Heute wird die Canon EOS 80D vorgestellt – wenige Tage, nachdem wir spekuliert hatten, ob das noch im Frühjahr oder erst im Sommer geschehen würde. Dazu passend gibt es eine neue Variante des EF-S 18-135 mm F3.5-5.6 und einen sehr speziellen Adapter.

Nach mehr als zweieinhalb Jahren kommt das Nachfolgemodell für die EOS 70D heraus. Wie vermutet wird die Auflösung des APS-Sensors (Crop-Faktor 1,6x) dabei mäßig erhöht, und zwar von 20 MPix auf 24 MPix. Damit zieht die EOS 80D mit den „Zwillingen“ EOS 750D / EOS 760D (zum Test) gleich, die vor ziemlich genau einem Jahr vorgestellt wurden. Es ist nicht das erste Mal, dass Canon zuerst ein Einsteigermodell mit einem höher auflösenden Sensor ausstattet und dann erst das Mittelklassemodell. (Da die EOS 7D Mark II noch mit einem 20-MPix-Sensor ausgestattet ist und die EOS 5D Mark III mit einem 22-MPix-Chip, werden nun wohl die Spekulationen losgehen, wann hier die Nachfolger mit höherer Auflösung kommen könnten … obwohl inzwischen klar geworden ist, dass ein paar Megapixel nicht wirklich sooo wichtig sind.)

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Wie in letzter Zeit immer wieder zu beobachten, wird bei Kameraneuentwicklungen besonderer Wert auf einen schnelleren und sichereren Autofokus gelegt (so nimmt Sony mit der neuen A6300 für sich ein Anspruch, dass keine vergleichbare APS-Kamera schneller fokussieren würde).

Entsprechend ist auch die automatische Scharfstellung der EOS 80D laut Canon-Pressemitteilung noch besser geworden. Das neue System arbeitet im DSLR-Modus (Spiegel unten, spezieller AF-Sensor) mit Phasendetektion und 45 Messfeldern (19 bei der EOS 70D und EOS 750D / 760D, 65 bei der der EOS 7D Mark II).

Alle 45 Felder sind mit Kreuzsensoren verknüpft und können daher auf senkrechte und waagrechte Strukturen gleichermaßen gut fokussieren. Auch bei den anderen erwähnten Modellen kommen ausschließlich Kreuzsensoren zum Einsatz.

Besonders im Zusammenhang mit lichtschwachen Objektiven, zu denen viele erschwingliche Zooms gehören,  ist es gut, dass alle AF-Sensoren mit Lichtstärke F5.6 genutzt werden können. Mehr noch: 27 Sensoren sind so ausgelegt, dass sie auch bei Blende 8 funktionieren, 8 davon sogar mit Kreuzcharakteristik. Das kommt all jenen zugute, die ein langes Zoom oder eine lange Festbrennweite mit einem Konverter noch länger machen wollen. So wird etwa aus einem 300 mm F4 mit einem 1,4x-Konverter ein 420 mm F5.6 und mit einem 2x-Konverter ein 600 mm F8 – und mit beiden Kombinationen kann man den AF der EOS 80D nutzen.

Jedes Messfeld kann für sich allein verwendet werden, aber es lassen sich auch Gruppen bilden.

Die Verteilung der AF-Messfelder im Bildfeld soll dafür sorgen, dass auch bei einer Frequenz von 7 B/Sek.  die Schärfe in einem weiten Bereich nachgeführt werden kann. Wenn die automatische Messfeldwahl zum Einsatz kommen soll, kann man bei der EOS 80D ein einzelnes AF-Messfeld als Startpunkt festlegen.

Der neue AF-Sensor kommt mit wenig Licht aus und arbeitet bis LW -3. Das entspricht Mondlicht.

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Wenn es ums schnelle Fokussieren im Live-View-Modus geht (Spiegel oben, der Bildsensor dient als AF-Sensor), kommt wieder die Dual Pixel CMOS AF-Technik zum Einsatz, die mit der EOS 70D zuerst vorgestellt wurde. Das heißt, dass alle Pixel aus zwei lichtempfindlichen Zellen bestehen. Sie werden für die Bildaufzeichnung gemeinsam ausgewertet, aber getrennt für den Phasendetektions-AF in der Sensorebene. Die EOS 7D Mark II bietet diese Technik auch, die EOS 750D / EOS 760D nicht. Bei den Einsteigermodellen sind nur einige geteilte Pixel für Phasendetektion auf dem Sensor zu finden. Bei der EOS 80D steht Dual Pixel CMOS AF mit allen EF und EF-S Objektiven zur Verfügung.

Natürlich wird immer wieder erwähnt, dass Dual Pixel CMOS AF beim Filmen wichtig ist (die EOS 80D bietet übrigens kein 4K sondern nur Full HD mit bis zu 60 B/Sek.). Aber auch jeder, der z. B. Makroaufnahmen im LV-Modus macht, wird diese Technik ebenfalls schnell schätzen lernen (mir ging es jedenfalls bei der EOS 70D und EOS 7D Mark II so).

Für den Sensor können regulär Empfindlichkeiten von ISO 100 bis ISO 16.000 eingestellt werden. Im erweiterten Modus kommt als Höchstwert von ISO 25.600 dazu. Das ist ein bisschen anders, als bei der EOS 70D, deren regulärer Empfindlichkeitsbereich bei ISO 12.800 endete und auf den ersten Blick nicht der Rede wert. Es bleibt allerdings abzuwarten, wie sich das Rauschverhalten insgesamt verändert hat.

Hier, aber auch bei vielen anderen Funktionen, kommt dem Bildprozessor DIGIC 6 einige Bedeutung zu, der schon von der EOS 750D / EOS 760D bekannt ist. Die EOS 70D ist mit dem DIGIC 5+, die EOS  7D Mark II mit einem DIGIC 6 DUAL ausgestattet.

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Für die Belichtungsmessung kommt ein gesonderter Sensor mit 7500 Pixeln zum Einsatz, der auch für Infrarotlicht empfindlich ist. Damit die exakte Belichtung auch bei schnellen Serien von Bild zu Bild gleich bleibt, wenn man bei „flackerndem Kunstlicht“ fotografiert, ist die EOS 80D mit der Flackererkennung ausgestattet, die gegebenenfalls für einen schnellen Belichtungsausgleich sorgt. Ebenfalls für den Einsatz bei Kunstlicht interessant: Es gibt die neue Weißabgleichseinstellung „Priorität Weiß“, die jeden Warmton aus dem Bild verbannen und dafür sorgen soll, dass Weiß tatsächlich weiß und nicht zart gelborange wiedergegeben wird.

Am Gehäuse der EOS 80D (über den Materialmix steht nichts in der Pressemitteilung) hat sich gegenüber der EOS 70D nicht viel geändert.

Der Monitor auf der Rückwand hat weiterhin eine Diagonale von 3“ und er ist wieder dreh- und schwenkbar gelagert. Das ist bei Canon nicht selbstverständlich.

Beim Sucher gibt es allerdings einen Fortschritt: Er deckt nun 100 % des späteren Bildes ab und zieht damit mit der EOS 7D Mark II (und, nebenbei bemerkt, mit allen DSLRs von Pentax ab Einsteigermodell) gleich. EOS 70D: 98 %. EOS 750D / EOS 760D: 95 %. Die Suchervergrößerung wird nicht angegeben.

Wie bereits erwähnt, wird auf die fast schon obligatorische 4K-Auflösung beim Filmen verzichtet, und wie ebenfalls schon erwähnt soll der Dual Pixel CMOS AF für präzise Schärfennachführung während der Filmaufzeichnung sorgen, wobei die AF-Geschwindigkeit und die AF-Empfindlichkeit geregelt werden können. Das heißt, dass z. B. ein durchs Bild laufender Fußgänger nur dann die Schärfe auf sich zieht, wenn man das möchte.

Für  Experimentierfreudige stehen Kreativfilter wie Traum, Alte Spielfilme oder Erinnerung zur Verfügung – wie die Filme dann aussehen müssen wir uns erst mal ansehen.

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In Zusammenhang mit der Movie-Funktion sind das neue EF-S 18-135 mm F3.5-4.5 IS USM und der Power Zoom Adapter PZ-E1 von Interesse, die wir Ihnen in einem gesonderten Post vorstellen.

Zurück zur EOS 80D. Sie bietet verschiedene Timer-Funktionen und ermöglicht so u. a. auch Aufnahmen für Time-Lapse-Filme, die gerade sehr beliebt sind (und viele sind wirklich sehr sehenswert).

Die jüngste EOS beherrscht von sich aus WiFi und Dynamic NFC für die schnelle Verbindung mit mobilen Geräten, die auch zur Fernsteuerung verwendet werden können. Auch die Verbindung mit einem PC inkl. Fernbedienung ist möglich, ohne dass ein WLAN-Router benötigt wird.

Die Serienbildgeschwindigkeit von max.  7 B/Sek. wurde schon kurz angesprochen. Sie soll wegen des neuen Antriebsmotors mit geringerer Geräuschentwicklung und weniger Erschütterungen erzielt werden. (EOS 70 D: 7 B/Sek., EOS 7D Mark II: 10 B/Sek., EOS 750D / EOS 760D: 5 B/Sek.)

Nach der Papierform und den Erfahrungen, die wir mit der Vorgängerin und anderen EOS-Modellen gemacht haben, wird die EOS 80D wieder ein Top-Modell ihrer Klasse. Besitzer einer EOS 70D, die mit ihrer Kamera zufrieden sind, müssen sich nun fragen, ob 4 Megapixel mehr, ein wohl deutlich verbesserter Autofokus und die anderen Veränderungen einen Wechsel nötig machen, oder ob man das Budget nicht eher nutzt, um den Objektivpark auszubauen.

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