passenden Moment zeigt, bieten neue Kamerafunktionen, wie 4K-Foto von Panasonic, die 30 B/Sek. mit 8 MPix Auflösung aufnehmen. Das stellen wir hier in einem kleinen Video vor.

Rolltreppen

escalator
Foto: Keller – Fotolia.com

Die Treppe zu nehmen, ist zwar gesünder, mit der Rolltreppe oder dem Laufband zu fahren aber deutlich bequemer. Viele Rolltreppen haben zudem den Vorteil, ein sehenswertes Motiv zu sein. Besonders die streng symmetrisch angelegten Systeme haben ihren Reiz und sollten dann auch streng symmetrisch ins Bild gesetzt werden, obwohl ja der mittige Bildaufbau in der Regel verpönt ist. Wer eine Rolltreppe ohne Menschen fotografieren möchte, braucht Geduld oder muss wissen, wann nicht so viel los ist. Mit Stativ und einer langen Verschlusszeit kann man das Gewimmel an einer Rolltreppe auch ins Motiv einbeziehen. Allerdings sollte man in diesem Fall feststellen, ob man fürs Fotografieren mit Stativ die Einwilligung des Hausherrn braucht. Die Einstellung des Weißabgleichs auf Tageslicht bringt die Effekte des vorherrschenden Lichts ins Bild.

Mohnblumen

Wiese mit roten Mohnblumen im Frühling
Foto: Nailia Schwarz – Fotolia.com

Mohnblumen kann man sich fotografisch auf die verschiedensten Weisen nähern. Mit dem Weitwinkel erfasst man ein ganzes Feld, mit dem Tele rückt man eine rote Fläche in die Nähe einer grünen Baumreihe, eine mittlere Brennweite erfasst Blütengruppen und mit dem Makro fotografiert man eine einzelne Blüte oder Samenkapsel. Die große Blende lässt den Hintergrund verschwimmen. Die rote Blüten wirken sowohl im Auflicht wie im Gegenlicht oder Streiflicht … da ist für jeden etwas dabei.

Schmetterling

Limettenschwalbenschwanz
Foto: Tinchen_95 – Fotolia.com

Die fotogenen Insekten werden gern fotografiert, wenn sie mit weit geöffneten Flügeln irgendwo sitzen. Allerdings ist dabei der Hinter- oder besser Untergrund meist sehr nah und drängt sich störend mit ins Bild. Wenn man den Schmetterling dagegen mit zusammengeklappten Flügeln von der Seite aufnimmt, wird der Hintergrund eher unscharf, besonders mit einer langer Brennweite. Sie hat gleich noch den Vorteil, dass man dem Tier nicht zu nahe kommt und sich dadurch die Gelegenheit verschafft, mehrere Bilder machen zu können. Gerade, wenn der Hintergrund recht weit weg ist, muss man nicht unbedingt Blende 2,8 oder größer verwenden – auch mit Blende 4 oder 5,6 kann man ihn in die Unschärfe schubsen. Im Bild ein Limettenschwalbenschwanz.

Tropfen auf der Fensterscheibe

Water drops on window
Foto: strixcode – Fotolia.com

Regentropfen an einer Scheibe sind als Motiv interessanter, wenn dahinter etwas ist, von dem sie sich gut absetzen. Möglichkeiten, solche Aufnahmen zu machen, sind z. B. der Stopp in der Schlange vor einer roten Ampel an einem Regentag, aber auch der Blick auf Leuchtreklamen aus dem Wohnungs-/Bürofenster. Wichtig ist, die Schärfe bei weit offener Blende auf die Tropfen zu legen und ggf. etwas knapper zu belichten.

Schafe auf dem Deich

motive_1__schafe_auf_dem_deich
Foto: Herbert Kaspar

Die wolligen Rasenmäher auf dem Deich strahlen so viel Ruhe und Gelassenheit aus, dass man sie einfach fotografieren muss. Wenn dann noch der Wind ins Fell fährt und eines der Lämmer aufmerksam über die Schulter in die Kamera schaut ist alles gut. Ob man, wie hier, mit der Farbsättigung spielt, ist Geschmackssache. Allerdings produzieren die Schafe viel Sch… ähm, viele Hinterlassenschaften. Ich habe für dieses Bild einige Zeit aufgewendet, um die störenden schwarzen Punkte zu entfernen. Das ist nicht im Sinne der puristischen Naturfotografen, gefällt mir aber deutlich besser.

Windrad

Windenergieanlage in Bewegung
Foto: simonographie – Fotolia.com

Windräder sind nützlich und sinnvoll, aber sie verschandeln die  Landschaft  und sind dadurch bei Landschaftsfotografen nicht eben beliebt. Aber wenn sie nun schon mal da sind, man sie zumindest selbst als Motiv hernehmen. Für ein einzelnes Gerät ist der Blick von unten mit einkalkulierten stürzenden Linien in Ordnung. Windparks setzt man dagegen mit einem Tele aus größerer Entfernung ins Bild – in der Morgen- und Abenddämmerung  bzw. gleich bei Sonnenauf- oder -untergang gelingen die sehenswerten Bilder. Welche Verschlusszeit den Wischeffekt bringt, wird erpröbelt. Ein Graufilter kann ggf. die nötige längere Zeit bringen

Papierschirme

traditional thai umbrella in Chiang Mai, Thailand
Foto: Stéphane Bidouze – Fotolia.com

Die kleine Variante kennt man von Eisbechern, die große findet man oft auf Gartenfestivals. Im Durchlicht kommen die Farben der Schirme sehr schön leuchtend heraus, was man durch eine Kamera-Farbeinstellung wie „lebendig“ unterstreichen kann. Wer eher weiche, pastellige Farben mag, stellt den Farbregler der Kamera auf „neutral“ oder „natürlich“ und regelt in der Nachbearbeitung die Sättigung.

U-Bahn-Gänge

ubahn_tunnel
Foto: jarma – Fotolia.com

Es gibt einige U-Bahn-Stationen, die bei Fotografen sozusagen Kultstatus genießen, weil sie sich etwa mit halbkugeligen Lampen über den Bahnsteigen oder mit bunten Wänden als Motive anbieten. Auch wenn der ein oder andere sagt, solche Bilder seien abgedroschen: Trotzdem fotografieren! Aber auch der Weg zum Bahnsteig führt mitunter durch fotogene Zonen der Unterwelt. Wer zur Rushhour dort fotografieren möchte, sollte statt des sperrigen Dreibein- ein schlankes Einbeinstativ verwenden und ggf. den ISO-Wert um eine oder zwei Stufen höher verwenden. Ansonsten hiflt auch hier  Geduld und zur richtigen Zeit vor Ort zu sein. Auch eine Serie mit nur minimalen Unterschieden im Bildausschnitt kann zum Bild ohne Personen verhelfen. Per Software (ich kenne es Photoshop Elements) kann man dann „personenlose“ Bildpartien aus dem einen Bild in das andere übertragen und dort störende Personen überdecken. Der manuelle Weißabgleich auf eine kleine Karte ist wegen der Leuchtstoffröhren zu empfehlen.

 

Text und Aufmacherbild (c) Herbert Kaspar

 

 

8 Kommentare

  1. Vielen Dank für diese sehr schöne Übersicht! Ich muss sagen, dass auf der Maikäfer, ein Schmetterling in dieser Qualität und das Tropfenobjektiv noch ganz oben auf meiner To-Do-Liste stehen. Rolltreppen habe ich bereits einige Male gut abgelichtet, und selbiges gilt auch für die U-Bahn-Röhren. Jetzt ist das sicherheitstechnisch viel schwieriger, weil das Fotografieren in der U-Bahn aufgrund der Terrorgefahr leider teils verboten ist.